Dogmatik und Sprache: ein schier unmögliches Unterfangen. Wahr ist, dass der Osten auf jahrhundertealte Traditionen zurückgreifen kann im Bereich der Erforschung menschlichen Bewusstseins. Was wir vom Osten lernen können ist die Verlagerung nach innen, zum Individuum. Was wiederum der Osten vom Westen lernen könnte ist die Sorge in der Welt für die Welt, die soziale Komponente eben.
Abb. 2: Wege zur Transzendenz. Der Unterschied zwischen esoterischer (erfahrungsorientierter) und exoterischer (theologischer, dogmatischer) Spiritualität nach Jäger (1991, 72; vgl. dazu auch Wilber 1991, 267–273)
Was Knoblauch mit Spiritualität zu tun hat. Der blonde, langhaarige Moderator versucht am Ende der Sendung vor dem Abspann noch alles zusammenzufassen. Hie und da verteilt er seine Sprüche für die Sonntagsausgabe des deutschen Massenblattes und holt dann zum finalen Statement aus: »Esoterischen Snobisten, evangelikalen Fundis, weihrauchumhüllten Katholen, dahinschwebenden Transzendentalen und wie sie alle heißen, sei gesagt: Über Spiritualität könnte man lange sprechen – ich hab’ ja auch heute wieder überzogen – letztlich wird es so sein wie beim Knoblauchessen. Man riecht es und deshalb sollte man lieber ein wenig öfters schweigen. Lieber ein wenig mehr lieben. Und Sie sollten besser riechen als Knoblauch.« Sagt’s, bedankt und verbeugt sich.
Anmerkungen
1. Ursprünglich habe ich mit diesem Begriff an die philosophischen Fragmente der Vorsokratiker gedacht, bis mir bei der Recherche der Artikel von Ulrich Lessin (2002, 19-51) untergekommen ist, der eine fragmentarische Perspektive auch auf die Gestalttherapie anwendet.
2. »If you meet Buddha on the road, kill him!« So lautet eigentlich der Originaltitel von Kopp 1988.
3. Joseph Beus, zit. n. Jäger & Grimm (2000, 10).
4. Portele (1992, 14) beschrieb einmal die verschiedenen therapeutischen Schulen in einem einzigen Satz. Perls legte er den Ausspruch »Schau doch richtig hin« in den Mund.
5. Dieses Fragment geht auf Peter Orban (1991, 9) zurück.
6. Jäger (1991, 132). Der Autor dreht allerdings die Gleichung um und beginnt von hinten.
7. Eine »systematisch-fundierte« gestalttherapeutische Perspektive auf Spiritualität müsste noch viel mehr mit ihrem geschärften Blick auf die bzw. mit ihrer Erfahrung der individuellen und unterschiedlichen Persönlichkeitsstile argumentieren und korrigierend auf »Spiritualität« intervenieren.
8. »Vielleicht übertreibe ich, aber ich halte die gegenwärtige Krise in der Psychotherapie für so ernst und die therapeutische Spontaneität für so gefährdet, dass eine radikale Korrektur notwendig ist. Wir sollten sogar noch weiter gehen: Der Therapeut muss danach streben, für jeden Patienten eine neue Therapie zu kreieren.« (Yalom 2002, 48) Auch in seinem belletristischen Werk betont der Autor diesen Standpunkt (Yalom 2000a, 198; Yalom 1998, 15). Im Grunde sind diese Zitate die berechtigte Frage nach einer adäquaten Therapie bzw. nach adäquaten Interventionen. Krauss-Kogan (2006) hat neuerdings darauf hingewiesen, dass dieses Diktum auf Wilhelm Reich zurückgeht und Fritz und Laura Perls dies übernommen haben.
9. In der einseitig-provozierenden Sprache Orbans: »Wie sollte da eine Therapie oder eine Ideologie wissen, was für dich gut ist. Es gab dich doch nie. Dein Fall war noch nicht in der Literatur.« (Orban 1991, 142)
10. So ähnlich der Titel eines erst kürzlich wieder aufgelegten Buches: Golas 2003.
11. Vgl. auch die Gesellschafts- und Sozialkritik des Mitbegründers der Gestalttherapie, Paul Goodman.
12. Damit meine ich das Umfeld demokratischer Gesellschaften, deren Errungenschaft es ist, mehrere weltanschauliche Positionen zuzulassen im Gegensatz zu Diktaturen und Gottesstaaten.
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