als Gott sprach, „und es ward …“. Gemeinden werden immer zweimal gegründet: zuerst in den Herzen der Gemeindegründer und dann im Sichtbaren.
Vision entsteht dort, wo Dinge in Bewegung kommen. Wir müssen lernen, gemäß unserer Vision von Gemeindegründung durch Bekehrung zu beten, statt unseren Blick auf das zu richten, was immer schon war.
Wege zu bekehrungsbasierter Gemeindegründung
All dies bringt uns zu der entscheidenden Frage: Wie können wir zu Gemeindegründern werden, die bekehrungsbasierte Gemeinden gründen? Erlaube mir, drei Wege vorzuschlagen: sehen, in Beziehung stehen und Kontakt herstellen.
1 Sehen: Die Zukunft mit Gottes Augen sehen und „JA!“ dazu sagen
Der Verfasser des Hebräerbriefs schreibt: „Und ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. […] dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen“ (Hebr 11,6). Jesus führte seine Jünger in die Erntefelder und erzählte ihnen, dass die Ernte groß sei (Mt 9,35-38). Warum tat er das? Weil seine Jünger (darunter auch wir heute) keine Vision von der Ernte hatten. Die Zukunft des Abenteuers Gemeindegründung liegt in der kommenden Ernte. Glaube sieht die Ernte, bevor sie in den Kornspeichern liegt. Glaube trotzt den momentanen Umständen und vertraut Gott, dass die Dinge künftig so sein werden, wie sie sein sollen. In den Augen Gottes ist die Zukunft voller neugeborener Christen. Sehen wir, was er sieht? Das zu sehen, was Gott sieht, und ihm dafür zu danken, noch bevor wir die Ernte einbringen, nennt man Glaube. Und Glaube beruht auf Hoffnung.
„Er (der Glaube) ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge“ (Hebr 11,1). Im Englischen stammt der Begriff „Hoffnung“ (hope) von der alten Wortwurzel „hoppen“ ab. „Hoppen“ (hüpfen) bedeutet, vor Freude zu springen in der Erwartung dessen, was geschehen wird. Springen wir vor Freude im Glauben und der Erwartung dessen, was er hervorbringen wird: eine reiche Ernte?
2 In Beziehung stehen: Christus sein für andere
So vieles im Leben Jesu war auf Beziehungen ausgerichtet. Er verbrachte viel Zeit mit seinen Jüngern – und mit den Sündern. Er lehrte uns, wie wir zu seinen Zeugen werden und andere in Jüngerschaft führen können. Der Mörtel zwischen den Steinen eines stabilen Gemeindebaus sind gesunde Beziehungen.
Ich ermutige jede Leiterin und jeden Leiter eines Gemeindegründungsprojekts dazu, sich erst einmal darauf zu konzentrieren, zu mindestens fünfzig Nichtchristen eine Beziehung aufzubauen, bevor sie überhaupt daran denkt, einen organisierten Gottesdienst abzuhalten. Wir müssen lernen, den Menschen unsere Zeit zu schenken. Aber was tun wir in der Zeit, die wir ihnen schenken? Drei Dinge: wir hören zu (Zuhören ist die Sprache der Liebe, die Menschen in unserer Zeit verstehen); wir verstehen (worin ihre Ziele, Sehnsüchte, Enttäuschungen, Hoffnungen, Ängste bestehen); wir versetzen uns in sie hinein („Ich habe diese Gefühle auch.“).
Als Gemeindegründer lassen wir die verlorenen Menschen wissen, dass wir ihre Hilfe brauchen. Unser Ziel ist es, für eine Gruppe von Menschen eine Gemeinde zu gründen. Also gehen wir zu diesen Menschen und suchen ihre Hilfe und bitten um ihre Meinung: „Was sind eure Träume? Was macht euch wütend? Was macht ihr in eurer Freizeit? Wie sieht für euch ein gutes Leben aus? Was sind für euch die Dinge, für die es sich zu sterben lohnt? Was lest ihr? Wenn ihr Gott nur eine Frage stellen könntet, welche wäre das?“
Bevor wir uns mitteilen, müssen wir den anderen verstehen. Und um verstehen zu können, müssen wir zuerst einmal zuhören. Wenn wir zuhören und verstehen, gewinnen wir wertvolle Einblicke in das Leben der Menschen, die wir erreichen wollen. Die Zeit, die wir uns nehmen, um von ihnen zu lernen, kann zu kostbaren Momenten werden, in denen sich unsere Herzen miteinander verbinden und wir uns näherkommen.
3 Kontakt herstellen: Unseren Freunden außerhalb der Kirche auf bedeutungsvolle Weise das Evangelium bringen
Einige Gemeindegründer können sehr gut mit Nichtchristen umgehen, aber das ist auch alles. Sie laden ihre nichtchristlichen Freunde nicht ein, den nächsten Schritt zu tun, der sie normalerweise zu einem Leben mit Christus führen würde. Wir müssen Gelegenheiten schaffen, die es den Menschen ermöglichen, nicht nur mit uns, sondern auch mit dem lebendigen Gott in Verbindung zu treten.
Wir verwenden dazu gern eine Ressource namens MyLife-Workshop. Er richtet sich an Menschen, die keine christliche Erziehung genossen oder wenig Interesse am Christentum haben (mehr dazu in Kapitel 3). Der Workshop setzt bei der Tendenz von Nicht-Christen an, sich viel um die eigene Person zu drehen. In den meisten Fällen lieben die Menschen sich selbst und reden lieber über sich als über irgendwelche Theorien.
Zum großen Teil laufen unsere Bemühungen zur Gemeindegründung auf nichts anderes hinaus als einen „Transfer der Heiligen“. Es findet kein Wachstum statt, wie es das Neue Testament beschreibt. Wir brauchen dringend, dass der Herr der Ernte selbst in die Felder tritt und Menschen, die gerettet werden, zu der Zahl der Erlösten hinzufügt. Das Lydia-Modell für Gemeindegründung basiert auf Bekehrung. Weil wir dieses Wissen über die Urgemeinden haben, dürfen auch wir es jetzt im Geist ergreifen und Gott vertrauen, dass er sein Erlösungswerk tun wird, wenn wir mit ihm zusammenarbeiten. Dann werden wir sehen, wie sein Reich im Leben von Menschen anbricht und sie von ihm auf neuen Wegen geleitet werden, Gemeinden zu gründen.
? Fragen zur Diskussion
• Stell dir vor, du als Gemeindegründerin oder Gemeindegründer wärst der Zirkuselefant, den ich vorhin in diesem Kapitel beschrieben habe. Welche Faktoren würdest du als Hindernisse identifizieren, die dich wie eine Kette davon abhalten, auf Bekehrung basierende Gemeindemultiplikation anzustreben?
• Womit müsstest du anfangen und womit solltest du lieber aufhören, um Früchte der Ernte zu sehen?
• Inwiefern würde die Perspektive von einer bekehrungsbasierten Gemeindemultiplikation deine Gebete verändern?
1 Frei übersetzt nach E. Stanley Jones, The Christ of Every Road (New York: Abingdon Press, 1930), 248.
2 Das erinnert mich an die geflügelten Worte des Vineyard-Gründers John Wimber, der einmal gesagt hat: „Man kann mit den Prinzipien für Gemeindewachstum auch eine Tankstelle eröffnen“.
3 Bryan R. Wilson, Religion in Secular Society (Baltimore: Penguin Books, 1969), 106.
4 Frei übersetzt nach Andrew Root, Faith Formation in a Secular Age: Responding to the Church’s Obsession with Youthfulness (Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2017), xvi.
5 Für eine ausführliche Diskussion siehe Adam Seligman, Modernity‘s Wager (Princeton, NJ: Princeton University Press, 2000).
SHIFT 2 Von Groß zu Klein
Verachte diese kleinen Anfänge nicht, denn der HERR freut sich, die Arbeit beginnen zu sehen …
Sach 4,101
Schaue dir die beiden Bilder unten an. Was fällt dir dabei auf?
Abb. 1: 100-Euro-Schein
Abb. 2: „Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte“, Georges Seurat
Oben sehen wir einen Geldschein von einem Wert, den die meisten von uns gerne in größerer Menge hätten. Das zweite Bild ist ein berühmtes Gemälde von Georges Seurat, das 1884 fertiggestellt wurde. Die Insel La Grande Jatte ist ein öffentlicher Park am Ufer der Seine in der Nähe