aber zugleich psychisch und emotional leiden?“
(Richard Wilkinson / Kate Pickett, 2010, S. 17)1
Wir können tun, was immer wir wollen, aber machen wir das denn auch?
Schön, schlank und erfolgreich sollten wir auf jeden Fall sein.
Schule, Studium und ein Job mit Karrieremöglichkeiten.
Spätestens mit 30 sollten der richtige Partner gefunden und die Themen Heirat, Kinder und Eigenheim ins Auge gefasst werden.
Wenn sich nun ein Paar dazu entscheidet kinderlos zu bleiben oder wir gar auf einen 30-jährigen Single treffen, ist das schon etwas seltsam, oder?
Die Uhren der Industrienationen ticken immer schneller, alles entwickelt sich in einer rasenden Geschwindigkeit und wir müssen schritthalten, wenn wir nicht irgendwo auf der Strecke verloren gehen wollen.
Was, wenn wir physisch und psychisch auf ein solches Tempo nicht ausgelegt sind?
Wir bereisen die ganze Welt auf der Suche nach dem Ort, der sich für uns wie zu Hause anfühlt.
Wir sehen andere Länder, andere Nationen, aber eine richtige Heimat können wir nirgends finden. Der Druck steigt, denn irgendwann sollten wir schließlich sesshaft werden und uns für eine Richtung entscheiden.
Vielleicht haben wir auf dem Weg zum Glück, zu Zufriedenheit und einem erfüllten Leben irgendwann die falsche Richtung eingeschlagen?
Vielleicht haben wir aber auch genau den Weg gewählt, den wir gehen sollten. Haben alles, was man sich wünschen kann.
Unvorstellbar, dass man jetzt noch unzufrieden sein kann, oder?
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Was ist Glück?
Der Sinn des Lebens besteht darin, glücklich zu sein.
(Dalai Lama)2
Glück ist nicht gleich Glück. Es lässt sich unterteilen in Zufallsglück und Wohlfühlglück.
Das Zufallsglück lässt sich nicht beeinflussen, sondern passiert eben zufällig, unvorhersehbar und beliebig – ein Glücksfall eben.
Als Wohlfühlglück wird das allgemeine Streben nach Glück bezeichnet, erweitert von einem kurzzeitigen Glücksmoment auf das gesamte Leben.
Fragt man willkürlich Menschen auf deutschen Straßen, erhält man häufig die folgenden Antworten darauf, was für sie persönlich Glück bedeutet:
• Familie, Freunde und Partnerschaft
• Gesundheit und Zufriedenheit
• Vertrauen und Glaube
• Freiheit und finanzielle Absicherung
Aber auch:
• ein guter Kaffee
• das Haustier
• ein Waldspaziergang
• eine duftende Blumenwiese
• ein Nachmittag mit der Familie oder Freunden
Glück bedeutet demnach einerseits, mit seiner Lebenssituation und Umfeld zufrieden zu sein, aber andererseits auch, das Glück in einzelnen freudigen Ereignissen zu finden und zu schätzen wissen.
In der Forschung wird Glück definiert als das häufige Erleben angenehmer Gefühle und das Fehlen unangenehmer Gefühle. Wiegt man beides gegeneinander auf, sollte die Summe angenehmer Gefühle überwiegen, damit wir glücklich sind.
Die Glücksforschung beschäftigt sich nicht mit dem Zufallsglück, sondern vielmehr mit dem subjektiven Wohlbefinden (Glücklichsein). Hierbei unterscheidet man das emotionale Wohlbefinden (im Moment – das Erleben angenehmer Gefühle und das Fehlen unangenehmer Gefühle) und das kognitive Wohlbefinden (im Leben – dauerhaftes Gefühl von Zufriedenheit).
Da die Suche nach dem Glück den Menschen schon immer beschäftigt hat, gibt es inzwischen verschiedene Anhaltspunkte, die zum Thema Glück und der Suche danach untersucht worden sind.
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Alles eine Sache der Gene?
Zum Teil. Forscher des Fachmagazins Nature Genetics haben herausgefunden, dass unser subjektives Glücksempfinden von unseren Genen beeinflusst wird. Hierbei scheint ein Zusammenhang zwischen den untersuchten Persönlichkeitsmerkmalen und bestimmter Genvarianten zu bestehen.
Bei zwei Genvarianten geht man davon aus, dass sie mit Depressionen zusammenhängen und bei elf Varianten stellte man eine Verbindung zu Neurotizismus fest. Allerdings finden wir uns auf diesem Forschungsgebiet noch in den Kinderschuhen, sodass Ergebnisse, die einen direkten Zusammenhang zwischen Genen und Depression oder Zufriedenheit zeigen, noch nicht belegt sind.
Auch ein Experiment des Psychologen David Lykken lässt darauf schließen, dass Gene unser Glücksempfinden mit zu verantworten haben. Er verglich das Wohlbefinden eineiiger Zwillinge, die nach der Geburt getrennt und in unterschiedlichen Familien aufwuchsen mit Zwillingen, die gemeinsam aufwuchsen. Das Ergebnis zeigte, dass sich das Wohlbefinden der beiden Gruppen kaum unterschied.
Letztendlich ließen seine Ergebnisse auf eine Genbeteiligung von ca. 50% schließen.
Eine Genbeteiligung scheint demnach durchaus möglich, aber sicherlich nicht alleinverantwortlich für unser Wohlbefinden zu sein.
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Alles eine Sache der Hormone?
Hormone sind Botenstoffe, die unser Körper ausschüttet und über das Blut durch unseren Körper transportiert. Die wichtigsten „Glücksvertreter“ sind dabei Oxytocin, Endorphine sowie die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin.
Oxytocin – als Wehen- oder Frauenhormon bekannt, dient es während der Geburt als Einleiter der Wehen, Anreger der Milchproduktion und Stärkung der Mutter-Kind-Bindung. Dieses Hormon beschränkt sich aber nicht nur auf Frauen oder auf den Geburtsprozess, sondern spielt auch bei unserem allgemeinen Sozialverhalten eine fundamentale Rolle. Es schafft die Basis für Vertrauen und Sicherheit – ein Kuschelhormon. So stärkt Oxytocin unser Bindungsverhalten, erhöht die Lust beim Sex, sorgt für ein Gefühl von Verbundenheit und gleichzeitig reduziert es Ängste, Aggression und Stress.
Endorphine – sind das körpereigene Opium, das uns berauscht und zu Höchstleistungen antreibt. Es sorgt für Energie, lindert Schmerzen und hebt die Stimmung. Aber Endorphine können noch mehr. Sie sind gut für unsere Gesundheit, indem sie unser Immunsystem stärken, wirken gegen Stress, steuern die Bildung von Sexualhormonen und regen unser Hungergefühl an. Endorphine werden beispielsweise ausgeschüttet beim Sport, beim Lachen, beim Küssen oder in der Sonne.
Dopamin – der Vorfreude-Generator, bringt uns dazu, Dinge zu tun, die glücklich machen. Es motiviert und treibt an, um letztendlich einen Belohnungseffekt zu generieren. Es steigert Antrieb, Konzentration, Mut, Motivation und Lebensfreude.
Serotonin: Unser Wohlfühlhormon, wird ebenfalls als Belohnung vom Körper ausgeschüttet, wenn wir etwas positives Erleben und sorgt für einen stabilen Zustand unserer Psyche. Es wirkt als Stimmungsaufheller, sorgt für Gelassenheit und hält negative Emotionen, wie Aggression, Ängste und Depression fern. Das merkt sich unser Körper und treibt uns an, diesen Zustand immer wieder erleben zu wollen, wie beispielsweise beim Sport, Musik, sozialen Kontakten, sexueller Aktivität oder deinem Lieblingshobby. Diese Neurotransmitter sind somit sehr hilfreich, bei der Umsetzung unserer Wünsche und Ziele, können aber auch süchtig machen.
Aber auch bei Gefahr und Stress reagiert unser Körper mit der Ausschüttung von Hormonen.
Unsere Stresshormone