Sophokles

Elektra


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Traumgesichte.460

      Doch gleichwohl, Schwester, leiste diesen Dienst,

      der dir und mir hilft, wie auch ihm, dem liebsten aller Sterblichen,

      der da im Hades liegt, dem Vater von uns beiden!

      CH.

      Voll Ehrfurcht sprach die Jungfrau, aber du,

      denkst du besonnen, Liebe, wirst dies tun.465

      CHR.

      Ich will es tun! Denn geht es um gerechtes Handeln, ist es nicht vernünftig,

      wenn zwei darüber streiten, sondern ratsam, rasch es auszuführen.

      Doch lasse ich mich auf dies Abenteuer ein, so sei, ihr Lieben,

      mir euer Schweigen sicher, bei den Göttern!469

      Denn wenn die Mutter dies erfährt, dann wird, denk ich,

      noch bitter leid mir dieses Wagnis tun.

      (Chrysothemis geht, Elektra bleibt auf der Bühne.)

      1. Stasimon (472–515)

      CH. Wenn ich nicht eine Seherin bin, die von Sinnen490

      und kluger Einsicht ermangelt:

      Kommen wird sie, die die Zukunft sieht,475

      Dike, in Händen tragend gerechte Gewalt!

      Kommen zu rächen wird sie, o Kind, in nicht ferner Zeit.

      In mir wohnt Mut,

      da ich von den sanft wehenden480

      eben gehört, den Träumen.

      Denn nie vergisst,

      [26]der dich gezeugt, der Hellenen Herr,

      noch das alte, aus Erz geschmiedete,

      doppelschneidige Beil,485

      das ihn erschlug in schändlichster Schmach.

      Kommen wird sie, die vielfüßige, vielhändige,490

      die in schaurigen Schlupflöchern lauert,490

      die mit den ehernen Füßen: Erinys!

      Denn blutige Gier nach Vermählung ohne bräutliches Lager,

      ohne Braut, ohne Bräutigam kam über jene, denen’s verwehrt war.

      Dafür – so meine Zuversicht –495

      wird niemals, niemals unsres Erachtens,

      ohne ihnen Grund zur Klage zu geben, ein Schrecktraum sich nahen

      den Tätern und ihren Gehilfen. Wahrhaftig, sonst

      gibt es keine Weissagungen den Sterblichen,

      weder in furchtbaren Träumen

      noch in Sprüchen der Götter,500

      wenn dieses Nachtgesicht nicht sicher an Land kommt.

      O du des Pelops vorzeiten[Epode

      leidreiche Rennfahrt,505

      wie bist du gekommen schauerlich

      diesem Lande!

      Denn seit der ins Meer versenkte

      Myrtilos seine Ruh fand,

      aus allgoldenem Wagen510

      in unseliger Schmach

      vernichtend geschleudert,

      [27]ist nie mehr

      gewichen von diesem Haus

      leidreiche Schmach.515

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