Tanja Gutmann

Dem Leben so nah wie nie zuvor


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href="#ua6de35ea-3dfb-5882-82c3-d04f1373840b">1. KAPITEL Schock-Diagnose

       2. KAPITEL Mit der Diagnose in den Alltag

       3. KAPITEL Weihnachten

       4. KAPITEL Spitaleintritt

       5. KAPITEL Angiographie – Endlich geht etwas!

       6. KAPITEL Es kommt alles gut!

       7. KAPITEL Der Abend vor der Operation

       8. KAPITEL Jetzt wird’s ernst!

       9. KAPITEL Intensivstation

       10. KAPITEL Erholung und Schmerzen

       11. KAPITEL Gefühle und Gesten

       12. KAPITEL Visite

       13. KAPITEL Körper und Psyche

       14. KAPITEL Ein kleiner Ausflug zum Kiosk

       15. KAPITEL Egoismus

       16. KAPITEL Pathologiebericht

       17. KAPITEL Eine kleine Neujahrsfeier

       18. KAPITEL Story im Spitalzimmer

       19. KAPITEL Endlich ab nach Hause!

       20. KAPITEL Die ersten Tage zu Hause

       21. KAPITEL Medienrummel

       22. KAPITEL Reaktionen

       23. KAPITEL Die Belastung der Angehörigen

       24. KAPITEL Gesundheitssendung

       25. KAPITEL Im Hoch

       26. KAPITEL Vom Fokus und dem fehlenden Vertrauen in den Körper

       27. KAPITEL Die 1. Nachkontrolle

       28. KAPITEL Zurück an die Arbeit

       29. KAPITEL Depressionen

       30. KAPITEL Wie hat sich der Tumor bemerkbar gemacht?

       31. KAPITEL Und noch etwas zum Schluss …

      1. KAPITEL

      Schock-Diagnose

      Es ist Dienstag, 24. Dezember 2002. Ich sitze im Auto und die Tränen laufen mir in Strömen herunter. Ich stehe unter Schock. Alle meine Emotionen werden wie von einem Schalter von off plötzlich auf on gesetzt. Habe ich vor wenigen Minuten noch nichts gespürt, überfallen mich jetzt alle Gefühle auf einmal.

      Tief in mir drin ist eine Fassungslosigkeit, ein Nicht-begreifen-Können, eine unglaubliche Angst. Eine Todesangst. In dem Moment fühle ich, zum ersten Mal in meinem Leben, dass der Tod plötzlich da sein könnte. Dass das Leben unberechenbar ist. Und gleichzeitig bin ich dem Leben so nah wie nie zuvor.

      Ich beginne zu realisieren, was gerade passiert ist und löse mich langsam aus meiner Schockstarre.

      War’s das? Ich bin erst 25. Soll mein Leben etwa jetzt schon zu Ende sein? Ich habe doch noch so viel vor!

      Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich die Schauspielschule abgeschlossen. Ich bin erst gerade nach München gezogen und will jetzt so richtig loslegen. Vor wenigen Tagen hat mir ein bekannter deutscher Regisseur eine Filmrolle angeboten. Meine erste Rolle!

      Ich wollte immer Kinder haben, reisen, die Welt entdecken und überhaupt, wie sag ich es meinen Eltern, meiner Schwester, meinem Freund?!

      Es kommt mir vor, wie wenn mein Leben aus normaler Geschwindigkeit auf Slow Motion heruntergebremst wird, bis es fast stillsteht.

      Ich sehe mich, wie ich mich von meiner Familie verabschieden muss, male mir aus, was ich ihnen als Letztes sagen würde, bevor ich sterbe und fühle eine so unglaublich tiefe Trauer, dass ich meine Angehörigen jetzt bald zurücklassen würde.

      Ich heule von neuem drauflos und schluchze laut. Jemand läuft durchs Parkhaus und an meinem Auto vorbei. Es ist mir so was von egal, wenn jemand hört, wie elend ich mich gerade fühle. Ich schluchze einfach weiter.

      Was, wenn das alles nur ein böser Traum ist und ich gleich aufwache? Schön wär’s! Ich habe Mühe alles einzuordnen. Was ist Wirklichkeit, was nicht? Die Situation ist einfach zu surreal.

      Was war eben gerade passiert?

      Vor rund einer Stunde war meine Welt noch völlig in Ordnung. Ich hatte einen Termin in der Neurologie im Inselspital Bern. Ich hatte zwar keinen blassen Dunst, was ich hier wirklich sollte. Mein Hausarzt wollte unbedingt, dass ich noch weitere Tests machen lasse, nachdem wir die MRI-Bilder von meinem Gehirn besprochen hatten. Er sagte mir, ich müsse mir keine Sorgen machen, es sei alles in Ordnung, da sei nur etwas, das nicht sein müsse. Aber das wäre nicht weiter ein Problem. Ich begriff zwar nicht, warum ich dann noch ins Spital zu weiteren Untersuchungen sollte, aber ich habe das auch nicht näher hinterfragt. Dass ich seine Antwort einfach so geschluckt habe, das verstehe ich heute noch nicht. Normalerweise rieche ich 10 Kilometer gegen den Wind, wenn etwas komisch ist.

      Also sitze ich nun da mit einem Neurologen, der Hirnnerventests mit mir macht.

      Ich muss z. B. die Augen schließen und erst mit dem rechten und dann mit dem linken Zeigefinger auf meine Nase tippen oder auf einem Bein hüpfen. Er streicht mir mit einem spitzen Gegenstand über die Fußsohlen und die Arme um mein Gefühl zu testen.

      „Wozu das wohl gut ist?“, frage ich mich. Solche Übungen haben wir ja schon im Turnunterricht in der 1. Klasse gemacht.

      Und ich muss eigenartige Fragen beantworten. Zum Beispiel ob ich schon einmal Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen gehabt habe.

      Info: Warum macht man Hirnnerventests?

      Beim Hirnnerventest wird der