Friedrich Schiller

Don Carlos, Infant von Spanien


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Residenz, solange

      Es Könige in Spanien gegeben.

      KÖNIGIN.

      Ja, Herzogin, das wissen Sie, mit Ihnen

      Hab ich auf immer mich des Streits begeben.

      MONDEKAR.

      Und wie lebendig es mit nächstem in

      Madrid sein wird! Zu einem Stiergefechte

      Wird schon die Plaza Mayor zugerichtet,

      Und ein Autodafé hat man uns auch

      Versprochen –

      KÖNIGIN.

      Uns versprochen! Hör ich das

      Von meiner sanften Mondekar?

      MONDEKAR.

      Warum nicht?

      Es sind ja Ketzer, die man brennen sieht.

      KÖNIGIN.

      Ich hoffe, meine Eboli denkt anders.

      EBOLI.

      Ich? – Ihre Majestät, ich bitte sehr,

      Für keine schlechtre Christin mich zu halten

      Als die Marquisin Mondekar.

      KÖNIGIN.

      Ach! Ich

      Vergesse, wo ich bin. – Zu etwas anderm. –

      Vom Lande, glaub ich, sprachen wir. Der Monat

      Ist, deucht mir, auch erstaunlich schnell vorüber.

      Ich habe mir der Freude viel, sehr viel

      Von diesem Aufenthalt versprochen, und

      Ich habe nicht gefunden, was ich hoffte.

      Geht es mit jeder Hoffnung so? Ich kann

      Den Wunsch nicht finden, der mir fehlgeschlagen.

      OLIVAREZ.

      Prinzessin Eboli, Sie haben uns

      Noch nicht gesagt, ob Gomez hoffen darf?

      Ob wir Sie bald als seine Braut begrüßen?

      KÖNIGIN.

      Ja! Gut, daß Sie mich mahnen, Herzogin.

      Zur Prinzessin.

      Man bittet mich, bei Ihnen fürzusprechen.

      Wie aber kann ich das? Der Mann, den ich

      Mit meiner Eboli belohne, muß

      Ein würdger Mann sein.

      OLIVAREZ.

      Ihre Majestät,

      Das ist er, ein sehr würdger Mann, ein Mann,

      Den unser gnädigster Monarch bekanntlich

      Mit ihrer königlichen Gunst beehren.

      KÖNIGIN.

      Das wird den Mann sehr glücklich machen – Doch

      Wir wollen wissen, ob er lieben kann

      Und Liebe kann verdienen. – Eboli,

      Das frag ich Sie.

      EBOLI steht stumm und verwirrt, die Augen zur Erde geschlagen, endlich fällt sie der Königin zu Füßen.

      Großmütge Königin,

      Erbarmen Sie sich meiner. Lassen Sie –

      Um Gottes willen, lassen Sie mich nicht –

      Nicht aufgeopfert werden.

      KÖNIGIN.

      Aufgeopfert?

      Ich brauche nichts mehr. Stehn Sie auf. Es ist

      Ein hartes Schicksal, aufgeopfert werden.

      Ich glaube Ihnen. Stehn Sie auf. – Ist es

      Schon lang, daß Sie den Grafen ausgeschlagen?

      EBOLI aufstehend.

      O viele Monate. Prinz Carlos war

      Noch auf der hohen Schule.

      KÖNIGIN stutzt und sieht sie mit forschenden Augen an.

      Haben Sie

      Sich auch geprüft, aus welchen Gründen?

      EBOLI mit einiger Heftigkeit.

      Niemals

      Kann es geschehen, meine Königin,

      Aus tausend Gründen niemals.

      KÖNIGIN sehr ernsthaft.

      Mehr als einer ist

      Zu viel. Sie können ihn nicht schätzen – Das

      Ist mir genug. Nichts mehr davon.

      Zu den andern Damen.

      Ich habe

      Ja die Infantin heut noch nicht gesehen.

      Marquisin, bringen Sie sie mir.

      OLIVAREZ sieht auf die Uhr.

      Es ist

      Noch nicht die Stunde, Ihre Majestät.

      KÖNIGIN.

      Noch nicht die Stunde, wo ich Mutter sein darf?

      Das ist doch schlimm. Vergessen Sie es ja nicht,

      Mich innern, wenn sie kommt.

      Ein Page tritt auf und spricht leise mit der Oberhofmeisterin, welche sich darauf zur Königin wendet.

      OLIVAREZ.

      Der Marquis

      Von Posa, Ihre Majestät –

      KÖNIGIN.

      Von Posa?

      OLIVAREZ.

      Er kommt aus Frankreich und den Niederlanden

      Und wünscht die Gnade zu erhalten, Briefe

      Von der Regentin Mutter übergeben

      Zu dürfen.

      KÖNIGIN.

      Und das ist erlaubt?

      OLIVAREZ bedenklich.

      In meiner Vorschrift

      Ist des besondern Falles nicht gedacht,

      Wenn ein kastilianscher Grande Briefe

      Von einem fremden Hof der Königin

      Von Spanien in ihrem Gartenwäldchen

      Zu überreichen kommt.

      KÖNIGIN.

      So will ich denn

      Auf meine eigene Gefahr es wagen!

      OLIVAREZ.

      Doch mir vergönne Ihre Majestät,

      Mich solang zu entfernen. –

      KÖNIGIN.

      Halten Sie

      Das, wie Sie wollen, Herzogin.

      Die Oberhofmeisterin geht ab, und die Königin gibt dem Pagen einen Wink, welcher sogleich hinausgeht.

      Vierter Auftritt

      Königin. Prinzessin von Eboli. Marquisin von Mondekar und Marquis von Posa.

      KÖNIGIN.

      Ich