Benjamin Webster

SOKO Jana Hoffmann


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ist ihnen etwas passiert?“ fragte Frau Haberle entsetzt. Micki antwortete gleich beruhigend: „Nein, nein Frau Haberle, keine Angst ihnen ist nichts passiert, es geht ihnen gut. Wir haben nur ein paar Fragen wegen Frau Hoffmann an sie. Hätten sie einen Moment Zeit für uns?“ Frau Haberle: „Gott sei Dank ist alles in Ordnung. Aber kommen sie doch herein. Trinken sie einen Kaffee mit mir?“ Leni und Micki betraten die Wohnung. Ihnen fielen gleich mehrere Koffer im Flur auf. Leni sagte: „Für einen schnellen Kaffee ist noch Zeit. Wollen sie verreisen, weil so viele Koffer im Flur stehen?“ Frau Haberle holte zwei Tassen aus dem Schrank und stellte sie mitsamt den Untertassen auf den Tisch und schenkte den Kaffee ein. Dann sagte sie: „Nein wir sind erst gestern aus dem Urlaub zurück gekommen. Aber was wollen sie mich über Frau Hoffmann fragen? Hat sie etwas angestellt?“ Micki: „Nein sie hat nichts angestellt. Wann sind sie denn aus dem Urlaub zurückgekommen?“ Frau Haberle: „Gestern Abend gegen 19:00 Uhr. Warum fragen sie denn?“ Leni: „Haben sie etwas aus der Wohnung von Frau Hoffmann gehört?“ Frau Haberle setzte sich nun auch an den Tisch und zündete sich eine Zigarette an. Sie überlegte einen Augenblick und meinte dann: „Am Abend nicht. Nur als wir gekommen sind, habe ich Musik aus ihrer Wohnung gehört. Es war so ein klassisches Stück. Ich habe mich gewundert, weil sie sonst immer so neumodische Musik hört. Ah jetzt weiß ich, wie das Stück hieß, es war der Bolero. Von wem der ist weiß ich nicht. Das ist das Stück, das zum Schluss immer schneller und lauter wird. Ein schönes Stück. Aber was ist denn los?“ Micki: „Frau Hoffmann wurde ermordet. Wir untersuchen die Todesumstände von Frau Hoffmann um ihren Mörder zu finden.“ Bei dem Wort ermordet schreckte Frau Haberle sichtlich zusammen. Nach einer Minute schweigen fragte sie: „Ermordet? Wer macht denn so etwas? Das heißt ja, dass sie gestern um 19:00 Uhr am leben und der Mörder noch im Haus war. Ein schrecklicher Gedanke. Wie wurde sie den umgebracht?“ Leni: „Sie wurde erwürgt. Haben sie sonst etwas im Haus bemerkt. Ein schreien oder poltern? Oder etwas Ungewöhnliches im Hausflur oder auf dem Speicher? Denken sie bitte noch einmal nach.“ Sie überlegte wieder einen Moment und nahm einen Zug an ihrer Zigarette. Dann meinte sie: „Als wir aus dem Urlaub kamen ging es drunter und drüber bei uns. Sie wissen bestimmt wie das ist. Koffer auspacken, Strom anstellen, Kühlschrank einschalten. Die Kinder haben gleich den Computer und den Fernseher angeworfen. Mein Mann hat die Post durchgesehen und sich ein Bier eingeschenkt. Ich bin gleich unter die Dusche gegangen und habe die Waschmaschine eingeschaltet. Ich habe da auf nichts geachtet. Hier war so ein Tohuwabohu. Erst als jeder seine Pizza vor sich hatte kam wieder Normalität in die Hütte. Aber fragen sie doch einmal unten den Jukitsch. Er hat unten den Kiosk. Der sieht und hört doch immer alles. Sie sagen auch das Herrmannsche Tageblatt zu ihm.“ Micki hakte nach: „Sie haben Pizza gegessen. Bei wem haben sie die bestellt?“ Frau Haberle: „Die bestellen wir immer beim Pizza Express aus der Wilhelmstraße. Die sind schnell und haben eine gute Pizza. Außerdem sind sie auch günstig.“ Leni: „Und wann wurde ihnen die Pizza gebracht?“ Frau Haberle: „Das muss gegen 21:45 Uhr gewesen sein. Im Fernsehen lief gerade das Heute-Journal mit den Nachrichten. Sie können ja auch einmal den Pizzaboten fragen, vielleicht hat der was gehört oder gesehen.“ Micki: „Das werden wir tun Frau Haberle. Ich lasse ihnen unsere Karte hier. Vielleicht fällt ihnen oder ihrem Mann noch etwas ein, dann können sie uns ja anrufen. Vielen Dank noch für den Kaffee.“ Dann verabschiedeten sich die beiden und gingen nach unten ins Erdgeschoss, zum zweiten Nachbarn von Jana Hoffmann. Es war der Kioskbesitzer Mario Jukitsch. An der Tür klebte ein Schild auf dem zwischen 8:00 Uhr und 22:00 „am Kiosk klingeln“ stand. Also gingen die beiden nach draußen und klopften am Fenster des Kioskes. Sie stellten sich vor und zeigten ihm ihre Ausweise. Jukitsch bat die beiden doch hinten durch die Eingangstür herein zu kommen. Als sie endlich in seiner Wohnung waren fragte er: „Um was geht es eigentlich? Wollen sie meinen Laden durchsuchen? Aber bitte suchen sie“ Er hatte im ersten Moment gedacht, das die beiden Beamtinnen seinen Kiosk durchsuchen wollten, bis ihm dann Micki erklärte, das sie nur ein paar Fragen über Jana Hoffmann hatten. Micki fragte ihn: „Haben sie gestern oder vorgestern etwas ungewöhnliches im Haus bemerkt?“ Mario Jukitsch: „Was verstehen sie unter ungewöhnliches?“ Micki: „Na das es im Hause Krach gab, oder Fremde ein- und ausgingen, so etwas eben.“ Jukitsch: „Lassen sie mich einen Moment überlegen, dass ich alles in die richtige Reihenfolge bekomme. Also am Samstag und am Sonntag gab es Pizza im Haus. Am Sonntag gab es bei Hoffmann laute Musik. Am Sonntagabend sind die Haberle‘s aus dem Urlaub zurückgekommen. Und wie ich meine, hatte die Hoffmann über das Wochenende Besuch. Bei der hat ganz schön die Bude gewackelt, wenn sie verstehen was ich meine.“ Leni: „Sie glauben, sie hatte heftigen Sex?“ Mario Jukitsch: „Worauf sie einen lassen können. Ich wünschte ich wäre dabei gewesen. Oh, Entschuldigung, ist mir so rausgerutscht. Aber das ging ganz schön zur Sache. Möchte nur wissen wo der die Kraft dafür hergenommen hat. Wahrscheinlich hat er Viagra genommen.“ Micki: „Hat Frau Hoffmann dabei geschrien oder hat sie andere Geräusche dabei gemacht?“ Mario Jukitsch: „Sie wollen es aber genau wissen. Natürlich hat sie geschrien und gestöhnt. Aber warum wollen sie das alles wissen? Fragen sie sie doch selbst, schließlich hat sie ja den Spaß gehabt und nicht ich.“ Micki: „Wann genau haben sie diese Schreie gehört?“ Mario Jukitsch: „Das fing am Samstag Mittag an und ging bis gestern Abend um 19:00 Uhr so. Und dauernd diese klassische Musik.“ Leni: „Sie meinen mit der Rückkehr von Haberle’s hörte der Krach auf?“ Mario Jukitsch: „Jetzt wo sie es sagen, ja genau. Da habe ich gar nicht darauf geachtet.“ Micki: „Haben sie jemand danach aus dem Haus gehen sehen? Oder am Samstag jemanden Fremden kommen?“ Mario Jukitsch: „Nein, ich stehe doch nicht den ganzen Tag an der Haustür und überwache meine Nachbarn. Ich sehe doch nur das, was direkt an meinem Kiosk passiert, oder vorbei läuft. Außer den beiden Pizzaboten, habe ich niemand bemerkt. Wobei ich den vom Sonntagabend nur gehört habe.“ Leni: „Und den vom Samstag haben sie gesehen?“ Mario Jukitsch: „Ja, aber nicht richtig, nur von hinten, als er die Treppe herauf ging. Ich hatte gerade meinen Laden abgeschlossen und den Mülleimer im Innenhof geleert.“ Leni: „Und ist ihnen etwas besonderes an ihm aufgefallen?“ Mario Jukitsch: „Eigentlich nicht, nur das auf dem T-Shirt hinten „Pizza Express“ stand.“ Micki: „Und um wie viel Uhr war das, sagten sie?“ Mario Jukitsch: „Wie gesagt, ich hatte gerade den Laden geschlossen. Das war so kurz nach 22:00 Uhr. Aber warum fragen sie das Frau Hoffmann nicht selbst?“ Leni: „Würden wir ja gerne, aber Frau Hoffmann kann uns nicht mehr antworten, weil sie gestern Abend ermordet wurde. Deshalb ist jeder Hinweis, was sie vor ihrem Tode tat, sehr wichtig für uns.“ Mario Jukitsch: „Ermordet! Lieber Himmel. Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich doch die Polizei geholt. Mein Gott was ist aus der Welt geworden, nur noch Mord und Totschlag. Woran ist sie denn gestorben, wenn man fragen darf?“ Micki: „Sie wurde erwürgt. Haben sie heute Morgen die Polizeiwagen nicht gesehen?“ Mario Jukitsch: „Doch aber ich musste zuerst in den Baumarkt und mir ein neues Türschloss kaufen. Irgendein Arsch hat mir Sekundenkleber in mein Schloss gefüllt, so dass ich nicht mehr heraus kam. Ich musste durch das Kioskfenster heraussteigen und dann das Schloss wechseln, da habe ich nicht auf die Polizei geachtet.“ Micki: „Schließen sie ihre Wohnung jeden Abend ab?“ Mario Jukitsch: „Natürlich, man weiß ja nie. Immerhin habe ich die ganzen Einnahmen vom Tag in der Wohnung.“ Micki: „Und wann haben sie die Wohnung gestern Abend verschlossen?“ Mario Jukitsch: „Nach dem ich den Müll heraus gebracht hatte, also gegen 22:00 Uhr etwa, wie jeden Abend.“ Micki: „Und danach haben sie nichts mehr gehört?“ Mario Jukitsch: „Nein es war alles ruhig, bis ich um 23:00 Uhr schlafen ging.“ Beide bedankten sich und baten ihn in den nächsten Tagen aufs Präsidium zu kommen, um ein Protokoll anzufertigen. Leni übergab ihm noch eine Visitenkarte, für den Fall, dass ihm noch etwas einfallen würde. Dann stiegen sie wieder die Treppe hoch in die Wohnung von Frau Hoffmann. In der Küche saß die Gerichtsmedizinerin Julia Halter und füllte ein Formular aus. Leni fragte sie: „Was hast du für uns?“ Julia schaute sie an und sagte: „Todesursache ist erwürgen. Todeszeitpunkt, gestern Abend zwischen 19:00 und 21:00 Uhr. Alles Weitere bekommt ihr heute Nachmittag. Ich habe schon viele Mordopfer gesehen, aber das hier ist an Perversität nicht mehr zu toppen. Euer Mörder ist ein perverser Psychopath. Nur soviel kann ich euch jetzt sagen. Er hat sämtliche Körperöffnungen mit Bauschaum ausgefüllt. Zuvor hat er sie mit Chlorbleiche gereinigt. Aber das zeige ich heute Nachmittag in der Pathologie. Wir haben nicht viel gefunden. Der Täter hat die ganze Wohnung gesäubert. Keine Haare, keine Fingerabdrücke und keine weiteren verwertbaren Spuren. Es ist alles klinisch