verlassen. Sie hat es immer so gemacht. Ob es Jens oder Uwe war, immer das gleiche. Unser eins wäre froh gewesen, nur einen von ihnen abzubekommen. Sie hat sie aber am laufendem Band abserviert.“ Leni: „Sie hatte also einen großen Verschleiß an Männern?“ Sarah: „Nein das nicht. Die Beziehungen hielten immer länger. Für einen Quickie hatte sie nichts übrig. Sie wollte schon etwas regelmäßiges, aber eben ohne Trauschein. Die Männer wollten sie halt heiraten. Ehrlich gesagt, habe ich sie in diesem Punkt nicht verstanden.“ Leni: „Hatte sie einen großen Freundeskreis?“ Sarah: „Soviel ich weiß nicht. Sie arbeitete sehr viel und das oft bis in die späte Nacht hinein. Da bleibt keine Zeit für Freunde. Sie hatte nur ihre beiden Geschäftspartner und noch zwei oder drei Freundinnen aus ihrer Firma.“ Leni: „Haben sie eine Ahnung wo ihr Wagen ist? Laut Zulassungsstelle besitzt sie einen BMW Mini. Aber wir haben konnten ihn nicht im Umkreis ihrer Wohnung finden.“ Sarah: „Der steht doch in der Tiefgarage gegenüber, in Herrmannstraße 184. Wenn wir um die Häuser zogen, hat sie den Wagen immer zu Hause gelassen und wir sind mit dem Taxi gefahren.“ Leni: „Sind sie öfters mit ihr um die Häuser gezogen, und wo sind sie dann gewesen?“ Wir sind zweimal im Monat auf Tour gegangen. Immer zuerst ins „Noble House“ und anschließend ins „Big Apple“. Im „Noble House“ waren wir von 20:00 Uhr bis so gegen 23:00 – 23:30 Uhr, dann sind wir ins Big Apple. Meistens sind wir dort bis 2:00 Uhr geblieben. Es ist aber auch schon Mal 5:00 Uhr geworden, je nach dem ob noch jemand aus Janas Firma dort war.“ Leni: „Hatten sie sich dort mit jemanden verabredet?“ Sarah: „Nein. Wir haben uns nie dort mit jemand verabredet. Wir wollten einfach nur tanzen und Musik hören.“ Leni: „Welche Hobbys hatte Jana?“ Sarah: „Sie hatte nur ein Hobby und das war ihre Arbeit. Dauernd hat sie mir neue Geschäftsideen präsentiert. Manche fand ich gut, andere wieder nicht.“ Leni: „Wissen sie ob Jana irgendwelche Feinde hatte? Wurde sie von jemanden bedroht, vielleicht von einem Ex Freund zum Beispiel?“ Sarah: „Im Callcenter kamen jeden Tag telefonische Drohungen herein. Aber das war ihr egal, weil die Mitarbeiter dort sowieso unter falschen Namen arbeiteten. Keiner sagt seinen richtigen Namen, schon allein um seine Privatsphäre zu schützen.“ Leni: „Und ihre Ex Freunde, hat es mit ihnen nie Probleme gegeben, zum Beispiel Telefonterror?“ Sarah: „Wenn es ihr zu viel wurde, hat sie einfach eine neue Karte gekauft und die alte vernichtet.“ Die Befragung war zu Ende und Sarah unterschrieb noch ihre Aussage. Leni verabschiedete sie und gab ihr noch ihre Karte, falls ihr noch etwas einfallen würde. Micki war am telefonieren. Sie hatte inzwischen mit der Taxizentrale gesprochen und den Dienstplan des Fahrers geben lassen, welcher Jana und Sarah am Samstagmorgen nach Hause gebracht hatte. Vorher hatte sie noch die jeweiligen Besitzer des Noble House und des Big Apple auf Vorstrafen überprüft. Leni stellte inzwischen eine Liste mit Personen zusammen, welche sie in den nächsten Tagen befragen mussten. Aber für heute war Feierabend. Es schneite inzwischen wieder und der Schnee blieb sogar liegen. Leni mochte Schnee. Sie liebte es, über frisch gefallenen Schnee zu laufen. Das knirschen dabei unter den Füßen, hörte sie einfach zu gerne. Micki hatte den Mantel schon angezogen und stand an der Tür zu Lenis Büro. „Na, machst du wieder Beobachtungen?“ Leni drehte sich vom Fenster weg und sagte: „Nein nur geträumt. So, lass uns endlich nach Hause gehen.“ Micki: „Ich warte nur auf dich. Nimmst du mich mit? Mein Wagen hat Jupp zur Inspektion, den bekomme ich erst Morgen wieder.“ Leni: „Nur wenn du fährst, dann kann ich mir bei Karlchen, ein Bier gönnen.“
Kapitel 2 – Die Ermittlungen beginnen
Und wieder schneite es. Auf den Straßen blieb der Schnee liegen, sehr zum Leid der Autofahrer. Überall sah man orangene Lichter blinken. Sie stammten von Warnblinkanlagen von stecken gebliebenen Fahrzeugen, oder von den unentwegt fahrenden Räumfahrzeugen. Leni war mit Micki zusammen die ersten im K1. Micki warf die Kaffeemaschine an und Leni setzte heißes Wasser für ihren Earl Gray Tee auf. Danach ging Leni noch einmal die Liste der Zeugen durch, welche sie heute befragen mussten. Sie wollten das Noble House und den Big Apple einen Besuch abstatten, schließlich waren beide Lokale die letzten Örtlichkeiten, die Jana Hoffmann und ihre Freundin besucht hatten. Danach hat sie, außer dem Taxifahrer, der die beiden nach Hause fuhr, keiner mehr gesehen. Mit dem Taxifahrer hatte Micki vereinbart, dass sie ihn zwischen 12:00 und 13:00 Uhr an seinem Standort am Bahnhof treffen wollten. Sie hatten wenig Hoffnung, dass Hans Traber, so hieß der Fahrer, etwas ungewöhnliches bemerkt hatte. Auf der Liste stand weiter der Hausmeister Ralf Faller, der sich vergeblich um einen Termin bei Frau Hoffmann bemühte. Die SpuSi hatte bestätigt, dass die Spüle tropfte. Aber als erstes wollten sie noch einmal zum Kioskbesitzer Mario Jukitsch gehen. Wenn sie Glück hatten, würden sie das defekte Schloss seiner Haustür bekommen. Die KTU könnte feststellen, wie alt der Sekundenkleber in dem Schließzylinder war. Ferner waren da noch die beiden schwarzen Müllsäcke, deren Verbleib noch nicht geklärt war. Auch Fingerabdrücke mussten sie noch von ihm nehmen. Sie notierten alles auf dem Flipchart. Danach wollten sie zum Arbeitsplatz von Jana Hoffmann. Vielleicht würden sie dort mehr über ihr geschäftliches und privates Umfeld erfahren. Auf dem anderen Flipchart, stellte Micki eine Liste der Gegenstände zusammen, die der Mörder mitgenommen hatte oder vermisst wurden. Untereinander notierte sie, mindestens vier Seile oder Taue, zwei dünne Kabel, eine Büchse Montageschaum der Marke Schaumie, eine Flasche Chlor-Reiniger, ein Bettbezug, mehrere Handtücher, Verbandsmaterial, eine Flasche Liquid Axtesie inklusive eines Tropfes, ein oder mehrere Reinigungstücher. Zum Schluss schrieb sie einen leeren Pizzakarton darunter. Bevor sie sich auf den Weg machten, tranken sie noch in Ruhe ihren Kaffee bzw. Tee aus. Ausnahmsweise fuhr heute Leni, weil sie den Weg zur Herrmannstraße bereits kannte. Die Straßenverhältnisse machten ihr zu schaffen, war sie Schnee nicht gewohnt. In Hamburg und Lübeck schneit es nun einmal nicht soviel, wie hier in Karlsruhe. Und wenn doch, bleibt er nicht so schnell liegen. Sichtlich erleichtert parkte sie direkt vor dem Kiosk. Mario Jukitsch hatte gerade seinen Kiosk geöffnet und sortierte die neuen Zeitungen in die entsprechenden Ständer und Fächer ein. Er stülpte eine durchsichtige Folie darüber um den Lesestoff vor dem Schnee zu schützen. Mario begrüßte sie gleich und bat die beiden Kommissarinnen nach innen in den Kiosk. Dann fragte er: „Was kann ich heute für sie tun?“ Micki: „Sie haben uns doch gesagt, dass sie den Schließzylinder auswechseln mussten, weil er mit Sekundenkleber blockiert wurde. Haben sie ihn noch?“ Mario: „Den habe ich in den Müll geworfen, es war nicht mehr viel übrig davon. Ich habe den Zylinder aufbohren müssen und ihn dann heraus geschlagen. Wenn sie wollen hole ich ihn aus der Tonne.“ Micki: „Das wäre sehr nett Herr Jukitsch.“ Und Mario machte sich auf den Weg in den Innenhof zu den Mülltonnen. Nach fünf Minuten kam er wieder und übergab Leni die traurigen Reste des Zylinders. Dabei fragte er: „Warum brauchen sie ihn denn, wenn man fragen darf?“ Leni: „Für eine forensische Untersuchung des Klebers. Anhand der Rückstände, können unsere Spezialisten feststellen, wann der Kleber aufgebracht wurde. Aber eine andere Frage. Der Pizzabote, der am Sonntag die Pizzen für Haberle’s gebracht hat, sagte aus, das er beim verlassen des Hauses beinahe über zwei schwarze Müllsäcke auf dem Treppenabsatz bei ihnen gestolpert wäre. Haben sie die Müllsäcke auch bemerkt?“ Mario: „Ja die habe ich auch gesehen, waren die nicht von Haberle’s? Ich dachte da sei Schmutzwäsche vom Urlaub darin, deshalb habe ich sie stehen lassen. Sie waren ja am nächsten Morgen weg. Wieso, gehörten sie denn nicht den Haberle’s?“ Leni: „Nein. Sie könnten vom Mörder da abgelegt worden sein. Könnten wir von ihnen noch Fingerabdrücke haben? Wir brauchen sie, um sie mit den anderen Abdrücken zu vergleichen, um sie ausschließen zu können. Uns interessieren nur fremde Abdrücke, die nicht von den Hausbewohnern stammen.“ Bereitwillig gab ihnen Mario seine Fingerabdrücke. Von den Haberle’s brauchten sie keine, weil sie zur Tatzeit nicht anwesend waren. Dann verabschiedeten sie sich wieder und machten sich wieder auf den Weg. Mario hatte ihnen noch die Adresse und Telefonnummer der Hausverwaltung gegeben. Es war die Inter AG, die hier das Haus betreute. Wie sie später erfuhren, betreute die Inter AG insgesamt über 1200 Wohnungen in Karlsruhe und Umgebung. Als Nächstes stand der Besuch bei der Firma CSC GmbH auf der Liste. Dazu mussten sie zur Jakobistraße 31 fahren. Micki übernahm nun das Steuer. Aber auch sie rutschte mehr, als dass sie fuhr. Leni konnte es sich nicht verkneifen und meinte: „Man merkt sofort das du mehr Erfahrung bei Schnee hast, du rutscht viel eleganter als ich. Dafür habe ich wieder mehr Erfahrung bei Sturm.“ Beide lachten und Micki rutschte weiter in Richtung Jakobistraße 31. Eine halbe Stunde später, waren sie endlich dort. Vor der Eingangstür stand ein großes Schild, auf dem Call Service Center GmbH stand.