Lars Büttgenbach

Laurentius, Schmidtis 2. Fall


Скачать книгу

ion> Laurentius

      Imprint

      Laurentius, Schmidtis 2. Fall, „Keiner verlässt uns“

      von Lars Büttgenbach

      published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      Copyright: © 2013 Lars Büttgenbach

      ISBN 978-3-8442-6953-6

Für Vesna

      Prolog

      Wie immer war es ganz einfach. Niemand ahnte, dass der Mann im Maleranzug und mit der Leiter, etwas Böses im Schilde führte. Vorsichtig baute er das M93 zusammen, legte sich hin und wartete.

      ´Jetzt liege ich hier und warte´.

      Er machte eine Fingerkuppe feucht, hielt sie in die Luft und drehte danach eine viertel Umdrehung an der Justierschraube des Zielfernrohrs und schaute dann durch die Zieleinrichtung. Was er sah, jagte ihm einen Adrenalinstoß durch den Körper. Er sah sein Opfer, der Mann, den er gleich töten würde. Gerade trat er, in Shorts und Poloshirt gekleidet, aus der Eingangstür seines Hauses.

      Er schätzte die Entfernung auf ca. 800 m. Er richtete das Fadenkreuz auf den Kopf aus. Seine Atmung wurde langsam, sie stand fast still. Millimeter um Millimeter drückte sein rechter Zeigefinger gegen den Abzugshahn.

      Plötzlich beugte sich sein Opfer ab und ein rothaariger kleiner Junge sprang ihn an. Der Mann nahm den Jungen hoch und wirbelte ihn durch die Luft.

      Sofort ließ er die Spannung aus dem Zeigefinger.

      `O.K. dein Vater ist ein arrogantes Arschloch, aber du musst nicht mit ansehen, wie ich ihn kalt mache`.

      Er legte das Gewehr beiseite und setzte sich neben seinen Koffer. `Du Sau entkommst mir nicht. Ich habe Zeit´.

      Er nahm einen Schluck Milch und aß eines seiner Brötchen.

      Dann legte er sich wieder auf die Lauer und schaute durch sein Zielfernrohr. Nichts. Er ließ seinen Blick über das gesamte Gebäude streifen.

      Nichts.

      `Ich hätte die Sau töten müssen. Seinem Sohn hätte ich damit einen Gefallen getan. Das ist doch kein Vater, sondern einfach nur ein Arschloch. Aber was wäre, wenn ich den Kleinen getroffen hätte, er kann doch nichts dafür. Auf der anderen Seite, er wird bestimmt genauso wie sein Vater. Ich hätte der Gesellschaft damit einen weiteren Dienst getan.`

      Er stand wieder auf und nahm einen Schluck Milch.

      ´Bei nächster Gelegenheit verpass ich ihm eine, mit oder ohne Kind`.

      Er legte sich wieder hin. Langsam wurde ihm richtig heiß. Das ständige Gucken durch das Okular ermüdet ihn sehr. Er hatte das Gefühl langsam einzuschlafen. Da, eine Bewegung. Ein Fußball rollte die Einfahrt des Hauses herunter. Ein kleines Mädchen lief hinterher.

      ´Gehört die auch dem Bastard?` Das Fadenkreuz bewegte sich über den Rücken des blonden Kindes.

      ´Bang. Hihihi. Du wärst jetzt tot. Hihi`. Das Fadenkreuz zeigte nun auf einen schwarzen Nissan Micra, der schräg vor dem Haus stand. ´Bang. Du bist auch tot. Hihihi`. Er zielte nun auf einen Passanten, der an der Hauseinfahrt entlangging. `Bang. Bang. Bang. Hihihhi`

      Die Vorstellung, aus einem Versteck heraus Herr über Leben und Tod zu sein, machte ihn beinahe übermütig.

      Er bekam einen hysterischen Lachkrampf und rollte sich auf den Rücken. Nachdem er sich beruhigt hatte, ging er wieder in die Lauerposition.

      Kurz darauf, sah er, wie ein Mann mit Telefon in der Hand aus dem Wald kam. Er zielte auf seinen Kopf.

      Der Mann war dunkelhaarig, Mitte 40, sportliche Figur und hatte einen ernsten Gesichtsausdruck. Dann richtete er die Waffe wieder auf dem Hauseingang aus.

      `Da bist du ja und jetzt bist du reif`.

      Sein Opfer stand neben dem schwarzen Micra und hatte ebenfalls ein Telefon in der Hand.

      Das Fadenkreuz bewegte sich auf die Brust des Mannes. Sein Atem wurde flach. Volle Konzentration. Der Zeigefinger drückte den Abzug langsam zurück.

      Ein Knall durchschnitt die Luft.

      Kapitel I

      Der Drogentote

      „Morgen Schmidti“.

      Eigentlich hasste es Kommissar Frank Schmidt, wenn die Kollegen ihn Schmidti nannten, doch der Beamte am Eingang des Polizeipräsidiums war ein alter Sportkamerad. Mit ihm hatte Schmidt ein paar Jahre im Polizeisportverein Ju-jutsu trainiert. In gemäßigtem Tempo ging er die Treppe herauf. Bevor er in seinem Büro ankam, machte er halt am Kaffeeautomaten und zog sich einen Capuccino. Kaum hatte er die Tür zu seinem Büro geöffnet, da klingelte auch schon das Telefon.

      „Kommissariat 10. Hauptkommissar Schmidt am Telefon, was kann ich für sie tun?“

      „Hallo Schmidti! Ich bin es, Caroline. Du warst doch gestern bei dem russischen Junkie dabei, ich glaube da stimmt was nicht.“

      Dr. Caroline Schwarzbach, von Beruf Pathologin, arbeitet von Fall zu Fall mit dem Mordkommissariat zusammen. Da es in Wuppertal aber höchst selten Mordfälle gab, verdiente sie ihre Brötchen als Unfallchirurgin im Klinikum Barmen.

      Am gestrigen Tag hatte sie den Auftrag bekommen einen russischen Drogentoten zu begutachten. Schmitti hatte die Untersuchung vor Ort übernommen. Laut Dienstanweisung musste jeder Drogentote dem Pathologen zur Ansicht überstellt werden. Kommissar Schmidt tat dies und hielt es ansonsten aber für einen Routinefall, eben ein ganz „normaler“ Drogentoter, wie es in Wuppertal 3- bis 4-mal pro Jahr vorkommt.

      „Och, Caroline. Was soll denn schon sein? Ein Russe hat sich eine Überdosis verpasst, weiter nichts.“ sagte Schmidt.

      „Frank, mich macht nur stutzig, dass ich keine weiteren Einstiche gefunden habe.“

      „Hast du denn auch schon an den Beinen und zwischen den Zehen geschaut?“

      „Ja, natürlich“ Caroline Schwarzbach klang ein wenig eingeschnappt. „Und ich habe auch sonst keine Anzeichen auf Drogenmissbrauch gefunden.“

      Schmidt dachte an den gestrigen Tag zurück, als man den Toten in seiner Wohnung gefunden hatte. Der Zustand der Wohnung hatte ihn überrascht.

      Normalerweise waren die Wohnungen von Drogensüchtigen stark verschmutzt, diese machte jedoch einen adretten, wohnlichen Eindruck. Außer einem halbvollen Glas Cola und einem leeren Pizzakarton war überhaupt kein Unrat zu finden.

      „Tja, mmh, es könnte ja der erste Versuch gewesen sein.“

      „Kann sein Schmidti, aber wie gesagt, ich habe auch sonst keine Anzeichen für Drogenmissbrauch in seinem Körper gefunden. Und die Crack-Pfeife, die du mitgeschickt hast, war vor Monaten das letzte Mal im Einsatz.“ Schmidti hatte bei seiner Tatortbesichtigung, in der linken Hosentasche des Opfers eine kleine Crack-Pfeife nebst zwei Crack-Bubbles gefunden.

      „O.K. Caroline. Schick mir bitte deinen Bericht. Ich mach mir ein paar Gedanken dazu. Bis dann.“

      Der Kommissar stand auf und goss erst mal sein Bonsaibäumchen. Er liebte eigentlich Pflanzen und bewunderte Menschen, die mit ihnen umgehen konnten. Die meisten seiner Pflanzen überlebten in der Regel nicht die ersten zwei Monate, entweder goss er sie zu wenig oder zu viel. Sein jetziger Bonsai war aber schon über vier Monate alt und es schien, dass es sich um ein besonders widerstandsfähiges Exemplar handelte.

      Als er an der Pflanze rumfummelte, ließ er sich die gestrige Szenerie noch einmal durch den Kopf gehen. Am Ende seiner Überlegungen rief er den Bezirksbeamten von Vohwinkel, Ralf Vierlings, an und verabredete sich zu einer erneuten Ortsbesichtigung.

      Das Haus, vor dem er sich mit Vierlings traf, war in einem guten Zustand und lag etwa 50 von der Schwebebahnhaltestelle Bruch entfernt. Schmidt ärgerte sich darüber, dass er keinen Parkplatz gefunden hatte. Zu guter Letzt hatte er seinen BMW einfach auf dem Lidl-Parkplatz abgestellt, was ihm 10 Minuten Verspätung einbrachte.

      Ralf Vierlings