stand er auf, und rannte aus dem Raum. Alle Seminarteilnehmer schauten ihn verwundert hinterher. Zehn Sekunden später, im Seminarraum herrschte immer noch schweigen, kam er zurück, nahm seine Jacke vom Stuhl und rannte wieder raus. Kurz darauf ging noch einmal die Tür auf, er streckte seinen Kopf hinein und sagte:
„Ach ja, das Seminar ist für heute beendet.“
Auf dem Weg zum Auto nahm er sein Handy, um seinen Assistenten Charly Meier anzurufen. Charly Meier heißt eigentlich Detlev Meier, aber er selbst stellt sich immer nur mit Charly vor.
Frank Schmidt schätzte seinen Assistenten überaus hoch ein, auch wenn sein Auftreten, gewöhnungsbedürftig war. Nicht nur, dass er einen ernormen Bauchumfang besaß, sondern er hatte auch einen etwas gewöhnungsbedürftigen Kleidungs-geschmack. So konnte es durchaus vorkommen, dass er zu einer Anzugshose ein Hawaihemd kombinierte, oder dass er im Sommer zu einer kurzen Hose Sandalen, mit hochgezogenen weißen Socken trug.
„Hallo Charly, Frank hier. Ich komme ins Präsidium, kannst du mir die Akte von dem Fall Dimitri Smirnov raussuchen?“
„Jetzt noch? Es ist Freitagnachmittag, ich wollte eigentlich Schluss machen.“
„Ja, ich weiß, es ist aber dringend. Also dann, ich bin in 30 Minuten da.“
Schmitt beendete das Gespräch, noch bevor sein Assistent widersprechen konnte.
Kapitel III
„Ein Fahrradfahrer zu viel“
´Schon wieder so ein bescheuerter Radfahrer und schon wieder fährt er immer die gleiche Route. Wann werden die Leute endlich merken, dass Sport Mord ist, besonders, wenn ich in der Nähe bin?´
Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht. Er hatte wieder mal alles genau geplant. Seine Einweghandschuhe spannten über den Fingern. Diesmal wollte er das Auto im Baldeney-Stausee versenken. Er hatte seinen eigenen Wagen extra oberhalb an der Straße geparkt. Er würde vorher alle Scheiben herunter drehen. In den Kofferraum hatte er schon Löcher gebohrt und den Wagen vollgetankt, so dass er schnell untergehen würde.
Sicher dieser Plan war etwas gewagter. Zum einen musste er mit dem Auto zwei Stunden überbrücken, bis es endgültig dunkel wurde. Hierfür hatte er sich einen kleinen Parkplatz in Hilden ausgesucht. Zum anderen könnte er bei dem Versuch den Wagen zu versenken entdeckt werden. Er war jedoch bereit das Risiko einzugehen.
´So, da kommst du ja. Du neunmal kluger Besserwisser. Hältst dich also für einen Supertypen. Gleich ist es soweit, und all deine Weisheit geht den Bach runter. Kein Mensch wird dich vermissen, dich und deine schlauen Sprüche. Komm schon, noch 200 hundert Meter, dann ist es vorbei mit deiner lächerlichen Existenz´.
Er startete den Motor.
`Dich dumme Sau braucht keine Gesellschaft. ´
Er legte den ersten Gang ein.
´Jetzt bis du reif. Denn Sturz von dieser Brücke wirst du nicht Überleben ´
Urplötzlich blieb der Radfahrer stehen, griff mit seiner Hand in die Rückentasche und holte ein Blackberry-Handy heraus. Nach einem kurzen Gespräch wendete er sein Rennrad und sauste den Berg herunter.
Er starrte dem Radfahrer ungläubig hinterher und kaute an den Fingernägel. Nach einer halben Stunde fuhr er los.
Kapitel IV
Die Aktenstudie
Nachdem der Kommissar den kompletten Fall durchgelesen hatte und nichts Neues entdeckte, kam er zu dem Entschluss mit der Pathologin Caroline Schwarzbach zu reden. Er konnte sie jedoch nicht erreichen, es meldete sich nur der Anrufbeantworter. Also rief er kurzerhand bei ihrem Ex-Mann an.
„Wilfried Schwarzbach“
„Ja, hallo Wilfried, Frank Schmidt spricht hier. Ich wollte...“
„Ach hallo Schmidti, schön das du dich auch mal meldest, wie kann ich dir weiterhelfen?“
„Na ja, eigentlich wollte ich gar nicht mit dir reden, sondern mit deiner Ex-Frau Caroline.“
„Ich fürchte, da kann ich dir nicht weiterhelfen. Weißt du, die Mädchen sind heute zu mir gekommen und übernachten bei mir. Ich glaube, wenn ich mich recht entsinne, dann wollte Caro mit ihrer Freundin erst einkaufen und dann ins Opernhaus gehen, heute Abend läuft doch Don Giovanni. Sie ist glaube ich jetzt noch beim Friseur. Sie müsste so gegen 18.00 Uhr zu Hause sein.“
Um Punkt 18.00 Uhr stand Frank Schmidt mit einer Flasche Wein in der Hand vor Carolines Haustür und klingelte. Die Tür ging auf.
„Frank. Du?“
„Ja, hallo Caro. Ich wollte eigentlich mit dir in die Pathologie und mit dir den Fall Smirnov…“
„Was willst du? Weißt du eigentlich, dass ich meinen freien Abend habe? O nein, nein, nein, dass kannst du dir abschminken. Nimm die Flasche Wein weg und geh. Ich will Don Giovanni sehen.“
„Caroline bitte, wir müssen ins Institut, ich muss den vollständigen pathologischen Bericht sehen.“
„Du willst mir erklären, dass ein Fall, der 10 Monate her ist...“
„5 Monate“
„...der 5 Monate her ist, so wichtig ist, dass ich auf meinen ersten freien Abend seit Monaten verzichte?“
„Bitte Caroline, es ist wichtig, ich hab da so eine Vermutung. Ich besorg dir auch eine DVD von der Oper.“
„Eine DVD, bist du eigentlich wahnsinnig. Hast du dir jemals eine Oper LIVE angehört?“
Frank Schmitt musste sich eingestehen, dass er es noch nie geschafft hatte, eine Oper bis zum Ende zu sehen, geschweige denn zu hören. Er hörte viel lieber Rock Musik. Ja wenn Caroline zu einem Rolling Stones Konzert gegangen wäre, dann hätte er mit reden können, aber so?
„O.K. O.K. Wie sieht es nach der Oper aus? Können wir dann ins Geschäft kommen?“
Caroline setzte ein hämisches Grinsen auf und Schmitt hatte eine böse Vorahnung.
„Nur wenn du mitkommst, ich hab nämlich noch eine Karte, weil Isabellas Sohn krank geworden ist. Wenn du mitkommst und mir Gesellschaft leistest, können wir nachher ins Institut fahren.“
Schmitt biss in den sauren Apfel und ließ Don Giovanni über sich ergehen.
Nach schier endlosen drei Stunden, nur kurz durch eine Pause mit Bier und Laugenbrezel unterbrochen, hatte das Warten ein Ende. Endlich starb Don Giovanni, die Menge begann mit tosendem Beifall zu klatschen. Der Kommissar stand auf, um das Gebäude so schnell wie möglich zu verlassen.
Caroline Schwarzbach stand auch auf und war entzückt. Etwas verunsichert merkte Frank Schmitt, dass die anderen Gäste nach und nach auch aufstanden, aber weiterklatschten. Es war ihm somit unmöglich geworden rauszugehen, also klatschte er, wie die anderen auch, mit. Er wusste gar nicht, wie lang eine Oper nach dem Schluss noch weiter gehen konnte. Nicht nur, dass er das Gefühl hatte, jeder Sänger müsse sich einzeln vom Publikum verabschieden, es gab auch noch fünf Zugaben. Als er endlich nach einer weiteren geschlagenen Stunde das Opernhaus verließ, hakte sich Caroline bei ihm unter und sagte:
„Wer hätte das gedacht, Monsieur Schmitt, ich bin beeindruckt, sollte in ihnen doch noch ein Opernkenner erwachen? Falls die Stones mal in der Nähe sind, würde ich mich über eine Einladung sehr freuen.“
Schmitt machte gute Mine zum bösen Spiel.
Nachdem die beiden im forensischen Institut angekommen waren, wühlten sie sich durch die Akten und Computerberichte. Im Prinzip hatte sich an der Sachlage nichts geändert.
Irgendwann fragte Caroline, „Sag mal, wie bist du plötzlich auf die Idee gekommen, dass es sich bei dem Tod des Junkies um Mord handelte?“
Der Kommissar erzählte der Pathologin von seinem Seminar und den Ausführungen des Polizeianwärters. Mittendrin sprang Caroline