Редакция журнала Цветники в Саду

Цветники в Саду 12-2015


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die Lieferung für La Rochelle vorbereitet. Auch Onkel Clemens und Tante Nathalie wollten morgen abreisen. Die Ladung vertrug auch keinen weiteren Aufschub. Von irgendwo hörte ich Hundegebell und ein wenig später schlossen sich die Vettern der Nachbarschaft dem Konzert an. Das Bellen wurde immer lauter, bis es abrupt aufhörte. Es war Frühstückszeit, wahrscheinlich auch für Hunde. Oder hatte ein Eimer Wasser ein Übriges getan? Die ersten Sonnenstrahlen zeigten sich in der Katharinenstraße und ich freute mich auf diesen wiederum besonderen Tag.

      Die Konstanze musste sich heute bewähren. Soweit man von einem richtigen Test auf der Unterelbe sprechen kann, wird doch erst die Fahrt nach Grönland eine Bewährungsprobe für unser Schiff sein und als eigentliche Jungfernfahrt gelten können. Mit echten gefährlichen Naturschauspielen: tagelange Stürme, meterhohe Eisberge, haushohe Wellen und weit verbreitetes Packeis. Wir konnten jetzt nur ausprobieren, ob alles funktioniert, was der Walfänger so zu bieten hatte.

      Nach und nach versammelte sich die Familie zum Frühstück. Wir sprachen natürlich über die Schiffstaufe. Alle waren sehr zufrieden mit dem Verlauf der Feier. Vater sprach von einem guten Eindruck, den er von der Mannschaft hat. Die Hamburger Matrosen verstanden sich mit den Sylter Matrosen.

      „Ich glaube, da auch die Aufgaben klar verteilt sind, wird es keine Probleme an Bord geben“, sagte er. Onkel Clemens und ich bestätigten seine Meinung. Dann erinnerte ich mich an unser Gespräch mit Onkel und Tante und richtete das Wort an meinen Vater:

      „Onkel Clemens, Tante Nathalie, Lisa und ich hatten gestern festgestellt, dass wir uns viel zu selten sehen. Deshalb wollte ich dich fragen, ob Lisa und ich im nächsten Jahr mit unserem Handelsschiff nach La Rochelle mitfahren dürfen?“

      „Tolle Idee, Caspar! Mutter und ich hatten auch schon daran gedacht einmal wieder zusammen dort hinzu fahren. Ich bin sicher, eine Reise nach La Rochelle müsste im nächsten Jahr möglich sein.“

      Tante Nathalie ergänzte: „Wir würden uns freuen, euch alle bei uns zu sehen!“

      Onkel Clemens meinte uns den Besuch zusätzlich schmackhaft machen zu müssen:

      „Durch den Amerika-Handel hat sich unsere Stadt sehr verändert. Über Quebec in Neufrankreich kommen viele Pelze nach La Rochelle. Außerdem Ahornsirup und andere Spezialitäten. Und wir schicken im Gegenzug Wein, Salz und vieles mehr. Da unsere Waren wesentlich schwerer sind, als die Kanadischen, beschweren die Kolonisten ihre Felle mit Steinen. Und zwar die schönsten Steine, die man sich nur vorstellen kann. Sie haben eine samtartige rosa glitzernde Farbe. Ihr fragt euch nun, was soll das alles? Was haben sich wohl unsere Ratsherren gedacht? Was kann man anfangen mit diesen Steinen?“

      „Ihr habt einen Steinwall ans Meer gebaut, zum Schutz vor Stürmen!“, fiel Josephine ein.

      „Nein, aber die Idee von dir, Josephine, ist ziemlich gut. Sie ließen die Altstadt mit den Steinen pflastern und es sieht einzigartig schön aus!“

      Jacob sagte nun auch etwas dazu: „ Die Steine sind wirklich etwas Besonderes. Wenn man nach Kanada kommt, findet man diese Steine wie Sand am Meer! Vielleicht sollten wir deshalb unsere andersartigen Steine nach Quebec schicken, damit die Kolonisten auch einmal „besondere“ Steine bekommen. Ich weiß natürlich, dass die Leute dort ganz andere Probleme haben. Um es noch einmal klar zu stellen, wir fahren nicht nach Quebec, sondern wir fahren ausschließlich nach Neu Orléans. Die Stadt ist noch keine 40 Jahre alt. Da ist alles noch im Aufbau. Nur eines ist sicher, sie werden niemals Steine liefern, da die Umgebung von Neu Orléans aus Sumpf und Wasser besteht.“

      Nachdem wir diesen Punkt geklärt hatten, war Aufbruchsstimmung in der Katharinenstraße angesagt. Die Frauen konnten den Tag noch einmal für einen Stadtbummel nutzen, während wir Männer zum Schiff gingen. Vater wollte sich davon überzeugen, dass auch die ganze Mannschaft nach der Taufe die Probefahrt bestreiten wird. Einige Seeleute konnten abends nicht mehr selbstständig den Weg zur Unterkunft finden. Besonders den Sylter Matrosen schmeckte das Hamburger Bier.

      „Ich bin neugierig, ob denn alle den Weg zur Werft heute Morgen finden werden“, sagte er. Auf der Werft wurde wieder gearbeitet. Der Schiffszimmerer-Wirt war dabei mit seinen Helfern, die Spuren der Schiffstaufe zu beseitigen. Mein Vater lobte ihn nochmals, für das gute Gelingen der Feier. Dann sahen wir die Konstanze. Majestätisch lag sie am Werftsteg. Die Segelmacher verließen gerade das Schiff. Sie hielten den Zeitplan ein, auch wenn es recht knapp wurde. Wir sahen Kapitän Broder. Er zählte seine Mannschaft durch.

      „Wie ist die Lage, Kapitän Broder? Sind alle Mann an Deck?“ fragte Onkel Clemens.

      „Nee, zwei Mann fehlen!“, antwortete er ärgerlich mit seiner krächzenden Stimme.

      Mein Vater stellte klar: „Dann holen wir beide aus dem Bett. Caspar, geh` zum Wirt und schicke ein Fuhrwerk ins Logishaus. Fahr` am besten selbst mit und komm` nicht ohne die Männer zurück. Dienst ist Dienst!“

      Also, meine erste Aufgabe des Tages war, betrunkene Seeleute aus dem Bett zu holen. Da kannte mein alter Herr keine Gnade. Derweil teilte Kapitän Broder die Mannschaft ein und besprach mit jedem Einzelnen dessen Aufgabe. Mein Vater und Onkel Clemens organisierten die noch fehlenden Dinge. Ich hatte Jacob gefragt, ob er mitkommen will und wir erledigten die heikle Angelegenheit zusammen.

      Die Seeleute lagen tatsächlich noch in den Betten. Nach mehrmaligem Wecken, ohne Erfolg, holten wir einen Eimer mit kaltem Wasser und konnten nach 20 Minuten mit dem Fuhrwerk zurück fahren. Die Männer waren in einem erbärmlichen Zustand. Aber das war nicht unser Problem. Wir sollten sie nur zum Schiff bringen. Das taten wir auch. Der frische Wind auf dem Fuhrwerk wirkte wie Medizin für die Sylter Seeleute. Als wir ankamen, konnten sie zumindest schon gucken!

      „Mit dem gehen kriegen die das auch noch hin“, sagte ich zu Jacob und er grinste.

      Auf dem Schiff war soweit alles geregelt. Der Wirt brachte ein Paket zum Werftsteg. Es war für mich. Erstaunt öffnete ich das Paket. Es war von Josephine, zusätzlich mit einem Brief versehen. Ein gestrickter Pullover kam mir entgegen. Offenbar fertigte meine Schwester dieses Prachtstück in meiner Abwesenheit. Nur sie weiß doch erst drei Tage von meiner Grönlandfahrt! Ich las hektisch den Brief.

      Darin schrieb sie:

      >> Lieber Caspar, damit du in Grönland nicht frieren musst, habe ich dir diesen „Pelz“ gestrickt. Da er ursprünglich für Hinrich gedacht war, habe ich ein paar Änderungen vornehmen müssen. Du sollst nur wissen, dass ich in jedem Fall einen Pullover gestrickt hätte, selbst wenn du anfangs für die erste Fahrt vorgesehen wärest! Komm gefälligst gesund wieder - deine dich liebende Schwester, Josephine <<

      Ich war platt! Sie hatte mich mit dem Paket völlig überrascht. Ich starrte verweilend auf den Fockmast des Schiffes und bemerkte erst etwas später, dass eine Horde von Seeleuten und zusätzlich Jacob, um mich herum standen und neugierig schauten. Ich wollte mir noch mehr Zeit gönnen, um darüber nachzudenken. Doch die Situation erforderte eine Veränderung meines äußeren Eindrucks, den ich geradewegs bei den Seeleuten hinterließ.

      „Schön grün ist er!“, sagte ich und ging zur Tagesordnung über. Ich suchte den Kapitän, der am Steuer stand und mit dem Bootsmann Jan die Mannschaften positionierte. Er zeigte auf den größten Mast, wo ich rauf sollte. Die Seeleute warteten angespannt auf das Kommando vom Bootsmann, um die Segel aus der Gefangenschaft zu befreien und den Walfänger in Bewegung zu setzen. Dann endlich bewegte sich das Schiff allmählich vom Anleger, wo die Schiffszimmerer standen und winkten. Auch die Handwerker der anderen Schiffsbauten ließen ihre Arbeit liegen und wendeten sich der Konstanze zu. Es war jedes Mal ein Triumphzug, wenn ein fertig gestelltes Schiff der Werft entrückte. Dem konnte sich kein Schiffbauer entziehen, ob er nun einfacher Arbeiter war oder Konstrukteur. Wie hatten wir den Augenblick der Fertigstellung herbei gesehnt. Vater und Hinrich unterhielten sich wochenlang nur über Probleme, die nur durch den Bau des Walfängers begründet waren. Zusätzlich trieben die Verzögerungen des Schiffsbaus die Kosten in die Höhe. Doch das alles lag jetzt hinter uns und ich fühlte mich stark in die Pflicht genommen, den Walfang erfolgreich mit Jacob abzuschließen.

      Mit wackligen Beinen kletterte ich die Wanten herauf. Es roch nach frisch verarbeitetem