Patricia Vandenberg

Das Amulett Staffel 3 – Liebesroman


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sehr, daß Du um eine Erfahrung reicher geworden bist. Wenn Du Dich überzeugen willst, daß es wahr ist, was ich Dir schreibe, dann komm her! Du wirst dann auch Tante Henny kennenlernen, die ich von ganzem Herzen liebgewonnen habe, und von der ich mich nicht mehr trennen will.«

      Sie ist genauso verrückt wie Annette, dachte Bob Webster, wenn auch in anderer Beziehung. Über solche Ergüsse konnte er nur spöttisch lächeln, aber daß sich das Amulett dort befinden sollte, versetzte ihn in Erregung. Ihm kam eine Idee, eine prächtige Idee, wie er fand, und er war auch sofort bereit, sie in die Tat umzusetzen.

      *

      Ich muß weg von hier. Ich kann hier nicht bleiben, dachte Annette. Bob Webster war es zuzutrauen, daß er wiederkam und sie erneut bedrängte. Wenn nun ihre Befürchtung Gewißheit wurde und er jener Mann war, der Almut von Thalau ins Unglück gestürzt hatte, wenn Magnus ihn sah und auf schlimme Vermutungen kam? Es war nicht auszudenken.

      Was sollte sie nur tun? Wie würde er es verstehen, wenn sie ihm alles offenbarte und um seinen Rat bat? Wer aber konnte ihr sonst helfen?

      Sie rang sich zu einem Entschluß durch und wählte Thalaus Nummer. Aber niemand meldete sich. Ebenso erging es ihr, als sie dann Holger anrufen wollte. Deprimiert saß sie vor ihrem Schreibtisch und zwang sich zur Ruhe.

      Wenig später teilte sie Thilde mit, daß sie ein paar Tage verreisen wollte.

      »Ich werde Fee besuchen«, erklärte sie.

      Thilde schien sich darüber zu freuen. Eilends packte Annette ein paar Sachen zusammen und fuhr bald darauf in ihrem Wagen davon.

      *

      Während Lis ihre Tanzpartner ständig wechselte, hatte Holger Felicia aus dem Saal geführt. Endlich waren sie allein.

      »Was muß ich dir alles versprechen, daß du mir glaubst, Fee?« fragte er zärtlich.

      »Gar nichts mehr. Wenn du nur da bist«, erwiderte sie.

      Er nahm sie so stürmisch in die Arme, wie man es ihm nicht zugetraut hätte, und dann küßte er sie.

      Felicia war restlos glücklich. Alle Wünsche gingen in Erfüllung. Plötzlich gab es keine Zweifel mehr.

      »Tante Henny wird sprachlos sein«, sagte Felicia schließlich.

      »Das glaube ich nicht. Sie wird eher fürchten, daß du wieder so abweisend zu mir sein könntest.«

      »Sie weiß, daß du da bist?« fragte Felicia verwundert.

      »Ich wußte ja gar nicht, daß du den Ball besuchst. Sie hat es mir gesagt, als ich dich suchte.«

      »Dann müssen wir aber ganz schnell zu ihr gehen und ihr sagen, daß sie ruhig schlafen kann«, meinte Felicia schelmisch.

      Er konnte sich gar nicht sattsehen an ihr, so entzückend sah sie aus. Völlig verwandelt war sie, und zum erstenmal bemerkte er auch das Amulett.

      »Was trägst du denn da für Werte mit dir herum«, meinte er kritisch.

      »Ich habe es geschenkt bekommen«, erwiderte sie.

      »Von wem?« fragte er sogleich eifersüchtig.

      »Nicht von einem Mann«, erwiderte sie lachend. »Ich erzähle es dir, während wir zu Tante Henny gehen.«

      Das tat sie dann auch, und er kam aus dem Staunen nicht heraus. »Willst du etwa behaupten, daß ich es nur dem Amulett zu verdanken habe, wenn du jetzt nicht mehr so widerborstig bist?« wunderte er sich.

      »Nein, ich glaube eher, ich verdanke es ihm, daß du bei mir bist und mich liebhast«, erwiderte sie.

      »Daß ich dich liebe«, berichtigte er. Dann verhielt er den Schritt und legte seinen Arm noch fester um sie. »Und das darfst du nie vergessen«, flüsterte er. »Jetzt erst recht nicht!«

      Felicia folgte seinem Blick und entdeckte Annette, die eben aus der Hoteltür trat.

      Annette hatte die beiden ebenfalls entdeckt. Langsam gingen sie aufeinander zu.

      »Fee, Holger?« Annettes Stimme klang gepreßt.

      Felicia umarmte sie. »Hast du meinen Brief schon bekommen?« fragte sie hastig. »Du warst wohl sehr neugierig? Holger ist heute mittag gekommen.« Sie geriet ins Stocken.

      »Und wir haben uns soeben verlobt«, fügte er rasch hinzu.

      »Dann komme ich ja gerade recht, um euch Glück zu wünschen«, meinte Annette. »Nein, deinen Brief habe ich nicht bekommen, Fee. Ich bin… Aber ich will dich jetzt nicht mit meinen Sorgen belästigen. Ich störe wohl sehr?«

      »Du störst gar nicht. Jetzt werden wir zu Tante Henny gehen und gemeinsam feiern.«

      Zum Feiern war es Annette gar nicht zurnute, obgleich sie ihrer kleinen Schwester das Glück von Herzen gönnte. Ihre eigenen Sorgen wurden dadurch nicht geringer, wenn sie augenblicklich auch in den Hintergrund gedrängt waren.

      Felicia war in einer Stimmung, in der sie nichts erschüttern konnte. Sie bemerkte Annettes bekümmerte Miene gar nicht. Doch Holger konnte sie nicht täuschen, so sehr sie sich auch zusammennahm.

      »Wovor hast du Angst, Annette?« fragte er schließlich leise. »Was ist geschehen?«

      Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Nichts ist, laßt euch nicht stören. Ich bin froh, daß du dich für Fee entschieden hast. Du darfst nicht denken, daß ich darüber enttäuscht bin, Holger.«

      Da trat Felicia zu ihnen, und jetzt bemerkte Annette das Amulett. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Unwillkürlich klammerte sie sich an Holgers Arm. Alles um sie schien sich zu drehen. Felicia sprach beruhigend auf sie ein.

      »Erschrick nicht, Annette! Ich schrieb dir ja, daß das echte Amulett hier ist. Frau Schönhofer hat es mir geschenkt, nachdem sie deine Geschichte erfahren hatte. Ich habe es nur deinetwegen angenommen. Daß es mir auch Glück gebracht hat, ist ein reiner Zufall.«

      »Wie man es nimmt«, mischte sich Holger ein. Sanft schob er die schwankende Annette vor sich hier, bis sie in Tante Hennys Zimmer in einen Sessel sinken konnte.

      »Nein, ich habe keinen Brief bekommen«, flüsterte sie tonlos. »Ich bin gekommen, weil Bob Webster wieder aufgetaucht ist.«

      Ein paar Sekunden herrschte Totenstille. Felicia schwieg, weil sie sehr erschrocken war, Tante Henny und Holger, weil sie nicht wußten, was das bedeuten sollte.

      Felicia fing sich zuerst. »Will er etwa die restlichen vierhundertfünfzigtausend für die lächerliche Imitation kassieren?« fragte sie empört, um sich dann erst bewußt zu werden, daß die anderen ja nicht über die Vorgänge unterrichtet waren.

      »Entschuldige, Annette«, lenkte sie rasch ein, »ich wollte dich nicht bloßstellen.«

      Annette stützte den Kopf in die Hand. »Was soll ich noch verheimlichen«, flüsterte sie. »Ich weiß ja ohnehin nicht mehr aus noch ein. Ich habe Angst. Ich wollte nicht mehr daheim bleiben, deshalb bin ich zu dir gekommen.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Das ist also Tante Henny«, fuhr sie fort. »Ich bedaure es sehr, daß ich mich so einführe.«

      »Aber das macht gar nichts«, erwiderte Frau Henny. »Schütten Sie nur Ihr Herz aus, Fräulein Lorenzen, wenn es Ihnen danach zumute ist. Hier kann Ihnen niemand etwas anhaben. Wir sind ja da.«

      Annette sah sie lange an. »Wie lieb Sie sind«, dankte sie mit belegter Stimme. »Warum hat Fee Sie nicht einfach mit zu uns gebracht?«

      »Das ist eine verzwickte Sache«, meinte Tante Henny. »Aber jetzt erst zu Ihnen.«

      Dann begann Annette zu erzählen.

      *

      Als Holger aus dem Lift stieg, begegnete ihm ein Mann, der eine vage Erinnerung in ihm weckte. Hatte er ihn nicht einmal flüchtig an Annettes Seite gesehen, ging es ihm durch den Kopf.

      Der Gedanke ließ ihn nicht los, während er nach den Schönhofers Ausschau hielt, die er endlich auf der