Magda Trott

PUCKI (Buch 1-12)


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Teck.«

      »Werd' ich schon machen, Vati! Pucki hat doch so 'ne schöne Decke gearbeitet.«

      Rose sah auf ihre leeren Hände. Die von ihr gefertigte Decke war das Eigentum der Frau Sandler geworden, denn Rose hatte das Bedürfnis gehabt, der guten Tante, die ihr so viel Freude bereitete, etwas zu schenken.

      »Soll ich der alten Großmutter Blümchen pflücken?«

      »Tu das, mein Kind«, erwiderte Frau Sandler, »sie wird sich darüber freuen.«

      »Aber ich schenke ihr doch was Schöneres, Mutti? Eine Handarbeit, hast du mal gesagt, macht dir immer die meiste Freude.«

      »Die alte Frau wird sich auch über die Blümchen freuen, Pucki.«

      »Na, dann wollen wir mal sehen, worüber sie sich mehr freut. Ich glaube doch, sie freut sich über die Decke am meisten.«

      Nach einer halbstündigen Wanderung kam das schmucke Häuschen in Sicht. Erst hatte man noch an einigen Feldern entlang zu gehen, auf denen das Korn hin und her wogte. Blaue und rote Blumen waren zwischen den Halmen sichtbar.

      Mit einem Freudenruf eilte Rose darauf zu. Oh, wie leicht würde es sein, aus allem was es hier gab, einen schönen Strauß zusammenzufügen.

      Eine Ähre ragte hoch über die andern hinweg. Unwillkürlich blieb Roses Blick an ihr haften. Die sollte das Allererste sein, was sie für ihren Strauß haben wollte. Schon streckte sie die Hand danach aus.

      »Halt, halt! Nicht so stürmisch, Kind.« Frau Sandler hielt sie zurück, »du darfst keine von den Ähren abreißen.«

      »Ach ...« Rose wurde dunkelrot, ohne eigentlich zu wissen warum.

      Die Försterin strich ihr lächelnd über das Haar. »Ein Kornfeld, mein Kind, ist etwas Heiliges, an dem niemand sich vergreifen darf.«

      Mit großen Augen blickte Rose auf die sich im Winde wiegenden Ähren hin.

      »Daß ein Kornfeld einmal so aussehen könnte, habe ich nicht gewußt. Wir machten im Frühling einmal eine Wanderung mit unserem Lehrer, und dabei kamen wir an ein Feld, das wir für eine Wiese hielten, denn es sah aus, als wüchse Gras darauf. Er aber sagte, das sei ein Kornfeld, und nun ... und nun ...«

      »Ganz recht. Wenn die Saat aufgegangen ist, sehen die Hälmchen zuerst nicht viel anders aus als Gras. Dann aber werden sie höher und immer höher, bekommen Ähren und blühen ...«

      »Und dann sind sie das liebe Brot«, fiel Pucki altklug ein.

      Die Mutter lächelte. »Nun, das nicht. Aber die Ähren enthalten schließlich Körner, und wenn das Getreide gereift, geerntet und ausgedroschen ist, kommen die Körner zur Mühle. Aus ihnen entsteht das Mehl, und aus diesem wird dann das Brot gemacht. Alle Halme, die du hier siehst, Rose, gehören dem Schmanzbauern. Wollte jeder Vorübergehende sich an den Ähren vergreifen, sie abpflücken oder die Halme gar niedertreten, würde er um den Lohn seiner Arbeit gebracht und müßte schließlich womöglich verhungern.«

      »Darf ich auch die schönen Blumen nicht pflücken?« fragte das Kind schüchtern.

      »Oh, doch, Kornblumen und den roten Mohn darfst du pflücken. Doch nur das, was du vom Wege aus erreichen kannst. Aber sehr vorsichtig mußt du sein, damit du keinen Halm knickst.«

      »Und wie heißen diese hohen Halme?« fragte Rose schüchtern.

      »Ach, ihr armen Stadtkinder«, lachte der Förster, »wie vieles euch doch fremd bleibt von dem, was es in der schönen freien Gotteswelt gibt. Das ist Roggen, kleines Mädchen. Schau, dort drüben steht auch Getreide. Aber das ist Weizen, und von dem kommt das feine weiße Mehl für Brötchen und Kuchen, und dort hinten ...«

      »Oh – oh – oh!«

      »Was ist denn los!«

      »Der Osterhase!« rief Rose und schlug vor Verwunderung die Hände zusammen.

      Nun lachte Pucki laut auf. »Hast du gehört, Vati? Das soll der Osterhase sein, jetzt, wo wir im Sommer sind. – Der Osterhase! Das ist doch bloß ein ganz gewöhnlicher Hase! Ein Meister Lampe! Hahaha!«

      Pucki konnte sich kaum wieder beruhigen.

      »Du brauchst gar nicht so zu lachen. Wenn du einmal in die Stadt kommst, nennst du am Ende auch einmal dies oder das mit falschem Namen. Und dann kann Rose dich auslachen. Sie hat eben noch keinen lebenden Hasen gesehen.«

      Endlich war das Haus des Schmanzbauern erreicht.

      Erfreut begrüßte die Bäuerin die Ankommenden.

      »Wie wird sich die Mutter freuen, so lieben Besuch zu bekommen.«

      »Ich bringe ihr auch was mit, Tante Teck.«

      »Wer ist denn das da?«

      »Ein kleines Mädchen, das wir uns aus der großen Stadt geholt haben.«

      »Sie ist aber viel größer als du, Pucki. Sei uns herzlich willkommen, Kind. Nun rasch ins Haus, ich habe es mir schon gedacht, daß ihr heute kommen würdet. Großmutter hat dafür gesorgt, daß ihr einen schönen Rosinenkuchen bekommt.«

      Im Zimmer am Fenster saß der Schmanzbauer.

      Wortkarg, wie immer, begrüßte er die Gäste und auch Rose, die ein wenig verlegen ihren Feldblumenstrauß in den Händen hin und her drehte. Er hielt es aber nicht für nötig, während der Begrüßung die Pfeife aus dem Munde zu nehmen.

      Die Mutti näherte sich indessen der Großmutter und wünschte ihr das Allerbeste zu ihrem neunzigsten Geburtstage.

      Aber schon kam auch Pucki herbeigelaufen.

      »Großmutter, du alte Großmutter, ich habe was Schönes für dich gemacht. Sieh mal her, eine ganz bunte Decke. Die wird dir wohl gefallen. Und ich wünsche dir, daß du immer so schön alt bleibst und recht warm hinter dem Ofen sitzt. Und wenn ich wiederkomme, dann bäckst du wieder 'nen großen Kuchen mit Rosinen. – Freut dich die Decke, alte Großmutter?«

      »Freilich, freilich, du gutes Kind«, erwiderte die alte Frau mit zitternder Stimme.

      »Kannst du mit deinen Augen noch ein bißchen sehen, wie sie ist?«

      »O ja – was für eine schöne Decke, die du mir gestickt hast.«

      »Aber Großmutter, die ist doch geflochten.«

      »Richtig, richtig, sie ist geflochten. So eine schöne Decke.«

      »Nun gib auch die Blümchen, Rose«, mahnte Frau Sandler, »und sage der guten Großmutter deinen Glückwunsch.«

      Schüchtern reichte Rose die Blumen hin. »Ich wünsche dir alles Gute, alte Frau.«

      »Alte Großmutter, was freut dich denn mehr, meine Decke oder die Blumen?«

      »Beides freut mich herzlich.«

      Pucki war's zufrieden. Sie empfand süße Genugtuung darüber, daß ihre Handarbeit den Beifall der alten Frau fand, und darum schmeckte ihr der Rosinenkuchen ausgezeichnet. Rose war recht schüchtern, denn der Schmanzbauer mit seinem finsteren Gesicht flößte ihr Furcht ein. Sie war daher zufrieden, daß sie, nachdem man Kaffee getrunken hatte, wieder zur alten Großmutter ans Fenster gehen konnte, um ihr die Wolle zu entwirren.

      Pucki dagegen ließ sich von dem Schmanzbauern in die Ställe mitnehmen. Sie interessierte sich für die Pferde, die so hübsch gescheckt waren.

      Heute war es ganz besonders schön im Pferdestall. Da stand neben dem großen Pferd ein kleines, niedliches Pferdchen. Das war für Pucki etwas ganz Neues.

      »Schenkste mir das Pferdchen?«

      »Ach was, Pucki, das ist erst heute nacht angekommen und kann noch nicht recht auf den Beinen stehen.«

      »Fällt es um, wenn ich es antippe?«

      »Ja – –«

      »Na, dann ist es wie bei der Mucki, als sie noch ganz