Scarlet Wilson

Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller


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Großhadern, in das man sie nach ihrem Unfall verbracht hatte.

      Die Augen geschlossen und vollkommen bewegungslos vermittelte sie den Eindruck von tiefer Bewusstlosigkeit. In Wahrheit war sie seit einiger Zeit wieder wach und ließ ihren Gedanken freien Lauf.

      Von dem Mann, der ihr Verlobter war und der seit Stunden an ihrem Bett saß, nahm sie keinerlei Notiz. Für sie schien er ein Fremder zu sein, der zufällig neben ihr saß, aber nicht das Geringste mit ihr zu tun hatte.

      In ihrer ganz eigenen Welt gefangen, befand sich Maja auch nicht im Krankenhaus, ja nicht einmal in ihrer Heimatstadt München, sondern in Österreich, und zwar in der Stadt Kufstein. Mit Sorge und zugleich Bedauern blickte Maja Steinmetz im Augenblick auf ihr Handy.

      Die Besorgnis galt ihrer Tante und ihr Bedauern bezog sich einerseits auf ihren allem Anschein nach verpatzten Bergurlaub, sowie auf die Tatsache, dass ihr Verlobter Bernd Hoferrichter, Ingenieur bei einer der weltweit bekanntesten Elektrofirmen Deutschlands, vermutlich wenig Verständnis für ihre spontane Entscheidung zeigen würde. Aber sie hielt es nun einmal für ihre Pflicht …

      Seufzend klappte die hübsche schlanke junge Frau mit dem blonden Pferdeschwanz und den großen blaugrünen Augen ihr Handy zu, kehrte in den Speisesaal des Kufsteiner Hotels zurück und informierte Bernd und das befreundete Paar, welche beim Abendessen saßen, über die Sachlage.

      Tatsächlich war es noch schlimmer gewesen, als von Maja vermutet!

      Ihr Verlobter, ein gut aussehender schwarzhaariger Hüne, Anfang dreißig, mit blauen Augen, hatte sich nachher zwar halbherzig für seine Vorhaltungen entschuldigt, aber ihr doch irgendwie spöttisch »Viel Erfolg als Krankenschwester!« gewünscht.

      Majas Laune wurde dadurch keineswegs verbessert; konnte sie doch daraus ersehen, dass ihr Verlobter nach wie vor sauer war über ihren Entschluss. Er tat gerade so, als wäre es ihr leicht gefallen, den so lange schon geplanten Wanderurlaub in Österreich von Hütte zu Hütte sausen zu lassen.

      Die Freunde Peter Daubner und Tina Maurer äußerten sich kaum. Wobei sie sich bei dem Wenigen, das sie von sich gaben, allerdings immerhin darum bemühten, zumindest halbwegs Verständnis aufzubringen.

      Sichtlich enttäuscht war Peter; was Tina anbetraf, war Maja sich keineswegs so sicher. Die rassige Rothaarige tat zwar besorgt und verständnisvoll – aber Maja wurde trotzdem das Gefühl nicht los, als wäre ihre Freundin gar nicht so besonders traurig darüber, dass sie nun mit den beiden Männern alleine Urlaub machen konnte …

      Aber der Reihe nach.

      Zu viert hatten sie sich in einem Hotel in Kufstein getroffen. Von dort aus sollte es am nächsten Morgen mit Rucksack, Bundhosen und Wanderstiefeln losgehen; am Hintersteiner See vorbei und hoch zur Ellmauer Halt im Kaisergebirge, dann, nach einer ausgedehnten Rast, Abstieg nach Ellmau und anschließend gemächlicher Fußweg ins reizende Örtchen nach Sankt Johann, von wo aus man am nächsten Tag das Kitzbühler Horn ansteuern wollte. Am folgenden Morgen war dann geplant, von Hochfilzen aus das Birnhorn der Leoganger Steinberge zu besteigen.

      Weiters war ein Aufstieg von Saalfelden aus zur Schönfeldspitze im Steinernen Meer vorgesehen, um in Maria Alm zwei ganze »faule« Rasttage einzulegen, ehe man sich den Hochkönig vornehmen wollte, auf dessen knapp dreitausend Meter hohem Gipfel auch Ende Juli noch Schnee lag. Aber das kannte man ja auch von der Zugspitze und es bedeutete für die vier reichlich erfahrenen Berggeher kein Problem.

      Als man sich auf das gemeinsame Urlaubsziel geeinigt hatte, war Maja aufgefallen, dass Tina darüber nicht gerade hell begeistert gewesen war. Ihr hätte ein Urlaub am Meer in einem der zahlreichen mondänen Ferienorte um einiges mehr zugesagt. In einem schicken Hotel konnte man sich wenigstens in tollen Klamotten präsentieren – anders als das in Tiroler Berghütten und Pensionen möglich sein würde …

      Aber es stand in diesem Fall drei zu eins. Um nicht als Spielverderberin dazustehen, hatte Tina leicht mürrisch in die »Bergvariante« eingewilligt.

      Maja selbst hatte die Route ausgetüftelt und sich jede Menge Material besorgt, wozu nicht nur Wanderkarten, sondern auch Fahrpläne von Eisenbahn- und Busverbindungen gehörten. Zum größten Teil hatte sie auch die Quartiere schon vorbestellt. Endpunkt der zünftigen Wandertour – nur mit Rucksack! – sollten die Niederen Tauern sein, mit Besteigung des Moser Mandls und des Hochgollings. Nach zweitägigem Ausspannen in einer komfortablen Unterkunft in Schladming würde man nach gut zwei Wochen wieder mit dem Zug nach München zurückfahren.

      »Glaubst du nicht, Schatz, dass ich selbst unheimlich enttäuscht bin, dass ich euch drei allein ziehen lassen muss? Ich war es doch, die den Vorschlag gemacht, alles ausgetüftelt und organisiert hat! Dass es jetzt leider so gekommen ist, ist doch nicht meine Schuld!«, hatte Maja versucht, sich vor Bernd und den anderen zu rechtfertigen.

      Misstrauisch hatte der junge Mann mit dem millimeterkurzen Haarschnitt und dem flotten schwarzen Dreitagebart Majas offenbar »superwichtiges« Telefonat von Anfang an verfolgt. Hatten sie doch ausgemacht gehabt, die Handys während des Urlaubs auszuschalten …

      Mehrmals hatte Bernd versucht, seiner Verlobten eine Beendigung der störenden Unterhaltung während des Abendessens im Hotel »Schwarzer Schwan« nahe zu legen.

      Aber Maja, siebenundzwanzig und Lehrerin an einer Münchner Grundschule, war stattdessen kurzerhand aufgestanden und für längere Zeit aus dem Speisesaal verschwunden. Dass der Anrufer ihr Cousin Jens war, Student der Betriebswirtschaften im vierten Semester, hatten die Zurückgebliebenen noch mitbekommen.

      Jens schien wieder mal ein für ihn unlösbares Problem zu haben und Bernd schwante nichts Gutes. Er kannte doch seine gutmütige Maja! Sie liebte den knapp einundzwanzigjährigen, blonden und gutaussehenden jungen Mann wie einen jüngeren Bruder und ließ dem verwöhnten, als Halbwaise aufgewachsenen Muttersöhnchen viel zu viel durchgehen.

      Jens war es gewohnt, alle, die mit ihm zu tun hatten, um den Finger zu wickeln. Aufgrund seines Charmes und seines sympathischen Äußeren fand er immer jemanden, der ihm die Kastanien aus dem Feuer holte.

      »Ich begreife nicht, weshalb Maja ihr Handy in den Ferien nicht einfach abschaltet«, nörgelte Bernd. »Dann wäre sie vor lästigen Anrufen und Anrufern verschont! Es gibt ja auch tatsächlich Eltern«, beklagte er sich bei den gemeinsamen Freunden Peter und dessen Lebensgefährtin Tina, »die glauben, Lehrer stünden ihnen auch im Urlaub für ausführliche Informationen zur Verfügung. Hin und wieder ist es auch das Schulamt, das in den Ferien »ganz dringend« irgendwelche Auskünfte zu Vorgängen benötigt, die anscheinend keinen Tag länger warten können! Habe ich alles schon erlebt!«

      »Drum sage ich immer: Augen auf bei der Berufswahl!«, grinste Peter Daubner, ein mittelgroßer, gemütlicher Teddybären-Typ mit schütterem braunem Haar und leichtem Bauchansatz, dem privat niemand böse sein konnte. Er, Mitte Dreißig, war Sozius in einer der renommiertesten Anwaltskanzleien Münchens und in seinem Job als Anwalt in Familien- und Scheidungsangelegenheiten galt er gemeinhin als »scharfer Hund«, der verbissen für seine Klienten kämpfte.

      Seine superschlanke Dauerfreundin, die rothaarige neunundzwanzigjährige Tina, der eine Modeboutique in der Prinzregentenstraße gehörte und mit der er seit drei Jahren zusammenlebte, lächelte spöttisch.

      »Und vor allem Augen auf, wenn es um die Wahl der richtigen Partnerin geht!«, fügte sie mit maliziösem Lächeln hinzu.

      Die beiden Männer starrten sie einen Augenblick lang sprachlos an. Was brachte Tina auf einmal dazu, ihrer langjährigen Freundin Maja in so hinterhältiger Weise in den Rücken zu fallen?

      »Na, hör mal«, begann Peter aufgebracht. Ihm war ihr Ausrutscher offenbar peinlich, aber Bernd unterbrach ihn. »Ich verstehe schon, was Tina eigentlich sagen wollte! Majas überkorrekte Beamtenmentalität und ihr so genanntes »Gutmenschentum« gehen auch mir gelegentlich tierisch auf den Geist! In diesem Fall hat es zwar nichts mit ihrem Lehrerberuf zu tun. Aber mich ärgert, dass ihr Cousin Jens einfach so über ihre Freizeit verfügen möchte.

      Ich gehe jede Wette ein, dass der Grund seines Anrufs wieder einmal irgendeine Aufgabe ist, die er ihr aufhalsen will. In diesem Fall