Claudia Endrich

Das nächste Mal bleib ich daheim


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      CLAUDIA ENDRICH

      DAS NÄCHSTE MAL

      BLEIB ICH DAHEIM

      UMWELTBEWUSSTSEIN IM GEPÄCK

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      Für uns alle, die meistens das Beste wollen,

      deshalb aber oft etwas ganz Dummes tun.

      »Wenn man für ein paar Tage die Möbel umstellt, kann

      man ganz billig Urlaub machen.« - Das Känguru

      (Marc-Uwe Kling: »Das Känguru-Manifest«, Kapitel 5)

      INHALT

       Ende, Anfang und Mittelpunkt einer Reise

       Ankunft in Lima

       Gringo Ground Zero

       Unser neues Zuhause

       Nach Hause telefonieren

       Das VW-Bus-Klischee und warum es völlig verlogen ist

       Der Berg ruft

       Exchange Students

       Frei & willig um die Welt

       Süchtig nach Arbeit

       Fremde Welten

       Klaus

       Ungerechtigkeiten

       Backpacking

       Clandestina

       Forschungsreise

       Touristen auf der Flucht vor Touristen

       »Endlich« Urlaub

       Wahre Weihnachten

       Besuch

       Regenwald

       Enttäuschungen

       Grenzgänger

       Columbia

       Big City Life

       Karibik

       Menschliche Wüste

       Der nicht ganz einsame Strand

       Überdruss

       Der letzte Flug

       Heimkommen

       Epilog

       Glossar

       Literaturverzeichnis

EINPACKEN

      ENDE, ANFANG UND MITTELPUNKT EINER REISE

      Der Aeropuerto de Madrid bildet in alldem keine Ausnahme, stelle ich fest. Nachdem ich mich mit meinen zwei riesigen Rucksäcken mit der U-Bahn hergequält habe, stehe ich nun am Check-in-Schalter der Billigairline, die als einzige einen Direktflug von Europa nach Lima angeboten hat, Schlange. Die Dame am Schalter verlangt von mir eine Ausreisebestätigung, da ich nur den Hinflug gebucht habe. »No tengo … pero no necesito eso, no?«, versuche ich in meinem etwas unsicheren Spanisch zu erklären. Gesetzlich nein, bei dieser Fluglinie ja, erklärt sie mir. Na super. Sie schickt mich zu einem jungen Franzosen mit Rucksack, der neben dem Check-in-Schalter bereits nervös in sein Handy tippt. Er hat das gleiche Problem und wir buchen online beide kurzerhand eine Busreise von Peru nach Bolivien in drei Monaten. Fünf Minuten später halte ich der Dame die Reservierungsbestätigung vor die Nase und sie ist zufrieden. Weitere fünf Minuten darauf storniere ich die Buchung wieder. Was für eine sinnfreie Aktion. Ich habe jetzt schon keine Lust mehr auf diese Reise. Am Securitycheck soll ich meine Schuhe ausziehen. Solche unangenehmen Momente gehen inzwischen spurlos an mir vorüber, da sage noch einer, wir stumpfen bei allem nicht früher oder später ab.

      Es folgt die Passkontrolle. In diesen Momenten muss ich immer an Stefan Zweig denken, der sich eine Welt ohne Grenzen und ohne Pässe gewünscht hat. Ich wäre sofort dabei. Am liebsten würde ich die pflichtbewusste Grenzpolizistin in ihrem Glaskasten in ein Gespräch verwickeln: »Wussten Sie, dass es Reisepässe eigentlich erst seit gut hundert Jahren gibt? Davor konnten sich die Menschen in Europa völlig frei bewegen, ganz ohne ihre Identität beweisen zu müssen. In Wirklichkeit ja auch absurd, dass jemand seine Identität beweisen muss. Ich stehe ja hier, das beweist doch schon, dass ich existiere und jemand bin, oder? Wie denken Sie darüber?« Ich vermute, ihr Gesichtsausdruck wäre als Antwort ungefähr genauso gleichgültig wie jener, mit dem sie mir nun eine gute Reise wünscht. Endlich erreiche ich mein Gate. Mit der von meinem Vater anerzogenen Überpünktlichkeit an Flughäfen komme ich hier normalerweise schon eine Stunde vor dem Abflug an, diesmal sind es nur noch fünfzehn Minuten bis zum Boarding. Aber wann hat ein Boarding schon jemals pünktlich begonnen? Ich habe also noch etwas Zeit, um mir einen Kaffee zu holen. Welche Optionen gibt es in Sichtweite? Natürlich nur Starbucks. Ich zögere. Diesem verantwortungslosen Konzern mein Geld geben, auch nur für einen einzigen Kaffee? Es schmerzt mich innerlich und ich beneide die Menschen rund um mich, die anscheinend völlig ohne schlechtes Gewissen ihre