Maria Bertani

Aurelia - Nymphe der Lust | Historischer Erotik-Roman


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noch nicht genug erlebt habe, wie der Meister sagte.

      »Und Marco, sag Lisette, sie soll ein Zimmer für Aurelia herrichten. Sie wird die nächsten Wochen hier wohnen.«

      Mir bleibt die Luft weg! Hierbleiben? Jetzt? Sofort? Mein Vater wird das nie erlauben!

      »Außerdem soll Francesca sich ankleiden und uns begleiten.«

      Die Tür klappt, und Romero lässt einen übereifrigen Marco und eine versteinerte Aurelia zurück.

       NeuBeginn

      Mein Vater steht schon vor unserem Haus, als unsere Kutsche vorfährt. Er begrüßt Romero wie einen alten Freund und bittet ihn sofort ins Esszimmer, um einen Imbiss reichen zu lassen.

      Ich bin immer noch verwirrt. Während der Fahrt hat Romero kein Wort mit mir gesprochen und mich keines Blickes gewürdigt. Ob ich so unter seiner Würde bin, oder ist es ihm einfach nur ein Gräuel mich zu unterrichten? Für einen stolzen Mann muss es wohl erniedrigend sein, Dinge zu tun, die ihm lästig sind, nur wegen des Geldes. Ich beschließe, das aus meinen Gedanken zu streichen. Dann tut er es eben wegen des Geldes, Hauptsache ich komme meinem Ziel näher, endlich eine richtige Malerin zu sein!

      Francesca ist nett. Romero hat sie als seine Cousine vorgestellt. Eine üppige Brünette, etwa in seinem Alter. Ich bemerkte, dass Marco sie während der ganzen Fahrt anstarrte.

      »Schau sie nicht so an«, flüsterte ich ihm zu, »Damen mögen das nicht.«

      »Nichts ist, wie es scheint auf Castello Romero.« Marco grinste vielsagend.

      Ich sah ihn fragend an, aber er schien mir nicht mehr erzählen zu wollen. Was hatte er damit gemeint?

      »Kind!« Mein Vater stürzt atemlos in mein Zimmer. »Was für eine Ehre! Der Maestro will dich zu sich nehmen! Das hatte ich nicht zu hoffen gewagt.«

      »Und wie viel wird dich das kosten, Papa?«, frage ich mit einem unguten Gefühl.

      »Nichts. Er macht es aus reiner Nächstenliebe. Er sieht das ungewöhnliche Talent in dir und will dich fördern!« Seine Begeisterung ist nicht zu bremsen. »Stell dir vor, der Hofmaler des Königs! Was für eine Ehre!«

      »Das ist wirklich schön, Papa. Das hätte ich auch nicht erwartet. Wer wird mich begleiten? Alissa oder Nanette?«

      »Du brauchst keine Begleitung. Madame Francesca ist Anstandsdame genug.« Er lächelt glücklich. »Du siehst, kein Grund zur Sorge. Für alles wurden Vorkehrungen getroffen.«

      Ich beiße mir auf die Lippen. Er ist so glücklich, mir dieses Studium zu verschaffen, dass ich es nicht fertig bringe, ihm von dem zu erzählen, was vorgefallen ist. Ich habe das Gefühl, dass an dieser Sache noch ein Haken ist. Nächstenliebe? Dass ich nicht lache!

      »Ach Kind, ich freue mich so! Ich schicke dir Luca. Er soll dir deine Koffer bringen.« Er küsst mich auf die Wange und strahlt mich an. »Du wirst eine Meisterin! Eine Meistermalerin.« Er verlässt glücklich mein Zimmer.

      Ich packe meine Kleider, Papiere, Bücher, Bürsten, Bänder und noch ein paar andere notwendige Kleinigkeiten in die Koffer und Kisten, die Luca angeschleppt hat.

      Dann gehe ich nach unten. Es ist Zeit zu fahren. Ach Papa, wenn du wüsstest ...

      Romero steht neben meinem Vater, der plötzlich alt und klein aussieht neben dem großen, athletischen Maler.

      »Lieber Carmine«, sagt Romero gerade, »macht Euch keine Sorgen um Aurelia. Ich werde persönlich ein Auge auf sie haben.« Er reicht meinem Vater die Hand. So nennt er das also: ein Auge auf mich haben ...

      »Das weiß ich sehr zu schätzen, Andrea. Du wirst sie zu einer Meisterin ausbilden. Ich werde dir ewig dankbar sein.« Zum ersten Mal höre ich Romeros Vornamen. Der Name eines Heiligen, aber das Lächeln eines Wolfes.

      »Komm, Aurelia, verabschiede dich von deinem Vater.« Romero lächelt mich freundlich an.

      Mein Vater nimmt mich noch ein Mal in den Arm und küsst mich auf die Stirn. »Wenn du etwas benötigst, lass es mich wissen, ich werde es dir hinaufschicken.«

      »Danke, Papa. Auf Wiedersehen.«

      Zögernd folge ich den drei Castellbewohnern. Mir ist klar, dass nichts mehr so sein wird wie vorher, wenn ich jetzt das Haus meines Vaters verlasse. Andrea Romero dreht sich zu mir um, als hätte er meine Gedanken gehört. Sein Blick ist dunkel und ich spüre Gänsehaut in meinem Nacken. Trotzig straffe ich meine Schultern und steige in die Kutsche. Romero wird mich nicht bezwingen.

       Kunst ist Leben

      Ich sitze an dem großen Wasserbecken im Garten und kühle meine brennenden Füße. In den letzten Tagen ist wider Erwarten nichts Außergewöhnliches passiert. Den Meister habe ich kaum gesehen. Entweder war er in der Stadt unterwegs oder er schloss sich in seinem Atelier ein. Ich habe noch nichts gemalt oder mich irgendwie mit meinen Studien beschäftigen können, außer dass Marco mir zeigte, wie man Pinsel und Spachtel reinigt, und Leinwände bespannt und grundiert. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich jeden Winkel des Ateliers gesehen und gereinigt. Ich komme mir vor wie eine niedere Dienstmagd. Marco sagte mir, dass alle Meisterschüler diese Dinge tun müssen. Schließlich sei er nur Romeros Diener und nicht der Lakai der Schüler. In meiner Freizeit erkundete ich das Haus und den Garten. Ich bewunderte die Kunstobjekte und die Kunstfertigkeit Romeros.

      Marco klärte mich darüber auf, dass der Meister alles selbst entworfen hat. Vom Garten über das Haus, bis hin zu den kleinsten Einrichtungsgegenständen.

      »Hat er denn keine Frau?«, fragte ich neugierig. Trotz einer gewissen Abneigung ging mir Romero nicht aus dem Kopf und ich wollte mehr über ihn erfahren.

      »Nein.« Marco schüttelte den Kopf. »Der Meister liebt nichts, außer die Kunst.«

      »Wie kannst du nur so etwas sagen!«, schnaubte ich unwillig, »jeder liebt irgendwen.«

      »Der Meister nicht«, beharrte er, »er ist frei und ungebunden. Alles andere würde seine Kunst nur behindern. Stell dir vor, er hätte Weib und Kinder. Dann wäre es mit der Ruhe und der Arbeit vorbei.«

      Ich dachte nach.

      »Du meinst …« Ich stockte. »… er macht nie Liebe mit einer Frau?« Ich wurde dunkelrot.

      Und Marco lachte mich aus. »Wie kommst du darauf? Natürlich vögelt der Meister. Welche Frau würde es nicht mit ihm treiben wollen? Hast du seinen Körper gesehen oder seinen Schwanz?« Er sprach mit stolz geschwellter Brust, als würde er von sich reden. »Hast du eigentlich überhaupt schon mal gesehen wie es zwei treiben?«

      Ich schüttelte stumm den Kopf.

      »Ach ja, stimmt. Du bist eine feine Dame. Eine Jungfrau. Bei euch in den vornehmen Kreisen wird wohl nicht gevögelt?« Das sagte er so verächtlich, dass ich ihn am liebsten geschlagen hätte.

      »Hast du es etwa schon gesehen?«, gab ich wütend zurück.

      »Nicht nur gesehen! Ich hab es getan. Schon oft. Oder was glaubst du, wozu Francesca hier bei uns wohnt. Ein Mann hat schließlich seine Bedürfnisse!«

      Ich schnappte nach Luft. Das konnte nicht wahr sein!

      »Das glaub ich dir nie und nimmer«, stieß ich atemlos hervor.

      Marco grinste frech. »Glaub es oder nicht. Mir egal. Ich vögele sie, wenn der Meister keine Lust hat. Sie ist unersättlich, sie kann immer.« Marco machte eine vulgäre Bewegung mit den Hüften. »Und in den letzten Tagen hat der Meister wenig Lust sich zu vergnügen, also komme ich öfter zum Zug.«

      »Angeber!«, fauchte ich wütend.

      Warum regte mich das eigentlich so auf? Was Romero und Marco trieben, ging mich nichts an.

      »Ich beweise es dir, aber vorher zeige ich dir erst mal, wie man es macht. Damit du weißt, wie so was vor sich geht. Übermorgen am Nachmittag. Halte dich bereit.«

      Und mit unverschämt