Danny Seel

Shinobi - Der Weg der Schatten


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mit der immensen Schwungkraft gegen die Brust. Mit einem gequälten Stöhnen flog Jiraiya zurück und schlug auf den Tatami, den Strohmatten, auf, die den ganzen Boden bedeckten.

      Zuckend atmete er schlagartig ein. Eine gewaltige Menge von Blut sprudelte aus seinem Bauch hinaus und sickerte in die Tatami. Die unerwartete Wärme der roten Flüssigkeit ließ ihn unwillig erschaudern und er öffnete schwach die Augen. Zuerst konnte er nur verschwommen sehen und es dauerte einen Augenblick, bis er verstand, dass Takeru vor ihm in einer halb knienden, halb hockenden Position verharrte und ihn gefühllos anschaute.

      „Ich habe fast mein ganzes Leben lang auf diesen Moment gewartet. Wer hätte gedacht, dass ich nach zehn Jahren des Exils endlich meine Rache bekommen würde?“

      „Mein Tod wird von keiner Bedeutung sein!“, zischte Jiraiya. „Das Schicksal selbst wird dich für dein böses Wesen bestrafen!“

      Takerus Grinsen verschwand, als eine schmerzliche Erinnerung in seinem Gedächtnis aufblitzte und er wurde ganz ernst. Der Hass loderte in ihm wieder auf.

      „Das Schicksal hat dich für deine Missetaten büßen lassen. Du hast mir das weggenommen, was ich am meisten geliebt hatte. Jetzt werde ich dir das Gleiche antun.“

      Jiraiyas Kinnlade klappte herunter und die Hoffnungslosigkeit wurde deutlich an seinem Gesicht erkennbar. „Du wirst es nicht wagen!“

      Leider kannte er seinen Rivalen viel zu gut und wusste, dass er dazu fähig war. Doch die Schadenfreude sowie der Spott in Takerus Gesicht schienen darauf zu deuten, dass er Jiraiya einfach nur quälen wollte und seine Worte nicht ernst meinte.

      Matt bemühte sich der Letztere, sein Bewusstsein nicht zu verlieren, als mehr Blut aus ihm herausfloss. Zugleich versuchte er sein Schwert, das neben ihm lag, zu sich zu ziehen. Takerus fieses Lächeln kam wieder zurück, sobald er Jiraiyas armselige Reaktion sah und er schubste das Ninjatō aus der Reichweite des Sterbenden. Erbarmungslos näherte sich seine Hand der Brust seines Gegners.

      Jiraiya spannte entsetzt seinen ganzen Körper an, als er die Absicht seines Widersachers erkannte. Takeru wollte Dim Mak, die Kunst der tödlichen Berührung, anwenden, um ihn zu töten.

      „Fünfundzwanzig Jahre lang hast du mich terrorisiert und diese Unterdrückung wird heute ein Ende nehmen. Ich will, dass du leidest, so wie ich all diese Jahre gelitten habe.“

      Hasserfüllt drückte er fest auf einen Nervenpunkt auf Jiraiyas Brust. Der Letztere zuckte vor Qual auf und spürte, wie seine Atemwege versperrt wurden. Er begann schmerzvoll zu husten.

      In Todesangst versetzt, versuchte er tiefe Atemzüge zu nehmen, doch keine Luft kam in seine Lungen hinein. Brennende Schmerzen durchzuckten seinen ganzen Körper und er konnte wegen der Pein kein einziges Wort mehr über die Lippen bringen. Mit einem sterbenden Husten blickte er schwach zu seinem Rivalen auf.

      „Wir werden unseren Kampf im nächsten Leben fortsetzen“, meinte Takeru und hob sein Messer. „Schlaf gut“, flüsterte er spöttisch und stieß die Klinge in Jiraiyas Herz.

       2. Dreizehn Jahre später

      Japan, Nagahama, August 1578

      Hunderte von Menschen hatten sich auf dem Marktplatz versammelt. Auf den Straßen von Nagahama befanden sich viele Marktstände, wo alles Erdenkliche zum Verkauf stand: von Pfirsichen, Aprikosen und Bohnenquark bis zu den diversesten und farbenfreudigsten Kleidern. Die Okonomiyaki, gebratene Pfannkuchen, die mit verschiedenen Zutaten gefüllt waren, wie zum Beispiel Fleisch, Fisch, Käse oder Gemüse, erregten besonders viel Aufmerksamkeit bei ein paar Jungen, die zu erraten versuchten, was diese enthielten und jedes Mal in Gelächter ausbrachen, wenn im Pfannkuchen etwas drin war, was derjenige, der ihn abbiss, nicht mochte.

      Inmitten des ganzen Geschehens versuchte ein Bauer, der einen blauen Kimono, ein traditionelles, japanisches Gewand, trug, sich einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Seine feingeschnittenen Gesichtszüge deuteten eine Männlichkeit an, die vor nicht allzu langer Zeit eingetreten war. Seine Haut war leicht gebräunt, anscheinend eine Folge der Feldarbeit.

      Er schaffte es nach einigen Minuten die Straße zu verlassen und auf eine noch überfülltere als die Letztere zu gelangen. Die dumpfen Schläge von Reisschälmaschinen waren sogar von weitem zu hören, während Händler, die ihre Waren anpriesen, den Lärm zu übertönen versuchten.

      Der junge Mann ignorierte all dies und ging direkt auf einen anderen Bauern zu, der mindestens zehn Jahre älter wirkte und durchtrainiert aussah. Die Glätte der Gesichtshaut des Letzteren wies auf eine frische Rasur hin. Sein umherschweifender Blick verlieh ihm den Anschein der Vorsicht, sodass man wegen seines imposanten Gesamteindrucks nicht verleugnen konnte, dass er eher gutaussehend war.

      „Suzaku, muss ich noch lange auf dich warten?“, fragte dieser und hob unzufrieden die Augenbrauen.

      Suzaku zuckte einfach nur mit den Achseln. „Entschuldige, ich wurde kurz aufgehalten.“

      Der Mann schüttelte einfach ungläubig den Kopf, bevor er sich von neuem am Ende einer Warteschlange anstellte. Diese wartete vor einem großen Gebäude auf dem in schöner Schrift „Gamo – Reis besserer Qualität findet ihr in ganz Nagahama nicht“ geschrieben stand. So viele Menschen wollten ihren Reis bei Gamo kaufen, dass die zwei Bauern lange in der Schlange anstehen mussten.

      „Yujiro“, wandte sich Suzaku an seinen Begleiter. „Ich finde, wir sollten auch einen kleinen Sack Reis kaufen. Du weißt schon … um keinen Verdacht zu erregen.“

      Er sagte die letzten Worte im Flüsterton, sodass ihn keiner außer seines Gefährten hören konnte.

      „Das habe ich auch vorgehabt“, antwortete Yujiro mit einem leichten, listigen Lächeln.

      Sie warteten eine ganze Weile lang, bis auch sie schließlich an die Reihe kamen und betraten dann ein luxuriös aussehendes Haus. Volle Fässer, die mit vielen verschiedenen Sorten von Reis gefüllt waren, standen zu beiden Seiten des Eingangs. Ein kaufmännischer Angestellter näherte sich ihnen und verbeugte sich.

      „Guten Tag, wie kann ich ihnen helfen?“

      Die Bauern erwiderten die Verbeugung, bevor sie eine Antwort gaben.

      „Wir sind wegen zweier Angelegenheiten gekommen“, begann Yujiro. „Wir möchten gerne einen Sack Reis kaufen und würden vorzugsweise noch Gamo-san sprechen.“

      „Verzeiht mir, doch das ist leider nicht möglich“, antwortete der Angestellte ein wenig verlegen. „Gamo-san empfängt niemanden.“

      „Aber dies ist äußerst dringend“, widersprach Suzaku.

      „Versteht dies bitte nicht falsch, aber Gamo-san hat keine Zeit, um einfache Bauern zu empfangen. Vielleicht könntet ihr mir über euer Anliegen berichten und ich würde es ihm später mitteilen?“

      „Ich bitte um Verzeihung, aber wäre es vielleicht möglich, dieses eine Mal eine Ausnahme zu machen?“

      Die zwei Bauern blieben hartnäckig. Der Angestellte öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als er hinter sich Schritte vernahm. Er warf einen Blick über die Schulter, bevor er sich erleichtert wieder an seine Kunden wandte.

      „Entschuldigt mich bitte für eine Sekunde.“

      Ein übergewichtiger Mann, der aus einer anderen Tür im Zimmer gekommen war und zweifellos der Besitzer des Ladens war, ging direkt auf den Ausgang zu, als er von seinem Angestellten aufgehalten wurde. Ein paar Sekunden lang redeten sie leise miteinander, bevor Gamo aufseufzte und auf seine Kunden zusteuerte.

      „Guten Tag. Ich bin zurzeit leider äußerst beschäftigt, deshalb wenn Ihr mich sprechen wollt, würde ich euch raten, es kurz zu fassen.“

      Während er redete, setzte er ein höfliches Lächeln auf, doch es war offensichtlich, dass es bloß gezwungen war.

      „Guten Tag, Gamo-san“, erwiderte Yujiro, nachdem weitere Verbeugungen des Grußes ausgetauscht worden waren. „Wir wollten uns nur darüber erkundigen, wie Sie