Джек Марс

Umgeben Von Feinden


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Fenster mit stahlverstärktem Glas, die zum Flur hin ausgerichtet waren. Luke schaute in keines der Fenster, an denen sie vorbeikamen.

      Irgendwo im Flur schrie jemand. Es klang nach Todesqualen. Der Schrei ging weiter und weiter, kein Zeichen, dass er je aufhören würde. Es war Nacht, die Lichter würden bald ausgehen und der Unbekannte schrie unentwegt weiter. Luke dachte, er könnte fast die Worte in seinem Schrei ausmachen.

      Er warf einem der Wächter einen Blick zu.

      „Es geht ihm gut“, sagte der Wächter. „Wirklich. Er hat keine Schmerzen. Er heult einfach nur.“

      Die andere Wache schaltete sich ein. „Die Einsamkeit treibt einige von ihnen in den Wahnsinn.“

      „Einsamkeit?“, sagte Luke. „Sie meinen wegen der Einzelhaft?“

      Die Wache zuckte die Achseln. „Ja.“ Es schien ihn kaum zu kümmern. Er konnte nach seiner Schicht nach Hause. Er konnte in einem beliebigen Diner essen gehen und, so wie er aussah, Fremde an der Theke anquatschen. Er trug einen Ehering am Ringfinger seiner dicken linken Hand. Er hatte eine Frau, wahrscheinlich Kinder. Der Mann hatte ein Leben außerhalb dieser Mauern. Die Gefangenen? Sie hatten nichts.

      Hier befanden sich die größten Schurken und Bösewichte des Landes, wusste Luke. Der Unabomber Ted Kaczynski war momentan hier, ebenso wie Dschochar Zarnajew, der überlebende Bruder der beiden Boston-Marathon-Bomber. Der Mafiaboss John Gotti hatte jahrelang hier gelebt, ebenso wie sein gewalttätiger Vollstrecker Sammy „The Bull“ Gravano.

      Es war ein Verstoß gegen die Regeln der Einrichtung, dass Luke mehr als nur den Besuchsraum zu Gesicht bekam. Aber die Besuchszeit war sowieso vorbei und dies war ein Ausnahmezustand. Ein Gefangener hier hatte Informationen zu bieten, aber er bestand darauf, Luke persönlich zu sehen – nicht an einem Telefon mit einer dicken Glaswand zwischen ihnen, sondern von Angesicht zu Angesicht und von Mann zu Mann in seiner Zelle. Die Präsidentin der Vereinigten Staaten selbst hatte Luke gebeten, dieses Treffen wahrzunehmen.

      Sie hielten vor einer weißen Tür an, einer von vielen. Luke fühlte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Er war ein bisschen nervös. Er versuchte nicht durch das winzige Fenster zu blicken, um den Mann im Inneren zu sehen. Er wollte ihn nicht auf diese Art anschauen, wie eine Maus in einem Schuhkarton. Er wollte seine Vorstellung von ihm nicht zerstören.

      „Es ist meine Pflicht, Sie darüber zu informieren“, begann einer der beiden Wächter, „dass die Gefangenen hier zu den gewalttätigsten und gefährlichsten gehören, die derzeit im Bundesvollzugssystem der Vereinigten Staaten zu finden sind. Wenn Sie diese Zelle betreten und es ablehnen, persönliche…“

      Luke hob eine Hand. „Das reicht. Ich kenne die Risiken.“

      Die Wache zuckte wieder die Achseln. „Wie Sie wollen.“

      „Für das Protokoll: Ich möchte nicht, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird“, sagte Luke.

      „Alle Zellen werden rund um die Uhr von Überwachungskameras gefilmt“, sagte der Wächter jetzt. „Aber es gibt keinen Ton.“

      Luke nickte. Er glaubte ihm kein Wort. „Gut. Ich werde schreien, wenn ich Hilfe brauche.“

      Die Wache lächelte. „Das werden wir nicht hören.“

      „Dann werde ich halt hektisch winken.“

      Beide Wachen lachten. „Ich bin am Ende des Flurs“, sagte einer von ihnen. „Klopfen Sie an die Tür, wenn Sie wieder herauskommen wollen.“

      Die Tür knirschte beim Aufschließen und öffnete sich dann von selbst. Irgendwo beobachtete sie wohl tatsächlich jemand.

      Hinter der Tür befand sich eine winzige, düstere Zelle. Das erste, was Luke auffiel, war die Metalltoilette. Auf dem Wasserkasten befand sich ein Wasserhahn. Eine seltsame Kombination, aber eine, die logisch sinnvoll war, nahm er an. Alles andere war aus Stein und gut befestigt. Ein schmaler Steinschreibtisch, der aus der Wand herausragte und vor dem ein abgerundeter Steinhocker stand.

      Auf dem Schreibtisch stapelten sich Papiere, ein paar Bücher und vier oder fünf Bleistifte, wie sie Golfer zum Zählen verwendeten. Wie der Schreibtisch war auch das Bett schmal und aus Stein. Eine dünne Matratze bedeckte es, sowie eine grüne Decke, die aus grober Wolle oder einem ähnlich kratzigen Material zu bestehen schien. An der hinteren Wand war ein schmales Fenster, grün umrandet, vielleicht 60 Zentimeter hoch und 15 Zentimeter breit. Draußen war es dunkel, abgesehen von einem kränklich gelben Licht, das von einer nahe gelegenen, an der Außenwand angebrachten Natriumdampflampe in die Zelle strömte. Es gab keine Möglichkeit, das Fenster zu verdecken.

      Der Gefangene stand in einem orangenen Overall da, den breiten Rücken zu ihnen gewandt.

      „Morris“, sagte der Wächter. „Hier ist Ihr Besucher. Tun Sie mir einen Gefallen und töten Sie ihn nicht.“

      Don Morris, ehemaliger Oberst der US-Armee und Befehlshaber der Delta Force, Gründer und ehemaliger Direktor des FBI-Special Response Teams, drehte sich langsam um. Sein Gesicht schien faltiger als früher und seine ehemals grau-schwarzen Haare waren inzwischen komplett weiß. Aber seine Augen waren scharf und wachsam und seine Brust, Arme, Beine und Schultern sahen so stark aus wie je zuvor.

      Sein Mund verzog sich fast zu etwas wie einem Lächeln, auch wenn seine Augen sich nicht regten.

      „Luke“, sagte er. „Danke für dein Kommen. Willkommen bei mir zu Hause. 25 Quadratmeter. Ist es nicht schön?“

      „Hi, Don“, sagte Luke. „Mir gefällt die Einrichtung.“

      „Letzte Chance, Ihre Meinung zu ändern“, sagte einer der Wächter hinter ihm.

      Luke schüttelte den Kopf. „Ich denke, ich komme schon klar.“

      Dons Blick fiel auf die Wachen. „Sie wissen, wer dieser Mann ist, nicht wahr?“

      „Das tun wir, ja.“

      „Dann können Sie sich wohl vorstellen“, sagte Don, „wie wenig Gefahr ich für ihn darstelle.“

      Die Tür klappte zu. Für einen kurzen Moment verspürte Luke etwas wie Nostalgie, während sie einander ansahen. Don war sein Kommandant und Mentor in der Delta Force gewesen. Als Don das Special Response Team gegründet hatte, war Luke der erste, den er eingestellt hatte. In vielerlei Hinsicht war Don mehr als zehn Jahre wie ein Vater für ihn gewesen.

      Aber das war vorbei. Don war einer der Verschwörer gewesen, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten getötet hatte, um die Regierung zu übernehmen. Er war Mitschuldiger an der Entführung von Lukes eigener Frau und ihrem Kind. Er hatte von dem Bombenattentat gewusst, das mehr als dreihundert Menschen am Mount Weather getötet hatte. Don drohte die Todesstrafe und Luke kannte niemanden, der sie mehr verdient hatte.

      Die beiden Männer schüttelten sich die Hand und Don legte eine Hand auf Lukes Schulter, nur für eine Sekunde. Es war eine unbeholfene Geste eines Mannes, der nicht mehr an menschlichen Kontakt gewöhnt ist. Luke wusste, dass Supermax-Gefangene selten die Gelegenheit bekamen, andere Menschen zu berühren.

      „Danke für all deine Besuche und Briefe“, sagte Don. „Es war ein Trost zu wissen, dass mein Wohlergehen dir so wichtig ist.“

      Luke schüttelte den Kopf. Er lächelte fast. „Don, bis gestern Nachmittag wusste ich nicht einmal, wo sie dich festhalten. Und es war mir auch egal. Von mir aus könntest du auch in einem Loch verschmoren. Am besten am Fuße von Mount Weather.“

      Don nickte. „Wenn man verliert, muss man wohl akzeptieren, wohin man gesteckt wird.“

      „So scheint es wohl.“

      Don deutete auf den Steinhocker, der wie ein Pilz aus dem Boden spross. „Willst du dich nicht setzen?“

      „Ich werde stehen. Danke.“

      Don starrte Luke an, sein Kopf neigte sich zur Seite. „Ich kann dir nicht viel Gastfreundschaft anbieten, Luke. Der Hocker ist alles.“

      „Warum sollte ich deine Gastfreundschaft annehmen, Don?“

      Dons Augen wichen ihm nicht aus. „Machst du Witze? Um der alten Zeiten willen. Als