Ralph Caspers

99 Fragen, mit denen Eltern ihre Kinder wirklich erreichen


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sieht das denn auch aus, wenn eine Seite fast leer ist?)

      (Fest steht, um Erlaubnis für etwas zu fragen, von dem man weiß, dass es ein anderer nicht gut finden würde, ist sehr schwer. Da muss man sich schon starke Argumente überlegen – was anstrengend sein kann.

      Wenn man natürlich wichtige Argumente hat, spart man sich später das oft peinliche Bitten um Verzeihung. Auch nicht zu verachten: Der andere wird nicht übergangen, sondern fühlt sich eventuell mit in die Entscheidung einbezogen. Das zeigt gegenseitiges Vertrauen, und es ist vielleicht auch genau so, wie ich selbst gern behandelt werden möchte.)

      Welches Tier wärst du gern?

       Elf

      Wenn ich aus meinem Fenster auf den Waldrand sehe, dann stelle ich mir oft vor, wie es wohl wäre, als Greifvogel durch den Wald zu fliegen und den Ästen geschickt auszuweichen oder über die Baumwipfel zu gleiten und vom Wind höher und höher in die Luft getragen zu werden. Allerdings fresse ich nicht so gern Mäuse, Würmer oder Insekten. Das weiß ich, seitdem ich mal beim Fahrradfahren eine Fliege verschluckt habe. Ist nicht ganz mein Geschmack.

      Suche ich mir ein Tier aus, das ich ganz niedlich finde oder lieber eins, vor dem andere Respekt haben? Nehme ich ein echtes Tier oder eins, das es gar nicht gibt – wie etwa einen Drachen oder ein Einhorn?

      Wichtige Fragen, die sich auch Königinnen und Kaiser gestellt haben: „Was kommt auf mein Wappen?“ Napoleon Bonaparte zum Beispiel mochte die Biene als Wappentier. Das war ganz schön hintersinnig.

      Denn der letzte König vor Napoleon war Ludwig XVI. aus der Familie der Bourbonen. In deren Wappen war die Lilie das wichtigste Symbol.

      Wenn der König Familien oder Städte würdigen wollte, weil sie ihm in besonderer Weise geholfen haben, dann erlaubte er ihnen, eine Lilie in ihrem Wappen zu führen. Napoleon dagegen zeichnete wichtige Städte mit einer Biene aus.

      Es gab viele Gründe, warum Napoleon die Biene statt der Lilie nahm.

      Die schönste Geschichte dazu wurde mir während einer Führung durch das Schloss Chambord erzählt: Vergleicht man die Bourbonen-Lilie mit der Napoleon-Biene, dann stellt man fest, dass die Biene so aussieht wie die Lilie, die auf den Kopf gedreht wurde. Die Napoleon-Biene fliegt auf die Bourbonen-Lilie und sticht sie.

      Was erzählt dein Tier über dich?

      Wie lang dauert „jetzt“?

       Zwölf

      Eigentlich könnte man denken, dass das Wort, das jetzt von deinem Blick gestreift wird, genau diesen Moment in der Zeit beschreibt: das Jetzt. Und wenn dieser Augenblick beim nächsten Wort ist, ist das alte Jetzt schon vom nächsten Jetzt abgelöst worden. Bedeutet das, dass „jetzt“ genau ein Wort lang dauert?

      „He!“, wäre ein ziemlich kurzes Jetzt.

      „Fußballstadiondauerkartenübertragungsverordnungsentwurfsgesprächsgruppentermin“ wäre ein ziemlich langes Jetzt.

      (Das liebe ich an der deutschen Sprache: Ein langes Wort kann immer noch länger gemacht werden. Manche Wörter sind so lang, die sind kurz davor, eine eigene Postleitzahl zu bekommen.)

      Aber kann es sein, dass es unterschiedlich lange „Jetzts“ gibt? Das Jetzt sollte doch immer die gleiche Dauer haben, oder? „Jetzt“ beschreibt ja „Gleichzeitigkeit“.

      Das ist eine Frage, die Menschen aus den unterschiedlichsten Forschungsgebieten beschäftigt. Um herauszufinden, wie lange „jetzt“ dauert, wird zum Beispiel überprüft, wie kurz eine Pause zwischen zwei Ereignissen höchstens sein darf, damit diese beiden Ereignisse von Menschen als gleichzeitig wahrgenommen werden. Beim Sehen dürfen zwischen zwei Lichtblitzen 20 Millisekunden Zeit vergehen, man nimmt sie trotzdem noch als gleichzeitig wahr. Beim Hören sind es nur drei Millisekunden zwischen zwei Tönen. Das „Jetzt“ als die Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft ist für die Wissenschaft übrigens drei Sekunden lang.

      Das klingt sehr plausibel, finde ich. Vergangenheit und Zukunft werden vom „Jetzt” zusammengehalten: eine Sekunde für das, was war, eine für das, was wird, und eine für das, was ist.

      Wenn du Gott wärst, was würdest du tun?

       Dreizehn

      Gott zu sein bedeutet ja, alles tun zu können, was man möchte. Man hätte größtmögliche Macht. Ich würde als Erstes dafür sorgen, dass es keine Zecken mehr gibt. Dann könnte ich wieder – ohne mir Gedanken zu machen – durch den Wald und durchs Unterholz streifen.

      Wenn ich allmächtig wäre, dann wäre die Welt so etwas wie mein Spielzimmer. Ich könnte neue Tierarten entstehen lassen. Ich könnte dafür sorgen, dass der Himmel grün wird. Ich könnte alle Kriege beenden. Ich könnte aber auch die Welt untergehen lassen. Wäre ich eher ein wohlwollender Gott? Oder wäre ich lieber boshaft – ohne dass ich mir Sorgen machen müsste um die Konsequenzen? Niemand könnte mich ausschimpfen oder mir Fernsehverbot geben, wenn ich Gott wäre und alles kaputtgemacht hätte.

      Man hat es als Gott bestimmt nicht leicht: Ständig beschweren sich irgendwelche Leute über das, was man macht. Oder – noch nerviger – Menschen behaupten, es gebe mich gar nicht, selbst wenn ich ihnen ein Zeichen meiner Existenz nach dem anderen gebe. Wahrscheinlich würde mich das nach einiger Zeit so aufregen, dass ich meine Sachen packen und rufen würde: „Wisst ihr was? Macht euren Kram alleine. Mir reichts. Ich gehe!“

      Wenn ich mir überlege, was ich tun würde als Gott, dann denke ich natürlich auch darüber nach, was mir auf der Welt zurzeit nicht gefällt. Was würde ich ändern wollen? Und brauche ich wirklich allmächtige Kräfte für diese Änderungen oder könnte ich einige Dinge angehen, selbst wenn ich kein Gott bin?

      Was ist dein Lieblingsbuchstabe?

       Vierzehn

      Wenn wir mit unseren Buchstaben schreiben, dann ist das für die meisten von uns total selbstverständlich, und kaum jemand denkt darüber nach, was für eine großartige Erfindung wir benutzen.

      A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, Z. Mit diesen paar Zeichen lassen sich alle Ideen, die man hat, aufschreiben und festhalten. Welcher von denen ist dein Lieblingsbuchstabe? Ist es vielleicht der Anfangsbuchstabe deines Namens?

      Wenn du davon ausgehst, dass Lieblingsbuchstaben am häufigsten benutzt werden, dann sind im Deutschen das E und das N die beliebtesten Buchstaben. Hier in diesem Text kommt das E 133-mal vor und das N 97-mal. Ich mag beide.

      Es gibt Buchstaben, die sehen von hinten genauso aus wie von vorne – das A zum Beispiel oder das H. Andere Buchstaben dagegen können sich verwandeln: Aus dem W wird ein M, das kleine p zum b oder zum d, je nachdem, wie man es dreht. Und wieder andere Buchstaben lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen – so wie das O. Das sieht immer gleich aus.

      Ich mag ja besonders gern Buchstaben, die Wörtern einen neuen Sinn geben. Das S zum Beispiel macht aus einem „glücklos“ ein „Glückslos“.

      Ist ein Problem immer noch ein Problem, wenn du nicht mehr denkst, dass es ein Problem ist?

       Fünfzehn

      Manchmal habe ich das Problem, dass ich einen Text schreiben möchte, aber einfach nicht weiterkomme. Als würde ich in einem Zimmer festsitzen, weil die einzige Tür nach draußen von außen blockiert ist. Ich starre auf die Tür, rüttle an der Klinke, trete gegen das Holz,