Ralph Caspers

99 Fragen, mit denen Eltern ihre Kinder wirklich erreichen


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      Wenn ich nicht weiß, wie es weitergehen soll, dann mache ich für gewöhnlich etwas ganz anderes. Das hilft komischerweise. Ich lese etwas oder zeichne oder sehe aus dem Fenster. Und während ich etwas anderes mache, arbeitet mein Gehirn im Hintergrund weiter an der Lösung des Problems, ohne dass ich mich bewusst daran beteilige. Fast so, als würde ich in der Mikrowelle Essen heiß machen: Ich stelle den Teller rein, schalte das Gerät ein, nach kurzer Zeit macht es „pling“, die Mikrowelle ist fertig, und ich muss nur noch das heiße Essen rausnehmen. Wenn ich mich mit etwas anderem beschäftige, meldet sich irgendwann mein Gehirn mit einer Idee zur Lösung meines Problems. Zum Beispiel: „Hey, auch das Fenster ist ein Weg nach draußen.“

      Ein Problem kann man als unüberwindbares Hindernis sehen, das einem den Weg versperrt. Aber was, wenn man das Hindernis nicht als Hindernis nimmt, sondern als Möglichkeit, mal vom Weg abzukommen und um das Hindernis herumzugehen? Wer weiß, wohin einen das dann führen kann.

      Lieber einen Stift, der alles real werden lässt, was du zeichnest, oder einen Radierer, der alles Reale wegradieren kann?

       Sechszehn

      (Ich gehe mal davon aus, dass dieser Stift, der alles echt werden lässt, was ich zeichne, nicht darauf angewiesen ist, dass meine Zeichnungen auch echt aussehen. Also: –)

      Schaffe ich lieber Dinge neu, die mir fehlen? Oder lasse ich lieber Dinge verschwinden, die mich stören? Bin ich eher für mehr? Oder bin ich eher für weniger?

      Beim Einkaufen bräuchte ich nie mehr in der Kassenschlange zu stehen, weil ich alles, was ich benötige, einfach zeichnen könnte. Jeden Wunsch, den ich habe, könnte ich mir selbst erfüllen. Ein Hund? Kein Problem! Hundefutter? Kann ich auch zeichnen. Halsband und Leine?

      Einfach! Wahrscheinlich müsste ich aufpassen, dass ich nicht zu viel zeichne – und mir zu viele Wünsche erfülle. Irgendwann ist ein Zimmer oder eine Wohnung oder ein ganzes Haus vollgestellt.

      Vielleicht wäre der Radierer doch die bessere Wahl. Alles, was mir nicht gefällt, könnte ich wegradieren. Ich müsste nie wieder den Müll rausbringen. Und einen Parkplatz zu finden wäre auch kein Problem mehr – ich könnte mir einfach den Platz, den ich brauche, freiradieren.

      Aber wahrscheinlich würde ich ziemlich schnell Ärger mit den Besitzern der ausradierten Autos bekommen.

      Vielleicht wäre es doch am besten, wenn ich beides hätte: den Stift und den Radierer. Und bei dir?

      Sonnenlicht oder Mondschein?

       Siebzehn

      Für mich, ganz klar: Mondschein! Ich weiß natürlich, dass der Mond nicht selbst leuchten kann, sondern das Licht der Sonne reflektiert – also zurückwirft. Dennoch, wenn der Mond nachts am Himmel leuchtet, verbreitet er eine Stimmung, die ich einfach angenehm finde. Das Mondlicht ist auf eine beruhigende Art kühl und ruhig. Es kann natürlich auch ein bisschen gruselig sein: Du bist mehr auf deine Fantasie angewiesen, wenn du etwas erkennen willst, weil der Mondschein bei Weitem nicht so hell ist wie das Licht der Sonne. Außerdem brauchst du dich nicht einzuschmieren – von einem Mondbrand hat noch nie jemand etwas gehört. Du kannst allerdings schlecht nur in Badehose oder Bikini rausgehen – dafür ist es meistens zu kalt.

      Im Vergleich zum Vollmond ist die Sonne fast 400 000-mal heller. Kein Wunder, dass Sonnenlicht richtig wehtun kann, vor allem wenn man keine Sonnencreme benutzt. Dann können die UV-Strahlen der Sonne einen schlimmen Sonnenbrand verursachen. Auch der Hitze lässt sich schlecht entkommen. Dafür gibt es die schönsten Regenbögen nur bei Sonnenlicht. Ohne das Licht der Sonne gäbe es keine Farben. Tatsächlich enthält das Sonnenlicht alle Farben. Wenn Sonnenlicht zum Beispiel auf einen roten Apfel trifft, dann sorgen die Farbstoffe im Apfel dafür, dass nur der rote Anteil des Sonnenlichts vom Apfel zurückgeworfen wird, in unser Auge fällt und wir die rote Farbe wahrnehmen. Wird der rote Apfel nur mit blauem Licht angestrahlt, dann gibt es keinen roten Lichtanteil, den die Farbstoffe zurückwerfen können. Der Apfel wirkt dann farblos, fast schwarz.

      Wie die Nacht.

      Wenn du einen Außerirdischen bei dir zu Hause aufnehmen würdest, würdest du anderen Menschen davon erzählen?

       Achtzehn

      Angenommen ein unbekanntes Flugobjekt – ich kürze diesen langen Begriff einfach mal ab mit „Ufo“ – stürzt auf unser Grundstück und eine außerirdische Lebensform – ich kürze diesen langen Begriff einfach mal ab mit „Alf“ – würde aus dem Wrack kriechen und bei uns zu Hause einziehen, dann wäre das auf jeden Fall eine großartige Idee für eine Fernsehserie.

      Eine Begegnung mit einer „Alf“ wäre ein epochales Ereignis, denn so etwas hat es in der Geschichte der Menschheit noch nicht gegeben. Oder besser gesagt: Es gibt keine verlässlichen Berichte über so eine Begegnung. Deshalb wäre das sicherlich ein sehr guter Grund, Menschen davon zu berichten. Die Gewissheit, dass es noch andere Lebewesen im Universum gibt außer uns, könnte für einen enormen Entwicklungsschritt sorgen. Und auch die Technologie, die diese Wesen haben und vielleicht mit uns teilen, würde uns bestimmt weiterbringen.

      Es könnte aber auch eine riesige Panik ausbrechen, wenn man von dem Außerirdischen erzählt, der bei einem wohnt.

      In Fernsehserien und Filmen geht es für die Außerirdischen meistens nicht gut aus, wenn ihre Anwesenheit entdeckt wird. Menschen sind neugierig und wollen wissen: Aus was besteht denn so ein Außerirdischer?

      Kann man ihn essen? Wird er uns essen? Und schneller als man Hyperantrieb sagen kann, wird der Außerirdische auseinandergenommen.

      Ich denke, ich würde den außerirdischen Besuch für mich behalten. Wahrscheinlich glaubt mir das sowieso niemand. Oder wie siehst du das?

      Für wie viel bist du käuflich?

       Neunzehn

      Jedes Mal, wenn ich diese Frage stelle, lachen alle bei uns zu Hause. Vielleicht denken sie, es sei eine Fangfrage. Dabei ist es vor allem eine sehr schwierige Frage. Denn wer gibt schon gern zu, käuflich zu sein, obwohl doch wahrscheinlich alle käuflich sind. Kommt es nur auf den Preis an?

      Oder darauf, was du für das Geld machen sollst?

      Wenn mir jemand 100 Euro anbieten würde, damit ich auf die Straße gehe und rufe „Ich kann fliegen, ich kann fliegen!“ – ich würde es machen.

      (Bin ich wirklich so billig zu haben? Schlimm.)

      Wie viel Peinlichkeit würdest du in Kauf nehmen? Würdest du für 1000 Euro nackt durchs Einkaufszentrum laufen? Menschen sind ja sehr kreativ, wenn es darum geht, anderen Menschen idiotische Angebote zu machen und dafür Geld zu bezahlen. Ist es in Ordnung, überhaupt darüber nachzudenken, für welchen Preis man den Popel eines anderen essen würde? Oder sollte man grundsätzlich sagen: „So etwas mache ich nicht! Ich bin nicht käuflich!“, auch auf die Gefahr hin, dass man für einen abgehackten Zeh zehn Millionen Euro ausschlagen müsste. Wäre das nicht doch eine Überlegung wert? Schließlich ist das so viel Geld, dass man nie wieder arbeiten gehen müsste. Bist du ein Mensch mit Prinzipien und klaren Regeln? Oder passt du dein Verhalten und deine Entscheidung immer wieder an neue Situationen an?

      Grundsätzlich – und das wissen auch alle bei mir zu Hause – man muss immer vorsichtig sein, wenn man diese Frage gestellt bekommt: Sie könnte ernst gemeint sein.

      Gibt es etwas, von dem du noch weißt, wann du es das erste Mal gemacht hast?