Rachel Amphlett

BRENNENDE SCHATTEN


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bevor er stehenblieb und sich an der Ecke an die Fassade eines großen georgianischen Gebäudes lehnte. Dann blickte er zuerst die Allee hinunter und dann nach links zur Hauptstraße.

      Ein Bus fuhr platschend vorbei, Dan bemerkte, dass auf der unteren Ebene des roten Doppeldeckerbusses nur drei Passagiere saßen. Doch die Scheiben waren von innen beschlagen, sodass die Menschen im Bus nur noch bloße Schatten waren.

      Er drehte sich um und spazierte nun langsam zum Haus zurück.

      »Trautes Heim, Glück allein«, murmelte er, während er die Betonstufen zur Haustür hinaufging. Dann drehte er den Schlüssel herum und gab den Sicherheitscode ein.

      Kapitel 5

      Nachdem er die Haustür hinter sich geschlossen hatte, hörte Dan, wie der Verriegelungsmechanismus einrastete und er begann sofort, sein zeitweiliges Zuhause zu erkunden.

      Das Gebäude war drei Stockwerke hoch, hatte ein typisch georgianisches Design und ein Kellergeschoss, das von der Straße durch schwere schmiedeeiserne Stäbe getrennt wurde. Dan drückte links neben der Haustür auf einen Lichtschalter und sah sich dann in seiner unmittelbaren Umgebung um. Der Flur und das Erdgeschoss des Hauses waren in Pastelltönen gestrichen und mit Teppichboden ausgelegt. Eine Treppe auf der rechten Seite des Flurs führte zum nächsten Stockwerk hinauf.

      Rechts von der Haustür lag ein großes Arbeitszimmer mit einem Mahagoni-Schreibtisch, der auf jeder Seite von einem Ledersessel flankiert wurde, und es gab ein Fenster, das auf die Straße hinausging. Schwere Store sorgten dafür, dass man nicht von der Straße aus hineinsehen konnte. Dan ging zum Fenster, warf einen Blick hinaus, schloss die dicken Samtvorhänge und wandte sich dann dem Zimmer zu. Auf dem Schreibtisch standen ein Laptop und ein Drucker. Hinter dem Schreibtisch entdeckte er an der Wand ein Modem, dessen rote Lampe erwartungsvoll blinkte. Gegenüber vom Kamin stand ein dreisitziges Sofa, während die hintere Wand von einem großen Bücherregal dominiert wurde, das sich in der Mitte bereits unter dem Gewicht der Bücher durchbog.

      Er lächelte, während er das Gemälde betrachtete, das leicht schief über dem Kamin hing. Es zeigte eine frühmorgendliche Jagd-Szene aus dem neunzehnten Jahrhundert in den Berkshire Downs, mit dem Uffington White Horse in der Ferne. Nachdem er hinübergegangen war, hob Dan das Gemälde leicht von der Wand ab und wurde mit einem leisen Klick belohnt. Das Gemälde schwang nun sanft zur Seite und enthüllte einen Wand-Safe.

      Dan grinste. Er würde sich das für später aufheben, wenn er Davids Unterlagen durchgesehen hatte.

      Er rückte das Gemälde wieder zurecht, dann verließ er das Zimmer und ging quer durch den Flur. Hinter der nächsten Tür entdeckte er ein Speisezimmer, das sich im hinteren Teil des Raumes zu einer großen Küche hin öffnete, die die gesamte Rückseite des Hauses einnahm. In der Ecke führte eine massive Tür in den Hinterhof und der Gasherd und eine große Arbeitsfläche bildeten eine Kochinsel in der Küchenmitte. Die Spüle und eine Geschirrspülmaschine hatte man an die rückwärtige Wand gestellt und darüber befand sich ein Fenster zum Hinterhof, dessen Jalousien momentan geschlossen waren.

      Dan ging wieder in Richtung Diele, bückte sich, um seinen Seesack aufzuheben und begann dann, die Treppe zum ersten Stock hinaufzusteigen. Vom Treppenabsatz führte rechts eine offene Tür zu einem Wohnbereich, der die gesamte Seite des Gebäudes einnahm. An einer Wand waren ein großer Plasma-TV und ein Entertainment-System angebracht worden, dem ein Sofa und zwei bequeme Sessel gegenüberstanden. Eines der Fenster ging auf den Hinterhof hinaus. Dan ließ an den vorderen und hinteren Fenstern sofort die Jalousien herunter und ging erst dann zum Treppenabsatz zurück. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckte er ein Badezimmer und ein Schlafzimmer. Er lief die Treppe zum obersten Stockwerk hinauf, wo sich an der Vorderseite des Hauses das Hauptschlafzimmer mit eigenem Bad und begehbarem Kleiderschrank befand. Dan grinste und warf seinen Seesack auf das Bett. Mitch konnte von ihm aus, das Schlafzimmer im ersten Stock haben.

      Dem Hauptschlafzimmer gegenüber lagen zwei weitere Schlafzimmer, die im Vergleich zum Rest des Hauses aber nur spärlich möbliert waren. Er zog die Tür hinter sich zu und kehrte zum Auspacken in sein Zimmer zurück.

      Nachdem er seine Kleidung in dem riesigen begehbaren Kleiderschrank verstaut hatte, schob Dan seinen Seesack unter das King-Size-Bett und schlenderte zum Erkerfenster, das einen Teil des Raumes einnahm. Er zog die Gardinen zurück und musterte die Straße in beide Richtungen. Der graue Himmel verdunkelte sich am Horizont bereits wieder und die gegenüberliegenden Gebäude warfen ihre Schatten auf die Straße unter ihm. Die Hauseingangstüren boten einen perfekten Schutz für einen geübten Beobachter, aber selbst nach fünf Minuten konnte Dan niemanden entdecken, der sich anders benahm als ein normaler Nachbar.

      Er ließ die Gardine zurückfallen und schloss die Jalousien. Dann fiel ihm plötzlich ein, dass er das Kellergeschoss noch gar nicht überprüft hatte. Dan lief die Treppe hinunter und als er in der Diele keine Tür entdeckte, ging er in die Küche. Er sah sich intensiv um, bis er das gefunden hatte, wonach er suchte.

      Er lief zu einer raumhohen Schranktür hinüber, öffnete sie, war dann aber doch etwas überrascht, als ihm auf einmal eine Stahltür den Weg versperrte.

      An der Tür war ein Kombinationsschloss angebracht und ein grünes Digitaldisplay blinkte im Dämmerlicht des Schrankinneren. Dan tippte auch dort sein Geburtsdatum ein. Die Digitalanzeige blinkte zwei Mal, bevor sich der Verriegelungsmechanismus mit einem Zischen öffnete. Dan hielt sofort zwei Knöpfe gedrückt, bis das System von ihm ein neues Passwort anforderte. Er tippte es schnell ein, drückte die »Set«-Taste und benutzte dann den Mülleimer als Keil, um die Tür offen zu halten. Nachdem er hinter der Tür an einer Schnur gezogen hatte, konnte er im Licht der Deckenbeleuchtung eine Treppe entdecken, die ins Kellergeschoss führte.

      Während er langsam die Stufen hinunterstieg, schaute er sich verwundert um. Der untere Raum war so groß wie die Fläche des gesamten Hauses und die nächstgelegene Wand enthielt nur eine ganze Reihe von dünnen Metallschubladen.

      Er ging darauf zu, drückte einen Knopf auf der rechten Seite einer der Schubladen und machte dann einen schnellen Schritt zurück, als diese sanft aus der Hohlmauer herausglitt. Im Inneren lag auf einer Schaumstoffmatte eine Auswahl von Handfeuerwaffen. Dan lächelte, nahm eine SIG Sauer heraus, drehte sich um und zielte damit die Treppe hinauf.

      Er schluckte, senkte die Waffe und ging damit zur gegenüberliegenden Wand hinüber. Hier hatte man mehrere Monitore einer Videoüberwachungsanlage installiert, die sporadisch flimmerten, wenn sie zwischen den Überwachungskameras auf dem Grundstück und der Straße umschalteten.

      Dan erkundete die Kontrollen für die Überwachungsanlage und spielte dann ein wenig mit den Kameraeinstellungen herum, bis er zwei Kameras gefunden hatte, die in den Straßenlaternen an beiden Enden der Allee versteckt sein mussten.

      Zufrieden kehrte er zum Waffenschrank zurück und durchsuchte die Schubladen weiter, bis er die Magazine für die SIG fand. Er ließ eines in die Waffe gleiten und steckte noch ein Weiteres als Ersatz in seine Gesäßtasche, dann schob er die Pistole hinten in seine Jeans und stieg die Treppe hinauf. Oben angekommen schloss er die Tür wieder und warf einen Blick auf seine Uhr.

       Zeit, sich den Veranstaltungsort mal etwas genauer anzusehen.

      Kapitel 6

      Nachdem das Taxi am Bordstein angehalten hatte, beugte sich Dan nach vorn und drückte dem Fahrer einen Geldschein in die Hand.

      »Behalten Sie das Wechselgeld«, sagte er und öffnete die Tür.

      Dan hatte den Fahrer angewiesen, ein paar Häuserblocks von dem Hotel entfernt anzuhalten, in dem die Konferenz und am nächsten Abend die Gala-Veranstaltung stattfinden sollten. Denn er wollte sich zuerst in der Umgebung umsehen und ein Gefühl für die Gegebenheiten vor Ort bekommen, bevor er in das Chaos einer kompletten Sicherheitsüberwachung hineinmarschierte und sich dem Hauptverantwortlichen vorstellen musste.

      Während er die Straße entlangging, wirbelten Nebelschleier über den Gehweg, Überbleibsel