streckte es Chris entgegen. »Es ist fast wie eine kleine Haftmine, aber mit einem ausrichtbaren Detonationsmechanismus.«
Chris hockte sich neben ihn hin. »Und wie kommt es, dass die Bombe, die wir gerade gezündet haben, so einen verdammt großen Krater in die Pferdekoppel des Generals gerissen hat?«
»Genau das würde ich auch gern wissen.«
Als der Schatten eines Mannes über sie hinwegglitt und das schwelende Loch im Boden betrachtete, blickten sie hoch.
»Vielleicht war sie defekt?«, schlug Dan vor.
Der Neuankömmling rollte die Ärmel seines Jeanshemdes hoch, hob seine Baseballmütze ein wenig an und kratzte sich am Ohr. »Zumindest war sie brandgefährlich.«
Mit Ende sechzig hatte sich General Bartholomew Bart Collins aus der US-Army zurückgezogen, sich mitten in Arizona Land gekauft und fuhr dort fort, den Terrorismus auf seine ganz eigene Art und Weise zu bekämpfen. Dabei kooperierte er sowohl mit der US-Army als auch mit der britischen Armee und Beratern wie Dan. Dies bot ihm die Möglichkeit, mit verschiedensten Experten zusammenzuarbeiten und so ihr Wissen zu bündeln.
Dan schaute den General über die Schulter hinweg an und runzelte die Stirn. »Ich habe Sie gar nicht kommen gehört. Wo ist denn Ihr Pick-up?«
Ein tiefes, grollendes Schnauben hinter einem der Fahrzeuge nahm die Antwort des Generals vorweg.
Er lächelte. »Ich habe mir doch keine Ranch gekauft, damit ich den ganzen Tag lang mit dem Auto herumfahre, Sohn. Ich war gerade auf einem Ausritt, sah die Explosion und dachte mir, ich sollte mal besser vorbeischauen, um sicherzugehen, dass ihr beide noch in einem Stück seid.«
Dan drehte sich zur Seite, streckte den Rücken durch und warf dem General, der weiterhin stirnrunzelnd den Krater betrachtete, einen Blick zu.
»Was halten Sie davon, General?«
Der ältere Mann wandte sich ihm zu. »Da draußen sind mittlerweile einige wirklich üble Bastarde unterwegs.« Er zuckte mit den Schultern, band sein Pferd vom Kuhfänger des Pick-ups los und schwang sich mit der Beweglichkeit eines zwanzig Jahre jüngeren Mannes in den Sattel.
»Das mit der Pferdekoppel tut mir leid«, sagte Dan.
Der Mann zuckte mit den Achseln. »So ist nun mal das Leben. Ich wollte sie dieses Jahr ohnehin umpflügen. Du hast mir nur die Arbeit abgenommen.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Ihr solltet jetzt besser alles zusammenräumen und euch auf den Nachhauseweg machen, bevor Wendy das Abendessen serviert.«
Während er die Zügel zwischen seinen Fingern hindurchgleiten ließ, sah er auf Dan hinunter. »Ich erwarte euch um sechs Uhr für ein paar Drinks und einen ausführlichen Bericht in meinem Arbeitszimmer«, sagte er und trieb sein Pferd dann mit einem schnellen Schenkeldruck an.
Als das Pferd losgaloppierte, salutierte Dan locker und machte sich dann wieder ans Aufräumen. Er bückte sich und fing an, die Teile der Sprengvorrichtung, die er untersucht hatte, einzusammeln, wobei er seine dabei gemachten Notizen sorgfältig zusammenfaltete und in die Gesäßtasche steckte. Danach verpackte er jedes Teil der Vorrichtung einzeln in eine eigene Plastiktüte.
Chris beschriftete die einzelnen Beutel anschließend mit einem Permanentmarker, bevor er sie in einem Metallbehälter von der Größe eines Werkzeugkastens verstaute. Dan warf ihm den letzten Beutel zu, dann richtete er sich leise ächzend auf, zog die Handschuhe aus, knüllte sie zusammen und schleuderte sie achtlos in den Beifahrerfußraum seines Wagens.
Sie zogen nun die Plane hinunter, die ihnen den ganzen Tag über Schatten gespendet hatte, rollten sie zusammen und verstauten sie auf der Ladefläche von Dans Pick-up. Schließlich bückten sie sich und testeten das Gewicht der Metallbox.
Dan blickte zu Chris hoch und nickte. »Auf drei.«
Vorsichtig hoben sie die schwere Kiste auf die Ladefläche und schlugen anschließend die Heckklappe zu.
Dan fuhr sich mit den Fingern durch sein feuchtes Haar. Schweißtropfen liefen ihm den Rücken herunter, während er das Testgebiet noch einmal überprüfte und kontrollierte, ob sie auch wirklich alles mitgenommen hatten. »Ich fahre dir hinterher«, sagte er zu Chris, der kurz nickte und sein Fahrzeug anließ.
Nachdem er in seinen Wagen gestiegen war, warf Dan die leere Getränkedose und sein Werkzeug auf den Beifahrersitz, zog die Tür zu und startete den Motor. Er ließ ihn eine Minute lang warmlaufen und kurbelte dann sein Fenster herunter. Danach lenkte er den Pick-up auf die holprige Fahrspur und folgte der Staubwolke des vorausfahrenden Wagens.
Als er mit seinem Pick-up den schmalen Weg zum Haus des Generals hinauffuhr, warf er einen Blick auf die Winterlandschaft, die sich vor ihm ausbreitete. Im Rückspiegel bemerkte er, dass er immer noch von den letzten sechs Monaten, die er in der kargen Weite Arizonas verbracht hatte, gebräunt war.
Dann glitt sein Blick über das Städtchen, in dem man ihn trotz der abgeschiedenen Lage mehr als freundlich empfangen hatte.
Was ihm ganz recht war, denn dort befand sich die einzige Pension weit und breit.
Kapitel 2
Grant Swift öffnete seine Augen, doch Dunkelheit umgab ihn. Er versuchte die Finsternis wegzublinzeln, und fühlte, dass er auf der Seite lag. Seine Schulter schmerzte an der Stelle, an der sein Körper durch die Bewegungen des Wagens hin und her geworfen worden war. Er schüttelte den Kopf und bemühte sich, den starken Druck hinter seinen Augen zu vertreiben. Die Kapuze scheuerte über sein Gesicht und als er versuchte, die kratzige Augenbinde mit den Händen zu entfernen, bemerkte er, dass seine Handgelenke gefesselt waren. Inzwischen hatten die Fesseln die Blutzirkulation so stark abgeschnürt, dass er seine Finger kaum noch spüren konnte.
Sein Herz schlug heftig in der Brust, als er sich das Gehirn zermarterte, um herauszufinden, was geschehen war. Wie lange war er schon bewusstlos? Wo war er?
Er spitzte die Ohren. Sie waren offenbar noch immer unterwegs. Der gleichmäßige Fahrrhythmus des Wagens wurde nur gelegentlich durch ein Schlagloch unterbrochen, während sein Körper sich bei jeder Straßenkurve hin und her bewegte. Er erinnerte sich daran, dass er hinter seinem Mercedes einen Van gesehen hatte … wie lange war das her? … und dann … und dann …
Als ihm klar wurde, dass er wahrscheinlich immer noch im hinteren Teil des Vans lag, versuchte er, das Motorengeräusch auszublenden und sich ganz und gar auf die beiden Stimmen zu konzentrieren, die von den Vordersitzen aus nach hinten drangen. Sie sprachen zwar nicht viel miteinander, dafür war aber das Autoradio angeschaltet. Gerade lief ein Werbeblock, der peppige Jingle einer großen Bekleidungskette wurde durch die aufgeregte Stimme eines Sprechers aus dem Off übertönt. Direkt danach hörte er den Jingle des Radiosenders, der in einen weiteren Top-40-Song überblendete. Grant wiederholte den Jingle grübelnd in seinem Kopf. Er kannte ihn irgendwoher, konnte sich aber einfach nicht daran erinnern, wohin er damals unterwegs gewesen war, als er ihn gehört hatte.
Er zuckte zusammen, als er versuchte, sein Gewicht auf dem harten Boden des Fahrzeugs zu verlagern und sich hinzusetzen. Voller Panik trat er um sich, wobei sein Bein gegen etwas Stabiles und Metallisches stieß, das nun laut schepperte.
Vom Vordersitz übertönte auf einmal eine Stimme das Dröhnen des Motors und das Radio. »Er kommt anscheinend wieder zu sich. Wie weit ist es noch?«
Eine andere Stimme antwortete gedämpft: »Nicht mehr weit. Stell ihn wieder ruhig.«
Grants Körper spannte sich an. Er konnte durch die Kapuze, die sie ihm über den Kopf gezogen hatten, zwar nichts sehen, aber er spürte dennoch, wie sich ihm jemand näherte und roch den schmutzigen Körpergeruch des Mannes, als dieser sich über ihn beugte.
»Bitte, nicht …«, flüsterte Grant.
Urin lief zwischen seinen Beinen hervor, beschämt schloss er die Augen. Der kalte Metallboden des Fahrzeugs ließ seine Muskeln und Gelenke schmerzen. Er versuchte seine Position etwas zu verändern, um die Blutzirkulation in seinen abgeklemmten