Rachel Amphlett

BRENNENDE SCHATTEN


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       Kapitel 37

       Kapitel 38

       Kapitel 39

       Kapitel 40

       Kapitel 41

       Kapitel 42

       Kapitel 43

       Kapitel 44

       Kapitel 45

       Kapitel 46

       Kapitel 47

       Kapitel 48

       Kapitel 49

       Epilog

       Über die Autorin

      Prolog

      

       North Kent, UK

      

      Grant Swift nahm in der Eingangshalle des großen Bürogebäudes seine Autoschlüssel aus der Jackentasche und blickte dabei durch die Glastüren nach draußen. Seine Finger schlossen sich fest um den Griff des abgenutzten Aktenkoffers in seiner Hand, dessen schwarzes Leder sich bereits ablöste und zu einem unansehnlichen Grau verblasste.

      Schneeregen prasselte auf das Dach des Verbindungsganges und das lautstarke Trommeln des Regengusses hallte durch den Empfangsbereich des Gebäudes. Grant zuckte zusammen, als ein Windstoß an den Glastüren rüttelte und Abfall über den Weg zum Parkplatz wirbelte.

      »Wollen Sie da wirklich rausgehen, Mr. Swift?«

      Grant drehte sich zu dem Empfangsschalter um, hinter dem ein einzelner Wachmann saß, der nun von einem halb gelösten Sudoku-Rätsel aufblickte. Grant schob seinen Schal unter den Mantelkragen und sagte: »Wenn ich dieses Jahr unser Dinner zum Hochzeitstag verpasse, kann ich mich genauso gut sofort nach einem neuen Zuhause umsehen.«

      Der Wachmann lachte, beugte sich nach vorn und drehte das Radio etwas lauter. »Ich schätze mal, dann sollten Sie das Risiko wohl besser eingehen, Sir. Lieber klatschnass und durchgefroren dort auftauchen, als zu spät zu kommen.«

      »Genau das denke ich mir auch.« Grant hielt den Aktenkoffer über den Kopf und stemmte sich gegen die Glastüren, während hinter ihm die Musik eines Top-40-Radiosenders durch den Empfangsbereich hallte. Das Wasser unter seinen Füßen spritzte in alle Richtungen, als er auf dem betonierten Gehweg durch die Pfützen rannte und sein Atem bildete derweil Wölkchen in der Luft.

      Als er sich seinem Auto näherte, einer brandneuen silbernen Mercedes Limousine, auf deren Nummernschild ›GEN1US‹ stand, hob er seinen Arm und richtete den Schlüsselanhänger auf die Tür. Die Blinker leuchteten daraufhin einmal kurz auf. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, warf er seine Aktentasche auf den Beifahrersitz und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Er zog die Tür zu, dann saß er erst einmal wie gelähmt da und starrte den Schneeregen an, der auf seine Windschutzscheibe prasselte.

      »Jesus«, murmelte er, »dieses gottverdammte englische Wetter.«

      Er schüttelte sich vor Kälte. Sein letzter Einsatz war bei einem Unternehmen im Nahen Osten gewesen. Zwei Monate später hatte er bereits den Tag bereut, an dem er den Vertrag für dieses Projekt abgeschlossen hatte, und war in das Vereinigte Königreich zurückgekehrt.

      Grant fuhr sich mit der Hand durch sein klatschnasses, schwarzes Haar, erschauderte, als ihm eiskaltes Wasser den Nacken hinunterlief, und starrte wütend auf die Wasserlache, die sich bereits auf dem Beifahrersitz unter seinem Aktenkoffer ausbreitete.

      Er schüttelte den Kopf, schob die Karte in den Schlitz und startete damit das Auto. Der Motor erwachte schnurrend zum Leben und die Instrumente auf dem Armaturenbrett leuchteten auf wie das Cockpit eines Kampfjets. Grant beugte sich nach vorn und stellte die Temperaturkontrolle ein. Noch während er sich anschnallte und die Scheinwerfer einschaltete, verschwand bereits der Beschlag auf der Innenseite der Windschutzscheibe.

      Jetzt schaltete er die Scheibenwischer ein, legte den Rückwärtsgang ein und rollte am Gebäudekomplex vorbei vom Parkplatz herunter.

      Das Hauptquartier des Unternehmens bestand aus einer Ansammlung von architektonisch interessant miteinander verwobenen Glas- und Stahlelementen und bildete den Mittelpunkt eines ganz neuen Gewerbegebietes. Die drei Stockwerke überragten die benachbarten Bürogebäude, die weitaus besser zu der umliegenden Landschaft passten. Das Hauptquartier lag zwanzig Meilen von London-Mitte entfernt, um den Software-Ingenieuren, die vor fast zwei Jahren hierhergezogen waren, eine Oase der Ruhe zu bieten.

      Grant rutschte in seinem Sitz einige Male hin und her, bis er bequem saß, und lenkte das Auto dann in Richtung Stadt. Falls das Wetter noch schlechter werden würde, würde sich die Fahrzeit von eigentlich einer Stunde garantiert auf gute zwei Stunden verlängern, und dann würde er definitiv zu spät kommen.

      Zwanzig Minuten später war er immer noch auf der Straße nach Westen unterwegs, und während die Fahrzeuge inzwischen Stoßstange an Stoßstange dahinrollten, versuchte er verzweifelt, sich nicht von der Nebelschlussleuchte blenden zu lassen, die der Idiot vor ihm eingeschaltet hatte.

      Schließlich ging es nur noch im Schritttempo vorwärts und Grant verrenkte sich den Hals bei dem Versuch, einen Blick über die Fahrzeuge vor ihm werfen zu können. Dann entdeckte er irgendwann die rot-blauen Blinklichter von Rettungsfahrzeugen und stöhnte leise auf. Er sah kurz nach unten, als sein Handy in der Halterung zu klingeln anfing, und schaltete schnell am Lenkrad die Freisprechanlage an.

      »Reich bitte nicht gleich die Scheidung ein.«

      Ein kehliges Lachen war nun über die Lautsprecher zu hören. »So schlimm?«

      »Ich brauche noch ungefähr vierzig Minuten, allerhöchstens«, log er.

      »Das habe ich mir schon fast gedacht.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Ich rufe das Restaurant an und sage dort Bescheid, dass wir erst nach acht Uhr kommen können, okay?«

      »Das klingt nach einem guten Plan.« Er warf einen prüfenden Blick in seinen Rückspiegel. »Ich werde die nächste Ausfahrt nehmen. Das ist zwar ein kleiner Umweg, aber wenigstens kann ich dann in Bewegung bleiben. Ich glaube nämlich nicht, dass sich der Stau hier so bald wieder auflöst.«

      »Okay. Aber fahr vorsichtig.«

      »So wie immer. Ich liebe dich.«

      »Ich dich auch. Wir sehen uns, wenn du angekommen bist.«

      Grant beendete den Anruf. Nachdem er einen weiteren Blick in den Rückspiegel geworfen hatte, blinkte er links und fing an, auf die linke Spur zu ziehen. In seinem Rückspiegel blitzten Scheinwerfer auf. Er blinzelte und drehte den Kopf zur Seite, damit sich seine Augen darauf einstellen konnten. Er schätzte, dass die Ausfahrt nicht mehr als zwei Meilen entfernt war und tatsächlich tauchte nach gut einer Minute ein grünes Schild