Martina Meier

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 1


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zu Anna, die sich gerade bemüht, mit großen Buchstaben ihren Namen auf das Apfelbild zu schreiben. Das große N steht seitenverkehrt neben dem A.

      „Soll ich dir helfen?“, fragt Melusine. Anna nickt und Melusine schreibt das nächste N richtig. Sie korrigiert den Spiegelbuchstaben nicht, sondern fragt nur ihre Freundin Wilma: „Anna wird das doch später selbst merken, oder?“ Nun lächelt Wilma: „Anna hat noch viel Zeit!“

      Melusine denkt nach. Sie freut sich nicht auf Weihnachten, weil sie im Moment überhaupt nichts freut. Alles hasst sie, alles langweilt sie. Sie weiß nicht einmal, was sie sich wünscht. Und niemand fragt sie. Die Eltern sind fürchterlich beschäftigt oder das Haus ist leer. Bei Wilma ist es nie langweilig, zu ihr kann Melusine fast immer kommen. Warum lässt sie dann ihre schlechte Laune an ihrer besten Freundin aus? Weil die gerade da ist! Anna ist ja selten dabei … und die ist noch so klein!

      Während des Nachdenkens hat Melusine ein Schiff für Anna gefaltet. Anna fährt mit dem Papierschiff über eingebildete Flüsse auf dem Teppich. Melusine zeichnet eine Flusslandschaft und singt wieder mit, als Wilma anstimmt: „Es kommt ein Schiff geladen …“ Irgendwann fehlt Melusine der Text. Eigentlich hat Melusine ein gutes Gedächtnis. Wilma reicht ihr das Blatt mit Noten und Text: „Üben, üben, üben! Bald ist Weihnachten.“

      „Danke! Vielleicht gelingt es mir, wenn ich mein Gedächtnis trainiere, auch dran zu denken, dir nicht immer die Laune zu verderben!“, sagt Melusine zu ihrer Freundin und beugt sich über das bedruckte Papier.

      Ganz heimlich freut sie sich jetzt doch! Die alten Lieder sind wie Märchen. Vielleicht kann Melusine ja zu Hause in den leeren Haus auch singen, so laut, dass es schallt?!

      Xenia Cosmann lebt in Berlin und München, hat Geschichte und Philosophie studiert und in Museen, Bibliotheken oder Archiven gearbeitet. Sie schreibt Lyrik, Kurzprosa und Romane, Arbeiten, die sich häufig an Kinder und „an das Kind in der Frau“ richten. Sie hat bereits in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht.

      *

      Ein Glitzern in der Nacht

      Der Wald lag still und schneebedeckt unter ihr im Tal. Kaum ein Laut war zu hören, nur das leise Rascheln des fallenden Schnees. Sterne funkelten am Himmel in dieser frostkalten Nacht, und die junge Frau mit dem goldenen Haar hüllte sich noch etwas tiefer in ihren glitzernden Umhang. Dann blickte sie auf und lächelte. Ein fernes Klingen, ein leises Rauschen ertönte am Nachthimmel. Ein Licht näherte sich ihr, und sie machte sich bereit. Ein großer leuchtender Schlitten, gezogen von Rentieren, kam aus der Luft herabgesaust, landete elegant neben der jungen Frau. Diese schien jedoch völlig unbeeindruckt von diesem Wunder. Sie hob nur eine Augenbraue an und musterte den großen alten Mann auf dem Schlitten.

      „Du kommst spät! Selbst ich friere mittlerweile!“, sagte sie mahnend. Aber ihre blauen Augen blitzten vor Humor. Der alte freundliche Mann lachte, stieg von dem Schlitten, um die Frau in das Gefährt zu geleiten. Sein langer weißgrauer Bart war mit Eis verkrustet und er versuchte, die winzigen Eisklümpchen herauszuzupfen.

      „Du hättest mir ja auch entgegenkommen können“, grummelte er mit tiefer Stimme.

      Sie lachte ein glockenhelles, schönes Lachen, welches das Herz berührt. Dann zog sie mit einem Ruck den Umhang von sich und erstrahlte in ihrer ganzen wunderschönen Gestalt. Flügel, weiß, wie der Schnee am Boden, entfalteten sich hinter ihrem Rücken. Ein Glühen schien sie einzuhüllen, und sie atmete tief die klare kalte Luft ein. Dann warf sie ihr goldenes Haar zurück, reichte dem Mann ihren Umhang und stieg leichtfüßig in den Schlitten. „Weißt du, wenn man länger hier auf der Erde ist, dann wird man wirklich ein klein wenig menschlich. Ich habe nämlich tatsächlich angefangen zu frieren.“

      „Ist das so“, brummelte der Mann und zog sich die Kapuze seines roten Mantels über. Die Rentiere wurden unruhig, Schnee fiel nun in dicken weißen Flocken vom Himmel, und die Glöckchen am Schlitten klingelten leise in der Nacht, als die Tiere sich schüttelten und mit ihren Hufen aufstampften. Der Mann mit dem roten Mantel und dem weißgrauen Bart schenkte seiner Begleiterin ein Lächeln, stieg neben ihr auf seinen Schlitten und ergriff die Zügel. Er schnaufte, als eine glitzernde Feder eines ihrer Flügel ihn an der Nase kitzelte. Er nieste so laut, dass die Rentiere sich erschrocken umschauten. „Könntest du vielleicht deine Flügel ein ganz klein wenig einklappen? So kann ich nicht fliegen!“

      „Ja, ja“, sagte sie und ihre Flügel erhoben sich gerade zum Himmel, sodass sie ihn nicht mehr kitzeln konnten. „Also, guter Weihnachtsmann, fahren wir?“

      „Ja ... obwohl ... Wo sind eigentlich die Geschenke?“, fragte er auf einmal verwirrt. „Ich meine, mit einem Sack bist du ja nie gekommen, aber ...

      „Sie sind in dem Umhang versteckt.“

      „In dem Umhang?!“ Er warf einen Blick auf das glitzernde Etwas, das zwischen ihnen lag. „Und wo sind sie?“

      Sie lachte nur fröhlich. „Du wirst schon sehen.“

      „Gott lässt sich wirklich jedes Jahr etwas Neues einfallen. Ein Umhang!“ Er kicherte leise in seinen Bart hinein. „Also los. Heja!“ Er schnalzte mit den Zügeln, und die Rentiere setzten sich augenblicklich in Bewegung. Sie rannten eine kurze Weile über den Schnee, dann erhob sich das Gefährt gen Himmel. Innerhalb weniger Sekunden machte der Schlitten Halt über einem Haus. „So, Christkind, dann machen wir uns an die Arbeit, was?“

      Die junge Frau nickte mit geheimnisvollem Lächeln. Der Weihnachtsmann ging zum Kamin und kletterte, in Anbetracht seines Alters, geschickt hinauf ... und war plötzlich verschwunden. Das Christkind ging zu einem der beleuchteten Fenster. Es legte die Hand an das Glas der Fensterscheibe und stand plötzlich in dem Zimmer, wo ein großer bunter Weihnachtsbaum fast den halben Raum einnahm. Von Ferne hörte man Kirchenglocken läuten, leises Kichern kam aus dem Nebenraum, und man hörte, wie wohl ein Kind versuchte, durch das kleine Schlüsselloch zu linsen.

      Das Christkind lächelte nur, huschte zu dem Weihnachtsbaum und breitete seinen Umhang am Boden aus. Dort, wo es sein schönes Gewand auseinanderfaltete, lagen plötzlich Pakete, schön verpackt, mit bunten Schleifen darauf.

      Der Weihnachtsmann staunte über soviel Magie! Die junge Frau jedoch platzierte ihre Gaben sorgsam unter den Baum und richtete sich wieder auf.

      „Dieses kleine Mädchen war wirklich sehr brav“, sagte der Weihnachtsmann, „ich habe schon im Kindergarten kurz mit ihm gesprochen, die Kleine hat sich sogar für ihr Nikolausgeschenk bedankt!“

      „Ich weiß“, sagte das Christkind. „Die Familie feiert Weihnachten noch so, wie es sein sollte. Mit der wahren Erinnerung im Herzen, dass Jesus in dieser Zeit vor über 2000 Jahren geboren worden ist, und es nur deshalb Geschenke gibt, weil er sie den Kindern aus Liebe schenkt. Weil er mir den Auftrag gegeben hat, sie für ihn zu verteilen.

      „Aber du musst zugeben, es ist eine richtig schöne Arbeit, oder?“, fragte der Weihnachtsmann.

      „Oh ja!“, antwortete das Christkind freudig.

      Sie blickten sich zufrieden an, der Weihnachtsmann hob noch eine kleine Kugel auf, die wohl heruntergefallen war, das Christkind streichelte dem dicken schwarzen Kater über den Kopf, der auf einer Decke auf der Fensterbank selig schlief, und nach nur einem Herzschlag waren beide verschwunden. Nur noch ein Glitzern am Boden und ein Flirren in der Luft verrieten, dass sie da gewesen waren. Unterdessen war der Kater erwacht, blinzelte schläfrig, nieste kurz, als ihm Sternenstaub in die Nase stieg, und schaute schließlich dem Schlitten nach, der mit leisem Klingen und Glitzern zum nächsten Haus flog, in dem ein liebes Kind auf eine Gabe wartete.

      Tanja Bern wurde in Herten geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Gelsenkirchen.

      *

      Weihnachtsbaum

      Wäre ich ein Weihnachtsbaum,

      das wäre wirklich toll.

      Hinge mich,