[7] Der Kaiser mit seinen Generälen, Lithographie von Joseph Heike ... nach Joseph Kriehuber, bezeichnet »Mit Vereinten Kräften. Wahlspruch Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I.«, um 1849
Die Darstellung spiegelt die wahren Machverhältnisse der Monarchie wider: Der junge Kaiser war ein rein optisches Symbol der »Erneuerung«, die es in der Realität nicht gab. Die entscheidenden Kräfte agierten im Hintergrund und waren altgediente reaktionäre Militärs, denen es in erster Linie um die Wiederherstellung der »alten Ordnung« ging. Die Revolutionen wurden mit großer Härte niedergeschlagen, Anführer verhaftet und hingerichtet.
Die Darstellung zeigt noch einen weiteren charakteristischen Aspekt der Regierung Franz Josephs: Obwohl Franz Joseph seit Kindheitstagen großes Interesse am Militär gezeigt hatte, sein Leben lang Uniform trug und sich gern als Soldat inszenierte, sollte er als Feldherr eine eher unglückliche Rolle spielen. Vor allem die Schlacht bei Solferino 1859 im Rahmen des Feldzugs gegen die Loslösungs- bzw. Einigungsbestrebungen der italienischen Provinzen, bei der Franz Joseph das Oberkommando übernommen hatte, endete desaströs. Sie ging nicht nur als eine der blutigsten und verlustreichsten Schlachten in die österreichische Geschichte ein, sondern bedeutete schlussendlich den Verlust der Lombardei sowie schließlich auch Venetiens – zwei reiche Provinzen der Monarchie.
8 Wie unerfahren Franz Joseph war, zeigt nicht nur seine Entscheidung, nach der Schlacht bei Magenta (am 4. Juni 1859) das Oberkommando zu übernehmen, sondern auch seine gottergebene Reaktion auf die entscheidende Niederlage: »Es ist so erbittert gekämpft worden, daß ganze Haufen von Todten gelegen sind … verbrachte ich einen fürchterlichen Abend, denn da war eine Confusion von Blessierten, Flüchtlingen, Wägen und Pferden, in welches Alles nur mit größter Mühe einige Ordnung gebracht werden konnte … das ist die traurige Geschichte eines entsetzlichen Tages, an dem viel geleistet worden ist, aber das Glück uns nicht gelächelt hat. Ich bin um viele Erfahrungen reicher geworden und habe das Gefühl eines geschlagenen Generals kennen gelernt. Die schweren Folgen unsers Unglücks werden noch kommen, aber ich vertraue auf Gott und bin mir keiner Schuld, auch keines Dispositionsfehlers bewußt.«5
[8] Porträt des jungen Kaisers in Uniform und Ordensschmuck, im Hintergrund Feldlager, Gemälde, 1849
[9] Kaiser Franz Joseph mit seinem Generaladjutanten Karl Ludwig Graf Grünne, im Hintergrund die österreichischen Truppen, Gemälde von Rudolf Swoboda, 1854
9 Zu einem seiner wichtigsten Vertrauten in diesen frühen Jahren wurde Karl Ludwig Graf Grünne. Seit 1828 im Militärdienst, stieg er bis 1850 zum Feldmarschallleutnant auf und wurde von Franz Joseph unmittelbar nach seiner Thronbesteigung 1848 zu seinem Generaladjutanten ernannt. Als enger Verbündeter Erzherzogin Sophies versuchte er auch, in ihrem Sinne den jungen Kaiser zu lenken und die reaktionären Kräfte im Umfeld des Kaisers zu stärken. Kardinal Rauscher und Graf Grünne galten daher als »Säulen des herrschenden Systems« und vor allem Grünne war durch seine Nähe zum Kaiser gefürchtet. Hinter vorgehaltener Hand wurde allerdings kritisiert, dass er ein hohes militärisches Amt innehatte, obwohl er an keiner einzigen Schlacht persönlich teilgenommen hatte. Da er sich in den zehn Jahren als Generaladjutant viele Feinde gemacht hatte, gab man ihm schließlich auch die Schuld am kläglichen Versagen der österreichischen Armee. 1859 musste er aus seinem Amt ausscheiden. Als »Oberststallmeister« des Kaisers blieb er allerdings am Wiener Hof und in der Nähe des Kaisers, bis er 1884 in Baden bei Wien starb.
10 Anfang der 1850er-Jahre sank die Popularität des jungen Kaisers auf den Tiefpunkt. Franz Joseph war zum dynastischen Absolutismus zurückgekehrt und hob 1851 sogar die von ihm selbst erlassene Verfassung des Jahres 1849 sowie die Grundrechte der Staatsbürger wieder auf. Der Reichstag in Kremsier wurde aufgelöst und führende Demokraten wurden verhaftet. Die negative Stimmung kulminierte in einem Attentat, das kurze Zeit später auf ihn verübt wurde: Der ungarische Schneidergeselle János Libényi stürzte sich während eines Spaziergangs des Kaisers auf der Kärntner Bastei auf ihn, verletzte ihn allerdings nur leicht mit einem Messer am Hinterkopf. Vor allem Erzherzogin Sophie war bestürzt und ging daran, sich noch aktiver in das Leben ihres Sohnes einzubringen. Professionelles Krisenmanagement war nun angesagt, um die zaghafte Wende in den Sympathiewerten des Kaisers zu nutzen. Sophie setzte auf positive »Schlagzeilen«: Franz Joseph sollte sich verheiraten und eine Familie gründen.
[10] Das Attentat auf Kaiser Franz Joseph, Zwei-Platten-Druck mit der Darstellung des Attentates im unteren sowie der schützenden Hand Gottes neben Christus im oberen Bereich. Bezeichnet »Unser Kaiser Franz Josef I. wurde am 18. Februar 1853 durch Meuchlers Hand am Hinterhaupte verwundet. Durch die Göttliche Vorsehung wurde es dem Obersten Grafen O’Donell Flügeladjutant S. M. und Josef Ettenreich Bürger von Wien ermöglicht, das Geheiligte Haupt des Kaisers vom gewissen Tode zu erretten«, um 1853
Kaiserin Elisabeth
[11] Kaiser Franz Joseph, Lithographie von Franz Eybl, 1849 (rechts)
Prinzessin Elisabeth in Bayern, Lithographie von Franz HanfstaengL, 1853. Der Blumenkranz, den die Kaiserbraut in Händen hält, war ein Geburtstags- bzw. Weihnachtsgeschenk ihrer künftigen Schwiegermutter und Tante Erzherzogin Sophie. (Links)
11 Franz Joseph verliebte sich auf den ersten Blick in seine fünfzehnjährige Cousine Sisi. Seine Mutter schrieb über diese erste Begegnung in Ischl anlässlich des 23. Geburtstags des Kaisers an ihren Sohn Ferdinand Max: »… in dem Augenblick, als der Kaiser Sisi erblickte, ein Ausdruck so großer Befriedigung in seinem Gesicht erschien, daß man nicht mehr zweifeln konnte, auf wen seine Wahl fallen würde. Er strahlte und Du weißt, wie sein Gesicht strahlt, wenn er sich freut. Die liebe Kleine ahnte nichts von dem tiefen Eindruck, den sie auf Franzi gemacht hatte.«6 Franz Joseph hatte seine Wahl getroffen, wer seine Kaiserin werden sollte, und Sophie notierte in ihrem Tagebuch: »Der Kaiser schwärmte. ›Nein, wie süß Sisi ist. Sie ist wie eine aufspringende Mandel und welche herrliche Haarkrone umrahmt ihr Gesicht! Was hat sie für liebe Augen und Lippen wie Erdbeeren!‹«7
Bereits am 19. August fand die feierliche Verlobung statt. Sisi war von all der Aufmerksamkeit, die man ihr entgegenbrachte, eingeschüchtert – Franz Joseph hingegen überglücklich. Seine Mutter hatte Verständnis für die verschreckte Sisi und war im Übrigen gar nicht, wie so oft berichtet, gegen die Wahl ihres Sohnes. Im Gegenteil, anlässlich des ersten öffentlichen Auftritts beim Geburtstagsball Franz Josephs beschrieb sie Sisi als »so anmutsvoll, so bescheiden, so untadelig, so graziös …«8, vor allem aber freute sie sich, ihren Sohn so glücklich zu sehen. Knapp ein Jahr später, am 24. April 1854, folgte die Hochzeit des Kaiserpaares.
[12] Kaiserin Elisabeth in Hofgala mit Diamansternen, Franz Xaver Winterhalter Werkstatt, um 1865
12 Elisabeth fühlte sich vom ersten Tag an unwohl in ihrer Rolle als Kaiserin von Österreich. Das Hofzeremoniell und die strenge Etikette bei Hof waren ihr verhasst, sie fühlte sich eingesperrt und bevormundet. Sisis Reaktion war Flucht – Flucht in intensive Reisetätigkeit, in Poesiewelten und Schönheitskult. Als sie von ihrer ersten Reise, die sie nach Madeira und übers Mittelmeer nach Korfu geführt hatte, nach beinahe zweijähriger Abwesenheit 1862 an den Wiener Hof zurückkehrte, hatte sich aus dem schüchternen Mädchen eine stolze und selbstbewusste Frau entwickelt, die die Macht ihrer Schönheit erkannt hatte und zukünftig gezielt für ihre Unabhängigkeit einsetzte. In dieser Zeit entstand das berühmte Bild der Kaiserin mit den Diamantsternen im Haar, das als eines ihrer schönsten