Terrance Dicks

Doctor Who Monster-Edition 3: Rückkehr der Sontaraner


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      Nach einer Fahrt, die ihnen sehr lang vorkam, hielt der Wagen an und sie wurden auf einen gepflasterten Hof gezerrt, der von einer hohen Mauer umgeben war. Die anderen Passagiere wurden unsanft auf einen niedrigen Zellenblock aus Stein zugetrieben. Chris und Roz brachte man ins Hauptgebäude, führte sie eine schmutzige Steintreppe hinauf und warf sie in eine Zelle, die nicht mehr als eine vergitterte Einbuchtung in einem langen Korridor war. Das Gebäude war dunkel, feucht und düster wie ein mittelalterliches Schloss. Die Steinwände schienen den Schmerz und das Leid voriger Gefangener aufgesogen zu haben. Alles hier erweckte den Eindruck, als müsste es weiter unten Kerker und Folterkammern geben.

      Chris schaute sich um, holte tief Luft und lächelte glücklich.

      »Was stimmt dich denn so fröhlich?«, knurrte Roz.

      »Ach, ich weiß nicht … es ist alles irgendwie so vertraut. Ich meine, eine Polizeiwache ist eine Polizeiwache. Egal auf welchem Planeten, im Großen und Ganzen sind sie sich doch recht ähnlich. Sie haben sogar den gleichen Geruch.«

      »Ich will dir ja nicht deinen nostalgischen Moment vermiesen – aber wir befinden uns auf der falschen Seite der Stangen.«

      »Das ist bestimmt alles nur ein Irrtum«, sagte Chris optimistisch.

      »Meinst du? Was für eine Regierung setzt denn Ogrons für ihre Polizeiarbeit ein?«

      »Jetzt wundert es mich nicht mehr, dass diese flauschigen Räuber uns angefleht haben, nicht die Polizei zu rufen«, meinte Chris. »Wenigstens scheint’s hier ein bisschen Respekt vor Recht und Ordnung zu geben.«

      »Recht und Ordnung?«, knurrte Roz. »In Megacity? Dass ich nicht lache. Der Polizeichef ist wahrscheinlich ein Dalek!«

      Nach endlos langer Wartezeit – auch das hatten alle Polizeireviere gemein – erschien ein Ogron-Polizist, öffnete die Zelle und winkte sie mit seinem Blaster heraus. Sie wurden einen Steinkorridor entlanggetrieben und in ein enormes Büro gebracht.

      Die Wachen schoben sie in die Raummitte und stellten sich dann vor die Tür.

      Chris und Roz blickten sich verblüfft um. In dem riesigen Raum gab einen Teppich, umwerfende Wandbehänge und bunte Hologramme. Bequem aussehende Stühle und Tische von elegantem Design standen herum, ebenso Skulpturen, die verschiedene exotische Lebensformen darstellten.

      Hinter einem enormen Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand saß eine massige Gestalt. Es war ein weiterer Ogron; Roz war noch keinem begegnet, der größer und brutaler ausgesehen hatte. Er trug eine luxuriösere Version der üblichen Ogron-Bekleidung. Das Hemd schien aus Seide statt aus Sackleinen zu sein und sein Wams bestand aus fein besticktem Kalbsleder.

      Am überraschendsten war, dass der Ogron mit seinen langen, haarigen Fingern auf die Tastatur eines antiquierten Computerterminals einhackte.

      Nun, ein Ogron in Seide ist immer noch ein Ogron, dachte Roz. Man kam nur mit ihnen zurecht, wenn man ihnen gegenüber Dominanz zeigte – falls man dafür lang genug am Leben blieb. Sie waren eine Spezies, die überwiegend für niedere Jobs wie Wachen, Leibwächter oder Gefängniswärter eingesetzt wurden, und sie waren es gewöhnt, Befehlen zu gehorchen, wenn diese nur laut genug gebrüllt wurden. Sie holte tief Luft.

      »Warum ihr uns hierherbringen?«, brüllte sie. »Wir gute Leute, machen nichts Böses.«

      Der Ogron erhob sich und verbeugte sich. »Meine liebe Dame, ich bin überzeugt, dass Sie nicht im Traum darauf kämen, etwas Böses zu tun. Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie habe warten lassen. Die Arbeit, wissen Sie? In Megacity ist immer so viel los. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Garshak und ich bin der Polizeichef von Megacity.«

      Er hatte eine volltönende, fast vornehme Stimme, und Chris und Roz lauschten ihm mit stiller Verwunderung.

      Garshak winkte den Ogron an der Tür herbei. »Nun bring unseren Gästen doch Stühle, du Dummkopf. Und dann hol auch ein paar Erfrischungen.«

      Die Wache griff nach zwei schweren Sesseln und ließ beide vor dem Schreibtisch auf den Boden krachen. Dann verschwand sie und kam mit einem vollen Tablett zurück, das sie vorsichtig auf dem Schreibtisch abstellte. Zuletzt bezog sie wieder ihren Posten an der Tür.

      Auf dem Tablett stand eine hohe, schlanke Teekanne, umgeben von zarten Teetassen. Daneben waren auf Tellern feine Küchlein und Gebäck angerichtet.

      Garshak griff mit seiner großen, haarigen Pranke nach der Teekanne.

      »Darf ich Ihnen einschenken? Oder wie sagt man das noch gleich auf der Erde?«

      Roz hatte noch nie so etwas gesagt und hatte es auch nicht vor. Sie nahm nur stumm eine Tasse Kräutertee und einen Kuchenteller entgegen. Dann unternahm sie einen verzweifelten Versuch, die Kontrolle über die Situation zurückzuerlangen.

      »Ich bestehe auf einer Erklärung, warum man uns hierhergebracht hat«, wiederholte sie. »Was wirft man uns überhaupt vor?«

      Garshak nippte an seinem Tee und warf einen Blick auf den Bildschirm seines Computers. »Nun, fangen wir damit an, dass Sie sich als Polizeibeamte ausgegeben haben. Der Aussage von Mr Relk zufolge …«

      Chris biss in ein Küchlein und sagte mit vollem Mund: »Unschuldig. Wir haben nie behauptet, wir wären Polizeibeamte.«

      »Natürlich nicht«, stimmte Garshak zu. »Sie haben sich nur Zugang verschafft, den armen Kerl bedroht und herumgeschubst und ihn über Sachen ausgefragt, die Sie nichts angehen. Er musste ja annehmen, dass Sie Polizisten sind.«

      »Können wir doch nichts dafür, was die Leute annehmen«, sagte Roz selbstgerecht.

      »Na, hören Sie mal«, erwiderte Garshak. »Das ist aber ein bisschen pedantisch, finden Sie nicht? Wir müssen das Gesetz seinem Sinn entsprechend befolgen und nicht nur wortwörtlich. Sicher können Sie nicht bestreiten, dass Sie sich des Suppressio veri et suggestio falsi schuldig gemacht haben, oder?« Als er Chris’ verwirrten Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu: »Sie haben die Wahrheit unterschlagen und damit …«

      »… die Unwahrheit suggeriert«, beendete Roz den Satz, froh darüber, dass ihr dieser Fetzen alten Juristenjargons von der Erde eingefallen war, den sie vor langer Zeit in einer Vorlesung an der Schiedsrichter-Akademie gehört hatte.

      »Genau«, sagte Garshak strahlend. »Es ist so erfrischend, es mal mit gebildeten Wesen zu tun zu haben.«

      Roz nahm das Kompliment an, indem sie leicht den Kopf neigte. »Das Gesetz ist aber sehr wohl pedantisch. Es meint, was es besagt. Haben wir behauptet, Polizisten zu sein? Nein, haben wir nicht. Klage abgewiesen.«

      »Im Allgemeinen wäre Ihr Argument nicht zu widerlegen. In Megacity ist das Gesetz jedoch ein wenig flexibler: Es wird immer so ausgelegt, wie ich sage, dass es ausgelegt werden muss.« Garshak beugte sich vor. »Ich gebe keinen Drashigfurz auf die Anklagepunkte«, dröhnte er. »Ich will nur eines wissen: Warum rennen Sie beide in Megacity herum und stellen Fragen?«

      »Was ist denn schon dabei?«, fragte Chris unschuldig.

      »Viele wichtige Leute in Megacity haben etwas zu verbergen und einige von ihnen sogar eine ganze Menge. Börsengeschäfte, Aktienmanipulation, unrechtmäßige Einkünfte, Beteiligung am organisierten Verbrechen …«

      Roz runzelte die Stirn. »Wenn Sie so viel über diese Leute wissen, warum unternehmen Sie nichts gegen sie?«

      »Warum sollte ich? Das ist nicht meine Aufgabe.«

      »Und was ist dann die Aufgabe, für die Sie bezahlt werden?«

      »Mein Job ist es, die Ordnung auf den Straßen in angemessener Weise aufrechtzuerhalten, ganz zu schweigen davon, das Chaos in den Bars und Kneipen einzudämmen. Wir sperren betrunkene Minenarbeiter ein und sorgen dafür, dass die Touristen nicht öfter ausgeraubt werden, als sich vertreten lässt – oder ermordet, es sei denn, es lässt sich absolut nicht vermeiden. Im Großen und Ganzen verwalte ich die Stadt Megacity so, dass die Reichen, die sie betreiben, in Ruhe noch reicher werden können.« Garshak lächelte und zeigte seine langen, gelben