Teri Terry

EXIT NOW!


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sie vielleicht noch auf der Beliebtheitsskala. Aber Sam ist auch eindeutig netter als Charlize. Das Wort »nett« käme mir zu Charlize gar nicht erst in den Sinn.

      »Die einzig Wahre.«

      »Sie ist doch deine Freundin. Warum gehst du nicht einfach ohne mich? Ich bin ganz glücklich allein mit einem Buch. Du musst mich nicht mitnehmen.«

      »Muss ich wohl. Ich habe meine Aufgaben gemacht und das war der Deal. Nun machen wir, was ich möchte.«

      »Weiß sie denn, dass ich mitkomme?«

      »Ja, habe ich ihr gesagt.«

      »Macht ihr das nichts aus?«

      »Quatsch!«

      »Und wieso geht es da um Leben oder Tod?«

      »Schwer zu sagen bei Charlize. Wahrscheinlich bangt sie um einen Jungen oder sie schlägt sich mit einer schwierigen Kleiderfrage herum. Da kannst du dann deinen Senf dazugeben.« Sam zwinkert mir zu. Weiß sie eigentlich, wie wenig mich das interessiert?

      Man lässt uns wissen, dass der Wagen bereitsteht.

      Wir steigen ein und fahren erst durch das eine, dann durch das andere Tor. Der Fahrer biegt gleich in die erste Straße links ein und hält schon nach ein paar Häusern. Weil die Anwesen so groß sind, ist es ein weiteres Stück, als man denken würde, mehr als fünf Minuten wären wir aber trotzdem nicht gelaufen.

      Es gibt eine Kamera. Wieder müssen wir zwei Tore passieren.

      Das Haus ist noch größer als Sams. Größer, neuer und auch moderner. Der Fahrer öffnet uns die Türen.

      »Wann wünschen Sie zurückzufahren, Miss?«

      »Wir rufen an«, antwortet Sam.

      Die Haustür geht auf. »Sam!« Es ist Charlize, sie nimmt Sam in den Arm. »Und du musst Ava sein?«

      »Ja. Hi.«

      »Kommt rein.« Charlize sprüht nur so vor Energie. Ist völlig aus dem Häuschen. Sam verzieht verwundert das Gesicht.

      »Was hast du denn für eine Krise?«, fragt Sam.

      »Nicht direkt eine Krise. Ich wollte nur unbedingt, dass du kommst.«

      »Warum?«

      »Komm schon.« Charlize hakt sich bei Sam unter und zieht sie den langen Flur entlang bis zu einer Tür. Ich folge den beiden. Stimmen und Gelächter. Offenbar sind wir nicht die Einzigen, denen es gelungen ist, die Straßensperren zu überwinden. Vielleicht wohnen ihre Freunde aber auch alle hier in der Gegend.

      Charlize öffnet die Tür zu einem riesigen Raum. Es gibt Sofas und Sitzecken, Tische und Stühle und ganz hinten am Ende sogar eine Bar mit Kellner. Etwa ein Dutzend Jungs und Mädchen sind da, einige der Mädchen gehören zu der angesagten Gruppe in der Schule.

      Doch Sam hat nur Augen für einen Jungen, der sich auf einem Sofa fläzt. Um ihn hat sich eine Schar von Mädchen versammelt, die offenbar hin und weg sind.

      »Lucas ist hier?« Sam sieht Charlize kopfschüttelnd an. »Wie hast du das denn angestellt?«

      Charlize lacht. »Meinst du Romeo? Bedank dich einfach.«

      »Charlize!«

      Dieser Lucas steht auf und steuert auf uns zu. Hochgewachsen, lockiges Haar, irgendwie kommt er mir bekannt vor, wobei wir uns sicherlich noch nie begegnet sind. Hat Charlize nicht gerade Romeo gesagt? Deshalb habe ich ihn wiedererkannt. Er hat für Sams Zeichnung Modell gestanden. Anders als die Karikatur ist Lucas in Wirklichkeit nicht so perfekt, aber doch Romeo-Material. Wahrscheinlich hat Charlize die Zeichnung in Sams Englischheft gesehen und so die Verbindung hergestellt.

      Als Lucas lächelnd auf Sam zugeht, wird sie rot, ihr ist es peinlich. Dann sehen sie sich in die Augen.

      Ah, nun begreife ich.

      Sie sind ein hübsches Paar. Beide so gut aussehend, er dunkel, sie blond.

      Charlize zieht mich am Arm weg, weil sie mich unbedingt allen vorstellen muss. So bleiben Sam und Lucas allein zurück.

      Ich spiele mit, antworte freundlich, versuche mich einzubringen, aber dieses Haus und diese Leute sind mir so fremd.

      Nein, es ist andersherum. Ich bin die Fremde. Die Außenseiterin. In diesem Raum voller Menschen fühle ich mich einsamer als zuvor.

       SAM

      »Schön, dass du kommen konntest«, sagt Lucas. »Ich hatte gehofft, dich wiederzusehen.«

      Charlize zieht mit Ava ab, und ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll.

      »Charlize meinte, dass das da deine Nachhilfelehrerin sei? Das Mädchen, mit dem du gekommen bist?«

      »Ava? Ja, sie hilft mir. Ich bin nicht besonders gut in der Schule, außer in Kunst. Aber Ava ist auch eine Freundin«, antworte ich, und in dem Moment geht mir auf, wie wahr das ist. Mir tut es leid, dass ich sie gezwungen habe, heute Abend mitzukommen. Ihr wird das hier gar nicht gefallen. Und mir vielleicht auch nicht.

      »Charlize hat mir ein paar Zeichnungen gezeigt, die du für sie gemacht hast. Du hast echt Talent.«

      Ich zerbreche mir den Kopf, was das für Zeichnungen sein könnten. Als es mir einfällt, schäme ich mich in Grund und Boden. Es waren Kleider. Charlize hat sie mir beschrieben und ich habe sie für ihre Schneiderin gezeichnet.

      Ich schüttle den Kopf.

      »Doch, wirklich. Weißt du, was? Hast du beim Wohltätigkeitsdinner die Gelegenheit gehabt, mit meinem Onkel zu reden? Möchtest du ihn kennenlernen? Ich könnte dich mal in sein Atelier mitnehmen, dann kannst du sehen, was er mit Farbe so anstellt.«

      Wow, spannend, das Atelier eines richtigen Künstlers zu sehen! Doch mit einem Seufzer sage ich: »Im Moment kann ich praktisch nirgendwohin, ohne dass die Security einen Riesenwirbel veranstaltet. Das wäre deinem Onkel bestimmt nicht recht.«

      »Willst du was trinken?«

      »Nein, also Champagner rühre ich garantiert nicht mehr an.« Wobei es mir sicher helfen würde, mich nicht länger wie ein Wesen vom Stern der langweiligen Volltrottel zu fühlen.

      Lucas grinst. »Verstehe. Was Alkoholfreies?«

      »Ja, gerne. Vielleicht ein Ginger Ale?«

      Nachdem er an die Bar verschwunden ist, schaue ich mich nach Ava um. Sie sitzt auf dem Sofa neben Anji. Keine schlechte Wahl, Anji ist bestimmt netter als die meisten anderen. Ich gehe zu ihnen hin.

      »Er ist ein Traum«, sagt Anji.

      Mir ist das todespeinlich. »Er ist nicht übel. Aber nicht mein Typ, also tu dir keinen Zwang an.«

      »Charlize würde mir den Kopf abreißen. Schließlich hat sie das alles nur veranstaltet, um dich zu verkuppeln.«

      »Wer ist er denn?«, fragt Ava. Doch in dem Moment kommt Lucas auch schon mit meinem Getränk zurück. Kurz darauf geht er wieder, um auch den anderen was zu holen.

      »Warum will Charlize mich immer unbedingt verkuppeln?«, frage ich Anji.

      »Als deine Freundin fühlt sie sich verpflichtet, den Prinzen zu finden, der das Herz der Eiskönigin zum Schmelzen bringt.«

      »Hhmm.« Mir ist das Thema unangenehm. Ich bin einfach noch keinem Jungen begegnet, der mich so in seinen Bann gezogen hat. Und das wird auch nicht passieren. Doch das behalte ich für mich, sonst stachele ich Charlize nur noch mehr an.

      Anji schaut zur Tür. »Endlich. Ruth ist da.« Und damit verschwindet sie und lässt mich und Ava allein. Doch bevor ich noch was zu Ava sagen kann, ist Lucas schon mit ihrem Mineralwasser zurück.

      Ich stoße mit Ava an und wende mich dann Lucas zu. »Sorry, uns ist gerade nicht so nach Party. Wenn du weiterziehen willst, sind wir nicht böse.«

      »Kommt