Ilja Grzeskowitz

Radikal menschlich


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alt="image"/>Change-These Nummer 2: Die demografische Entwicklung, disruptive Technologien wie künstliche Intelligenz oder Robotik sowie die Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche werden nicht nur die Arbeitswelt, sondern unsere gesamte Gesellschaft kräftig durchschütteln.

      imageChange-These Nummer 3: Der wichtigste Erfolgsfaktor der Zukunft wird der Mensch sein, weil keine künstliche Intelligenz, kein Roboter und auch keine Software jemals Dinge wie persönliche Beziehungen, Empathie oder Teamspirit ersetzen können. Dies hat natürlich Auswirkungen für jeden von uns. Es bedarf einer maximalen Verantwortungs- und Veränderungsbereitschaft, einer Neuausrichtung der Prioritäten sowie eines ganz neuen und wertschätzenden Miteinanders.

      Der Change Loop mit seinen vier Komponenten wird zum wichtigsten Werkzeug der nächsten Jahre – für Sie als Unternehmer, als Familienmensch und als Changemaker. Lassen Sie uns also etwas genauer hinschauen.

       Change or die

      Ob wir es nun gut finden oder nicht: Das Jahr 2018 – und auch die Folgejahre – steht unter einem eindeutigen Motto: Change or die! Verändern oder sterben. Dies gilt sowohl für Unternehmen, Marken und Organisationen als auch ganz besonders für uns persönlich. Denn auch, wenn niemand genau weiß, wie die Zukunft aussehen wird, eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Wir müssen uns bereits heute verändern, um auch morgen noch erfolgreich zu sein. Oder etwas drastischer formuliert: Wer jetzt nicht auf den Zug der Veränderung aufspringt, der wird in Zukunft keine Rolle mehr spielen, weil er einsam am verlassenen Bahnsteig stehen gelassen wurde. Rüttelt diese Aussage an den Grenzen Ihrer Komfortzone? Gut, denn in den nächsten 15 Jahren wird sich unser Alltag massiv verändern. Die Art und Weise, wie wir leben, lieben, wohnen, essen, Freundschaften pflegen, einkaufen, konsumieren, lernen, arbeiten und sogar sterben, wird sich dramatisch von dem unterscheiden, was wir heute kennen.

      Doch was erwartet uns in der Zukunft? Werden unsere Autos von allein fahren? Werden unsere intelligenten Kühlschränke von sich aus feststellen, wann die Butter alle ist und automatisch eine Bestellung im Onlineshop unseres Vertrauens auslösen? Werden wir uns in naher Zukunft von Nudeln aus dem 3-D-Drucker ernähren? Die Chancen stehen gut, denn technisch ist das alles längst umsetzbar. Aus meiner Sicht werden insbesondere die folgenden Trends unser Leben in den nächsten Jahren gewaltig verändern:

      Der persönliche Umgang mit Change und Wandel wird die Schlüsselkompetenz der Zukunft sein.

      imageDie rasant zunehmende Verbreitung von Breitband-Internet sorgt dafür, dass die Welt immer weiter zusammenrückt.

      imageImmer mehr Wissen wird in der Cloud gespeichert. Noch nie war der Zugriff auf Know-how, Informationen und How-to-Anleitungen so einfach wie heute. Ein wahrer Innovations-Booster.4

      imageSmartphones werden zur Organisationszentrale für unser komplettes Leben: Licht, Tanken, Konzertbesuch, Blutdruckmessung oder Zimmerschlüssel in Hotels – für alles wird es eine App geben.

      imageRoboter und automatisierte Prozesse werden Tätigkeiten übernehmen, die heute noch wie selbstverständlich von Menschen erledigt werden. Das kann sogar Herzoperationen betreffen, die von Robotern viel präziser durchgeführt werden als vom Chefarzt. Denken Sie vor allem an Präzisionsarbeiten, Beratungsgespräche oder Fließbandtätigkeiten. Die Folge: Millionen von Arbeitsplätzen werden in der Zukunft obsolet, dafür entsteht eine mindestens genau so hohe Zahl an neuen Jobs, und zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit in Branchen, die es heute noch gar nicht gibt.

      imageUnser Konsumverhalten wird sich mehr und mehr an individuelle Bedürfnisse anpassen. On-Demand-Services werden in allen Lebensbereichen Einzug halten. In Zukunft wollen wir bestimmen, wann, wo und vor allem wie wir etwas sehen, konsumieren oder kaufen.

      imageAugmented Reality – also die computergestützte Erweiterung unserer Realitätswahrnehmung – wird die Art, wie wir einkaufen, daten, Sex haben, Produkte präsentieren und Urlaub machen, revolutionieren.

      imageKünstliche Intelligenz wird immer intelligenter. Schon heute sind Bots in der Lage, erfolgreich an der Börse zu traden und andere Bots zu trainieren. Und es gibt Instagram-Algorithmen, die anhand Ihrer geposteten Bilder Ihre Suizidgefährdung besser prognostizieren können als ein menschlicher Experte je dazu in der Lage wäre.

      Dies sind nur einige Beispiele, es gibt noch eine ganze Menge weiterer spannender Zukunftsszenarien. Welche Entwicklungen auch immer auf uns warten, das digitale Zeitalter wird für den größten gesellschaftlichen Wandel seit der industriellen Revolution sorgen. Weil die technische Entwicklung schon lange nicht mehr linear, sondern exponentiell verläuft. Nehmen Sie nur das beliebteste Smartphone der Welt, das I-Phone von Apple. Es ist erst knapp zehn Jahre her, seit Steve Jobs in einer legendären Keynote die erste Version dieses revolutionären Telefons präsentiert hat. Heute sind wir bereits bei Version Nummer acht (bzw. zehn, dem I-Phone X), aber ich behaupte, dass wir uns immer noch ganz am Anfang der technischen Möglichkeiten befinden.

      Trotzdem verhält sich ein Großteil der Gesellschaft so, als ob diese Entwicklungen überhaupt nicht existent wären. Die Bürgerämter unserer Städte verehren nach wie vor den Formulargott in Papierform, in vielen Unternehmen wird die Digitalisierung nach wie vor konsequent ignoriert, und unsere Kinder werden mit Methoden von vorgestern auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Ein Beispiel gefällig? Gern. Im Kindergarten meiner jüngsten Tochter Elisabeth wurde vor einiger Zeit mit großem Tamtam ein Lerncomputer für die Kinder angeschafft. Dieser hatte noch einen Röhrenmonitor und war so voluminös, dass extra ein Computerraum eingerichtet werden musste. Natürlich waren die Erzieherinnen nicht in der Lage, das neumodische Gerät zu bedienen. Das war aber auch gar nicht nötig, denn die kleinen Knirpse gehören zu einer Generation, die schon in jungen Jahren mit I-Pads, Smartphones und Laptops aufwächst. Kein Wunder also, dass der kleine Theo voller Überzeugung verkündete: »Frau Löll, auf dieses olle Ding haben wir keine Lust. Aber wenn Sie wollen, bringe ich gern am Montag das MacBook Pro von meiner Mutter mit.«

      Ein Einzelfall? Mag sein, aber ich habe immer öfter das Gefühl, dass die Vorbereitung unserer Kinder auf die Zukunft komplett an der Realität vorbei organisiert wird. Meine älteste Tochter Emma ist gerade in die siebte Klasse gekommen. Und Sie können davon ausgehen, dass sie später einmal einen Beruf ausüben wird, den es heute noch gar nicht gibt. Weil eben auch der Arbeitsmarkt durch die Digitalisierung, die demografische Entwicklung und die globale Vernetzung komplett durcheinander gewürfelt wird. Millionen von Berufen werden in der Zukunft von der Bildfläche verschwinden, dafür wird eine mindestens genauso große Zahl neuer Jobs entstehen. Und wie reagieren die Schulen darauf? Innovation ist nicht vorhanden, stattdessen herrscht Stillstand.5 Letztens war ich in meiner Heimatstadt Lübeck anlässlich einer Veranstaltung in meinem alten Gymnasium zu Besuch. Und obwohl ich im Jahr 1994 mein Abitur gemacht habe, sah es dort exakt noch so aus wie vor fünfundzwanzig Jahren. Selbst einer meiner damaligen Lehrer trug immer noch den gleichen beigefarbenen Pullover mit Zopfmuster wie zu meiner Schulzeit. Und ich habe den berechtigten Verdacht, dass es sogar derselbe sein dürfte. – Ich gebe es zu, ich bin ein Sprachfetischist.

      Alles verändert sich, nichts bleibt gleich. Change or die!

      Wenn ich Emma heute in ihrem Klassenzimmer besuche, dann habe ich das Gefühl, in der Zeit zurückgereist zu sein. Das Mobiliar ist noch aus den 1980er-Jahren, geschrieben wird immer noch mit Kreide auf