Rückblickend schrieb Vita Sackville-West: „Wir waren uns völlig einig über den Gesamtentwurf des Gartens: lange Wegachsen von Nord nach Süd und von Ost nach West, gewöhnlich mit einer Statue, einem Torbogen oder einem Paar von Pappeln als Endpunkt, kombiniert mit der intimen Überraschung kleiner geometrischer Gärten, die von den Wegen abgehen, wie die Zimmer eines riesigen Hauses von seinen Hauptkorridoren.“ Eindrucksvoll ist vor allem der „weiße Garten“, in dem nur weiße und silbergraue Blüten und Stauden zu einem lebendigen Gefüge arrangiert wurden. Seine Anlage bewirkte eine Revolution in der Gartenwelt, da das bis dahin geltende Schönheitsideal nur Gärten vorsah, die in allen denkbaren Farbkombinationen abgestimmt waren - nur nicht in Weiß, denn Weiß galt als Unfarbe, stand es doch für Trauer und Tod. Neben dem „weißen Garten“ faszinieren der Rosengarten (Blütezeit Juni), der Bauerngarten sowie ein Kräutergarten mit über 100 Kräuterarten. Der beste Blick auf das Areal bietet sich vom Aussichtsturm, auf dessen Plattform eine Wendeltreppe führt.
♦ Mitte März bis Okt. tgl. 11-17.30 Uhr. Eintritt £ 13.80, erm. £ 6.90, Familienticket £ 34.50 (NT). Achtung: Es wird nur eine begrenzte Zahl von Besuchern in den Garten gelassen, so dass im Hochsommer Wartezeiten einzuplanen sind. www.nationaltrust.org.uk/sissinghurst-castle-garden.
Charles Darwin - Revolutionär des Weltbildes
Kaum einem anderen Naturwissenschaftler ist so viel Skepsis und Widerstand entgegengebracht worden wie Charles Darwin. Und mehr noch als Marx und Nietzsche hat Darwin mit seiner Evolutionstheorie das Denken seiner Zeitgenossen sowie zukünftiger Generation verändert und geprägt.
Darwin, der am 12. Februar 1809 als Sohn eines wohlhabenden Arztes im englischen Shrewsbury geboren wurde, studierte erst Medizin, dann Theologie, bevor sich ihm 1831 überraschend die Gelegenheit bot, als Privatgelehrter auf der HMS Beagle - einem Vermessungsschiff der Royal Navy - mitzufahren. Auf dieser fünfjährigen Weltumsegelung, die ihn unter anderem auf die Galápagos-Inseln führte, sammelte Darwin einen reichen Schatz an Beobachtungen und Erfahrungen, der seinen Schöpfungsglauben ins Wanken brachte und die Grundlage für seine späteren Arbeiten bilden sollte.
Zurück in England hatte er zunächst - wie sein großes Vorbild Alexander von Humboldt - als Schriftsteller mit seinem Bericht „Reise eines Naturforschers um die Welt“ großen Erfolg. Bis er 1859 sein bahnbrechendes Werk „On the Origin of Species“ publizierte, sollten allerdings noch über zwei Jahrzehnte vergehen. Lange Zeit hatte er sich mit Vorstudien begnügt, erst als er erfuhr, dass der Naturforscher Alfred Russel Wallace an einer ähnlichen Theorie arbeitete und ihm zuvorzukommen drohte, entschloss er sich zur Veröffentlichung seiner „Entstehung der Arten“.
Darwin wusste um die Sprengkraft seiner Erkenntnisse: „Ich war so ängstlich darauf bedacht, Vorurteile zu vermeiden, dass ich mich entschloss, eine Zeitlang auch nicht einmal die kürzeste Skizze davon niederzuschreiben“, erinnerte er sich später in seiner Autobiographie. Wohlweislich widmete sich Darwin erst in einem späteren Werk der Frage nach der Abstammung des Menschen, stattdessen erklärte er in der „Entstehung der Arten“ anhand von Pflanzen und Tieren wie sich bestimmte Merkmale und Eigenschaften ausgebildet haben, weil sie den Individuen im steten Ringen ums Überleben nützlich waren. Alle Kreaturen, und somit auch der Mensch, sind das Resultat einer endlosen Kette von Zufällen, ein natürlicher Mechanismus aus Variation und Selektion, so unvorhersehbar wie ziellos.
Nicht nur Unzulänglichkeiten und Erklärungslücken in seiner Schrift riefen die Kritiker auf den Plan. Fehlinterpretationen begründeten den „Sozialdarwinismus“, auf den sich teilweise die nationalsozialistische Rassenideologie stützte. Insbesondere die Behauptung, dass sich alles Leben ohne die lenkende Hand eines höheren Wesens oder Schöpfergottes entwickelt hat, forderte heftigen Widerspruch heraus. Während sich die Kirchen mit dem Kopernikanischen Weltbild noch hatten anfreunden können, empfanden sie Darwins Evolutionstheorie als Angriff auf ihr religiöses Fundament. Es nimmt nicht wunder, dass bis heute über die Vereinbarkeit von Religion und Forschung heftig gestritten wird. Vor allem in Amerika hat der Kreationismus, der sich gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis wendet, die der biblischen Schöpfungslehre widerspricht, eine große Anhängerschaft. Die Kreationisten bestehen auf Gleichbehandlung beider Ansätze in Schule und Lehre und entwickelten unter dem Stichwort „Intelligent Design“ einen Gegenentwurf im Kleid einer Pseudowissenschaft, der sich aber einzig durch Irrationalität und Wissenschaftsfeindlichkeit auszeichnet. Auf der anderen Seite stehen engagierte Verfechter von Darwins Theorien, wie der wortgewaltige Evolutionsbiologe Richard Dawkins, der in Deutschland durch seinen „Gotteswahn“ bekannt wurde. Manche Wissenschaftler wie der Religionsanthropologe Pascal Boyer vertreten gar die Meinung, dass auch die Religion evolutionär erklärt werden kann, da der Glaube dem Menschen hilft, sich in der Komplexität der Welt zurechtzufinden. Doch welche Richtung auch immer die Diskussion um die Evolutionstheorie in Zukunft nehmen wird, fest steht, dass Darwin alle Lebewesen zu einer biologischen Gemeinschaft verschmolzen hat - ohne Darwin ist die heutige Biologie als Wissenschaft nicht denkbar.
Sussex
Sussex ist die altenglische Bezeichnung für das Territorium der South Saxons, der, wortwörtlich übersetzt, „südlichen Sachsen“. Heute zerfällt dieses Gebiet in die beiden Grafschaften East und West Sussex. Malerische Städtchen wie Rye und Chichester sowie das altehrwürdige, aber alles andere als langweilige Seebad Brighton sind die touristischen Highlights von Sussex.
♦ Einwohner: 1,4 Millionen
Sussex ist ein beliebtes Naherholungsgebiet der Londoner. Wenn in der Hauptstadt die Geschäfte, Fabriken und Verwaltungsgebäude ihre Pforten schließen, wälzt sich nur wenig später eine schier endlose Autoschlange Richtung Süden, zumeist in die bekannten Seebäder, vor allem in das quirlige Brighton, aber auch nach Eastbourne, Worthing oder Bognor Regis.
Die Landschaft wird vorwiegend durch die flache Küstenlinie mit ihren zahlreichen Sandstränden geprägt. Einzig westlich von Eastbourne fallen Steilklippen fast senkrecht ins Meer: Beachy Head und die Seven Sisters leuchten in hellen Farben und sind eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die weißen Klippen von Dover. Weiter in Richtung Landesinnere geht es allmählich bergauf. Erst die South Downs bilden einen Gegensatz zu dem sonst flachen Land. Die sanft geschwungene Hügelkette verläuft parallel zur Küste. Hunderttausende von Schafen grasen in der schönen Weidelandschaft. Nördlich davon erstreckt sich dann wieder eine weite Ebene, die zum Teil mit Lärchen-, Birken- und Kiefernwald bewachsen ist.
Daneben lohnen Ausflüge in historische Orte wie Rye oder das ehemals römische Chichester mit den faszinierenden Mosaiken, die den nahen Fishbourne Roman Palace zieren. Geschichtsfreunde pilgern vorzugsweise nach Hastings. Im Jahre 1066 kam es dort zur normannischen Eroberung Englands. William the Conqueror setzte seine Ansprüche auf den Thron gegen Harold I. im Waffengang durch. In Battle - so der heutige Name einer Ortschaft auf dem einstigen Kriegsschauplatz - bei Hastings kam es zur folgenreichsten Schlacht in der Geschichte Englands. Bekanntlich siegten Williams Normannen und nahmen in kurzer Zeit ganz England ein. Literaturliebhaber dagegen wandeln auf den Spuren der Bloomsbury Group und besuchen das Charleston Farmhouse von Vanessa und Clive Bell sowie Virginia Woolfs Monk’s House.
Was anschauen?