einem kleinen Hafen. Die Eroberer nannten sie Londinium und befestigten sie mit einer Mauer. In der Folgezeit entwickelte sich daraus ein blühendes Handelszentrum, dessen Zeugnisse heute in den hiesigen Museen zu besichtigen sind. Seit dem Jahr 1215 ist die City durch die Magna Carta in rechtlicher Hinsicht weitgehend unabhängig; der Bürgermeister genießt seither zahlreiche Privilegien und hat einen direkten Zugang zum Königlichen Hof. Zweimal wurde das Gesicht der City of London entscheidend verändert: 1666 zerstörte ein Großfeuer zwei Drittel der überwiegend aus Holz errichteten Stadt; ähnlich verheerend waren die Verwüstungen durch die deutschen Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg.
Technisches Wunderwerk: die Tower Bridge
Das jetzige Stadtbild wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt. Sofort fallen dem Besucher die Gebäudekomplexe der Banken und Versicherungsgesellschaften ins Auge. Wohnraum ist eine Seltenheit. In der City wird nicht gewohnt, sondern gearbeitet. Nur noch rund 6000 Menschen - fast zwei Drittel in den begehrten Eigentumswohnungen des Barbican Centre - leben im historischen Zentrum Londons; den City-Bewohnern stehen mehr als 300.000 Pendler (commuters) gegenüber, die Tag für Tag aus den Vorstädten hereinfahren. Nachts und am Wochenende ist das Viertel vollkommen ausgestorben, doch nach Feierabend und während der Mittagspause, wenn die Angestellten in die umliegenden Cafés und Sandwich-Bars strömen, geht es richtig hektisch zu.
The Monument: Eine 62,15 Meter hohe dorische Säule erinnert an die Verwüstungen durch das Große Feuer im Jahre 1666. Die Höhe des Denkmals entspricht exakt der Entfernung zu jener Bäckerei in der Pudding Lane, wo der schreckliche Brand ausbrach. Das eindrucksvolle Monument stammt von Sir Christopher Wren, der maßgeblich am Wiederaufbau der City beteiligt war. Der kurze, aber anstrengende Aufstieg - für die 311 Stufen bekommt man hinterher sogar eine Urkunde - wird mit einem schönen Panoramarundblick über die Dachlandschaft der City belohnt.
♦ Monument Street, EC3. (U) Monument. Tgl. 9.30-18 Uhr, im Winter bis 17.30 Uhr. Eintritt £ 4.50, erm. £ 3 bzw. £ 2.30 (Kombiticket mit Tower Bridge £ 11, erm. £ 7.50 bzw. £ 5). www.themonument.info.
Tower of London: Der Tower of London ist die am besten erhaltene mittelalterliche Festung Großbritanniens. Gleich nach der Schlacht von Hastings (1066) befahl Wilhelm der Eroberer den Bau einer Bastion außerhalb der Stadtmauern, um die Bevölkerung besser unter Kontrolle zu haben und seine Macht zu demonstrieren. Diese später als White Tower bezeichnete Burganlage - Baumeister war der Bischof Gundulf von Rochester - diente zunächst als Wohnsitz und Beobachtungsposten. Die Mauern sind mehr als drei Meter dick! Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts wurde die Anlage wesentlich erweitert, unter anderem durch den Bell Tower, einen äußeren Befestigungsring, und einen Wassergraben. Eine Besichtigung des Towers beginnt am Middle Tower, wo sich einst eine Zugbrücke befand. Danach gibt es keine vorgeschriebene Route, doch empfiehlt es sich, zuerst die interessanteste Dauerausstellung zu besuchen: Im White Tower wird man nämlich umfassend über die Baugeschichte des Towers informiert. Für die meisten Besucher ist es überraschend, dass bis 1835 zum Tower auch eine Menagerie mit Löwen und Elefanten gehörte, die später im Londoner Zoo aufging. Kinder sind besonders für die ausgestellten mittelalterlichen Waffen und Rüstungen zu begeistern. Die St John’s Chapel im zweiten Stockwerk, ein schlichter romanischer Sakralbau, ist das älteste erhaltene Gotteshaus Londons.
Empfehlenswert ist eine eingehende Betrachtung der Kronjuwelen im Jewel House, die sich trotz langer Warteschlangen lohnt. Die meisten Kroninsignien sind während der kurzlebigen Republik eingeschmolzen worden. Die älteste Krone stammt deshalb aus der Zeit der Restauration (der Zeit nach der Republik), sie wiegt fünf Pfund und wird noch heute für Krönungen benutzt. Schön ist Königin Viktorias Imperial State Crown, die mit mehr als 3000 Diamanten aufwarten kann. Die Krone der Queen Mother aus dem Jahre 1937 wird u. a. vom berühmten Diamanten Kohinoor mit 108 Karat (1 Karat entspricht 0,2 Gramm) geschmückt. Er ist einer der größten Diamanten der Welt; überreicht wurde er Königin Viktoria 1850 von der britischen Indienarmee. Außerdem sind natürlich viele Kronen, Zepter, Reichsäpfel und Staatsschwerter zu besichtigen. Auf einem Rollband wird man an den Kronjuwelen vorbeigefahren, damit es nicht zu Staus kommt (die sich trotzdem bilden).
Nicht versäumen sollte man eine Besichtigung des zur Themse zeigenden Traitor’s Gate und des angrenzenden Medieval Palace, in dem einst Eduard I. residierte. Im Beauchamp Tower haben bedeutende Staatsgefangene ihre Mauerkritzeleien hinterlassen, im Bloody Tower verbrachte Sir Walter Raleigh, der Gründer der englischen Kolonie Virginia, zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zwölf lange Jahre und schrieb dabei seine „History of the World“. Der Wall Walk führt entlang der östlichen Befestigungsmauer. Von einem Besuch des Infanteriemuseums (Fusiliers’ Museum), für den ein zusätzlicher Obolus berechnet wird, kann man getrost Abstand nehmen. Wer im Tower die Orientierung verloren hat, sollte sich mit seinen Fragen an die Yeomen Warders wenden. Die uniformierte königliche Garde - im Volksmund werden sie Beefeaters genannt - gibt gerne Auskunft.
Ein Beleg für das ausgeprägte Traditionsbewusstsein der Engländer ist die nächtliche Zeremonie der Schlüsselübergabe. Seit etwa 700 Jahren wird immer um Punkt 21.53 Uhr das Haupttor des Towers abgeschlossen. Eine Teilnahmeerlaubnis dafür ist mindestens vier, besser noch acht Wochen vorher bei Ceremony of the Keys zu beantragen. Achtung: Legen Sie dem Brief einen internationalen Antwortschein bei. Die schriftliche Genehmigung muss man um 21.30 Uhr dem diensthabenden Offizier am Haupttor vorlegen.
♦ SE1. (U) Tower Hill. Tgl. 9-17.30 Uhr, So und Mo erst ab 10 Uhr, im Winter nur bis 16.30 Uhr. Eintritt £ 27.20, erm. £ 21.30 bzw. £ 12.90, Familienticket £ 69.20. Wer online bucht, spart jeweils 10 %. www.hrp.org.uk/tower-of-london. Empfehlenswert ist der Audioguide.
Der Große Brand
Innerhalb weniger Jahrzehnte hatte sich die Londoner Bevölkerung im 17. Jahrhundert auf über 200.000 verdoppelt, als in den frühen Morgenstunden des 2. September 1666 in einer Bäckerei an der Pudding Lane ein kleiner Brand ausbrach, der als ungefährlich eingestuft wurde. Der damalige Lord Mayor Sir Thomas Bloodworth murmelte etwas von „Kinderkram, den sogar eine Frau auspinkeln könnte“ und legte sich wieder in sein Bett. Eine fatale Fehleinschätzung - denn wegen ungünstiger Winde breitete sich der „Kinderkram“ zu einer fünf Tage währenden Feuersbrunst aus: „Und der mächtig starke Wind trieb das Feuer in die Stadt, und alles erwies sich nach so langer Trockenheit als brennbar, selbst die steinernen Kirchenmauern“, notierte der Augenzeuge Samuel Pepys in seinem Tagebuch. Der Schaden war verheerend: Vier Fünftel der Londoner City und die Hälfte der westlichen Peripherie waren vernichtet. Rund 13.000 Häuser sowie 87 Kirchen, darunter die alte St Paul’s Cathedral, wurden ein Opfer der Flammen. Das einzig Positive an der Feuersbrunst war, dass auch die Pest aus London verschwand.
Tower Bridge: Obwohl gerade erst ein gutes Jahrhundert alt, ist die Tower Bridge das meistfotografierte Wahrzeichen Londons. Die 1894 in der Nähe des Towers errichtete Hängebrücke wurde als technisches Wunderwerk bestaunt, da ihr beweglicher Mittelteil hochgezogen werden kann, um so auch größeren Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Die Zugbrücke - Architekt war Sir Horace Jones - gilt als technische Meisterleistung: Innerhalb von 90 Sekunden ist es möglich, die beiden Flügel hochzuziehen. Obwohl die Brücke damals mit modernster Hydrauliktechnik betrieben