Ralf Nestmeyer

Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag


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Zoo: Im Jahre 1828 gegründet, ist der Londoner Zoo der zweitälteste zoo­lo­gische Garten Europas, der sich seither um den Erhalt bedrohter Tierarten ver­dient gemacht hat. Es gibt auf dem Areal des Tiergartens auch anspruchsvolle mo­dern­e Architektur zu bewundern, so das Elefantenhaus von Hugh Casson oder das Pin­guin­becken aus den 1930er-Jahren. Die jüngs­ten Besucher können in dem attrak­tiven Children’s Zoo herumtollen.

      ♦ Regent’s Park, NW1. (U) Baker Street oder Cam­den Town. Tgl. 10-18 Uhr, im Winter nur bis 17 Uhr. Eintritt £ 30, erm. £ 27 oder £19.50 (online bil­li­ger). www.zsl.org.

       Little Venice

      Mit der Bakerloo Line sind es von Marylebone nur ein paar Sta­tio­nen zur War­wick Avenue. In unmittelbarer Nähe der Tube­station eröffnet sich dem Be­sucher eine andere Welt: Little Venice. Dort, wo der Grand Union Canal, der Paddington Zweig und der Re­gent’s Canal zusammentreffen und ein klei­nes Hafenbecken bil­den, liegen bunte Hausboote vor Anker, einige wur­den zum Café oder Restaurant umfunktioniert. Eine absolut malerische Ku­lis­se! Vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren war es in Hippie­krei­sen sehr beliebt, auf einem Hausboot in Little Venice zu wohnen. Richard Bran­son, der Gründer des Virgin Imperiums, gehörte in sei­nen jungen Jahren zur ein­geschworenen Gemeinde der Haus­boot­besitzer. Wer will, kann mit dem Boot einen Ausflug bis zum Cam­den Lock unternehmen oder am Kanal ent­lang bis zum London Zoo wandern.

      The Wallace Collection: Die Familie des Marquess of Hertford hat über mehrere Ge­nerationen eine außergewöhnliche Kunstsammlung zusammengetragen. Be­son­ders Sir Richard Wallace, der Sohn des vierten Marquess, hat sich um die Ge­mäl­de­sammlung verdient ge­macht und diese durch gezielte Zu­käu­fe erweitert. Seine Wit­we überließ die Kunstwerke 1897 dem Staat mit der Auf­lage, dass diese für im­mer in Lon­don verbleiben müssen. Die Wallace Col­lection ist seither im ehe­ma­li­gen Stadt­palast der Hertfords unter­ge­bracht und bietet einen guten Einblick in die eu­ro­päische Malerei. Ausgestellt sind Werke von Rembrandt, Rubens, Tizian, Fra­go­nard, Boucher, Watteau, Dela­croix, Veláz­quez, Murillo und Tur­ner. Ab­ge­run­det wird die Sammlung durch wert­volle Möbel, Porzellan, Ke­ra­mik, Me­dail­len und Uh­ren. Für Kinder ist si­cher­lich die Waffensammlung mit zahl­rei­chen Rüs­tungen aus dem Orient und Ok­zi­dent am interessantesten. Im Jahr 2000 wur­de das Museum für 10,5 Millionen Pfund um­gebaut. Die Aus­stel­lungs­flä­che wur­de vergrößert, der In­nen­hof mit einem Glas­dach ge­schlos­sen, wodurch Platz für einen Skulp­tu­rengarten, ein Res­taurant, eine Buch­hand­lung und ei­nen Vor­trags­saal ent­stand.

      ♦ Manchester Square, NW1. (U) Bond Street. Tgl. 10-17 Uhr. Eintritt frei! www.wallace­collection.org.

      Soho und Covent Garden - das ist Nachtleben pur. Auf einer Qua­d­rat­meile drän­gen sich Kinos, Kneipen, Theater und Res­taurants. Bis spät in der Nacht stehen Men­schentrauben auf der Straße; es wird gelacht, getrunken und musiziert, gerade so, als befände man sich in Florenz oder Siena.

       Chinatown

      Londons Chinatown ist eine eigene Welt, die man durch drei, mit viel Gold und Rot dekorierte Torbögen betritt. In den Schau­fens­tern der Restaurants glän­zen lackierte Enten, zweisprachige Stra­ßenschilder und Telefonzellen mit asiatischen Plastikdächern las­sen keinen Zweifel daran, dass man sich auf chinesischem „Ter­ri­torium“ befindet. Bereits im 19. Jahrhundert gab es in London eine kleine chinesische Gemeinde. Chinatown entstand jedoch erst in den 1950er-Jahren, als sich zahlreiche Hong-Kong-Chinesen in der Lisle Street und der Gerrard Street niederließen. Die Neu­ankömm­lin­ge eröffneten Restaurants, Ein­zel­handelsgeschäfte, kleine Su­per­märkte und - so wird jedenfalls behauptet - mehrere illegale Spiel­höl­len in dunklen Keller­gewöl­ben. Selbstverständlich wohnt in Chinatown nur ein Bruchteil der 60.000 Londoner Chinesen, doch sind die Straßenzüge am Süd­rand von London der Mittel­punkt der chinese community. Die meisten Be­sucher kommen aus kulinarischen Gründen nach Chinatown. Allerdings ist Vorsicht geboten: Die All-you-can-eat-Angebote der Restaurants sind für Lon­doner Verhältnisse mit £ 6 oder £ 8 zwar erstaunlich günstig, doch lässt die Qualität der Selbstbedienungsbüfetts meist sehr zu wünschen übrig. Wer chi­nesisch essen möchte, sollte daher besser nicht an der falschen Stelle sparen.

      Angeblich leitet sich der Name Soho von einem Jagdruf ab. Mit so ho! soll man ehedem in den königlichen Waid­gründen, die hier lagen, die Hunde an­ge­trieben haben. Nachdem Karl II. 1675 Soho zur Be­bau­ung freigegeben hatte, entwickelte sich das Areal schnell zu einer beliebten, nicht allzu vornehmen Wohngegend, in der sich auch viele Hu­genotten nieder­lie­ßen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Soho der am dichtesten besiedelte Stadt­teil Lon­dons. Prostitution und Kleinkri­minali­tät hielten ihren Einzug und schu­fen ein Klima, das Literaten und Bohe­miens magisch anzog. Rimbaud und Ver­lain lebten und amüsierten sich ge­nauso in Soho wie Francis Bacon. In den 1970er-Jah­ren drohte Soho zu einer wahren Lasterhöhle zu verkommen, doch konnte die Pros­titution glück­li­cher­weise eingedämmt werden. Der Red Light District be­schränkt sich heu­te nur noch auf wenige Straßen mit ein paar Stripteaselokalen, Peep­shows und Sexshops, die ihren Umsatz mit Soft­pornomagazinen und diversen „Spiel­geräten“ bestreiten.

      Während der Thatcher-Jahre ent­wi­ckelte sich Soho zu ei­nem Brennpunkt der Medien-, Film- und Modewelt. Vie­le Yuppies sind der Sohoi­tis verfallen, einer Art Krankheit, bei der sich der In­fizierte regelmäßig in dem Ge­wirr von So­hos Straßen und Kneipen ver­liert. Sich zu infizieren ist nicht schwer: Man­che Coffeebars haben rund um die Uhr geöffnet. Angesichts der pul­sie­ren­den Glitzer­welt übersieht man allzu leicht, dass neben den Musicalpalästen die Ob­dach­losen unter Pappkartons liegen.

      Covent Garden: Bis in das 16. Jahr­hundert hinein wurde diese Gegend als Convent Gar­den („Klostergarten“) von den Mönchen der Westminster Abbey genutzt. Nach der Auflösung der Klös­ter durch Heinrich VIII. gelangte der Be­sitz in die Hände der Earls of Bed­ford. Im 17. Jahrhundert verwandelte der Architekt Inigo Jones den Gar­ten in eine Piazza nach ita­lie­ni­schem Vor­bild. Es entstand der be­rühm­te Co­vent Gar­den Market, ein Obst-, Ge­mü­se- und Blumenmarkt. Im frü­hen 19. Jahrhun­dert wurde dann ein klassizistisches Ge­bäude errichtet, um die einzelnen Markt­stände unterzu­brin­gen. Das Cen­tral Mar­ket Building er­hielt 1889 eine Dach­kons­truktion aus Glas und Eisen. Sorg­fäl­tig erneuert und in ei­ne obere und untere Pas­sage un­ter­teilt, er­strahlt das Herzstück des Co­vent Gar­den Mar­ket heute wieder in sei­nem alten Glanz. Draußen sorgen Clowns, Akro­ba­ten und Artisten für Ab­wechs­lung. Der Ge­müsemarkt zog 1974 in die Nine Elms Lane (Battersea) und er­hielt den Na­men New Covent Gar­den Market.

      London Transport Museum: Ein Lob vor­weg: Das London Transport Mu­seum setzt sich in geradezu mus­ter­gül­ti­ger Wei­se mit der Geschichte des öffent­li­chen Nah­verkehrs auseinander. Von den ers­ten Pfer­debahnen bis zu den ro­ten Dop­pel­deckerbussen ver­schie­dener Mo­dell­reihen und der un­ter­irdischen Tube ist alles ver­tre­ten. In­te­ressant sind auch die Wer­be­plakate, an­hand de­rer sich die