Ralf Nestmeyer

Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag


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      ♦ Millbank, SW1. (U) Pimlico. Tgl. 10-18 Uhr, Eintritt frei! Es emp­fiehlt sich aber, einen Audioguide für £ 3.50 aus­zu­leihen. Eintritt bei Son­der­aus­stel­lun­gen ab £ 12, erm. ab £ 10. www.tate.org.uk.

      Buckingham Palace: Für überzeugte Ro­ya­listen gehört ein Besuch zum Pflicht­pro­gramm. Der Palast hatte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts dem Duke of Bu­cking­ham gehört, ehe er 1762 an Georg III. verkauft wurde. Queen Victoria war schließ­lich die Ers­te, die hier residierte. Ihr Denkmal steht direkt vor dem Ein­gangs­tor, wo sich heute die Touristenmassen ver­sam­meln, in der Hoffnung, ein Mit­glied der königlichen Familie zu sehen. Doch das passiert höchst selten. Ragt die könig­liche Standarte nicht über dem Ge­bäu­de, ist die Queen erst gar nicht zu Hau­se. Insgesamt zählt der Buckingham Palace über 600 Räume, aber nur zwölf wer­den von der Queen und ihrem Gemahl genutzt. Nach dem Feuer im Wind­sor Castle hatte die Queen ent­schieden, die teuren Reparaturen durch die Öffnung des Bu­ckingham Palace für die Allgemeinheit zu finanzieren - aller­dings nur für zwei Mo­nate im Jahr. Nach mehr als zwei Stunden Schlange­stehen können die Besucher al­ler­dings nur 18 Zimmer besichtigen, die aber interessante Einblicke in die kö­nig­li­chen Repräsentationsformen vermit­teln. Der kostenlose Audioguide be­schreibt die Vorgänge im Palast. Die meis­ten Besucher warten auf die kö­nig­liche Zeremonie der Wachablösung; sie beginnt um 11.30 Uhr vor dem Buckingham Palace und en­det nach rund 45 Minuten. Von April bis Juli findet die Wachablösung täglich statt, im Herbst und Winter jeden zweiten Tag, doch kann sie bei Regen ausfallen.

      ♦ Buckingham Palace Road, SW1. (U) Victoria. Ende Juli/Anfang Aug. bis Ende Sept. (je­des Jahr um ein paar Tage leicht schwan­kend) tgl. 9.45-18.30 Uhr. Eintritt £ 25, erm. £ 22.80 bzw. £ 14, Familien (2 Erw. + 3 Kinder unter 17 J.) £ 64. www.royalcollection.org.uk.

      Die Swinging Sixties und die punkigen Achtziger sind längst Ge­schich­te, doch Chelsea und die King’s Road haben noch immer einen klangvollen Namen.

      Chelsea ist ein uraltes Fischerdorf, des­sen Bewohner trotz unmittelbarer Nähe zur Lon­do­ner City von der hohen Po­li­tik unbeeindruckt in den Tag hinein leb­ten, bis der Hu­ma­nist Thomas Morus im Jahre 1520 hier ein Landhaus bezog. Sowohl der Hoch­adel als auch König Heinrich VIII. ließen sich, seinem Bei­spiel folgend, prächtige Her­ren­häuser errichten und Chelsea stieg somit zum „Village of Palaces“ auf. Die be­rühmte King’s Road ging beispielsweise aus einer dem König und seinem Gefolge vor­behaltenen Privatstraße hervor, die erst 1820 für die Öffentlichkeit frei­ge­ge­ben wurde. Im 18. Jahrhundert trafen sich berühmte Schriftsteller wie Jona­than Swift und John Gay sowie William Congreve und Alexander Pope regelmä­ßig zum ge­mein­samen Gedanken­aus­tausch in Chelsea. Aber auch die Maler William Turner, Jo­seph Mallord, Dante Gabriel Rossetti, John Singer Sargent und Steer nannten Chel­sea ihre Hei­mat. Langsam entwickelte sich Chelsea zu einem Künstlerviertel. Eine Vorrei­ter­rolle kam dem Dichter Percy Bysshe Shelley zu; auch George Eliot, Os­car Wilde, Henry James und Jack London wohnten - zumindest zeitweise - in der Nähe des Cheyne Walk. Wer mit of­fe­nen Augen durch Chelsea schlendert, wird zahl­reiche blaue Gedenktafeln ent­decken, die an die berühmten Be­woh­ner des Stadt­teils erinnern.

      Saatchi Gallery: Charles Saatchi ist wohl der bekannteste Sammler zeit­ge­nös­sischer Kunst in England. Seit dem Frühjahr 2009 präsentiert er seine Kol­lek­tion in Chel­sea. Auf 6500 Quadrat­me­tern werden in 15 Räumen Instal­la­tio­nen, Skulpturen und Bilder in stän­dig wechselnden Ausstellungen prä­sen­tiert. Mit anderen Worten: Ein Muss für Freunde von zeitgenössischer Kunst.

      ♦ Sloane Square. (U) Sloane Square. Tgl. 10-18 Uhr. Eintritt frei! www.saatchi-gallery.co.uk.

      King’s Road - Laufsteg modischer Provokationen

      In den letzten vier Jahrzehnten konnte man in den Geschäften und Bou­ti­quen der King’s Road den letzten modischen Schrei erwerben. In Mary Quants „Bazaar“ wurde der Minirock erfunden, während Mick Jagger, David Bai­ley und George Best sowie der Rest vom „Chelsea Set“ wüste Partys fei­er­ten. Spätestens in den 1970er-Jahren waren die letzten Metzgereien, Ge­mü­se­händler und Bäcker von modernen Designerläden und Galerien verdrängt wor­den. Vivienne Westwood, die damals mit Malcolm McLaren, dem Ma­na­ger der Sex Pistols zusammenlebte, eröffnete eine Boutique mit ihren avant­gar­distischen Kreationen. Punks aus Nah und Fern kauften in Chelsea ihre zer­fetzten Klamotten, Ketten, Nieten und Nägel ein, um anschließend auf ir­gend­einer Treppenstufe von einer Freiheit jenseits aller bürgerlichen Kon­ven­tionen zu träu­men. Heute ist nur noch wenig von diesem Flair zu spüren. Ein Schaufensterbummel durch die King’s Road macht zwar nach wie vor viel Spaß, die Trends von Morgen wird man hier allerdings nicht mehr ent­de­cken können.

      Kensington - das sind Nobelkaufhäuser, attraktive Museen und ge­pfleg­te vik­to­ria­ni­sche Häuserzeilen. Naturliebhaber lockt Lon­dons „grü­ne Lunge“: der Hyde Park und die angrenzenden Ken­sing­ton Gardens.

      Kensington, das bereits 1068 im Domes­day Book erwähnt wurde, hat dem Pio­nier­geist von Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha (1819-1861) viel zu verdanken. Der deutsch­stäm­mi­ge Gemahl von Königin Victoria ini­ti­ierte nicht nur die Welt­aus­stellung von 1851, die in einem riesigen Kristall­palast im Hyde Park stattfand, son­dern finan­zierte mit den dadurch erwirt­schaf­teten Gewinnen zudem den Kauf ei­nes 35 Hektar großen Grundstücks südlich der Kensington Road. Der Prinz­ge­mahl, der übrigens zugleich auch Victorias Cousin war, plante näm­lich dort den Bau eines der weltweit größten Museenkomplexe, der auch scherz­haft-ehrfürchtig als „Alberto­po­lis“ bezeichnet wurde. Eineinhalb Jahr­hunderte später lässt sich das Re­sümee ziehen, dass sich mit dem auf Kunst­gewerbe spezialisierten Victoria and Albert Museum, dem Natural History Museum und dem Science Museum die heh­ren Vorstellungen des Prinz­ge­mahls mehr als erfüllt haben.

      Apsley House: Der am Rande des Hyde Park gelegene Stadtpalast widmet sich vor al­lem dem Gedenken seines be­rühm­testen Bewohners, des Herzogs von Welling­ton. Da das Haus ursprüng­lich zwischen 1771 und 1778 für den Grafen Bathurst, der auch den Titel eines Baron Apsley führte, errichtet wor­den war, führt es aller­dings noch immer den Namen Apsley House. Wel­lington erwarb das Anwesen aus ro­tem Backstein im Jahre 1817, als er nach der Schlacht von Waterloo den Zenit sei­ner Karriere erreicht hatte.

      Victoria and Albert Museum

      Die vornehmen, reich verzierten Räum­lichkeiten beherbergen heute das Wellington Mu­seum mit einer kost­ba­ren Gemäldegalerie, darunter Werke von Velázquez, Go­ya, Rubens, van Dyck, Brueghel und Correggio. Neben dem Treppenaufgang steht ei­ne von Antonio Canova geschaffene über­le­bens­große Statue Napoleons, die den Im­perator im Adamskostüm zeigt. Wel­ling­ton erhielt die Skulptur 1816 vom Prinz­re­genten als Geschenk für seine Verdienste.

      ♦ Hyde Park Corner, W1V. (U) Hyde Park Cor­ner. Mi-So 11-17 Uhr, im Winter nur bis 16 Uhr. Ein­tritt £ 8.80, erm. £ 7.90 bzw. £ 5.20 (EH). Am Waterloo Tag (18. Juni) ist der Eintritt für alle Be­sucher kostenlos!

      Victoria and Albert Museum: Das V & A, wie die Londoner das größte Kunst­ge­wer­bemuseum der Welt nen­nen, besitzt ein geradezu erschlagendes Spektrum an Kunst­schätzen. Daher emp­fiehlt es sich, ausgerüstet mit ei­nem der kostenlosen Über­sichtspläne, das Museum je nach persönlicher In­te­res­senlage zu erkunden. Prä­sentiert wer­den Bilder, Miniaturen, Zeich­nun­gen, Textilien, Glas, Musik­ins­tru­mente, Juwelen, edle Gold-, Silber- und Töpfer­ar­beiten sowie Porzellan und Wand­schmuck aus nahezu allen Ecken unse­res Kontinents.

      Ein kurzer Überblick über die bedeu­tendsten Sammlungen erleichtert die Orien­tie­rung: