anstatt sich als Reaktion auf Preisveränderungen hineinzustürzen. Ein ordentlicher Plan ist ein schriftlicher Plan. Man muss genau wissen, unter welchen Bedingungen man in einen Trade einsteigt und wieder aussteigt. Treffen Sie keine spontanen Entscheidungen, wenn Sie dafür anfällig sind, sich von der Masse aufsaugen zu lassen.
Man kann als Trader nur dann erfolgreich sein, wenn man als Individuum denkt und handelt. Das schwächste Glied jedes Handelssystems ist der Trader selbst. Wenn Trader planlos handeln oder von ihren Plänen abweichen, scheitern sie. Pläne werden von vernünftig nachdenkenden Individuen erstellt. Impulsive Trades werden von verschwitzten Gruppenangehörigen getätigt.
Man muss sich beim Traden selbst beobachten und Veränderungen seines geistigen Zustands bemerken. Schreiben Sie den Grund auf, einen Trade einzugehen, und die Regeln für den Ausstieg einschließlich Regeln für das Money-Management. Während Sie eine offene Position haben, dürfen Sie Ihren Plan nicht ändern.
Die Sirenen waren in der griechischen Mythologie Geschöpfe, die so schön sangen, dass die Seefahrer über Bord sprangen und zu ihnen schwammen, dann aber getötet wurden. Als Odysseus den Sirenengesang hören wollte, befahl er seiner Mannschaft, sich die Ohren mit Bienenwachs zu verstopfen, ihn selbst aber an den Mast zu binden. So hörte Odysseus den Sirenengesang, ohne umzukommen, denn er konnte ja nicht über Bord springen. Man sichert sein Überleben als Trader, indem man sich bei schönem Wetter selbst an den Mast eines Trading-Plans und von Money-Management-Regeln kettet.
Eine positive Gruppe
Man braucht kein Einsiedler zu sein – die Impulsivität der Masse zu umschiffen bedeutet nicht, dass man in völliger Einsamkeit traden müsste. Zwar ziehen manche diesen Weg vor, aber es kann auch intelligente und produktive Gruppen geben. Deren wichtigstes Kennzeichen muss sein, dass sie unabhängige Entscheidungen treffen.
Dieses Konzept wird in einem Buch mit dem Titel „Die Weisheit der Vielen“ von dem Finanzjournalisten James Surowiecki deutlich erklärt. Er erkennt an, dass die Mitglieder der meisten Gruppen einander ständig gegenseitig beeinflussen und dadurch Wellen gemeinsamer Gefühle und Handlungen erzeugen. Bei einer intelligenten Gruppe ist das anders: Alle Mitglieder treffen eigenständige Entscheidungen, ohne zu wissen, was die anderen tun. Anstatt gegenseitig aufeinander Einfluss auszuüben und emotionale Wellen zu erzeugen, profitieren Angehörige einer intelligenten Gruppe davon, dass sie ihr Wissen und ihre Kompetenz kombinieren. Die Funktion des Leiters einer solchen Gruppe ist es, diese Struktur aufrechtzuerhalten und individuelle Entscheidungen zur Abstimmung zu bringen.
Im Jahr 2004, ein Jahr, bevor ich „Die Weisheit der Vielen“ las, baute ich eine Gruppe von Tradern in diesem Sinne auf. Diese leite ich nach wie vor gemeinsam mit meinem Freund Kerry Lovvorn – die Gruppe nennt sich SpikeTrade.
Wir veranstalten einen Trading-Wettbewerb, bei dem jede Runde eine Woche dauert. Nach Handelsschluss am Freitag wird der Teil der Website, in dem zu sehen ist, wer welche Aktien auswählt, bis Sonntag 15 Uhr für die Mitglieder unsichtbar gemacht. In dieser Zeit kann jedes Gruppenmitglied eine Lieblingsaktie für die nächste Woche angeben – ohne zu wissen, was die anderen Gruppenmitglieder machen. Am Sonntagnachmittag wird der Bereich mit den ausgewählten Aktien wieder geöffnet, sodass alle Mitglieder alle Aktien sehen. Das Rennen beginnt am Montag und endet am Freitag, dann bekommen die Gewinner ihre Preise.
Die ganze Woche über tauschen die Mitglieder Kommentare aus und beantworten Fragen. Die Website ist so angelegt, dass sie zur Kommunikation ermuntert – außer an den Wochenenden, da muss jeder eigenständig arbeiten. Die Ergebnisse führender Gruppenmitglieder, die auf der Website gepostet werden, sind spektakulär.
Der springende Punkt ist, dass alle Entscheidungen über die Aktienauswahl und die Richtung einsam getroffen werden müssen, ohne dass man sieht, was die Leiter oder die anderen Gruppenmitglieder machen. Der Informationsaustausch beginnt, nachdem alle Stimmen abgegeben sind. Diese Kombination aus unabhängiger Entscheidungsfindung und Austausch bringt die „Weisheit der Vielen“ hervor, sie zapft die kollektive Klugheit der Gruppe und ihrer Leiter an.
Jeder Preis stellt einen momentanen Konsens der Marktteilnehmer über den Wert dar. Jeder Tick gibt die neueste Abstimmung über den Wert eines Handelsinstruments wieder. Jeder Trader kann „seinen Senf dazugeben“, indem er eine Kauf- oder Verkaufsorder aufgibt oder indem er sich auf dem aktuellen Niveau zu handeln weigert.
Jeder Kursbalken beziehungsweise jede Kerze gibt einen Kampf zwischen Bullen und Bären wieder. Haben die Käufer ein stark bullishes Gefühl, kaufen sie eifriger und schieben die Märkte nach oben. Haben die Verkäufer ein stark bearishes Gefühl, verkaufen sie aktiver und drücken die Märkte nach unten.
Charts sind Fenster zur Massenpsychologie. Wenn man Charts analysiert, analysiert man das Verhalten von Handel treibenden Massen. Technische Indikatoren tragen dazu bei, diese Analyse objektiver zu machen.
Technische Analyse ist gewinnorientierte Sozialpsychologie.
Starke Gefühle
Wenn man einen Trader fragt, warum ein Preis gestiegen ist, bekommt man wahrscheinlich eine Standardantwort – mehr Käufer als Verkäufer. Das stimmt aber nicht. Die Anzahl der Aktien oder Terminkontrakte, die in einem Markt gekauft und verkauft werden, ist immer gleich.
Wenn man 100 Google-Aktien kaufen will, muss sie einem jemand verkaufen. Wenn man 200 Amazon-Aktien verkaufen will, muss sie einem jemand abkaufen. Deshalb ist die Zahl der gekauften und verkauften Aktien an der Börse gleich. Auch ist die Zahl der Long- und Short-Positionen an den Terminmärkten immer gleich groß. Die Kurse bewegen sich nicht wegen unterschiedlicher Anzahlen nach oben oder nach unten, sondern weil sich die Intensität von Gier und Angst unter den Käufern und Verkäufern ändert.
Zeigt der Trend nach oben, werden die Bullen optimistisch und haben nichts dagegen, ein bisschen mehr zu bezahlen. Sie kaufen teuer, weil sie erwarten, dass die Kurse noch weiter steigen. Die Bären haben in einem Aufwärtstrend Angst und sind erst bei einem höheren Preis zum Verkaufen bereit. Wenn gierige, optimistische Bullen auf ängstliche, defensive Bären treffen, steigt der Markt. Je stärker ihre jeweiligen Gefühle, umso steiler der Anstieg. Der Anstieg endet erst, wenn die Bullen ihren Enthusiasmus zu verlieren beginnen. Wenn die Preise abrutschen, fühlen sich die Bären optimistisch und haben nichts daran auszusetzen, zu niedrigeren Preisen zu shorten. Die Bullen sind dann ängstlich und nur mit Abschlag kaufbereit. Während sich die Bären wie Gewinner fühlen, verkaufen sie weiterhin zu niedrigeren Preisen und der Abwärtstrend setzt sich fort. Er endet, wenn die Bären beginnen, vorsichtiger zu werden und sich zu weigern, zu niedrigeren Preisen zu verkaufen.
Anstiege und Rückgänge
Nur wenige Trader sind rein rationale Menschen. An den Märkten gibt es eine Menge Emotionen. Die meisten Marktteilnehmer äffen andere nach. Von den Wellen der Angst oder Gier lassen sich Bullen und Bären mitreißen.
Wie steil ein Kursanstieg verläuft, hängt davon ab, wie sich die Trader fühlen. Wenn sich die Käufer nur ein bisschen stärker als die Verkäufer fühlen, steigt der Markt langsam. Wenn sie sich viel stärker fühlen als die Verkäufer, steigt der Markt schnell. Aufgabe eines Technischen Analysten ist es, herauszufinden, wann die Käufer stark sind und wann ihnen die Luft ausgeht.
Leerverkäufer haben das Gefühl, in der Falle zu sitzen, wenn die Märkte steigen, denn dann schmelzen ihre Gewinne zusammen und verwandeln sich in Verluste. Wenn die Shortseller hektisch eindecken, kann ein Kursanstieg parabolisch verlaufen. Angst ist eine viel stärkere Emotion als Gier.2 Rallyes, die durch das Eindecken von Shortpositionen angetrieben werden, sind zwar besonders steil, halten sich aber nicht sehr lange.
Märkte fallen, wenn