Rechenschaft schuldig sein. Das ist das Schöne am Trading: Sie brauchen dafür nur das nötige Wissen, die Disziplin und einen Internetzugang mit vernünftiger Geschwindigkeit.
Ich hoffe, dass Ihnen mein Buch helfen wird, zu einem besseren Trader zu werden und zur persönlichen Freiheit zu gelangen.
Dr. Alexander Elder
New Hampshire, USA
Im Oktober 2020
Einführung
Sie können frei sein. Sie können irgendwo auf der Welt leben und arbeiten. Sie können der täglichen Routine entbunden und niemandem Rechenschaft schuldig sein.
So sieht das Leben eines erfolgreichen Traders aus.
Viele streben es an, aber nur wenigen gelingt es. Ein Amateur schaut sich auf einem Bildschirm Aktienkurse an und sieht direkt vor seiner Nase Millionen Dollar funkeln. Er streckt die Hand nach dem Geld aus – und macht Verlust. Er greift wieder danach – und verliert noch mehr. Trader machen Verlust, weil das Spiel schwierig ist, aus Unwissenheit oder wegen mangelnder Disziplin. Wenn Sie von einem dieser Faktoren geplagt werden, dann habe ich dieses Buch für Sie geschrieben.
Wie ich mit dem Trading begann
Im Sommer 1976 fuhr ich mit dem Auto von New York nach Kalifornien. Ich packte auch ein paar Bücher über Psychiatrie (ich war gerade in meinem ersten Jahr als Assistenzarzt in der Psychiatrie), ein paar Geschichtsbücher und eine Taschenbuchausgabe des Klassikers „How to Buy Stocks“ von Louis Engel in den Kofferraum meines alten Dodge. Da ahnte ich noch nicht, dass ein von einem befreundeten Anwalt geliehenes zerfleddertes Taschenbuch den Verlauf meines Lebens verändern würde. Zufällig hatte besagter Freund das Gegenteil eines goldenen Daumens – jedes Investment, das er anfasste, soff ab. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich verschlang Engels Buch auf quer durch die Vereinigten Staaten verstreuten Campingplätzen und war an einem Pazifikstrand in La Jolla damit durch. Bis dahin hatte ich nichts über den Aktienmarkt gewusst und nun fesselte mich die Vorstellung, durch Denken Geld zu verdienen.
Aufgewachsen bin ich in der Sowjetunion in jener Zeit, als sie – um es mit den Worten eines ehemaligen US-Präsidenten zu sagen – noch ein „Reich des Bösen“ war. Ich hasste das sowjetische System und wollte weg, aber auszuwandern war verboten. Ich begann mit 16 zu studieren, schloss mit 22 mein Medizinstudium ab, absolvierte meine Zeit als Assistenzarzt und heuerte als Schiffsarzt an. Nun konnte ich entfliehen! In Abidjan in der Elfenbeinküste sprang ich über Bord.
Ich rannte durch die verstopften, staubigen Straßen der afrikanischen Hafenstadt zur US-amerikanischen Botschaft, während meine ehemaligen Mannschaftskollegen hinter mir her waren. Die Botschaft brachte mich in einem „sicheren Haus“ unter und setzte mich dann in ein Flugzeug nach New York. Im Februar 1974 landete ich mit 25 Dollar in der Tasche, aus Afrika kommend, auf dem John F. Kennedy International Airport. Ich sprach zwar ein bisschen Englisch, kannte aber in diesem Land keine Menschenseele.
Ich hatte keine Ahnung, was Aktien, Anleihen, Futures oder Optionen sind, und manchmal wurde mir schon beim Anblick der Dollarscheine in meinem Geldbeutel mulmig. In meiner alten Heimat konnte einem eine Handvoll Dollar drei Jahre Sibirien einbringen.
Die Lektüre von „How to Buy Stocks“ eröffnete mir eine ganz neue Welt. Als ich nach New York zurückgekehrt war, kaufte ich meine erste Aktie – KinderCare. Und dann passierte etwas sehr Schlechtes – ich verdiente mit meinem ersten Aktiengeschäft und auch mit meinem zweiten Geld, sodass ich mich der Wahnvorstellung überließ, es sei leicht, an den Märkten Geld zu verdienen. Ich brauchte ein paar Jahre, um mich von dieser Vorstellung wieder zu verabschieden.
Meine berufliche Laufbahn verlief auf einer ganz anderen Schiene. Ich absolvierte meine Zeit als psychiatrischer Assistenzarzt an einer großen Universitätsklinik, studierte am New York Psychologic Institute weiter und arbeitete bei der größten psychiatrischen Zeitung der Vereinigten Staaten als Fachlektor für Psychiatrie. Meine Approbation habe ich immer noch, aber heutzutage praktiziere ich höchstens eine oder zwei Stunden im Monat. Ich bin mit Trading beschäftigt, ich liebe es, zu reisen, und ich gebe auch ein paar Kurse.
Es war ein langer Weg, das Traden zu lernen, und während ich mich vorwärts – oder im Kreis – bewegte, erlebte ich steile Höhen und schmerzliche Tiefen. Immer wieder wollte ich mit dem Kopf durch die Wand und versenkte mein Trading-Konto. Dann nahm ich jedes Mal wieder eine Stelle in einem Krankenhaus an, sparte ein Sümmchen zusammen, las, dachte nach, machte weitere Tests und begann dann wieder zu handeln.
Nach und nach gelang mir das besser, aber der Durchbruch kam erst, als mir klar wurde, dass sich der Schlüssel zum Gewinnen nicht im Inneren eines Computers befand, sondern in meinem Kopf. Die Psychiatrie lieferte mir die Erkenntnisse über das Trading, die ich nun mit Ihnen teilen möchte.
Wollen Sie wirklich erfolgreich sein?
Ich war viele Jahre lang mit einem Mann befreundet, dessen Frau dick war. Sie kleidete sich elegant und war auf Diät, seit ich sie kannte. Sie sagte, sie wolle abnehmen, und aß vor anderen Leuten weder Kuchen noch Kartoffeln – wenn ich aber zu ihr in die Küche kam, war sie meist mit einer großen Gabel zugange. Sie sagte, sie wolle schlank sein, blieb aber dick.
Bei ihr war die kurzfristige Freude am Essen stärker als die aufgeschobene Freude und die gesundheitlichen Vorteile des Abnehmens. Die Frau meines Freundes erinnerte mich an die zahlreichen Trader, die sagen, sie wollten erfolgreich sein, aber weiterhin impulsiv traden – und sich den kurzfristigen Kicks des Glücksspiels an der Börse hingeben.
Die Menschen betrügen sich selbst und spielen mit sich selbst ihre Spielchen. Andere zu belügen ist schlimm, aber sich selbst zu belügen ist ein hoffnungsloser Fall. Es gibt Läden voller Bücher über Diäten, aber die Welt ist immer noch voller übergewichtiger Menschen.
Dieses Buch wird Ihnen beibringen, wie man die Märkte analysiert und an ihnen handelt, wie man Risiken kontrolliert und mit seinem eigenen Verstand umgeht. Dieses Wissen kann ich Ihnen vermitteln, aber die Motivation können nur Sie beisteuern.
Und bedenken Sie eines: Ein Sportler, der an einer riskanten Sportart seine Freude haben will, muss Sicherheitsregeln beachten. Wenn man die Gefahren reduziert, verleiht einem das ein zusätzliches Gefühl der Errungenschaft und der Kontrolle. Das Gleiche gilt für das Trading.
Man kann nur dann erfolgreich traden, wenn man es als ernsthaftes intellektuelles Unterfangen betreibt. Emotionales Trading ist tödlich. Üben Sie sich in defensivem Money-Management, um den Erfolg zu gewährleisten. Ein guter Trader achtet genauso gewissenhaft auf sein Kapital wie ein professioneller Gerätetaucher auf seinen Luftvorrat.
Wissen Sie noch, wie Sie sich gefühlt haben, als Sie zum letzten Mal eine Order aufgegeben haben? Wollten Sie sich unbedingt hineinstürzen oder hatten Sie Angst, Sie könnten damit Verlust machen? Haben Sie die Aufgabe der Order zunächst vor sich hergeschoben? Als Sie aus dem Trade wieder ausstiegen, fühlten Sie sich da beschwingt oder gedemütigt? Die Gefühle von Tausenden Tradern verschmelzen zu riesigen psychologischen Gezeiten, die die Märkte bewegen.
Raus aus der Achterbahn!
Die meisten Trader verbringen den größten Teil ihrer Zeit damit, nach guten Trades Ausschau zu halten. Wenn sie