Jaromir Konecny

#Datendetektive. Band 3. Die Zeit läuft!


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Rubik baute den Würfel so, dass er die Felder gut drehen konnte. Vielleicht kam ihm die Idee für den Zauberwürfel, als er am Würfel ein bisschen herumdrehte und plötzlich die Farben nicht mehr zusammenbringen konnte. Damals gab es noch keine Anleitungen für die Lösung des Zauberwürfels auf YouTube. Herr Rubik musste die Schritte selbst erfinden. Das hat sicher viel Spaß gemacht.

      Beim Speedcubing versucht man, den Zauberwürfel möglichst schnell zu lösen. Dafür werden auf der ganzen Welt Wettkämpfe veranstaltet. Die offiziellen überwacht die World Cube Association (WCA). Deswegen gibt es auch beim Speedcubing Weltrekorde. Am schnellsten hat den 3x3x3-Zauberwürfel im Jahr 2018 Yusheng Du gelöst – in sagenhaften 3,47 Sekunden.

      „Theo, Mensch!“, rief Laurin. „Wenn du morgen das Turnier gewinnst, bist du für die Weltmeisterschaft der Schulen in Silicon Valley nominiert. Und wenn du Weltmeister wirst …“ Doch Vicki, die Nüchterne, bremste ihn: „Zuerst muss Theo heute die Vorrunden schaffen. Mach ihn doch nicht verrückt, Laurin! Wenn er es morgen ins Finale schaffen sollte, wäre das schon ein großer Erfolg.“

      Lina umarmte Theo mit einem Arm und drückte ihn an sich. Theo errötete. Noch nie hatte ihn ein Mädchen gedrückt. Nur seine Mutter.

      Leo, auf Theos Armen zwischen ihnen eingequetscht, leckte Lina die Hand ab. Normalerweise kümmerten die Datendetektive sich um Theo, weil er so klein war und sich nicht so gut im Leben auskannte. Heute bewunderten sie ihn. Sie waren Theos Fans.

      Auf dem Bildschirm über dem Eingang rotierte ein Zauberwürfel und löste sich selbst: Schnell drehten sich die Zauberwürfel-Schichten.

      Theo zählte die einzelnen Züge eines Durchlaufs mit: „Eins, zwei, drei …“ Theo zählte alles.

      Auch die Datendetektive blickten gebannt zum Bildschirm hoch, bis die sechs Flächen des Zauberwürfels einfarbig werden würden:

      „… 19, 20!“, rief Theo. „Nur 20! Endgeil!“

      Vicki schüttelte den Kopf wegen Theos „endgeil“, gab ihm aber recht: „In 20 Zügen kann man den Zauberwürfel lösen. Das haben Forscher herausgefunden. Weniger Züge gehen nicht.“ „Ich auch voll 20“, bemerkte Theo stolz.

      „Ich kenne einen geheimen Trick, wie man den Zauberwürfel in nur 19 Zügen löst“, sagte ein Junge, der plötzlich neben ihnen aufgetaucht war. „Kostet 10 Euro!“

      Er zeigte in der rechten Hand einen Zauberwürfel und grinste die Datendetektive mit seiner großen Zahnlücke breit an. Auch ein blaues Auge schmückte ihn.

      „Du willst uns nur über den Tisch ziehen“, sagte Lina.

      „Keine Panik, Baby“, sagte Brabbelbot. „Ich sehe keinen Tisch.“

      Er drehte sich zu dem fremden Jungen: „Weniger als 20 Züge gehen nicht, du Lauch. Meine Künstliche Intelligenz hat alle Algorithmen für die Lösung des Zauberwürfels gecheckt.“

      Erst jetzt klappte der Mund des Jungen zusammen. Die Zahnlücke verschwand. Sicher hatte er noch nie einen Roboter getroffen, der wie Brabbelbot brabbeln konnte.

      „Ich zeig‘s dir“, sagte Brabbelbot und nahm dem fremden Jungen den Zauberwürfel aus der Hand. Der Roboter versuchte, den Würfel zu drehen. KNIRSCH und KNARZ: Brabbelbot zerlegte ihn in 26 farbige Steine.

      „Sorry“, sagte Brabbelbot. „Ich brauche eine bessere Hand.“ Er klopfte dem Jungen auf die Schulter. „Kannst du mir deine Hand leihen?“

      Der Junge wich erschrocken zurück. „Nur Spaß!“, sagte Brabbelbot. Seine Wangen leuchteten gelb auf.

      Lina seufzte: „Hätte mein Papa bloß keine Witze mit Brabbelbot trainiert – manche sind furchtbar.“

      Plötzlich tönte das Quietschen von Autoreifen auf dem Asphalt. Ganz nah! Die Datendetektive und der fremde Junge sprangen zur Seite. Lina hechtete auf einen großen Betonsockel, der den Parkplatz absperrte, und ging dort in eine Abwehrstellung. Fast hätte das Auto sie angefahren.

      Brabbelbot hüpfte direkt vor das Fahrzeug und vollführte einen kurzen Kung-Fu-Tanz. „Ha!“, rief er. „Kannst du auch Kung-Fu, du dumpfdummgrottiges Auto?“ Ein schwarzes Tesla Cabrio mit geöffnetem Dach hielt an.

      „Dominik!“, rief Laurin und zeigte auf den Rücksitz.

      Vicki riss die Augen auf. „Jetzt sehen deine blauen Augen wie Pfannkuchen aus, Vicki“, sagte Brabbelbot. „Mit Blaubeermarmelade, he, he, he …“

      Doch niemand beachtete ihn. Alle Datendetektive starrten ins Innere des schwarzen Tesla. Dort saß Dominik – der 14-jährige Sohn des Roboterbauers Max, der aufgrund seines Aussehens den Beinamen Knochenmann trug.

      Kurz vor den Ferien hatten die Datendetektive Dominik vor dem bösen Anton gerettet. Diesen Kriminalfall hatte Laurin in ihrer Kriminalfälle-Datenbank unter dem Titel „Voll gefälscht“ abgespeichert.

      Nur saß nicht Max auf dem Fahrersitz. Ein fremder Mann hockte dort, der Max sehr ähnlich sah. „Oder war es doch Max?“, fragte sich Laurin.

      Die Haare des Fremden waren sehr lang. Max trug vor ein paar Wochen noch kurze Haare. So schnell konnten Haare nicht wachsen. Hatte Max jetzt eine Perücke auf?

      Auf dem Beifahrersitz saß ein etwa 16-jähriger Junge im rabenschwarzen Anzug, weißen Hemd und mit einer schmalen schwarzen Krawatte um den Hals. Doch die Datendetektive blickten nicht ihn an, sie starrten den Jungen auf dem Rücksitz an. „Dominik!“, rief Theo. Dominik und er waren befreundet. Hin und wieder trafen sie sich, um Minecraft zu spielen.

      Theo ging auf das Auto zu, von dem er vor ein paar Sekunden weggesprungen war.

      Der Löwenhund traute sich noch nicht. Mit auf die Seite geneigtem Kopf beäugte er das Auto aus sicherer Entfernung. Dann machte er sein Mäulchen auf und beschimpfte den Wagen, der sie beinahe angefahren hatte: „Wau!“

      Schon war Theo am Auto. Plötzlich drehte Dominik ruckartig seinen Kopf und blickte zur Seite, während er seine Schulter gerade hielt. Das hätte kein Mensch geschafft.

      Das Dach und die Fenster des Autos waren heruntergefahren. Alle draußen konnten das sehen. Sogar die mutige Kung-Fu-Kämpferin Lina schrie kurz auf vor Schreck. Doch das war nicht alles, was ihnen Angst machte: Aus Dominiks Mund kam ein Kreischen. Sein Ton war so scharf, so hoch, dass alle sich die Finger in die Ohren stopften. Nur Leo jaulte, weil er keine Finger hatte.

      Der Fahrer jedoch, der Max Knochenmann ähnelte, und der Junge im schwarzen Anzug auf dem Beifahrersitz regten sich nicht – als ob das Kreischen von der Rückbank gezielt auf die Gruppe der Kinder draußen abgefeuert worden war und die zwei auf den Vordersitzen nicht erreicht hatte.

      Jetzt drehte der Junge mit der Krawatte seinen Kopf langsam zu den Datendetektiven und sah sie an: verächtlich. Doch die Datendetektive waren von Dominik gebannt.

      Laurin merkte, wie überrascht der Fahrer Brabbelbot ansah. Gleich riss er aber seinen Blick von dem Max-Knochenmann-Doppelgänger und starrte wieder Dominik an.

      Dominiks Mund ging breit auf und zeigte eine schreckliche Fratze: Seine Zähne waren spitz wie Messer. Sie glänzten silbrig – Zähne aus Metall.

      Das Auto fuhr ein Stück rückwärts und bog dann auf den großen Parkplatz vor dem Haus Rakete ein.

      Der Junge mit der Zahnlücke und dem blauen Auge sah die Datendetektive an, dann dem Auto auf dem Parkplatz nach und noch einmal die Datendetektive an. „Mit euch will ich nichts zu tun haben“, rief er. „Ihr lebt zu gefährlich.“ Er lief davon. Lina seufzte. „Da wollten wir nur Theo bei seiner Zauberwürfel-Meisterschaft anfeuern und ihn auf seinem Weg zum Weltmeistertitel unterstützen und gleich bahnt sich ein neuer Fall an.“

      „Das ist kein neuer Fall“, sagte Brabbelbot. „Das war ein menschenähnlicher Roboter