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Menschen, die Geschichte schrieben


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Kollegen und Lehnsherrn verfeindet, auf seine Seite herüberziehen zu können.

      Zu Kultzwecken bedurfte es einer Heiligen-Vita. Friedrich gab auch sie in Auftrag. Der Aachener Kanoniker, der sich der Sache annahm, mühte sich redlich, der Überlieferung geeignetes Material zu entnehmen. Einhards höchst profanes Karlsleben lieferte bloß einen äußeren Rahmen. Pseudo-Turpin indessen, die legendäre Jerusalemfahrt und die Reliquienbeschreibung aus Saint-Denis boten reichlich Stoff. Aus diesen Schriften komponierte er sein Werk. Es geriet mehr zu einer akademischen Übung denn zu einem Zeugnis literarischer Gestaltungsgabe, königlicher oder volkstümlicher Frömmigkeit. Große Wirkung blieb dieser Biografie versagt. Weite Verbreitung fand sie ebenso wenig. Volkssprachliche Versionen sind unbekannt. Gleichwohl, Karl trat nun nicht nur als Glaubensbringer, sondern als Wundertäter und Heiliger in Erscheinung.

      Allein in Aachen, und in Frankfurt, etablierte sich der Kult rasch und dauerhaft. „Du warst Licht und Edelstein der Kirche Christi, Karl, Blüte der Könige, Zierde des Erdkreises und Gleisspur der Gesetze“ verkündete der Karlsschrein im Aachener Münster zu Beginn des 13. Jahrhunderts:

      ECCLESIE CHRISTI TU LUX TU GEMMA FUISTI KAROLE FLOS REGUM DECUS ORBIS ET ORBITA LEGUM.

      Andernorts bedurfte es des Friedens von Venedig (1177), mit dem sich der Rotbart Papst Alexander III. unterwarf, um Karls Heiligkeit ein wenig heller auf leuchten zu lassen. Der englische König hatte, entgegen den Hoffnungen des Kaisers, den rechtmäßigen Papst weder verlassen noch den Kult des neuen Heiligen, um dessen Erhebung er so eindringlich gebeten haben soll, eigens gefordert.

      Nicht einmal das staufische Königshaus selbst verehrte den hl. Karl den Großen in besonderer Weise, obgleich Friedrich I. Aachen seinetwegen mit reichen Gaben bedachte und sein gleichnamiger Enkel im Jahr 1215 den letzten, noch fehlenden Nagel in den Aachener Karlsschrein trieb und diesen damit seiner Bestimmung übergab. Doch hatte der junge König auffallenderweise an der vorausgegangenen Translation nicht teilgenommen. So hallten diese Hammerschläge als eine weithin schallende Geste der Aneignung des anspruchsschweren Kleinods durch das Aachener Münster. Sie sollten vor allem das Ohr von Friedrichs Gegner, Kaiser Otto IV., treffen, der vom nahen Köln aus ohnmächtig zusehen und den jugendlichen Staufer in Aachen gewähren lassen musste, obwohl Otto den kostbaren Schrein maßgeblich mitfinanziert haben dürfte. Abermals begnügte sich der Staufer mit einer bloßen Propagandaaktion ohne tieferes religiöses Bedürfnis und ohne kultgeschichtliche Konsequenzen.

      Der Luxemburger aber auf dem Kaiserthron, Karl IV., suchte zu heilen, was seine staufischen Vorgänger unterlassen hatten. Er, der König von Böhmen werden sollte und einst auf den Namen Wenzel getauft worden war, wechselte den Namen, wählte sich bei seiner Firmung in Paris den heiligen Karl zum Patron und regierte als Karl IV. das römische Reich. Karls Kirche in Aachen, das Marienmünster, auch die Wahlkirche der Könige in Frankfurt bedachte er in der Verehrung seines Heiligen mit reichen Gaben. So erweist sich das 14. Jahrhundert als eine dreifache „Karls-Epoche“: im Westen, im Osten und im Himmelreich.

      DER HEROS DER DICHTER UND LITERATEN

      Die deutschen wie auch die französischen Dichter haben Karl zu keiner Zeit vergessen. Eine reiche Fülle überlieferter Lieder und „Chansons de geste“ kündet davon. Wenigstens kurz sei darauf noch eingegangen. Karl erschien als der ideale König, als das Vorbild christlicher Ritterschaft. Hervorgehoben sei allein das Rolandslied, das in zahlreiche Sprachen Eingang fand, während der sonstige, geradezu überbordende Schatz der französischen „Gestes de Charlemagne“ oder „Gestes du roi“ übergangen werden muss. Keine von ihnen feierte den Heiligen.

      In Deutschland beginnt – von der Kaiserchronik abgesehen, in der Karl bereits von Heiligkeit umflort erscheint – die nicht eben üppige Reihe der Karlsdichtungen mit dem Rolandslied des Regensburger Pfaffen Konrad, einer Weiterdichtung der französischen Chanson de Roland, die ihrerseits auf mündliche Traditionen zurückführt, wie sie etwa in der sogenannten Nota Emilia- nensis aus dem spanischen Kloster S. Millan de la Cogolla aufscheint. Der Stoff der deutschsprachigen Karlsepik kam somit ebenfalls aus dem Westen; er hatte sich schon dort mit der Kreuzzugsdichtung vereint. Das Epos wurde auf Bitten der Herzogin Mathilde gedichtet, der in Westfrankreich erzogenen englischen Königstochter und Gemahlin Heinrichs des Löwen. Sie brachte das Lied aus ihrer Heimat ins Sachsenland und nach Bayern mit, wo es dann über den Umweg einer lateinischen Übersetzung mühsam ins Deutsche übertragen wurde. Weite Verbreitung fand es nicht. Daneben sind allein der in der