einer ersten von 1600–1200 v. Chr. andauernden indogermanischen Wanderungsbewegung, die eine historische Parallele im zeitgleichen indogermanischen Einwanderungsschub in Griechenland findet. Um die Jahrtausendwende scheint eine neue Wanderungsbewegung die Italiker, die ebenfalls zu den Indogermanen zu rechnen sind, in mehreren Wellen ins Land gebracht zu haben. Zu ihnen gehörten die Latino-Falisker, die im Umland des späteren Rom siedelten, sowie die zahlreichen italischen Stämme, welche die Halbinsel besiedelten, dazu kamen illyrische Stämme im Norden und Südosten, die etwa im 9. Jahrhundert v. Chr. eingewandert sein dürften. Diese teilten sich in Venetier und Messapier, die sich in Apulien und Kalabrien ausbreiteten.
Eine Sonderstellung unter den Einwanderern nach Italien nehmen Etrusker und Griechen ein, die seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. auf der Halbinsel nachweisbar sind. Besonders die Frage der Herkunft der Etrusker ist seit langer Zeit Gegenstand der Forschung. Der früher vorherrschenden Meinung, sie seien Einwanderer aus Kleinasien gewesen, steht heute die Theorie einer autochthonen Herkunft gegenüber, wobei diese Frage von der Interpretation der Villanova-Kultur in der Toskana, in der Emilia und am Tiber abhängt, die entweder für die Etrusker oder für die Italiker beansprucht wird.
Die letzten vorgeschichtlichen Einwanderer in Italien waren die aus Mitteleuropa stammenden Kelten, die vom 5. bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. die Poebene besetzten.
Die Einwanderung der Griechen
Eines der wesentlichen Bevölkerungselemente der italischen Halbinsel waren die Griechen, die in Unteritalien ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. einwanderten. Sie kamen als Kolonisten, da die Überbevölkerung des Mutterlandes und dessen wirtschaftliche Probleme sie zur Auswanderung zwangen. Die ersten Kolonien entstanden an der Westküste Italiens, Kyme (Cumae) in Kampanien scheint als älteste griechische Siedlung um 750 v. Chr. gegründet worden zu sein. Von dort zog sich bald eine Kette griechischer Stadtstaaten südwärts um die Spitze Italiens bis zum Golf von Tarent, wobei sich die Griechen an jenen Orten ansiedelten, die ihnen zur Beherrschung des Seehandels mit Griechenland und Kleinasien günstig erschienen, wenngleich die ersten Siedlungen als Ackerbaukolonien angelegt wurden und der Handel als Einnahmequelle erst später dazukam. An der Kolonisationsbewegung beteiligten sich alle griechischen Stämme des Mutterlandes, die, nachdem die Ufer des Festlandes südlich des Flusses Volturno fest in griechischer Hand waren, auch auf Sizilien übergriffen. Die älteste griechische Siedlung hier war Naxos, gegründet 741 v. Chr. von den Ioniern von Chalkis auf Euböa, die auch Katane (Catania) und Leontinoi (Lentini) besiedelten. Eine zweite Siedlungswelle ging von den griechischen Dorern aus, das mächtige Korinth gründete 735 v. Chr. Syrakus, das zu einer der bedeutendsten Griechenstädte Italiens wurde. Weitere große Städte wie Selinunt (629 v. Chr.) Segesta und Akragas (Agrigento), gegründet 582 v. Chr., Messene (Messina), Rhegion (Reggio di Calabria) Kroton, Sybaris und Taras (Taranto) umfassten eine städtische Kultur, die auf Ackerbau und Handel basierte und die so bedeutend war, dass sie unter dem Begriff Großgriechenland (Magna Graecia) zusammengefasst wurde.
Als mächtigster Konkurrent der griechischen Städte entstand ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. das karthagische Reich1, welches das westliche Sizilien mit dem Hauptort Lilybaeum (Marsala) in seinen Besitz brachte und für lange Zeit auch behaupten konnte. Damit und mit dem Zusammenschluss der Etrusker war auch dem Expansionsdrang der Griechen in der Magna Graecia ein Ende gesetzt; man begann die errungenen Positionen auszubauen und zu verteidigen. Die Griechen hatten sich vor allem an den Küsten angesiedelt, eine Einflussnahme auf das Landesinnere fand nur in geringem Maße statt. Die Siedlungsform der Polis machte den Zusammenschluss der griechischen Kolonien zu größeren politischen Gebilden unmöglich, auch die Versuche von Syrakus unter Dionysius I. (405–367 v. Chr.) ein größeres zusammenhängendes Territorium in Italien zu errichten, fanden keinen Erfolg.
Die Etrusker
Rom gilt als eine Gründung der Etrusker3, jenes geheimnisvollen Volkes, welches das Gebiet zwischen Arno und Tiber bewohnte. Die Etrusker lebten in Städten, und hier entwickelte sich auch ihre politische Kultur. Diese unterschied sie wesentlich von den anderen Völkern der italischen Halbinsel und verband sie mehr mit den in Süditalien siedelnden Griechen. Ihr antiker Name war Tyrrhener, die Römer nannten sie Tusci (danach die Toscana) und ihr Siedlungsgebiet Etruria, sie selbst nannten sich die Rasenna4
Die Herkunft der Etrusker liegt nach wie vor im Dunkeln, die Theorien darüber reichen von einer Einwanderung aus Kleinasien bis zur autochthonen Entstehung in Italien. Die Mehrzahl der Wissenschaftler neigt heute zur Ansicht, sie seien ein autochthones Volk gewesen, dem ein Substrat an äußeren Einflüssen übergestülpt wurde, eventuell als eingewanderte Oberschicht, welche die Macht übernahm und diese in Form eines Königtums in den Städten ausübte. Die Könige hätten dann aus dem einheimischen und dem mitgebrachten eine eigenständige etruskische Kultur geformt, die sich von derjenigen der Nachbarn unterschied. Deutlich wird dabei, dass die Kultur der Etrusker stark von ihren südlichen Nachbarn, den Griechen, abhängig war. Zahlreiche Importe von griechischer Kunst wie Vasen oder Bronzearbeiten lassen sich durch Funde aus etruskischen Gräbern belegen, die Etrusker haben nach griechischem Vorbild aber auch zahlreiche Kunstwerke und Gegenstände des täglichen Gebrauchs selbst geschaffen. Das Wissen über die Etrusker stammt aus zahlreichen Grabfunden, wobei die Gräber mit ihrer expressiven Form der Wandmalerei das Leben der Etrusker deutlich vor Augen stehen lassen.
Die Schrift haben die Etrusker von den Griechen vermutlich in Kyme übernommen, aber da die Sprache der Etrusker, die in der Struktur vorindogermanisch und mit keiner der anderen italischen Sprachen verwandt war, bis heute nicht genügend erforscht ist und nur wenige schriftliche Dokumente vorliegen, ist die Kenntnis der etruskischen Geschichte begrenzt. Es scheint aber festzustehen, dass es den Etruskern niemals gelungen ist, eine geschlossene politische Einheit zu bilden, sondern jede Stadt stand für sich, und das Leben war von den Rivalitäten der Städte bestimmt. Es gab einen Zwölfstädtebund (bestehend aus Tarquinii, Caere, Veii, Rusellae, Volsinii, Vetulonia, Clusium, Perusia, Cortona, Arretium, Populonia und Voltaterrae), der von einem Vorsteher (praetor Etruriae) geleitet wurde, diese Organisation scheint aber keine große Rolle im politischen Leben gespielt zu haben. Für die Religion gab es ein Zentrum in einem heiligen Hain der Voltumna (ad fanum Voltumnae), wo man sich alljährlich zum Frühlingsbeginn zu Zeremonien und Spielen versammelte.
Die Gesellschaft der etruskischen Städte war als Monarchie organisiert, der Stadtherr wurde als lucumo bezeichnet, ob man daraus die Zugehörigkeit zur Familie der Lucomonen ableiten kann, ist zweifelhaft. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. gab es eine Adelsschicht, welche die Herrschaft in Etrurien an sich gerissen hatte und deren Herrschaftsinsignien Goldkranz, Axt mit Rutenbündel, Amtsdiener, bestimmte Kleidung und der Amtssessel (sella curulis) waren. Die einfache Bevölkerung stand nur wenig über dem Status von Sklaven, vermutlich gab es aber zahlreiche soziale Abstufungen, die auch zu Revolten führen konnten. Eine vergleichbare Demokratisierung des Lebens wie in den gleichzeitigen griechischen Stadtstaaten fand nicht statt. Eine besondere Stellung hatte die etruskische Frau, die auch an Spielen und Banketten teilnehmen konnte.
Städte- und Wohnbau der Etrusker
Der Städte- und Wohnbau der Etrusker schuf die Grundlage jener Bauformen, deren sich die Römer später bedienen sollten. Die Anlage der etruskischen Städte folgt stets gleichen Regeln. Man baute auf Hügeln und Bergen und mied, mit Ausnahme von Polonia, die Ebenen. Die Städte folgten einem rechteckigen Plan mit zwei sich im Zentrum kreuzenden Straßen. Die Gründung von Städten war ein feierlicher Akt, bei dem mit einem Gespann aus Stier und Kuh eine Furche gezogen wurde, wobei die Furche den Graben und die aufgeworfene Scholle die Mauer repräsentierte. Die Stadtmauern wurde aus gewaltigen Steinblöcken erbaut und haben sich bis heute in Perugia, Volterra und Fiesole erhalten. Eine Besonderheit der etruskischen Architektur ist der Bogenbau, den später die Römer übernahmen und der sie zum Keilsteinbogen und zum Gewölbe führte. Aschenurnen und Grabkammern wurden in Form von etruskischen Häusern gestaltet und lassen Einblicke in die Hausarchitektur zu. Daraus lässt sich schließen, dass die Etrusker schon das quadratische Haus mit einer Dachöffnung (compluvium) im Mittelpunkt kannten, unter der das stützenlose Atrium (tuscanium) lag, ein Bautyp, der später bei den Römern zur Regel werden sollte.
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