Tempel gebaut, die in einer Nord-Süd-Linie ausgerichtet waren, damit der augur, also der Beamte, der die Vogelschau durchzuführen hatte, nach Süden blicken konnte. Diese Tempelarchitektur wurde später unter griechischem Einfluss von der klassischen Tempelform des Peripteros (Umgangstempel) mit einer Ost-West-Orientierung abgelöst, dazu gab es Rundtempel, welche die Form der altitalischen Häuser nachbildeten.
Die wichtigste Kulthandlung der Römer war das Opfer. Im Haushalt brachte man unblutige Opfer wie Kuchen, Feldfrüchte, Wein und Milch dar, bei staatlichen Sakralhandlungen dominierte das Tieropfer. Dabei wurden die Eingeweide des geschlachteten Tieres zu Ehren des Gottes verbrannt und das Fleisch unter den Opfernden aufgeteilt
Wichtig war das persönliche Gebet an die Götter, wobei man sich der Götterstatue zuwandte und das Haupt verhüllte, man hob die Arme empor und wendete die Handflächen aufwärts. Für die Erfüllung der Wünsche und Gebete wurden Gelübde geleistet. In Notzeiten wurden öffentliche Bittgänge abgehalten, hatte man damit Erfolg, veranstaltete man Dankfeste. Zahlreiche Feste zu Ehren der Götter bestimmten den Jahreslauf, dabei wurde zwischen öffentlichen und Familienfesten unterschieden, wobei es an den öffentlichen Feiertagen verboten war zu arbeiten oder Gerichts- und Volksversammlungen abzuhalten. Es gab festgesetzte Feiertage und solche, deren Datum jedes Jahr neu vom Priesterkollegium bestimmt wurde.
4. Das Zeitalter der Ständekämpfe (509–396 v. Chr.)
Patrizier und Plebeier
Nach der Vertreibung des etruskischen Königs Tarquinius Superbus durch Iunius Brutus waren zahlreiche etruskische Familien in Rom zurückgeblieben. 508 v. Chr. gelang es dem Etruskerkönig Lars Porsenna von Clusium, Rom zu belagern und zu erobern, er zog sich aber um 504/503 v. Chr. wieder zurück. Eine weitere territoriale Entwicklung Roms schien durch den Druck, den die Etrusker auf Rom ausübten, nicht möglich zu sein, bis Hieron I. von Syrakus vor Kyme 474 v. Chr. die etruskische Flotte entscheidend besiegen konnte. 470 v. Chr. wurde die Flotte der Etrusker bei Himera an der Nordküste Siziliens nochmals von den Griechen geschlagen, und sie mussten sich auf die Gebiete nördlich des Tiber zurückziehen.
Der permanente Kriegszustand zwischen Rom und seinen Nachbarn band weite Teile der Bevölkerung in den Kriegsdienst ein, was auch mit der Übertragung politischer Rechte an diese Gruppen einherging. Die Patrizier (von patres - Väter, Vorfahren) mussten Zuwanderern aus den Rom umgebenden Ortschaften gestatten, sich in Rom anzusiedeln, um die Zahl der waffenfähigen Männer zu erhöhen. So bildete sich neben ihnen eine neue Bevölkerungsschicht, genannt die Plebeier (von plebs, Menge, Volk), die zwar persönlich frei waren, vor Gericht selbständig auftreten und mit Patriziern rechtsgültige Verträge schließen konnten, aber sonst von den Staatsgeschäften ausgeschlossen waren und nicht in patrizische Familien einheiraten konnten.
Die Errichtung der Republik bedingte auch eine Neuorganisation des römischen Staatswesens. Die religiösen Aufgaben des Königtums übernahm ein rex sacrorum (Priesterkönig), für den aber tatsächlich das collegium pontificium, das Gremium der pontifices, die priesterlichen Aufgaben vollzog.
Der neue römische Magistrat war durch eine Machtaufteilung in seinen Ämtern gekennzeichnet, die stets auf ein Jahr beschränkt waren (Annuität und Kollegialität). Die offiziellen Stellen waren Ehrenämter (honores), bezahlt wurde nur der Aufwand, der durch die Ausübung des Amtes entstand. Die obersten Beamten wurden zunächst als praetores bezeichnet und erhielten ab 449 v. Chr. den Titel Konsul (Pl.: consules) und hatten den Oberbefehl über das Heer, die Justiz und die Strafgewalt sowie das Recht auf die Einberufung des Senates und der Comitien (Volksversammlungen in verschiedenen Gliederungen). Dazu kamen neue Ämter wie die der Prätoren als Stellvertreter der Konsuln und der Quästoren, welche den Staatsschatz verwalteten und als Kriegszahlmeister ins Feld zogen.
Diesen Ämtern stand der Senat mit 300 Mitgliedern gegenüber, welche die Konsuln unterstützen und beaufsichtigten. War der Staat in Not, so konnten die Konsuln einen für sechs Monaten bestimmten Diktator (dictator) als Alleinherrscher ernennen, der von einem Reitergeneral (magister equitum) unterstützt wurde.
Diese stark auf den Adel ausgerichtete Verfassung rief mit der Zeit energischen Widerstand von Seiten der Plebeier hervor, die nach Gleichberechtigung und Teilnahme an der städtischen Verwaltung strebten. Dies führte zu jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen den sozialen Gruppen und gipfelte der Sage nach im Auszug der Plebeier aus Rom auf den Heiligen Berg (mons sacer) 494 v. Chr., die erst wieder nach der Gewährung von Zugeständnissen zurück nach Rom gebracht werden konnten.
In der Folge wurde das Volkstribunat geschaffen, das nur von Plebeiern besetzt wurde und das diesen Rechtssicherheit bei Soldatenaushebungen, in Steuerangelegenheiten sowie bei Verhaftungen und Prozessen geben sollte und das selbst Verfügungen der Konsuln und des Senates durch ein Veto für ungültig erklären konnte. Plebeiische Ädile (niedere Beamte) unterstützten die Volkstribunen, und die Plebeier konnten in ihren Tribus zu Wahlen zusammentreten, wovon es in der Stadt Rom vier, im umgebenden Land 16 gab, die sich mit der Zeit auf 35 erhöhten.
Die innere Organisation
Der Gegensatz zwischen Patriziern und Plebeiern verlangte mit der Zeit nach einer grundlegenden Rechtssicherheit, die durch die 451 v. Chr. von einem Zehnerkollegium geschaffenen Zwölftafelgesetze gewährleistet wurde. Diese Kodifikation des Rechtes auf zwölf Holz- oder Bronzetafeln brachte den Plebeiern zwar nicht die erhoffte Entlastung vom Kriegsdienst und der Schuldknechtschaft, löste sie aber aus der persönlichen Willkür der Rechtsprechung, wobei die Verfahren unter die Aufsicht des Senates gestellt wurden. Eine Erleichterung brachte die 445 v. Chr. erlassene lex Canuleia, ein Gesetz, das die Eheschließung zwischen Patriziern und Plebeiern gestattete, das aber vermutlich nur auf die reichen plebeiischen Familien Anwendung fand.
In dieser Zeit dürfte auch die Zenturienverfassung entstanden sein, welche die Bürger nach ihrer Steuerleistung ordnete und damit dem Staat die Möglichkeit gab, das gesamte Volk zum Kriegsdienst einzuberufen. Es wurden 193 Zenturien geschaffen, die in der neuen Volksversammlung (comitia centuriata) jeweils eine Stimme hatten, wobei das Stimmgewicht stets zu Gunsten der reichsten Klassen verteilt war. So entstand die Gesellschaftsform einer Timokratie (Herrschaft der Besitzenden), indem die alteingesessenen adeligen Familien im Senat mit der Zeit durch einen neuen Besitzadel, meist reiche Grundbesitzer, ersetzt wurden und in der die Zenturien, je nach Vermögen, verschiedene Rechte und Pflichten hatten. Die Einschätzung des Vermögens und damit die Möglichkeit zur politischen Wirksamkeit führten die Konsuln und ab 443 v. Chr. eigene Beamte, die Zensoren (censores) durch, die auch die Staatsausgaben zu überwachen hatten. Zu ihren weiteren Pflichten zählte die Bewahrung der Moral der Bürger, und sie hatten auch das Recht, Unwürdige aus dem Senat auszustoßen.
Die Eroberung Latiums durch Rom
Die Geschichte der römischen Kriegs- und Außenpolitik vom Ende des Königtums bis zum Beginn der Samnitenkriege liegt durch das Fehlen entsprechender Quellen im Dunkel. Nach dem Zusammenbruch der etruskischen Macht in Latium im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. scheinen Rom und die Latiner enger zusammengerückt zu sein, besonders auch deshalb, weil in das politische Machtvakuum nach der Vertreibung der Etrusker die Äquer und die Volsker vorzustoßen versuchten. Beide Völker wurden in langen Kämpfen zurückgeschlagen, fassbar sind diese Kriege nur aus den römischen Sagen, welche Männer wie Coriolanus10 und Cincinnatus11 verklärten. Bis zum Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. konnten Rom und die Latiner ihr Gebiet festigen und begannen selbst Kolonisationspolitik zu betreiben, die zur Gründung von Pflanzstädten am Fuß der Lepinischen Berge und in der Ebene führte, wobei Rom in dieser Konstellation allmählich zur führenden Stadt aufgestiegen sein dürfte.
An der Nordgrenze musste sich Rom alleine mit den Etruskern bekriegen, besonders die Orte Caere und das nur 20 Kilometer entfernte Veii blieben hier für lange Jahre ihre Hauptgegner. Am Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. scheint es einen Vernichtungskrieg zwischen Rom und Veii gegeben zu haben, der aus machtpolitischer Rivalität die Städte zehn Jahre lang (405–396 v.Chr) beschäftigte. Er endete mit dem Sieg Roms, das die verhasste Stadt Veii völlig zerstörte, die Bewohner auswies und das Territorium Veiis in sein Staatsgebiet