VON MEDICI
WILHELMINE FRIEDERIKE SOPHIE, MARKGRÄFIN VON BAYREUTH
LISELOTTE (ELISABETH CHARLOTTE) VON DER PFALZ
KÖNIGIN CHRISTINE VON SCHWEDEN
VORWORT
Die Frauen dieser Welt haben eine Geschichte.
Es war die Schriftstellerin Christine de Pisan, die in ihrem »Buch von der Stadt der Frauen« auf die Ungleichheit zwischen dem Frauenbild, wie es Männer zeichneten, und ihrer eigenen Wahrnehmung hinwies. Ihre Meinung stand gegen die der Männer, »dass nämlich Frauen sich in ihrem Verhalten und ihrer Lebensweise zu allen möglichen Formen des Lasters neigen«, und somit nicht als gleichwertige Personen akzeptiert werden können. Da Christine de Pisan diese Dinge sehr beschäftigten, machte sie sich daran, sich selbst und ihr Verhalten als Wesen weiblichen Geschlechts zu prüfen. In ähnlicher Weise diskutierte sie auch mit anderen Frauen und welche Frau sie auch befragte, sie fand keinerlei Anhaltspunkte für solch abschätziges Urteil.
Bis ins 19. Jahrhundert wurden Frauen über ihre Beziehung zu den Männern definiert. Frauen wurden von der Geschichtsschreibung nur als Tochter ihres Vaters, Frau ihres Ehemanns oder als Schwester ihres Bruders wahrgenommen. Als Frau geboren zu sein, bestimmte in erster Linie die Erfahrungen. Die wichtigste Funktion und Rolle einer Frau wurden von der Familie diktiert, ihre vorherbestimmten, biologisch angemessenen Aufgaben waren das Aufziehen der Kinder und Führen des Haushalts. In Ausnahmefällen zeigt sich, dass Frauen mit einer zahlreichen Kinderschar auch noch ein Studium schafften, politisch tätig waren oder sich für Arme einsetzten. Es gab auch eine Heldin, die als Spiegelbild von einem Helden geschaffen wurde.
Erst mit der aufkommenden Industrialisierung, der Frauenvereine und des Frauenwahlrechts griffen die alten Verhaltensmuster immer weniger. Mit der Neuzeit, dem entstehenden Kapitalismus und der Industrialisierung begann eine neue, veränderte Phase der gesellschaftlichen Unterdrückung der Frauen. Doch die Frauen kämpften um die politische und soziale Selbstbestimmung und zeigten ihre Auflehnung gegen die nur halb vollzogene Aufklärung.
Schon vor Jahrhunderten waren es weibliche gekrönte Häupter, die den Gang der Politik bestimmten, als »Gleichberechtigung« noch ein Fremdwort war. Es gab durchaus Königinnen, die in Eigenverantwortlichkeit regierten, Frauen, die Freude an der Macht hatten und zudem politischen Einfluss suchten, Frauen, die an den Schranken rüttelten, die ihnen jahrhundertelang durch das Patriarchat gesetzt worden waren. Es gab auch Frauen, die besonders herausragend waren und nicht typisch für ihre Epoche. Eine Frau aus einer christlichen Familie konnte in einen religiösen Orden eintreten oder sogar selbst einen Orden gründen. Erfreulicherweise sind Frauen nachweisbar, die so begabt waren, dass sie ihr Talent ausleben konnten.
Inzwischen haben Historikerinnen und Historiker sich speziell mit der Geschichte der Frauen auseinander gesetzt. Doch bis in unsere Zeit gibt es einiges zu hinterfragen. Wie war es möglich, dass die Frauen – in den Worten des UNO-Berichtes von 1985 zum Jahrzehnt der Frauen – »die benachteiligte, unsichtbare Mehrheit« geworden waren?
Im 19. Jahrhundert schrieb die deutsche Frauenrechtlerin Minna Cauer, als sie das Leben der Frauen um 1880 erforschte: »Oft war ich so tief bestürzt, durch die Geschichte der Frauen, dass ich nicht weiter lesen wollte. Und dann wiederum schien alles wunderbar, denn ich sagte mir: Wenn all das Wohltätige und all das Schreckliche, was Frauen in der Welt getan haben, in die Geschichte mit einbezogen würde, wie anders müsste die Geschichte sein und scheinen!«
Diese folgenden 50 Lebensbilder sollen dem Leserpublikum von heute, die nicht selbstverständlichen Möglichkeiten der Lebensgestaltung und Selbstentfaltung für Frauen und von Frauen zu ihrer jeweiligen Zeit näher bringen.
Die Geschichte der Frauen kennen zu lernen, verändert auf jeden Fall den Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart.
KAISERIN HELENA
* 255 in Drepanon (Helenapolis)
† 330 in Nikomedien (Izmid)
Römische Kaisermutter
»Die gottgeliebte Mutter des gottgeliebten Kaisers.«
Schon zu ihren Lebzeiten wurde die Kaiserin Helena (eigentlich Flavia Julia Helena) als edle Mutter und fromme Christin, als »Bekehrerin des Abendlandes« verherrlicht.
Helena, Tochter eines heidnischen Schankwirts und somit von niederer Herkunft, wurde die erste Frau des späteren Kaisers Constantius I. Chlorus (250–306), der sie jedoch eines Tages verstieß, um eine ebenbürtige und legitime Ehefrau, nämlich Theodora, Tochter des älteren Kaisers Maximian, zu nehmen. Constantius Chlorus wurde von Maximian adoptiert und 293 im Rahmen der Tetrarchie zum Caesar (Unterkaiser) ernannt.
Aus der Beziehung zwischen Helena und dem Kaiser stammt der 280 geborene Sohn Konstantin, der als »der Große« in die Geschichte eingehen sollte. Nach dem Tod von Constantius Chlorus übernahm sein Sohn Konstantin das Heer des Vaters und wurde 306 zum Kaiser ausgerufen. Nach seinem Regierungsantritt holte er seine Mutter Helena nach Trier.
Helena hatte sich 312 zum Christentum bekehren und taufen lassen. Sie hatte als Christin großen Einfluss auf die Einstellung ihres Sohnes zum Christentum. Der Kaiser überschüttete seine Mutter mit Ehren: Sie erhielt eine Wohnung im Palatium Sessorianum in Rom, wurde »nobilissima femina« genannt und später zur Augusta erhoben (325).
Konstantin der Große verlieh seiner Mutter darüber hinaus das Recht, Münzen zu prägen und über den kaiserlichen Schatz zu verfügen. Im Jahr 326 kam es zur Tragödie in der kaiserlichen Familie. Konstantin ließ seine Ehefrau Fausta wegen des angeblichen Ehebruchs mit seinem aus einer früheren Ehe stammenden Sohn Crispus im Bad ersticken. Helena soll an diesem fürchterlichen Geschehen nicht unschuldig gewesen sein.
Die wichtigste, weil zeitgenössische Quelle, die Konstantinbiographie des Bischofs Eusebios von Caesarea (gest. 339), erwähnt Helena im Zusammenhang mit den konstantinischen Kirchenbauten im Heiligen Land: Er berichtet von der Reise, welche die Kaiserinmutter »… trotz ihres hohen Alters« durch die östlichen Provinzen