Martha Schad

Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte


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ihrer Politik wollte sie an jene der großen Kleopatra anknüpfen. Sie beanspruchte, von Kleopatra abzustammen, nahm sogar deren Namen an und erneuerte eine von deren Inschriften. Sie hat möglicherweise versucht, in dieser Eigenschaft als ptolemäische Königin die berühmten Memnonskolosse in Theben wiederherzustellen, zwei knapp 18 Meter hohe Sitzfiguren.

      Im Frühjahr 272 eröffnete Kaiser Aurelian schließlich einen Feldzug gegen Zenobia. Sie musste daher zur offenen Usurpation schreiten und ihren Sohn zum Augustus und sich zur Augusta (Kaiserin) ausrufen. In zwei Schlachten bei Antiochia (Immae) und Emesa besiegte Aurelian die Truppen des palmyrenischen Teilreiches. Im August 272 nahm er schließlich die Oasenstadt Palmyra ein. Der Kaiser schrieb an den Senat: »Man spricht mit Verachtung von dem Krieg, den ich gegen ein Weib führe, aber man kennt weder die Macht noch den Charakter Zenobias – die Furcht vor Strafe hat ihr den Mut der Verzweiflung gegeben.«

      Auf der Flucht zu den Persern geriet die einst so überragende und schöne Herrscherin am Euphrat in römische Gefangenschaft, wurde in Emesa vor Gericht gestellt und dann nach Rom gebracht.

      Der Kaiser inszenierte dort ein demütigendes Schauspiel: Er führte Zenobia und ihre beiden Söhne, zusammen mit dem gallischen Usurpator Tetricus I., in goldenen Ketten gefesselt vor seinem Triumphwagen durch die Stadt. Danach wurde sie angeblich noch einige Jahre in Rom gefangen gehalten. Nach der Historia Augusta heißt es aber auch, dass sie in Hadrians Villa in Tivoli ihr Leben beschlossen haben. Der um 500 n. Chr. lebende Historiker Zosimos berichtet allerdings, die Königin habe auf dem Transport nach Rom jegliche Nahrung verweigert und sei dabei gestorben.

      Zenobia – als »Kaiserin des Ostens« trug sie Purpurmantel und Diadem und zeigte sich ihrem Heer in Panzer und Goldhelm. Königin Zenobia sagte über ihr Leben: »Ich vergrößerte mein Reich noch mehr, nicht so sehr durch Gewalt als durch den Ruf einer gerechten und staatsmännischen Lenkung, die alle Menschen in eine solche Bewunderung versetzte, dass einzelne unserer Feinde sich entschlossen, lieber untertänig zu bleiben, als in ihr eigenes Land zurückzukehren!«

      HEILIGE URSULA

      * im 3. Jahrhundert in England

      † 3./ 4. Jahrhundert in Köln

      Märtyrerin

       »Ursula ora pro nobis.«

      Die ersten Zeugnisse einer Ursulaverehrung stammen aus dem 8. Jahrhundert. Allerdings geht die Legende von den jungfräulichen Märtyrerinnen auf eine Inschrift in der Ursulakirche aus dem 5. Jahrhundert zurück. Sie besagt, dass der vornehme Römer Clematius an dieser Stelle eine Basilika zu Ehren eines Martyriums von Jungfrauen errichtet hatte. Der Name Ursula verknüpft sich erst spät mit dieser Überliefung. Nach der so genannten ersten Passio »Fuit tempore pervetusto” von 969/976 ist insbesondere die Legendenversion der zweiten Passio »Regnante Domino” aus dem späten 11. Jahrhundert für die Verehrung der heiligen Ursula im Mittelalter bedeutsam.

      Unter der Bedingung, dass er sich taufen ließe und drei Jahre wartete, willigte die britannische Prinzessin Ursula, einzige Tochter des Königs Denotius, in die Heirat mit dem heidnischen Königssohn Aetherius ein. Nach einer Vision sollte Ursula zuvor mit ihren 11.000 Jungfrauen eine Pilgerreise nach Italien unternehmen. Die Annahme, es habe sich bei Ursulas Begleiterinnen um 11.000 Jungfrauen gehandelt, verbreitete sich schon im 10. Jahrhundert aufgrund eines Lesefehlers. Diese erhielt zusätzliche Nahrung, als bei der Erweiterung der Kölner Stadtmauer, Anfang des 12. Jahrhunderts, in der Nähe der St. Ursula Basilika ein römisches Gräberfeld entdeckt wurde. Die große Zahl der Gebeine auf dem »ager Ursulanus” schien die Legende von den 11.000 Märtyrerinnen zu bestätigen, und die Vielzahl der Reliquien, die nun von Köln aus in alle Welt gingen, trug erheblich zur Popularität der heiligen Ursula bei.

      Ursula und ihre Gefährtinnen gelangten auf ihrer Schiffsreise zunächst nach Köln und dann nach Basel. Von hier aus zogen sie zu Fuß nach Rom. Auf ihrem Rückweg schloss sich ihnen auch Papst Cyriacus an. Mit seinen Familienangehörigen kam ihnen der getaufte Aetherius entgegen.

      Weiter wird erzählt, dass Ursulas Bräutigam damals vom Kaiser ein Stück Land geschenkt bekommen hatte, die heutige Bretagne. Während der Reise erschien Ursula ein Engel und weissagte ihr, bei der Rückkehr nach Köln würden sie und alle ihre Begleiterinnen den Märtyrertod erleiden. Und wirklich: Colonia war von Hunnen belagert. Die wilden Horden ermordeten Ursulas Begleiterinnen auf brutale Weise. Als sich Ursula dem Hunnenfürsten verweigerte, wurde auch sie selbst getötet. Darauf erschien eine Schar von elftausend Engeln, welche die Hunnen in die Flucht schlug.

      Zum Dank für die Befreiung errichteten die Bürger Kölns der heiligen Ursula eine Kirche. Anfang des 12. Jahrhunderts entstand die Emporenbasilika, die noch immer Grundbestandteil des heutigen Kirchenbaus Sankt Ursula ist. Die Grabkapelle der Heiligen befindet sich im nördlichen Querschiff. In weißem Alabaster gemeißelt ruht Ursula wie schlafend auf einem schwarzen Marmorgrabmal. Im Unterbau erblickt man durch drei große Öffnungen einen gotischen Sarkophag. Dieses Kunstwerk wurde Ende des 17. Jahrhunderts wieder aufgefunden. Hinter dem Hauptaltar steht der kostbare Ursula-Schrein, den die Kölner Goldschmiede Hermeling und Wüsten um 1880 neu gestalteten. Er stammt ursprünglich aus dem Jahr 1156. Die Märtyrerin Ursula steht am Schrein zwischen den beiden Erzengeln Michael und Gabriel.

      In der Ostapsis von St. Ursula ist sie als Schutzmantelfigur dargestellt. Sie birgt sechs ihrer Gefährtinnen unter ihrem Mantel. Nach Maria gilt Ursula als die am häufigsten dargestellte Schutzmantelfigur überhaupt. Eine der schönsten Darstellungen der Ursula-Legende stammt von Vittorio Carpaccio und bedeckt, prächtig in Farbe und Ausdruck, einen ganzen Raum in der Galleria dell’ Accademia in Venedig.

      Während des Dreißigjährigen Krieges entstand in Köln ein einzigartiges Zeugnis barocker Heiligenverehrung: die Goldene Kammer der heiligen Ursula als Anbau an der Westseite des Südschiffs. Wer heute durch die schwere, eisenbeschlagene Tür den Raum betritt, der 1644 feierlich eingeweiht wurde, empfindet Schauder, den die Gegenwart der heiligen Gebeine einflößt. Ganz in ein barockes Rankenwerk eingefasst, von fröhlichen Putti mit Füllhörnern gekrönt, finden sich hier Schädel über Schädel hinter Glas, in kostbaren Samt mit Reliefstickerei aus Gold- und Silberfäden gebettet, verziert mit Pailletten und Perlen. Reliquienbüsten aus vielen Jahrhunderten bergen die Heiligtümer. Es sind auch aus Gebeinen gelegte Ornamente, Kreuze, Pfeile, Wirbelknochen in Rosettenform und Armknochen und vieles mehr zu sehen. Eine fromme Knocheninschrift bittet:

      MARIA

      S.URSULA PRO NOBIS ORA

      S.AETHERIUS ORA PRO NOBIS

      JESUS CORONA MARTIRUM.

      Schon im 10. Jahrhundert verbreitete sich der Ursula-Kult. In vielen Städten entstanden Ursula-Kirchen. Verschiedene Orden, besonders die Benediktiner, Prämonstratenser und Zisterzienser sowie nach der Reformation auch die Jesuiten förderten die Verbreitung der Legende der Heiligen und ihrer Gefährtinnen, deren Verehrung ganz sicher ihren Höhepunkt im 15. Jahrhundert erreichte. Es bildeten sich Bruderschaften, so genannte »Ursula-Schiffchen”, deren Mitglieder auf den Beistand und die Fürsprache der heiligen Ursula ho

en. Und 1535 gründete Angela Merici in Brescia mit der »Compagnia di S‘Orsola” die Vorgängerorganisation des Ordens der Ursulinen.

      Zu den meist gelesenen Büchern des späten Mittelalters gehörte die Legendensammlung »Legenda aurea« (»goldene Legende”) des Jacobus de Voragine mit einer Fassung aus dem 13. Jahrhundert.

      Die Heilige Ursula wird als Patronin von Köln und als Beschützerin der Universitäten Paris und Coimbra verehrt. Sie ist Schutzheilige der Jugend, der Lehrerinnen und Erzieherinnen sowie der Tuchhändler. Sie steht für eine gute Heirat und Ehe, wie auch für einen ruhigen Tod und gilt als Helferin kranker Kinder.

      1969 wurde der Festtag der heiligen Ursula im römischen Festtagskalender gestrichen. In Köln jedoch wird der 21. Oktober auch weiterhin als liturgisch gebotener Gedächtnistag der Stadtpatronin begangen.