Martha Schad

Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte


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wiederherzustellen. Durch seine katholische Gemahlin wurden die Spannungen zwischen Arianern und Katholiken entschärft. Theodelinde konnte ihren Mann, der allerdings selbst nie katholisch wurde, so beeinflussen, dass er den seit Jahrzehnten beschlagnahmten Kirchenbesitz zurückgab und einigen vor den Langobarden geflüchteten Bischöfen die Rückkehr in ihre Diözesen gestattete.

      Theodolinde vermittelt zunächst einen Waffenstillstand und 598 schließlich einen Frieden zwischen König Agilulf und Papst Gregor dem Großen († 604). Papst Gregor erkannte früh, dass Theodolinde eine bessere Verfechterin ihres Glaubens war als mancher Mann der Kirche. Das zeigt sein umfangreicher persönlicher Briefwechsel mit ihr und das beweisen auch die ungewöhnlich wertvollen Geschenke, die Theodolinde aus Rom erhielt, so vor allem das Gregoriuskreuz, ein Brustkreuz aus Gold mit Bergkristallfassung, das einen Reliquienbehälter für einen Splitter vom Kreuz Christi enthält und das heute im Domschatz von Monza zu besichtigen ist. Er widmete ihr vier Bücher. Die Königin und ihr Gemahl förderten die Klostergründung Bobbio durch den irischen Missionar Columban.

      616/617 erreichte Theodelinde einen Friedensschluss mit dem fränkischen König Chlothar I. Sie wurde immer mehr zur »Friedensfürstin« im langobardischen Reich. Sie verstand es, sowohl mit den Römern als auch mit den Byzantinern zu verhandeln. Italien gesundete von den schweren Erschütterungen unter der ostgotischen Herrschaft. Sie wurde zur Schützerin und Mäzenin der aufblühenden Kunst und ihr Beispiel wirkte noch in den kunstliebenden, belesenen Frauen der Renaissance nach – Langobardinnen wie sie.

      Mit sanfter Gewalt gelang es ihr schließlich, ihren Mann König Agilulf, der selbst nicht katholisch wurde, dazu zu bringen, den gemeinsamen Sohn Adaloald in Mailand taufen zu lassen. Das zeigte auch die neue Religionspolitik des Herrscherpaares. Bereits der zweijährige Adaloald wurde zum König der Langobarden ausgerufen; mit vier Jahren wurde der Knabe in Mailand als Mitkönig inthronisiert und zur Sicherung der Dynastiefolge mit einer Tochter des austrasischen Frankenkönigs Theudebert II. verlobt.

      Im Jahr 616 starb Theodelindes Gemahl. Als Königinmutter übernahm sie die Regentschaft bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes. Auch nach dessen Volljährigkeit beeinflusste sie ihn, eine der katholischen Kirche und dem byzantinischen Kaiser gegenüber freundliche Politik zu betreiben, was im Reich heftige Reaktionen auslöste, die schließlich 627 zu seinem Sturz und Tod führten. Wenige Monate darauf starb Theodolinde. Das ursprüngliche Grab der Königin wurde im Dom zu Modena entdeckt.

      Im Dom zu Monza, dessen Bau auf sie zurückgeht, finden sich in der Theodolinden-Kapelle von Zavaratti 1444 gemalte Fresken, die Szenen aus dem Leben der Königin zeigen. Ihr Sarkophag ist ebenfalls im Dom zu Monza. Außerdem wird dort die eiserne Langobardenkrone, die sich heute im Tabernakel befindet, aufbewahrt, einst ein Geschenk Theodelindes an ihren Gemahl Agilulf. Der Sage nach hatte Königin Theodelinde die Krone im Jahr 593 für ihren Gatten Agilulf anfertigen lassen. Der Durchmesser der Krone beträgt 16 Zentimeter, und die dürfte im 9. Jahrhundert ein Armreif gewesen sein. Nach dem Ende der Macht und Blüte der Langobarden ist die eiserne Krone bei der Krönung Karls des Großen und anderer deutscher Könige zum König von Italien benützt worden. Die Langobardenkrone wurde auch von Napoleon und dem österreichischen Kaiser Ferdinand I. verwendet.

      Die Langobardenkönigin aus dem bayerischen Haus der Agilolfinger wird von der katholischen Kirche als Selige verehrt. Der Gedenktag ist der 22. Januar.

      KAISERIN ADELHEID

      * 931 in Burgund

      † 999 Selz im Elsass

      Deutsche Königin, römische Kaiserin und Königin von Italien

       »Sie war eine Frau von umsichtigem und standhaftem Charakter.«

      (THIETMAR VON MERSEBURG)

      Es zeigte sich immer wieder, dass im Hohen Mittelalter Ehefrauen, Töchter und Mütter in königlichen Familien die Stelle der in Kriegen oder Kreuzzügen abwesenden Regenten übernahmen oder als Vormund ihrer Söhne auftraten. Sie nahmen dann die Machtbefugnis eines Kriegs- und Grundherrn wahr, verteidigten Besitztum und Rang der Familie und wurden – wenn sie Erfolg hatten – als »Männer« geehrt. Ein Musterbeispiel dafür ist die Kaiserin Adelheid: In ihrem Leben spiegeln sich eine ganz Europa umfassende Ehepolitik sowie Gewalt und Intrigen wieder.

      Im 10. Jahrhundert regierten Adelheid und ihre Schwiegertochter Theophano als Kaiserinnen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zusammen mit ihren Söhnen und behaupteten deren Machtansprüche. Kaiserin Adelheid ging zudem als große Förderin des Kirchenwesens in die Geschichte ein.

      Am Beginn ihres ereignisvollen und politisch einflussreichen Lebens, durch das Adelheid zu den bedeutendsten Frauen des 10. Jahrhunderts zählt, standen die Ambitionen Hugos von Italien auf das Königreich Burgund. Adelheid, einzige Tochter von König Rudolf II. von Hochburg und der Bertha von Schwaben, war schon im Alter von sechs Jahren mit Lothar von Italien, dem Sohn Hugos von Arles, verlobt und mit sechzehn Jahren verheiratet worden. Das Eheglück dauerte nur drei Jahre. Der König wurde vergiftet und hinterließ eine Tochter mit Namen Emma. Nach dem Tod ihres Vaters fiel Adelheid ein großes Erbe zu: die Provence und Burgund sowie das Königreich Arles. Lothars Nachfolger auf dem Thron, Berengar II. von Ivrea, nahm der jungen Witwe Reich und Krone und forderte von ihr, seinen Sohn Albert zu heiraten. Da sie sich weigerte, ließ Berengar sie in Como in den Kerker werfen. Mit Hilfe ihres Kaplans konnten sie und ihr Töchterchen fliehen, und zwar auf die Feste Canossa. Heimlich sandte sie eine Nachricht an den mächtigen deutschen Herrscher König Otto I. Als er von ihrem Schicksal erfuhr, kam er ihr zu Hilfe. Nach seinem Sieg über Berengar bei Pavia erhielt die junge Königin von ihm ihre Krone zurück.

      Zwischen dem verwitweten König und der 20jährigen Witwe begann eine zauberhafte Liebesromanze. Schon kurz nach seiner Krönung zum König von Italien in Pavia heiratete er Adelheid unter großem Gepränge am Weihnachtstag 951. Adelheid und Otto hatten vier gemeinsame Kinder: Mathilde, spätere Äbtissin von Quedlinburg, Heinrich, Bruno und Otto.

      Erst zehn ereignisvolle Jahre nach ihrer Hochzeit betrat Adelheid an der Seite ihres königlichen Gemahls, des Siegers vom Lechfeld, wieder italienischen Boden. Am 2. Februar 962 empfingen Otto I. und Adelheid aus der Hand des Papstes die Kaiserkrone. Adelheid gelangte auf den Gipfel ihrer Macht. Zu diesem Zeitpunkt war sie 31 Jahre alt. Sie wurde an der Seite ihres Mannes die bedeutende »consors regni«. Somit war sie eine Herrscherin, welche die königlichen Güter sowie das königliche Finanzwesen leiten durfte sowie den König bei Regierungs- und Staatsgeschäften vertreten konnte. Diese besondere Stellung einer Kaiserin blieb bis in die Salierzeit bestehen.

      Nachdem Otto I. 973 gestorben war, beriet Adelheid ihren gerade 18 Jahre alten Sohn Otto II. Er bezog sie in seine königlichen Erlasse mit ein und formulierte, er sei »mit dem Rat meiner frommen Herrin und liebsten Mutter« zu seinen Entschlüssen gekommen. Als letzte ehrgeizige Tat hatte König Otto der Große, der mächtigste Herrscher der Christenheit, seinen Sohn mit einer byzantinischen Prinzessin, der Tochter des Kaisers Romanos II., Theophano, verheiratet, die sich, obwohl erst 16 Jahr alt, als sehr machtgierig, aber auch als besonders klug erwies.

      Adelheid allerdings entzweite sich immer wieder mit ihrem Sohn und der Schwiegertochter. So verließ sie 978 den Hof und hielt sich vor allem in Oberitalien und Burgund auf. Sie ließ zahlreiche Klöster gründen und förderte in der Folgezeit die Klosterreform von Cluny. Sie stand in Kontakt mit den Äbten Maiolus und Odilo.

      Als Otto II. bereits 983 starb, nahm seine Witwe den Titel eines »Imperator Augustus« (erhabener Kaiser) an und verteidigte den Titel ihres Sohnes Otto vor Herzögen und Fürsten, die einen anderen Anwärter auf den Kaiserthron unterstützen wollten, sowie vor Angriffen der Slawen und Dänen. Der Chronist Thietmar von Merseburg bestätigte Adelheids Erfolge mit den Worten: »Sie war eine Frau von umsichtigen und standhaftem Charakter. … mit wahrhaft männlicher Stärke bewahrte sie das Kaiserreich für ihren Sohn.«

      So befreiten Adelheid, ihre Schwiegertochter Theophano und Mathilde, Adelheids Tochter, die spätere Äbtissin von Quedlinburg, durch ihr entschlossenes Auftreten Otto III.