from Chicago to L.A.
More than 2000 miles all the way.
Get your kicks on Route 66.«
In Los Angeles besuchte er alte Bekannte, unter ihnen Nat King Cole, und erzählte ihnen von dem angefangenen Lied.
»Dann«, pflegte Troup sein Garn um seinen Hit weiter zu spinnen – das Werk war immer noch unvollendet –, »griff ich mir meine Straßenkarte, und mein Freund Bullets Durbin besorgte mir das Probestudio von CBS Radio. Die Musiker der Band kamen schon. Ich war immer noch nicht fertig, rannte immer noch mit meiner Karte herum, aber dann fiel’s mir ein. Die Magie der Ortsnamen inspirierte mich:
»You go through St. Louis, Joplin, Missouri,
And Oklahoma City looks mighty pretty.
You’ll see Amarillo, Gallup, New Mexico,
Flagstaff, Arizona. Don’t forget Winona,
Kingsman, Barstow, San Bernadino.
Won’t you get hip to this timely tip,
When you take that California trip?
Get your kicks on Route 66.«
Der einzige Ort, bei dem er aus der korrekten geographischen Reihenfolge geriet, war Winona, aber er brauchte ein Wort, das sich auf Arizona reimte, und das lässt sich nicht so leicht finden.
Nun, er übte den Song mit den Musikern ein. Fünf Tage später nahm ihn Nat King Cole für Capitol auf, und dieses Label brachte ihn sofort auf den Markt. Ehe ein Monat vergangen war, war das Lied ein Hit geworden und blieb es. Es wurde ein Ohrwurm, dieses lächerliche kleine Lied, mit einem Text, der hauptsächlich aus Ortsnamen besteht. Für Millionen von Menschen lässt es den Zauber dieser Straße durch Amerika immer wieder aufs neue lebendig werden.
14. Cahokia oder Die großen Hügel bei St. Louis
Der American Bottom ist eine niedrig gelegene Flussebene entlang des Mississippi, die von der Mündung des Illinois River bei Alton, Illinois, bis in den Süden bei Dupo, Illinois, reicht. Der »Boden« ist in seiner größten Ausdehnung ungefähr 40 Kilometer lang und 15,7 Kilometer breit. Er ist geprägt durch die mäandernden Läufe des Mississippi und des Missouri, die Sümpfe und kleine Seen bildeten. So wuchs eine Landschaft von großer Vielfalt, mit Wasser, Wild und essbaren Wildpflanzen. Die Flussebene bot fruchtbaren Boden. Hier entwickelte sich die indianische Cahokia-Kultur mit der wahrscheinlich größten prähistorischen Bevölkerungsgruppe nördlich von Mexiko. In ihrer Blütezeit zwischen 1050 und 1250 – also noch vor dem Eintreffen der Weißen in der Neuen Welt – hatte sich die Siedlung von Cahokia über eine Fläche von 13 Quadratkilometern ausgedehnt. Auf ungefähr 800 Hektar der zentralen, von Osten nach Westen verlaufenden Erhebung standen Häuser, in denen um die 30.000 Menschen wohnten. Sie lebten in Holzbauten, die mit Schilf gedeckt waren. Mehrere Hektar Land gehörten in der Regel zu einem Wohnhaus. Über Generationen wurden dieselben Bauplätze benutzt. Die Gebäude selbst waren unterschiedlich groß, wahrscheinlich entsprechend dem sozialen Status der Bewohner. Sie dürften sich in Gruppen um einen künstlichen Hügel und einen Dorfplatz geschart haben. So kam es zur Unterteilung der Gesamtgemeinde.
Das Cahokia-Volk errichtete über die Jahrhunderte mehr als einhundert künstliche Erdhügel von verschiedener Größe und Form. Die meisten von ihnen lagen an der in der Mitte der Siedlung verlaufenden Erhebung, auf dem trockensten Teil des gesamten Geländes. Sie gruppierten sich um einen Bezirk, der einen offenen Platz gebildet haben dürfte. Der eindrucksvollste unter den Hügel wird heute Monk’s Mound genannt und stellt das wahrscheinlich größte Erdwerk aus der prähistorischen Zeit Nordamerikas dar. Dieser künstliche Hügel steigt über zwei Terrassen an und ist mit 30,4 Metern Höhe und einer Fläche von 316 auf 240 Meter doppelt so groß wie alle anderen Mounds in seiner Umgebung. Zu seiner Aufschüttung wurden 614.478 Kubikmeter Erdreich bewegt – so jedenfalls versichern uns die Archäologen. Von dem großen Gebäude auf der Höhe dieser Aufschüttung muss man einen ausgezeichneten Blick über die ganze Ortschaft gehabt haben. Der konische Hügel südlich von Monk’s Mound scheint der Begräbnisplatz gewesen zu sein. Eine Palisade aus Holzstämmen, Wachtürmen und Toren umgab einen zentralen Bereich von 80 Hektar. Die Befestigungen dort wurden mindestens viermal erneuert. Der Archäologe Melvin Fowler hat die Vermutung geäußert, dass es sich um eine Verteidigungsanlage gehandelt haben könnte oder dass hochgestellte Persönlichkeiten sich auf diese Weise von den übrigen Einwohnern abgrenzten.
Die Wissenschaftler können nicht sagen, ob Cahokia auf einen Schlag entstand oder sich nach und nach entwickelte; jedenfalls war es schon um 900 nach Christus eine große, komplexe Ansiedlung. Die Bevölkerung scheint ihre höchste Zahl anderthalb Jahrhunderte später erreicht zu haben. Als im 17. Jahrhundert die Europäer in dieses Gebiet kamen, war Cahokia von den American Natives allerdings längst aufgegeben worden.
Monk’s Mound ist ein außerordentlich eindrucksvolles Monument. Man hat errechnet, dass bei einem Einsatz von 2000 Arbeitern rund 200 Tage Arbeitszeit darauf verwandt worden sein müssen. Tatsächlich ging der Bau wohl nicht in einem Stück vonstatten, sondern scheint sich in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren abgespielt zu haben. Letzte Forschungen haben die Annahme, Cahokia sei eine prähistorische Stadt gewesen, allerdings widerlegt. Vielmehr scheinen nie mehr als 500 Menschen im zentralen Bereich der Anlage gelebt zu haben, während sich die restliche Bevölkerung über die umliegende Flussebene verteilte.
Auch steht fest, dass Cahokia das Zentrum einer Anzahl von Orten gewesen sein muss, über die wenig bekannt ist. An die vierzig kleine Dörfer und Gehöfte sind im Bereich des Bottoms entdeckt worden.
Gewisse Aufschlüsse über die Begräbnissitten ergaben sich 1972 bei der Öffnung eines Hügels. Dort fand man einen männlichen Leichnam auf einer Schicht von schätzungsweise 20.000 Muschelperlen. Er scheint ein wichtiger Mann gewesen zu sein. In seiner unmittelbaren Nähe waren drei weitere männliche und weibliche Tote beigesetzt. Um die 800 Pfeilspitzen, Kupferplatten und fünfzehn polierte Steinscheiben, wie man sie bei einem bestimmten Spiel benutzte, wurden ebenfalls in dieser Begräbnisstätte gefunden: möglicherweise Opfergaben von Verwandten der Toten. Außerdem stieß man auf die Skelette von vier enthaupteten Männern, denen man die Hände abgeschlagen hatte. In einer Grube lagen außerdem rund fünfzig junge Frauen im Alter zwischen 18 und 23 Jahren, die wahrscheinlich erdrosselt wurden.
Cahokia war entschieden die Größte unter den Gemeinden der indianischen Mississippi-Kultur. Ihr Niedergang scheint um 1250 begonnen zu haben, als andere Orte ihr den Rang abliefen.
Wir wissen zudem, dass die Bevölkerung von Mais, Bohnen und anderen Wildfrüchten lebte und dass dort, wo Jagd betrieben wurde, Wasservögel und Rehe erlegt worden sind. Eine wichtige Rolle spielte in den Gemeinden der Mississippi-Kultur die Nussernte. Hunger muss eine ständige Bedrohung dargestellt haben, was sich am Knochenbau der gefundenen Skelette ablesen lässt. Wie überstanden die Cahokia-Menschen die Notzeiten? Meist versuchten die einzelnen Familien, sich autark mit Lebensmitteln zu versorgen. Aber ein- bis zweimal in einem Jahrzehnt scheinen die Erträge der häuslichen Gärten und Nussbäume zur Versorgung nicht mehr ausgereicht zu haben. Jedenfalls hatte wohl jede Familie mehrere Gärten an Orten, die unterschiedlichen Umwelteinflüssen unterlagen. Außerdem konnten sich Familien, die in einem Jahr nicht genügend Nahrungsmittel ernteten, auf die Unterstützung durch ihre dann vielleicht bessergestellten Verwandten verlassen. Oder eine größere Verwandtschaftsgruppe mag aus Überschüssen Vorräte angelegt haben. Die Personen, die die Planung übernahmen, dürften schließlich im Verwandtschaftsverband oder in der Stammesgruppe zu Anführern aufgestiegen sein.
Es bestand ein Netzwerk von mehreren hundert Gemeinden, das neben der gegenseitigen Unterstützung in Notzeiten auch den Handel mit Salz und Kieselschiefer, der in den Steinbrüchen in Illinois gefunden und zur Herstellung von Hacken verwendet wurde, abwickelte. Diese Werkzeuge kamen im ganzen nördlichen Mississippi-Tal zutage. Die Salzproduktion, die fast noch wichtiger als die Kultivierung von Mais war, scheint sich