Theresa Cheung

Der Zukunftscode


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drückt Ihnen einen Packen Papiere in die Hand, und weg sind Sie. Sie sind begeistert und der Autohersteller nicht weniger. Seit die Precog-Beraterin vor drei Jahren angefangen hat, für das Unternehmen zu arbeiten, waren seine Autos gerade einmal in drei Unfälle verwickelt. Keine schlechte Bilanz.

      Natürlich ist diese Story in höchstem Maße spekulativ. Doch genau in diese Richtung wird sich die Welt entwickeln, wenn die Präkognition erst einmal im Alltag angekommen ist und die Menschen erkennen, dass sie das Potenzial besitzt, massive Umwälzungen zu bewirken, die jeden Aspekt unseres Lebens zum Positiven hin verändern können. Die Frage lautet: Wie können wir jemals dorthin gelangen? Und welche Art von Wissenschaft kann uns darin bestärken, über so etwas überhaupt nachzudenken?

      Nun, es beginnt mit Ihnen und Ihrer Bereitschaft, an dem vielleicht größten wissenschaftlichen Experiment zur Präkognition teilzunehmen, das je in Angriff genommen wurde. Aber wir greifen uns selbst voraus. Zuvor müssen wir uns noch mit vielem befassen – von der Wissenschaft der Zeit und der Präkognition über ihre praktische Lehre bis hin zum Verständnis der Ethik und der Lebensveränderungen, die durch die tägliche Anwendung der Präkognition entstehen.

      Wir beginnen mit Ihren Erfahrungen und gehen von dort aus weiter:

      >Hatten Sie jemals das Gefühl, dass etwas definitiv passieren würde, und es ist dann tatsächlich passiert?

      >Hatten Sie jemals einen Traum, der sich dann in ihrem echten Leben bewahrheitet hat?

      >Haben Sie jemals etwas Schreckliches vermieden, weil Sie auf Ihre Intuition gehört haben, auch wenn Sie damals nicht wussten, was Sie sich dadurch ersparen?

      Wenn ja, dann haben Sie solche »Flashforwards« Vorausblenden – aller Wahrscheinlichkeit nach als Zufall abgetan, aber wir glauben, dass dieses Buch Ihre Meinung in dieser Hinsicht auf den Kopf stellen wird. Es wird Ihnen zeigen, dass jeder von uns das Potenzial besitzt, seine Zukunft zu erspüren und zu verändern. Um Ihnen verstehen zu helfen, wie das alles zusammenhängt und funktioniert, werden wir einerseits mit Geschichten von Leuten mit präkognitiven Erfahrungen und anderseits mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Theorien arbeiten.

      Lassen Sie uns mit einer Geschichte beginnen, und zwar mit einer, die an den Film Minority Report erinnert, der auf der gleichnamigen klassischen Kurzgeschichte von Philip K. Dick aus dem Jahr 1956 basiert. Der Film spielt in einer Welt, in der drei begabte, als »Precogs« bezeichnete Menschen über die Fähigkeit verfügen, in die Zukunft zu sehen.

      Diese Precogs sehen Verbrechen voraus, bevor sie passieren, und tragen so mit dazu bei, die Zukunft zum Besseren zu wenden. Wer glaubt, so etwas sei nur im Kino möglich, befindet sich in bester Gesellschaft. Aber betrachten Sie einen der vielen Berichte, die wir von Menschen erhalten haben, die wie Sie daran interessiert sind zu verstehen, wie es möglich ist, dass sie einen Einblick in ihre Zukunft erhalten haben. Diesen hier hat uns Gary geschickt.

      »Vor ein paar Jahren verdiente ich mein Geld als Vertreter und war viel mit dem Auto unterwegs. Eines Nachts hatte ich diesen wirklich lebhaften Traum. Ich fuhr eine Straße hinunter, die ich nicht kannte. Ich passierte eine Kirche und kam auf eine scharfe Kurve zu. Bevor ich in meinem Traum abbremsen konnte, tauchten vor mir die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos auf. Das Fahrzeug fuhr sehr schnell und kam direkt auf mich zu. Im Moment des Aufpralls wachte ich schweißgebadet und zitternd auf. Es war, als wäre ich wirklich dort gewesen.

      So beängstigend der Traum auch war, nach ein paar Tagen hatte ich ihn wieder vergessen. Doch auf dem Weg zu einer Lieferung, die ich abholen musste, bog ich auf eine Straße ein, die ich noch nie zuvor befahren hatte. Dennoch kam sie mir nicht fremd vor – ich hatte sie in meinem Traum gesehen. Als dann die Kirche auftauchte, die mir im Traum erschienen war, und kurz dahinter die scharfe Kurve, beschlich mich ein höchst seltsames Gefühl. Alles war genau so, wie ich es geträumt hatte. Sofort bremste ich ab, und noch während ich den Fuß auf dem Bremspedal hatte, kam dieses andere Auto mit einer unglaublichen Geschwindigkeit um die Kurve geschossen, Sekunden später gefolgt von einem Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene. Den Streifenwagen hatte ich in meinem Traum nicht gesehen, aber alles andere schon; die Straße, die Kirche, die scharfe Kurve und das entgegenkommende Auto. Ich bin fest überzeugt, dass mein Traum es mir ermöglichte, rechtzeitig zu bremsen und einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden. Es war ein gottver******* Wunder.«

      Natürlich ist dies nur eine Anekdote, und wie alle Geschichten, die Sie in diesem Buch lesen, können wir sie nicht wissenschaftlich verifizieren. Obwohl wir nur von Geschichten berichten, von denen wir glauben, dass sie wahr sind, ist es möglich, dass einige von ihnen sich nicht so zugetragen haben, wie uns das erzählt wurde. Aber im Großen und Ganzen sind diese Geschichten wichtig, denn sie vermitteln einen Eindruck davon, wie sich Vorahnungen für höchst unterschiedliche Menschen anfühlen. Und wenn Sie diese Berichte über Vorahnungen mit den von uns präsentierten wissenschaftlichen Erkenntnissen verbinden, erhalten Sie ein besseres Bild davon, was Präkognition ist und was sich dahinter verbergen könnte.

      Vor schierer Aufregung greifen wir uns (schon wieder) selbst voraus. Lassen Sie uns also zu den Grundlagen zurückkehren und umreißen, was genau eine Vorwarnung ist und wie sie sich zur Präkognition verhält – dabei werden wir uns Ihnen vorstellen.

      Was ist Vorahnung?

      Das englische Wort für Vorahnung – »premonition« – hat lateinische Wurzeln: »prae« oder »pre« (vorher) und »monere« (warnen). Wie Sie aus dem Begriff ersehen können, galten Vorahnungen ursprünglich als Warnungen vor negativen Ereignissen. Heutzutage jedoch verwenden die meisten Menschen den Begriff im Sinne des Empfangens von Informationen, gleichgültig ob positiv oder negativ, über ein zukünftiges Ereignis.

      Eine Ahnung zu haben, dass ein alter Bekannter Kontakt aufnehmen wird, von einem Flugzeugabsturz zu träumen, sich von dem »Wissen« erregt zu fühlen, dass man bei einer Tombola gewinnen wird, sicher zu sein, dass ein Verwandter, der nicht krank ist, bald sterben wird … Das alles sind Beispiele für Vorahnungen, vorausgesetzt natürlich, das vorausgeahnte Ereignis tritt dann auch tatsächlich ein. Wenn Sie eine (im Rückblick) korrekte Einsicht in ein zukünftiges Ereignis haben, nennen wir das eine Vorahnung – egal, ob diese Einsicht eine emotionale wie Aufregung ist, eine physische wie Schwitzen und Herzklopfen oder eine kognitive wie ein Gefühl des »Wissens«.

      Vergangene Gegenwart

      Vor Jahrhunderten konsultierten die Menschen Propheten und Orakel und fragten sie nach ihren Vorahnungen. Manche dachten, die Zukunft sei vorherbestimmt, andere hingegen glaubten, sie könne durch Entscheidungen in der Gegenwart, das heißt durch den freien Willen, verändert werden – ein Streit, der bis heute unter den Wissenschaftlern tobt. Der Großteil der Experten neigt allerdings zu der Ansicht, dass die Zukunft in Wahrheit eine Reihe von Möglichkeiten mit unterschiedlichen Eintrittswahrscheinlichkeiten ist – was passieren wird, ist nicht festgelegt, aber auch nicht völlig offen.

      Wenn ich zum Beispiel in diesem Moment etwas fallen lasse, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich das betreffende Objekt in der unmittelbaren Zukunft in die Richtung derjenigen Kräfte bewegt, die am stärksten auf es einwirken. Mit anderen Worten: Wir alle wären sehr überrascht, wenn jetzt in dieser Sekunde jemand in der Schweiz einen Ball fallen lassen und dieser Ball in der nächsten Sekunde von der Mondoberfläche abprallen würde.

      Andererseits ist die Position eines beliebigen Teilchens im nächsten Moment keineswegs sicher, sondern kann nur mithilfe von Wahrscheinlichkeiten vorhergesagt werden. Diese Unsicherheit lässt eventuell eine gewisse Optimierung zu, und eine kleine Verbesserung kann einen großen Einfluss haben und in der Zukunft – oder in der Vergangenheit – möglicherweise zu einem anderen Ergebnis führen. Jüngste Ergebnisse aus quantenmechanischen Experimenten deuten auf verwirrende Art und Weise darauf hin, dass eine in der Zukunft getroffene Entscheidung manchmal tatsächlich etwas verursacht, was in der Vergangenheit passiert. Der Fachbegriff dafür ist »Retrokausalität«. Experimente, die solche retrokausalen – rückwirkenden – Effekte aufgedeckt haben, legen den Schluss nahe, dass das, was gerade jetzt vor sich geht, in einer Art Beziehung zu dem steht, was in der Zukunft geschieht