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Albrecht der Bär (um 1100 – 1170) –
Kolonisator der Mark Brandenburg (ab 1134)
Albrecht entstammte dem Geschlecht der Askanier, das nach dem lateinischen Namen der Grafschaft Aschersleben (Ascharia) benannt wurde. Belegt sind die Askanier seit dem 11. Jh. als Grafen von Ballenstedt. Ihre Stammlande lagen zwischen dem Ostharz und der Saale. Der Aufstieg der Askanier begann unter Albrechts Vater, Graf Otto dem Reichen (1075 – 1123), der durch Heirat mit Eilika (1081 – 1142), einer erbberechtigten Tochter des Billunger Sachsenherzogs Magnus († 1106), Teile des reichen Billunger Eigenbesitzes erlangte. Ihr einziger Sohn Albrecht wurde um 1100 auf der Bernburg/Bärenburg an der Saale geboren und erhielt später nach seinem Geburtsort den Beinamen »der Bär«.
Als Graf von Ballenstedt herrschte Albrecht nach dem Tode seines Vaters 1123 über die askanischen Stammgebiete um Aschersleben. 1125 heiratete Albrecht Sophie von Winzenburg (1105 – 60), mit der er drei Töchter und sieben Söhne, darunter als ältesten Sohn Albrechts Nachfolger Otto I. (1128 – 84), hatte. Schon zu dieser Zeit pflegte Albrecht freundschaftliche Beziehungen zu dem letzten Hevellerfürsten Pribislaw, der unter dem Taufnamen Heinrich zum Christentum übergetreten war und seit 1127 das nördlich der Mark Lausitz gelegene hevellische Herrschaftsgebiet zwischen Elbe und Havelland regierte. Schon vor 1130 trat Pribislaw das Ländchen Zauche, südöstlich der heutigen Stadt Brandenburg als Patengeschenk für Albrechts ersten Sohn Otto an die Askanier ab.
1132/33 nahm Albrecht am Italienfeldzug Kaiser Lothars III. teil, der ihn für seine Verdienste 1134 mit der »Nordmark« belehnte. Faktisch handelte es sich dabei im Wesentlichen um die linkselbische Altmark mit dem Hauptort Stendal, die den Askaniern ohnehin zum größten Teil als eigener Hausbesitz gehörte. Rechtlich beinhaltete der Begriff der »Nordmark« darüber hinaus aber auch den Anspruch auf die rechtselbischen, beim Slawenaufstand von 983 dem Reich verlorengegangenen Gebiete zumindest des Havel- und Spreelandes.
Nachdem Albrecht seine Ansprüche auf das Herzogtum Sachsen gegen Heinrich den Löwen (1129 – 1195) nicht durchsetzen konnte, richtete er seit 1142 sein Augenmerk auf die »Nordmark«, die nun in den Mittelpunkt seines politischen Handelns rückte. Schon seit 1142 wird Albrecht gelegentlich in deutschen Reichsurkunden als »marchio de Brandenburg« (Markgraf von Brandenburg) erwähnt. 1143 wurde er zudem mit der Erzkämmererwürde des Reiches belehnt.
Als Bernhard von Clairvaux 1147 zum »Wendenkreuzzug« gegen die heidnischen Slawen aufrief, beteiligte sich auch Albrecht an dem Unternehmen, sorgte aber dafür, dass es den hevellischen Herrschaftsbereich umging und unberührt ließ. Schließlich setzte Pribislaw, der kinderlos blieb, Albrecht testamentarisch zu seinem Nachfolger ein. Nach dem Tode Pribislaws 1150 gelangte Albrecht durch eine List der Königinwitwe Petrissa in den Besitz der Brandenburg. Petrissa befürchtete nicht zu Unrecht eine slawisch-heidnische Gegenreaktion auf die Übertragung der hevellischen Herrschaft an Albrecht. Diese Reaktion erfolgte dann auch seitens des Sprewanenfürsten Jaczo von Köpenick, der 1153 die Brandenburg eroberte.
Erst 1157 konnte Albrecht die Brandenburg zurückerobern und damit die Herrschaft über das gesamte Stammesgebiet der Heveller antreten. Am 11. Juni 1157 hielten er und sein Sohn Otto ihren triumphalen Einzug in der Brandenburg. Dieser Tag gilt allgemein als die Geburtsstunde der Mark Brandenburg. Albrecht verlegte nun seine Residenz von Stendal nach Brandenburg und nahm den Titel »Markgraf von Brandenburg« an. Zugleich begann auch von Westen her die deutschsprachige Besiedlung der Mark. Jaczo wurde hinter die Havel zurückgedrängt und verlor auch sprewanische Gebiete auf den Höhenzügen des Barnim und Teltow nördlich und südlich der Spree. Gleichwohl sperrte er hier und im Spreetal bei Köpenick ein weiteres Vordringen Albrechts über die Spree nach Osten in Richtung Oder.
Etwas überraschend übertrug Albrecht vermutlich noch 1157 seinem Sohn Otto die Mitregentschaft unter dem Titel »Brandenburger Markgraf« und brach 1158 mit seiner Gemahlin Sophie zu einer Pilgerreise in das Heilige Land auf. Nach seiner Rückkehr konzentrierte sich Albrecht ab 1160 zusammen mit Otto auf die Konsolidierung der askanischen Herrschaft in der Mark und die schrittweise Ausweitung seines Herrschaftsbereichs gegenüber den geistlichen und weltlichen Fürsten benachbarter Territorien. Er förderte die weitere Christianisierung der Mark auch durch die Besiedelung mit Einwanderern vorrangig aus den askanischen Stammlanden um Ballenstedt und Bernburg sowie dem zwischen Harz und Thüringer Wald gelegenen »Schwabengau«.
Albrecht verstarb im, für damalige Verhältnisse, stolzen Alter von 70 Jahren am 18. November 1170 vermutlich in Stendal. Beigesetzt wurde er im damaligen askanischen Hauskloster in Ballenstedt im Harz.
Jaczo von Köpenick (vor 1130 – 1176) –
Vom Gründungsmythos der Mark Brandenburg (1157)
Er gilt als der personifizierte Widersacher der Askanier. In Berlin allgemeinkundig ist die Schildhornsage, wonach Jaczo nach dem Verlust der Brandenburg von Reitern Albrechts verfolgt die Havel nördlich des späteren Dorfes Gatow erreichte und auf der Flucht vor seinen Verfolgern mit Roß und Rüstung den Fluss durchschwimmen wollte. Als sein erschöpftes Pferd unterzugehen drohte, flehte er in höchster Not den Christengott um Rettung an. Tatsächlich brachte das Pferd seinen Reiter daraufhin wohlbehalten im Bereich der heutigen Halbinsel Schildhorn ans rettende Ostufer der Havel. Jaczo hängte hier Schild und Schwert an eine Eiche, schwor dem Christengott die Treue und unterwarf sich den Askaniern, die ihn pragmatisch als Vasallen seinen bisherigen Herrschaftsbereich um Köpenick weiter verwalten ließen.
Die Geschichte klingt zu schön um wahr zu sein und sie ist es auch nicht. Allerdings passte sie gut in die mystische Frühgeschichte der Mark Brandenburg und die romantischen Vorstellungen des 19. Jhs. von dieser. Die Volkssage um Jaczos Flucht und Bekehrung erlangte schließlich eine derartige Verbreitung, dass sie als historisch verbürgt angesehen wurde. König Friedrich Wilhelm IV. nahm dies schließlich 1844/45 zum Anlass, ein Denkmal für die vermeintliche Begebenheit auf der Halbinsel Schildhorn errichten zu lassen. Jaczo blieb darüber hinaus jedoch eine weiterhin geheimnisumwitterte Person.
Vermutlich vor 1130 geboren wird er erstmals 1145 anlässlich seiner Heirat mit Agatha, einer Tochter der einflussreichen polnischen Magnatenfamilie der Wlastiden erwähnt. Darüber hinaus werden seine Existenz, sein Name und seine Titel durch Münzfunde aus der Zeit um 1150 belegt. Vermutlich wurde er auch in Köpenick geboren und übernahm sein dortiges Herrschaftsgebiet als väterliches Erbe. Bei seiner Einheirat in die Familie der Wlastiden wurde Jaczo urkundlich als Fürst der Sorben (dux Sorabie) bezeichnet.
Nach dem Tode Pribislaws 1150 machte Jaczo Erbansprüche auf die Brandenburg und das Herrschaftsgebiet der Heveller geltend und fühlte sich enterbt, als er erfuhr, dass Albrecht der Bär die Brandenburg nach dem Tode des Hevellerfürsten übernommen hatte. 1153 eroberte er daraufhin die Brandenburg, die 1157 von Albrecht zurückerobert wurde.
Es ist aber bereits unklar, ob Jaczo im Frühjahr 1157 überhaupt noch Herr der Brandenburg war. Denn anders als die Schildhornsage nahelegt, dürfte Jaczo schon lange vorher, wenn nicht sogar seit seiner Geburt Christ gewesen sein. Ansonsten hätte er auch 1145 kaum in die polnische Piastenfamilie einheiraten können. Als Christ hätte sich Jaczo aber nach 1153 möglicherweise weder auf der Brandenburg noch im Herrschaftsgebiet der Heveller lange behaupten können.
Gleichwohl enthält auch die Schildhornsage am Rande einige historisch belegte Elemente: Parallel zum Feldzug Albrechts gegen die Brandenburg bereitete auch Kaiser Friedrich Barbarossa einen Feldzug gegen die Polenherzöge Boleslaw IV. und Mieszko III. vor, mit denen Jaczo verbündet war. Dieser kaiserliche Feldzug gegen Jaczos polnische Verbündete führte im August 1157 zu deren Unterwerfung, die durch die Stellung fürstlicher Geiseln besiegelt wurde. Auch Jaczos einziger Sohn, dessen Name nicht überliefert ist, wurde dem Böhmenherzog Vladislav übergeben und sollte von diesem Ende September 1157 zu Kaiser Friedrich Barbarossa nach Würzburg gebracht werden. Doch der Junge starb bereits auf der Reise nach Prag und wurde im Nonnenkloster von Doksany nördlich von Prag beigesetzt.
Jaczo, der nun seinen leiblichen Erben verloren hatte, blieb auch nach 1157 zunächst in Köpenick, wie Münzfunde auch aus den Jahren nach