Wolfram Letzner

Berlin - eine Biografie


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nach Polen zu orientieren. 1163 stiftete er das Kloster Miechów nördlich von Krakau, wo er auch umfangreiche Besitzungen erwarb. Ende 1168 übertrug er bei einem Treffen in Ueckermünde am Stettiner Haff seinen Köpenicker Herrschaftsbereich für den Fall seines Ablebens den Herzögen Bogislaw und Kasimir von Pommern. Diese vertragliche Verfügung setzte aber wohl voraus, dass Jaczo auch nach seiner Unterwerfung 1157 weiter über sein ererbtes Fürstentum frei verfügen konnte.

      Gleichwohl wurde aus Jaczo von Köpenick nun zunehmend Jaksa von Miechów und beteiligte sich als solcher engagiert an den innerpolnischen Adelsauseinandersetzungen der 60er- und 70er-Jahre des 12. Jhs. Nach seinem Tode im Februar 1176 wurde er im Kloster von Miechów beigesetzt. Seinen Köpenicker Herrschaftsbereich übernahmen nun die Herzöge von Pommern auf Grundlage der vertraglichen Vereinbarung von 1168.

       Lynchmord vor der Marienkirche

      Nach dem Aussterben der Askanier in der Mark Brandenburg 1320 blieb die Nachfolgefrage zunächst ungeklärt, denn auch die Machtverhältnisse im Reich waren unklar. Erst 1322 setzte sich der Wittelsbacher Ludwig IV. in der Schlacht bei Mühldorf am Inn als König durch. 1323 erklärte er daraufhin die Mark Brandenburg zum »erledigten Reichslehen« und belehnte seinen erst achtjährigen Sohn mit der Mark.

      Doch die Reichspolitik blieb weiter unruhig und geriet noch 1323 auch in Konflikt mit den Machtansprüchen Papst Johannes XXII. Dieser steigerte die kirchlichen Ansprüche auf Abgaben ins Unermessliche und geriet hierüber vor allem mit dem dem Armutsgebot verpflichteten Orden der Franziskaner in Streit. Als der Papst das Armutsgebot für Ketzerei erklärte, floh die Führung des Franziskanerordens zu Ludwig IV. 1324 exkommunizierte Johannes XXII. daraufhin Ludwig und erklärte ihn wenig später als König für abgesetzt. Es erwies sich jedoch, dass mit der Exkommunikation eines Königs anders als in den Jahrhunderten zuvor in Deutschland nicht mehr ohne weiteres Politik zu machen war. Ausläufer dieser weltpolitischen Auseinandersetzung des 14. Jhs. streiften aber auch die Mark Brandenburg.

      So behauptete Herzog Rudolf I. aus der askanischen Seitenlinie Sachsen-Wittenberg, der zudem mit einer brandenburgischen Askaniertochter verheiratet war, eigene Ansprüche auf die Mark Brandenburg und den Markgrafentitel. Angesichts dessen war die Bevölkerung der Mark, wie auch die Bürgerschaft von Berlin/​Cölln, in Anhänger der Wittelsbacher und der sächsisch-askanischen Ansprüche gespalten.

      In dieser Situation suchte am 16. August 1325, dem letzten Tag des Laurentiusmarktes, der Propst Nikolaus von Bernau, einer um 1230 entstandenen Stadt nordöstlich von Berlin, seinen Berliner Amtsbruder Propst Eberhard auf, um in dessen Sprengel in der Marienkirche eine Gastpredigt zu halten. Über Nikolaus wissen wir nicht viel mehr, als dass er der Hofkaplan des letzten askanischen Markgrafen Woldemar gewesen und nach dessen Tod 1319 vermutlich vom Bischof von Brandenburg zum Propst in Bernau ernannt worden war. Sicher ist aber, dass er ein engagierter Vertreter des Papsttums und in der Auseinandersetzung zwischen dem gebannten König Ludwig IV. und Herzog Rudolf I. von Sachsen, schon aufgrund seiner askanisch geprägten Vergangenheit, ein Gefolgsmann des Letzteren war.

      Am 16. August 1325 predigte er jedenfalls zornerfüllt von der Kanzel der Marienkirche, beschimpfte die Bürger, weil sie den fälligen Peterspfennig noch immer schuldeten und weiter zum gebannten König hielten. Als er immer heftiger gegen den Wittelsbacher Markgrafen wütete und den königstreuen Bürgern schließlich mit Kirchenstrafen drohte, wuchs die Erregung unter den Zuhörern. Aus Murren wurden Wutschreie. Schließlich zerrte die Volksmenge Nikolaus aus der Marienkirche auf den Neuen Markt, wo man ihn erschlug und auf einem Scheiterhaufen verbrannte.

      Papst Johannes XXII. verhängte daraufhin für mehr als 20 Jahre über Berlin/​Cölln den Kirchenbann. Entgegen der Meinung vieler Chronisten tat dies der Entwicklung Berlins aber kaum Abbruch. So wurde die geistliche Versorgung der Stadt vom Berliner Kloster der in Opposition zum Papst stehenden Franziskaner gewährleistet. Gleichwohl blieb der päpstliche Bann ein Schönheitsfehler für die aufstrebende Handelsstadt Berlin/​Cölln, von dem man sich erst 1347 durch die Zahlung eines hohen Sühnegeldes von 850 Mark Silber an den Bischof von Brandenburg freikaufen konnte. Außerdem musste die Stadt ein steinernes Sühnekreuz am Ort der Tat errichten. Dieses Kreuz steht auch heute noch neben dem Hauptportal der Marienkirche.

       Der erste Hohenzoller in der Mark sorgt für Recht und Ordnung

      Friedrich wurde am 21. September 1371 auf der Cadolzburg bei Fürth, der Residenz seines Vaters, des Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg aus dem Geschlecht der Hohenzollern, geboren. Die ursprünglich aus Schwaben stammenden Hohenzollern waren seit 1192 Burggrafen von Nürnberg, womit sich ihr Herrschaftsschwerpunkt nach Franken verlagerte. Angesichts des Verfalls der Königsmacht hatte das Amt des Burggrafen von Nürnberg zu dieser Zeit aber schon beträchtlich an Bedeutung verloren. Der eigentliche Wert dieses Amtes lag aber darin, dass seine Träger seit 1180 als unmittelbare Reichsfürsten galten.

      Die Hohenzollern hatten im Laufe der Zeit einiges an Territorien in Franken gewonnen, die sie von der Cadolzburg aus regierten. Seit 1397 herrschte Friedrich als Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg über die ansbachischen Gebiete der Hohenzollern um die Cadolzburg. 1401 heiratete er Elisabeth von Bayern-Landshut (1383 – 1442), mit der er zehn Kinder hatte, darunter den ältesten Sohn Johann (den Alchemist) (1406 – 64) und die beiden späteren Markgrafen von Brandenburg Friedrich II. und Albrecht Achilles. Politisch war Friedrich ein treuer Anhänger der deutschen Könige Ruprecht und Sigismund. Letzterem leistete er darüber hinaus wertvolle Dienste zu dessen Königswahl 1411.

      Als Dank beauftragte ihn Sigismund noch 1411 mit der Verwaltung der verwaisten Mark Brandenburg. Am 4. Juli 1412 hielt Friedrich seinen Einzug in die Doppelstadt Berlin/​Cölln, die ihm bereits am 7. Juli huldigte. Dagegen erschienen auf dem Landtag in Brandenburg an der Havel am 10. Juli weder der Adel der Altmark noch der der Priegnitz und auch wichtige mittelmärkische Adelsgeschlechter fehlten. Friedrich musste sich erst militärischen Respekt verschaffen. Am 24. Oktober 1412 besiegte er mit einem Ritteraufgebot aus den schwäbischen und fränkischen Territorien der Hohenzollern und mit Unterstützung der mittelmärkischen Städte die mit den Quitzows verbündeten Herzöge von Pommern am Kremmener Damm.

      Daraufhin huldigte am 4. April 1413 auch der gesamte Adel der Mark, einschließlich der Quitzows auf einem Ständetag in Berlin/​Cölln, Friedrich als neuem Landesherrn. Ungeachtet dessen setzten die Quitzows und andere Adelsgeschlechter aber ihre Raubzüge fort, sodass Friedrich schließlich Ende 1413 mit dem Erzbischof von Magdeburg, sächsischen und anhaltinischen Fürsten sowie den Äbten der Klöster Lehnin und Zinna einen Feldzug gegen den aufsässigen Landadel beschloss.

      Im Februar/​März 1414 wurden die Burgen der Quitzows, Putlitz und Rochows und anderer Raubritter mit Hilfe neuartiger Kanonen belagert. Diese hatte sich Friedrich vom Landgrafen von Thüringen wie auch vom Deutschen Orden in Preußen geborgt. Ihre schweren Steinkugeln zerschlugen die bislang unüberwindlichen Mauern der Burgen, sodass diese übergeben werden mussten und im Anschluss von Friedrichs Truppen völlig zerstört wurden. Auf dem Landtag in Tangermünde wurde noch im März 1414 der gesamte Besitz der besiegten Frondeure zugunsten des neuen Landesherrn eingezogen. Anschließend erließ Friedrich am 20. März 1414 in Tangermünde ein Landfriedensgesetz, das künftige Adelsfehden verbot.

      Angesichts dieser Leistungen übertrug König Sigismund daraufhin auf dem Konzil von Konstanz am 30. April 1415 die Mark Brandenburg nebst Kurwürde als erbliches Lehen, zunächst allerdings noch unter dem Vorbehalt eines königlichen Wiederkaufsrechts von 400.000 Goldgulden, an Friedrich. Zwei Jahre später, am 18. April 1417, belehnte Sigismund den nunmehrigen Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg dann jedoch uneingeschränkt mit der Kurwürde und dem Markgrafenamt.

      Das märkische Territorium Friedrichs I. umfasste Altmark, Priegnitz, Havelland, Zauche, Teltow, Barnim, Lebus, Sternberg und einen Teil der Uckermark. Friedrich hielt sich von 1416 bis 1420 nicht in der Mark auf, sondern kümmerte sich um die Vermehrung seines fränkischen Territorialbesitzes. Nach seiner eigenen endgültigen Belehnung mit der Mark beauftragte er