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Kesselflicker
ALS ZIVILIST UND MANN
IM FRAUENKNAST DER
DEUTSCHEN
DEMOKRATISCHEN
REPUBLIK
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
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Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhalt
Mein persönlicher Werdegang – Pseudonym“ der Kesselflicker – auch bloß „der Kessel“ genannt
Die neue Arbeit im Frauenknast
Der Umgang mit den Strafgefangenen
Wieder zurück in den Frauenknast
Der Umgang mit Strafvollzugsangestellten
Die Staatssicherheit war immer im Haus
Das Männerkommando kam zum Arbeiten
Die Pflege und Reinigung im Objekt
Wir waren noch eine Gemeinschaft
Was geschah nach der Wiedervereinigung 1989
Mein persönlicher Werdegang – Pseudonym“ der Kesselflicker – auch bloß „der Kessel“ genannt
Meine gesammelten Erfahrungen und Erlebnisse als Zivilist und Angestellter im Frauengefängnis der ehemaligen DDR, also der Deutschen Demokratischen Republik möchte ich hiermit darlegen.
Als ich, knapp 33 Jahre jung war, suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Meine bisherige Arbeit als Fertigungstechnologe in einem Großbetrieb in Leipzig machte mir keinen Spaß mehr, dort gab es zu viele Spießer.
So suchte ich also in Leipzig nach einer neuen Arbeit. Ich fand auch eine offene Stelle bei einem Leipziger Großbetrieb, der Wäscherei, und bewarb mich mit meinen Unterlagen in der Kaderabteilung, heute würde man wohl Personalbüro, dazu sagen. Die Wäscherei war in Markkleeberg, einem Vorort von Leipzig, den man mit der Straßenbahn, oder der S-Bahn, vom Zentrum bzw. vom Hauptbahnhof, aus gut erreichen kann. Sie suchten einen Hauptmechaniker im Betriebsteil 3, kurz BT 3 genannt. In der Kaderabteilung sagte man mir, dass die Tätigkeit in einer Außenstelle der Strafvollzugsanstalt von Leipzig angesiedelt sei und zwar im Frauengefängnis. Man durfte aber keine Westverwandtschaft in der Bundesrepublik Deutschland haben, sonst hätte ich keine Chance, diesen Job zu bekommen. Der Hauptmechaniker war so eine Art technischer Leiter in dem Betrieb, ihm unterstanden die Handwerker und die Mitarbeiter des Heizhauses, und diese Chance wollte ich mir einfach nicht entgehen lassen, da ich schon nach einem anspruchsvollen Job Ausschau hielt. Also wurde ich heimlich auf Herz und Nieren von der Staatssicherheit bzw. vom Strafvollzug der DDR dahingehend überprüft, ob ich auch geeignet sei für diese Arbeit mit inhaftierten Frauen zu arbeiten. Man erkundigte sich in der so genannten Stammkneipe nach meinem Leumund, befragte Hausbewohner und Genossen in dem Mehrfamilienhaus in Leipzig, in dem wir wohnten, und schaute auf dem Dach danach, nach welcher Richtung die Antenne ausgerichtet war, ob man vielleicht Westfernsehen sah. Da wir die Antennen unter dem Dach hatten wusste keiner ob wir Westfernsehen gesehen hatten. Man fragte nicht nur in der Nachbarschaft die Leute aus, auch in dem ehemaligen Betrieb in Leipzig, wo ich zu der Zeit noch arbeitete, holte man Erkundigungen über mich ein. Ich hatte einen guten Kontakt zu allen Hausbewohnern, da ich auch gleich Hausmeister für unser Doppelhaus geworden bin und diese Aufgabe mit Leidenschaft erfüllt habe.
All diese Kontrollen und Überprüfungen waren zu diesem Zeitpunkt normal bzw. notwendig, um sich ein Bild von meiner Person, dem neuen leitenden Mitarbeiter zu machen. Es war ja auch schwer für die Staatssicherheit, da meine Frau und ich keine Genossen der SED der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands waren, und auch keine Mitarbeiter der Staatssicherheit gewesen sind. Wir waren in keiner Partei sondern nur in der Gewerkschaft der IG Chemie, einem Teil des FDGB, des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds. Nach eingehender Überprüfung und Rücksprache mit mir, bekam ich diesen Job als Hauptmechaniker des BT 3, dem so genannten Frauengefängnis in Leipzig. Mit dieser Zusage konnte ich in meinem alten Betrieb gemäß den Vorschriften des von mir unterschriebenen Arbeitsvertrages kündigen. Bei meiner Arbeitssuche brauchte ich ja keine Angst zu haben, da ich ja eine technische Ausbildung bzw. Qualifikationen in der Technik nachweisen konnte. Als Hauptmechaniker sollte man doch über ein ausreichendes praktisches Wissen verfügen und jahrelange technische Erfahrungen besitzen.
Nach Abschluss der 8. Klasse erlernte ich 1958 den Beruf eines Kupferschmiedes, da das nach Aussagen von Mitarbeitern des Betriebes der Chemischen Fabrik Miltitz ein ordentlicher Beruf darstelle. Die Kupferschmiede sei das Herzstück eines chemischen Betriebes, sagte man da. Man hatte mit dem Beruf alles andere gleich mitgelernt. Ich bekam diese Lehrstelle allerdings nur, weil meine Eltern dort beschäftigt waren und zwar ohne Auffälligkeiten. Denn gewisse Schwierigkeiten, eine solch gefragte Lehrstelle zu bekommen, hatte ich damals schon. Ich hatte gerade die Konfirmation hinter mir und nicht wie es der Staat gern gesehen hätte, die sozialistische Jugendweihe