betrieben die Bürger zu dieser Jahreszeit auch keine Berliner Öfen oder ähnliche Heizquellen mehr. So hatte es jeder Betrieb angestrebt auf Vorrat zu wirtschaften. Das war in der sozialistischen Wirtschaft überall so, jeder hatte sich ein Lager angelegt, die Bürger im Keller und wir auf der Kohlehalde, da es nicht immer alles gab, was man zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigte. Deshalb betrieb man in der DDR eine Lagerwirtschaft, wofür man aber auch den notwendigen Platz benötigte.
Auf dem Kohleplatz kippten die Fahrzeuge ihre Braunkohle ab, und ein Mitarbeiter des Heizhauses, der so genannte Kraftfahrer des Betriebsteiles, fuhr mit der Planierraupe die Kohle fest. Die Kohle musste verdichtet werden, damit sie sich nicht von selbst entzünden und anbrennen konnte. Das ist im Sommer öfters passiert, da wegen Glasscherben in der Kohle die Sonne durch Überhitzung leichtes Spiel hatte. Hier mussten wir immer die Löscharbeiten selber durchführen. Wir versuchten mit einem Schlauch aus dem Heizhaus oder mit Wasser vom Hydranten die Glut oder die brennende Kohle selbst zu löschen. Es kam aber auch schon mal vor, dass wir zu langsam waren oder aufgrund eines anderen Umstands die Kohle mal schneller brannte, so das auch die Feuerwehr dann und wann zum Löschen anrücken musste.
Hunderte Tonnen von Braunkohle mussten deshalb immer mit der Planierraupe verdichtet werden, und so fuhr der Fahrer mit der Planierraupe immer hin und her. Wenn also Braunkohle im Heizhaus benötigt wurde, schob der Fahrer die Kohle bis an einen Trichter, bevor sie mit dem Schrapper „einem mit Hand bewegten Schild mit Seilantrieb und Elektroschalter“ in diesen hinein geschoben wurde. Dann transportierte ein langes Förderband die Kohle hoch hinaus bis zum Kohlebunker, der über den Kesseln stand. Der Bekohler musste auch öfters mal den Bunker kontrollieren, damit beim Befüllen nichts überlief. Der Bekohler war also immer dafür verantwortlich, dass die Bunker voller Kohle waren und der Heizer richtig Feuer unter die Kessel brachte. Wenn die Braunkohle mal recht nass und schmierig gewesen war und schlecht brannte, freuten wir uns über den Anruf eines Kohlenhändlers, der aus Lagerungsnot einige Tonnen Brikettabrieb aus seinem Bestand loswerden wollte. Wir waren froh darüber. Denn unser Job war es ja den Dampfdruck stabil zu halten, und so mischten wir dann immer die nasse Braunkohle mit dem trockenen Brikettabrieb und das Feuer in den Kesseln brannte wieder besser. Einen Nachteil hatte der Brikettabrieb aber auch. Er konnte zu einer Kohlenstaubexplosion führen oder auch eine Verpuffung auslösten. Deshalb war der Heizer bei Regenwetter immer auf Kontrolle und passte auf, dass die Bunker an diesem Tag nicht zu voll waren, um im Notfall eine Mischung mit Brikettabrieb zu versehen.
Der Heizer musste also immer vorsichtig sein bei dem Mischungsverhältnis mit Brikettabrieb. Für diesen Zweck hatten wir auch immer eine Reserve gleich neben der Halde liegen.
Die verbrannte Kohle erzeugte natürlich auch Asche. Bei der so genannten Nassenttaschung gelangte die Asche zum Ascheband, einem Förderband aus einzelnen Gussteilen, das in Wasser lief und die glühende Asche ablöschte. Dieses Kratzband, so nannte man es, lief ins Freie und entleerte sich dort auf die Ladefläche eines LKW oder Hängers. Die nasse Asche und die entstandene Schlacke wurden zu einer entfernten zugelassenen Halde abtransportiert, meistens waren das Restlöcher des Braunkohleabbaues oder auch ehemalige Sandgruben und dort entsorgt. Beim Abkippen auf der Halde musste man höllisch aufpassen dass man nicht im Schlamm oder im aufgewühlten Untergrund stecken blieb, und dass die Räder des LKW sich beim Losfahren nicht durchdrehten. Auf den Halden war man immer froh, wenn zu diesem Zeitpunkt, als man selbst dort ankam, gerade eine Planierraupe auf der Aschehalde vor Ort war. Die Raupe musste so ungefähr alle zwei Tage die Halde wieder planieren und verdichten, damit jeder wieder Schutt und Asche in das Tagebaurestloch abkippen konnte.
Meine Aufgaben hatten meistens zum Ziel, den Wert der Maschinen und Anlagen zu erhalten sowie die dazugehörenden Ersatzteile zu beschaffen. Es war ein regelrechter Kampf, den die Handwerker und das Heizhauspersonal gemeinsam mit mir bestritten, um einen reibungslosen und zufrieden stellenden Ablauf zu gewährleisten und Ausfälle zu vermeiden. Es war gar nicht so einfach für uns. Denn während der Strafvollzug nur für die Sicherheit sorgen musste, hatten wir noch einen Plan zu erfüllen, und die Zufriedenheit der Wäschereikunden war oberstes Gebot.
Die Leiterin des Strafvollzuges in unserem Betrieb sagte zu mir immer: „Die Strafgefangenen sind wegen eines Verstoßes gegen die Gesetze in unserem Land hier, deshalb ist es wichtig, dass alle Maschinen, Anlagen und Gabelstapler störungsfrei funktionieren, sonst machen wir uns ja auch strafbar, wenn wir zulassen, dass defekte Geräte zum Einsatz gelangen.“ Wir mussten also ständig dafür sorgen, dass es keine Mängel gab, da ja die Strafgefangenen, wenn sie mal keine richtige Lust zum Arbeiten hatten, diese Unregelmäßigkeiten als Vorwand benutzten und dem Strafvollzug Meldung machten. Dann mussten wir gleich bei der Leiterin antreten, der Schichtleiter, der Betriebsteilleiter und ich, und wurden darauf hingewiesen, dass es Mängel im Ablauf der Produktion gab. Unsere Pflicht war es also, wieder einmal für die Abstellung der Mängel zu sorgen. Wir gingen anschließend gleich zu unseren Mitarbeitern und stellten den Mangel ab oder versuchten es sogleich.
Ich hatte ein schönes Büro im Sozialtrakt des Betriebsteiles, gleich neben dem Leiter des Strafvollzuges. Auf der einen Seite, und auf der anderen Seite hatte der Betriebsteilleiter sein Büro. Von den Strafgefangenen trennten uns im Normalbetrieb nur Zäune, Gitter und Personalschleusen, durch die die Strafgefangenen nach Feierabend zum Saubermachen in unseren Verwaltungsbereich geführt wurden und verschlossen werden mussten. Bei der Reinigung unserer Büroräume und denen des Strafvollzuges waren stets ein Zivilist und ein Wachposten des Strafvollzuges anwesend, sie beaufsichtigten, dass auch richtig und gewissenhaft gereinigt und geputzt wurde. Es war wichtig, dass man nichts auf seinem Schreibtisch liegen ließ, sonst hätte es vielleicht Beine bekommen. Das war auch für uns eine gewisse Erziehung, denn wir hatten jeden Abend einen leeren Schreibtisch vor uns. Es gab ja auch Sachen, die die Strafgefangenen nicht sehen durften.
Die Schlüssel zum Gefangenenbereich hatten nur die Strafvollzugsangestellten und jeder von ihnen nur für seinen Bereich. Wenn es mal gelingen sollte, einem Strafvollzugsangestellten den Schlüssel wegzunehmen, dann kam man nur aus einem Bereich heraus. Entweder es passte ein anderer Schlüssel oder man musste durch eine Schleuse mit Kamera laufen wo erst geschaut wurde, wer es ist, bevor man den Summer bediente. Die nächste Schleusentür ging erst auf, wenn die andere geschlossen war, und dann stand man in einem Raum ohne Fenster, aber mit Türen und vorhandenen Kameras. Der gesamte Wäschereibereich wurde mittels Kameras überwacht und die Aufnahmen zur Wache des Strafvollzuges übertragen.
In der Wäscherei waren wir als Zivilisten allein für die Strafgefangenen zuständig. Wir waren eigenständig für die Überwachung und Leitung der Produktionstechnologie verantwortlich. Das zivile Personal war einfach ausgebildetes Wäschereipersonal, das die inhaftierten Frauen anleitete und kontrollierte. Es gab nämlich auch Strafgefangene, die, bevor sie ins Gefängnis kamen, zu Hause nichts machen mussten und deshalb keine Ahnung hatten, wie man schmutzige Wäsche behandelt, um saubere zu erhalten. Beim zivilen Wäschereipersonal gab es pro Schicht jeweils einen Schichtleiter. Ob dieser männlich oder weiblich war, es spielte keine Rolle, da ja noch genügend zivile Frauen als Wäscherinnen anwesend waren. Es gab auch Frauen, die für die Qualität der Wäsche und die Einhaltung entsprechender Merkmale zuständig waren, die Frauen von der TKO-Qualitätskontrolle, wobei TKO für technische Kontrollorganisation stand. Diese Frauen waren geschult und auf die Qualitätsmerkmale ausgerichtet. Es ging also keine Wäsche aus dem Versand, die nicht auf ihre Qualitätsstandards hin überprüft wurde.
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