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Sabine Müller, 1973 im saarländischen Homburg geboren, ist Apothekerin und Mutter zweier Kinder. Nach »Das Mal der Burgherrin« ist »Das Erbe der Burgherrin« ihr zweiter Roman über die Grafen vom Homburger Schlossberg.
Sabine Müller
DAS ERBE
DER BURGHERRIN
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
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detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
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Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Die Rache der Loretta 1325
Kapitel 1
Schwester Loretta wischte sich den Schweiß von der Stirn, als sie atemlos in der Klosterküche angelangte.
„Wo bleibst du denn?“
Amalie, die Köchin des kleinen Zisterzienserinnenklosters St. Thomas an der Kyll war eine kleine rundliche Frau mit wachsamen Augen. Vorwurfsvoll musterte sie die stämmige, ältere Laienschwester, deren linke Wange eine hässliche Narbe zierte.
„Hier, zieh dir die Schürze über.“
Sie hielt Loretta eine weiße Schürze entgegen.
„Eine Pilgergruppe ist gerade angekommen. Du weißt, was das bedeutet?“
Loretta wusste sehr wohl, was das hieß. Noch mehr Rübenschälen als sonst! Widerwillig nahm sie die Schürze und band sie sich über die Nonnentracht. Dann gesellte sie sich zu den anderen drei Schwestern, die bereits fleißig am Arbeiten waren. Loretta stellte einen Korb voller Rüben vor sich und begann mit einem rostigen Messer die dünne Schale von dem Gemüse abzuschaben.
Sie hasste diese Arbeit, genauso wie alles andere hier im Kloster. Wenn man doch nur die Zeit zurückdrehen könnte! Mit ihrem ersten Gemahl lebte sie als Gräfin auf der Burg Lichtenberg. Nach dessen Tod machte sie sich auf die Suche nach einem neuen Gatten, bevor die Kinder ihres Gemahls sie in ein Kloster stecken konnten. Auf der Homburg wurde sie fündig und heiratete den dortigen Burgherren, Graf Walther. Durch einen Unfall hatte dieser ein lahmes Bein, welches er hinter sich herzog. Es war leicht, ihn für sich zu gewinnen. Gemeinsam führten sie ein strenges Regiment. Genauso wie Walther fand auch Loretta schnell daran Gefallen, die Untertanen zu schikanieren. Walther hatte eine Leidenschaft für Ritterturniere und scharte viele raue Gesellen um sich. Um seine Ritter durchzufüttern und auszustatten, ließ er seine Untertanen und Hörigen hungern.
Als nach dem dritten kalten Winter in Folge die Nahrungsmittel knapp wurden, hatten sich die Bauern gegen ihn verschworen und baten die umliegenden Grafen um Hilfe. Diese fanden heraus, dass sich Walther den Grafentitel unrechtmäßig angeeignet hatte, und machten zusammen mit Walthers Tante Margareta den wahren Erben der Homburg ausfindig. Walther wurde hingerichtet und Loretta verbannte man in dieses düstere Kloster in der Eifel, wo sie von morgens bis abends arbeiten musste und niemand mehr da war, der sie bediente.
Sieben Jahre waren vergangen, doch noch immer sann sie nach Rache. Wenn sie nur einen Weg finden würde, wie sie Walthers Tod und ihre Verbannung rächen könnte! Wie gerne würde sie es Margareta und deren Sohn Konrad heimzahlen!
Irgendwann würde ihre Stunde schlagen, das wusste sie.
„Pass auf Loretta! Sonst schälst du die Rüben so sehr, dass nichts mehr von ihnen übrig bleibt!“, schalt Amalie.
Bald war das Gemüse geputzt und klein geschnitten. Die Köchin schürte das Feuer und hängte den großen Kessel über die Feuerstelle. Während der Eintopf vor sich hin köchelte und einen angenehmen Duft verbreitete, räumten sie die Küche auf, machten alles sauber und warfen den Abfall in die Latrine. Loretta ging mit den anderen zum Speisesaal der Nonnen und deckte den Tisch. Dann begaben sie sich ins Gästehaus und deckten auch dort ein.
Als die Glocke zur Sext läutete, kamen die Nonnen von ihrer Arbeit in den Speisesaal und beteten, bevor sie mit ihrem Mahl begannen. Loretta wurde damit betraut, sich im Gästehaus um die Pilger zu kümmern. Sie würde erst später essen. Zuerst hatte sie sich darüber geärgert, doch dann war sie froh über die Gelegenheit, mit den Fremden ein paar Worte wechseln zu können. Vielleicht hatten sie Interessantes zu berichten.
„Wo kommt ihr denn her?“, fragte sie, während sie eine Schüssel mit Eintopf auf den Tisch stellte und mit einer Kelle die Teller der müden und hungrigen Pilger füllte.
„Wir kommen aus Zweibrücken“, antwortete einer, der sogleich gierig anfing zu essen. Nicht überall bekam man als Pilger eine warme Mahlzeit.
„Das ist gar nicht so weit weg von meiner alten Heimat.“
Loretta strich sich die Schürze glatt, bevor sie mit dem Ausschenken fortfuhr.
„Und wo war das?“
Sie zögerte zuerst, antwortete aber trotzdem:
„Auf der Homburg.“
„Ah, dort war ich vor gar nicht all zu langer Zeit.“
„Was machen denn die Grafen dort?“
„Sie haben die Burg herausgeputzt und auch der Flecken im Tal wird immer größer.“
„Wie geht es Margareta?“
„Als ich dort war, hatte sie gerade Streit mit ihrer Schwiegertochter Mechthild, weil diese immer mit dem kleinen Arnold allein durch den Wald streift. Margareta wollte wohl, dass sie einen Ritter mitnimmt, damit kein Räuber