Wolfram Letzner

Die 40 bekanntesten historischen und archäologischen Stätten in Istrien


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Konflikt mit Hannibal. Wichtige Positionen in Oberitalien gingen in dieser Zeit verloren, sodass Rom sich erneut in den ersten zwei Jahrzehnten des 2. Jhs. v. Chr. auf die oberitalischen Regionen konzentrieren musste.

      Ein wichtiger Baustein in der römischen Politik war die Anlage von Kolonien. Besonders die Gründung Aquileias im Jahr 181 v. Chr. darf dahin gehend verstanden werden, dass man von hier aus Einfluss auf das heutige Istrien, das damalige Illyricum, nehmen wollte. Es galt nach wie vor, der Piraterie Einhalt zu gebieten. In den Jahren 178 – 177 v. Chr. kam es zu dem aus römischer Sicht unvermeidbaren Krieg gegen die Histrier, der mit dem Sieg Roms endete. Als Siegesprämie kassierte Rom etwa ein Drittel der Istrischen Halbinsel. Dabei handelte es sich vorzugsweise um die Küstenregion und die fruchtbaren Täler. Die einheimische Bevölkerung wurde in das Hochland abgedrängt.

      Nach der Niederschlagung eines histrischen Aufstandes im Jahr 129 v. Chr. setzte eine nachhaltige Romanisierung ein. Die endgültige Befriedung Istriens sollte aber noch bis in die Regierungszeit des Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.) dauern. In der spätrepublikanischen Zeit gehörte Istrien zur Provinz Illyricum, die zusammen mit der Provinz Gallia Cisalpina verwaltet wurde.

      Diese Zuordnung sollte für die Provinz unruhige Zeiten bringen. Ab 58 v. Chr. unterstanden Gallia Transalpina, Gallia Cisalpina und Illyricum nämlich C. Julius Caesar (100 – 44 v. Chr.) in seiner Funktion als Prokonsul. Aufgrund der damit verbundenen Amtsgewalt konnte er in Gallien einen Eroberungskrieg führen, der allerdings vom Prokonsul der römischen Öffentlichkeit zunächst als Schutz gegen barbarische Invasionen deklariert wurde. Der Senat fürchtete aber, Caesar könne durch seine militärischen Erfolge innenpolitisch zu mächtig werden. Daher betrieb man eine Politik, die im Jahr 49 v. Chr. zum Bürgerkrieg führte. Die Provinz Illyricum war zwischen den Anhängern Caesars und der Senatspartei, vertreten durch Cn. Pompejus Magnus (106 – 48 v. Chr.), zweigeteilt. Daher wurde auch Istrien zum Schlachtfeld der Bürgerkriegsparteien. Nach dem Ende des Konfliktes, der Caesar als Sieger sah, wurde Istrien noch ein Stück römischer: Eine Reihe der vom Krieg getroffenen Orte wurde zu coloniae, so z. B. Pula (s. S. 84).

      Nachdem Caesar im Jahr 44 v. Chr. ermordet worden war, brach erneut ein Bürgerkrieg aus. Dieser Konflikt, der zwischen wechselnden Parteien ausgetragen wurde, endete schließlich im Jahr 30 v. Chr. mit dem Sieg Octavians, des späteren Augustus.

      Einige Jahre nach seinem Sieg führte Augustus eine Verwaltungsreform durch, die Italien in zehn Regionen gliederte. Istrien kam dabei zur Regio × Venetia et Histria. Mit dieser Zuweisung boten sich der Region Entwicklungsmöglichkeiten, die in den Provinzen nicht vorhanden waren.

      Vor allem die Nachbarschaft zu Aquileia war es, die das Wirtschaftsleben Istriens beeinflusste. Aber es entstanden auch zahlreiche Häfen, die die Region mit dem Handelsnetz des Imperiums verknüpften. Dazu zählen das heute in Italien liegende Triest (s. S. 24), das slowenische Koper (s. S. 33) oder die kroatischen Orte Umag (s. S. 42), Novigrad (s. S. 44) und Rovinj (s. S. 67). Es entwickelte sich einiger Wohlstand, der vor allem auf der Landwirtschaft beruhte. Die wichtigsten Produkte waren dabei Wein und Öl. Deren Rolle wird heute in einer eigenen Ausstellung in den Substruktionen des Amphitheaters von Pula dargestellt.

      Die Quellen überliefern für Istrien große Landgüter der römischen Oberschicht bis hin zur kaiserlichen Familie, so etwa die Güter des aus dem illyrisch-dalmatischen Raum stammenden M. Vipsanius Agrippa (64/63 – 12 v. Chr.), der nicht nur Freund, sondern auch Schwiegersohn des Augustus war, und dessen Vertrauten Maecenas (um 70 – 8 v. Chr.). Die Bedeutung Istriens für die Reichen Roms lässt sich besonders an der Zahl der gefundenen villae maritimae verdeutlichen. Allein am kroatischen Teil der Westküste wurden sechs Fundstellen mit teilweise mehreren Villenanlagen ausgegraben (s. S. 98).

       Das Ende der Antike

      Im Laufe der Kaiserzeit durchlebte Istrien die gleichen kleinen und großen Katastrophen, aber auch die glücklichen Zeiten Italiens. Die veränderte Weltlage hatte schon im 3. Jh. n. Chr. zeitweise dazu geführt, dass das Imperium zugunsten einer besseren militärischen und zivilen Verwaltung geteilt wurde. Auch Kaiser Theodosius I. (reg. 379 – 395 n. Chr.) regierte ein Reich, das sowohl innen- als auch außenpolitisch vor großen Problemen stand. Aus diesem Grund teilte er auf seinem Sterbebett das Imperium unter seinen Söhnen Arcadius und Honorius auf. Die Grenzlinie durchzog das Mittelmeer westlich der Kyrenaika in Afrika und durchschnitt die Balkanprovinzen. Istrien verblieb zunächst unter der Herrschaft des weströmischen Kaisers, beginnend mit Honorius. Später geriet es in den Einflussbereich Ostroms. Damit war das Ende der Antike eingeleitet.

      Das 5. Jh. n. Chr. war eine Zeit des Umbruchs. Alte Traditionen mussten aufgegeben werden: Rom verlor seinen Status als Regierungssitz; Ravenna wurde 404 n. Chr. zur Hauptstadt.

      Großen Anteil am Umbruch der antiken Welt hatte die „Völkerwanderung“. Unter den „barbarischen Völkern“ fanden sich auch die Ostgoten, die nach 453 n. Chr. in Pannonien, also in unmittelbarer Nachbarschaft zur oströmischen Provinz Dacia, siedelten und so zur unmittelbaren Gefahr für Ostrom werden sollten. Schon bald plünderten sie unter der Führung Theoderichs den Balkan.

      Ein ganz anderes Problem hatte sich in Italien entwickelt. Im Jahr 476 n. Chr. hatte Odoaker, ein germanischer Heerführer, den letzten weströmischen Kaiser, Romulus Augustulus, abgesetzt und sich zum Herrn Italiens aufgeschwungen.

      Beide Probleme konnte man in Konstantinopel nicht tolerieren und suchte nach einer Lösung. Kaiser Zenon (reg. 474 – 475, 476 – 491 n. Chr.) ging nach der Devise vor, den Feind seines Feindes zum Freund zu machen: Theoderich wurde 488 n. Chr. zum magister militium und patricius Italiae ernannt. In dieser Funktion konnte er kaum noch im Reichsgebiet plündern und zum anderen musste er das lästige Problem mit Odoaker beseitigen.

      Konstantinopel hatte sich allerdings gründlich geirrt, was die Pläne Theoderichs anging. Dieser schuf das Ostgotenreich und nahm den Königstitel an (reg. 493 – 526 n. Chr.). Das Reich umfasste ganz Italien, das heutige Kroatien und weite Teile des Balkans. Für Istrien bedeutete dies eine enge Verbindung zu den oberitalischen Zentren wie Ravenna und Aquileia.

       Frühmittelalter – Byzantiner, Franken und Slawen

      Den Ostgoten gelang es, bis ins Jahr 553 ihre Herrschaft zu behalten. Die Ursachen für den Untergang des Ostgotenreiches in Italien waren vielfältig und überwiegend auf die Ostgoten selbst zurückzuführen. Die Nachfolge Theoderichs stand auf schwachen Füßen, weil sein Enkel Athalarich unmündig war und seine Mutter Amalsuntha die Regentschaft ausübte. Als dieser 534 starb, setzte Amalsuntha Theodad als Mitregenten ein, der nichts Eiligeres zu tun hatte, als sie ermorden zu lassen. Er leitete damit eine Phase der Instabilität ein.

      Ein anderes Problem bestand darin, dass die Ostgoten nur einen kleinen Teil der Bevölkerung Italiens ausmachten und auch wenig Interesse daran zeigten, auf die einheimische (römische) Bevölkerung zuzugehen. So hatte Theoderich etwa ein Heiratsverbot zwischen dem eigenen Volk der Goten und den Römern erlassen. Trennend war aber auch die Konfession. Auf der einen Seite standen die Goten als Arianer, auf der anderen die Römer mit ihrem katholischen Bekenntnis.

      Konstantinopel hatte diese Situation längst erkannt und ein Kaiser mit der Tatkraft Justinians (reg. 527 – 565), der von einer Wiederherstellung des Römischen Reiches in seinen alten Grenzen träumte, nutzte die Lage aus. In langen, heftigen Kriegen (535 – 553) konnte Ostrom weite Teile Italiens zurückgewinnen, so auch Istrien.

      Die byzantinische Renaissance – wenn man zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon von einem Byzantinischen Reich sprechen darf – fand ihren deutlichsten Ausdruck in zahlreichen Kirchenbauten in Istrien. Ein bedeutendes Beispiel ist etwa die Euphrasius-Basilika