muss sich der Veganer sein Eiweiß woandersher holen. Funktioniert zum Beispiel übers Internet. Dort finden Soja-Allergiker auch Erbsen-Eiweiß oder ein Pulver aus hypoallergenem Reisprotein. Dann fehlt aber noch der Eiweißbaustein Lysin. Und den brauchen wir für feste Arterien. Und damit sich kein Wasser einlagert. Damit das Eiweiß vom Körper gut verwertet werden kann. Steckt zum Beispiel in Sonnenblumenkernen. Und damit sind wir beim Fazit: Es wird kompliziert. Leidet man unter Milcheiweißallergie, hat man als Veganer ein Problem weniger. Leidet man unter einer Soja-Allergie oder einer Histamin- oder Fructose-Intoleranz (Fruchtzucker!), oder verträgt man den Getreidekleber namens Gluten nicht, dann braucht man ein Ernährungs-Diplom, um ohne Mangelerscheinungen durchs vegane Leben zu kommen. Dann spricht man bitte in jedem Fall mit einem Ökotrophologen oder Apotheker.
Guck mal, was da schmeckt
Wir, das Veggie-Team (Anna, Gitta, Simone, Sabine, Carola und ich), haben über 100 vegane Produkte getestet. Und all das herausgepickt, was das Leben erleichtert, schmeckt und gesund ist. Man darf nicht vergessen: Der Käse kommt nicht aus dem Euter der Kuh, das Ei nicht aus dem Popo vom Huhn – die Ersatzprodukte kommen vielmehr aus den Töpfen der Lebensmittel-Industrie. Und die möchte in erster Linie Geld verdienen. Oft ist viel Zucker drin, bindet Stärke das Ganze, kaschieren Aromastoffe den Hefegeschmack. Natürlich kommt nicht auf die Liste, was eh vegan ist, wie Nüsse, Mineralwasser, Öle etc.
Unsere Wahl – das hat uns geschmeckt:
1 Falafel, Burger, Taboulé schon fertig gemischt von der Bohlsener Mühle.. Blitzschnell und lecker.
2 Haferdrinks in Natur, Schoko oder Vanille von Kölln Smelk. Auch lecker: die Hafermilch von Natumi.
3 Die Pflaumenmarmelade von Zwergenwiese schmeckt wie die von Mama.
4 Chia-Samen, Goji-Beeren, Carobpulver, Maulbeeren und und und gibt‘s bei Pure Raw.
5 Bio-Himbeer-Amaranth-Müsli, Apfel-Mandel-Müsliriegel und Co. schmecken von Barnhouse.
6 Lust auf Backen? Von Biovegan gibt‘s Guarkernmehl, Schokodrops, Deko-Herzen, bunte Streusel, Erdbeer-Tortenguss und alles, was das vegane Bäckerherz begehrt.
7 Leckere Porridge-Mischung (von Rosengarten) am besten über Nacht in Nussmilch einweichen lassen, Banane und Kokosstreusel dazu … mmmmh!
8 Praktisch und schnell: Bauckhof-Backmischungen.
9 Einer der Lieblinge: Alsan-Bio-Margarine für das Genau-wie-Butter-Feeling auf dem Brot.
10 Brotaufstriche schmecken leider oft arg nach Hefe. Es gibt aber auch andere. Von Alnatura: Senf-Rucola und Apfel-Zwiebel zum Beispiel. Aber auch die Aufstriche Soyanda (von Soyana) oder der Rote-Beete-Aufstrich (Ibi) schmecken prima.
11 Manch ein Ersatzkäse (z. B. der von Wilmersburger) lässt einen fast vergessen, dass da keine Kuhmilch drinsteckt. Auch für Grillkäse gibt es eine Alternative: Veggie Belle von Nagel Tofu.
12 Die Sojaschnetzel von Viana schmecken in Bolognese und Asia-Pfanne.
13 Die Haferkekse Cookie Crunchy Oat von der Bohlsener Mühle haben wir in null Komma nix weggeknuspert.
14 Von Carolas veganem Gyros wollte jeder einen zweiten Teller … (mit Fake-Gyrosfleisch von Veggie Life).
15 Von Lovechock gibt es Schoki-Riegel, raw, bio, mit Chili-Kirsch und Kakaosplittern … Suchtgefahr!
16 Unbedingt probieren: Die leckere Zartbittercreme fürs Frühstücksbrot von Rapunzel.
17 Hummus-Tahini (Bio-Verde) liefert eine gute Portion Eiweiß.
18 Räuchersalami für Wurstbrot-Liebhaber hat Vantastic Foods im Sortiment.
Ausflug in die Kosmetik-Abteilung
… Ohne tierische Inhaltsstoffe und Tierversuche:
1 Bei Crazy Rumours haben wir Lippenpflege gefunden, die lecker riecht und sich als Geschenk super schön macht.
2 Tattoopflege für neue Kunstwerke auf der Haut gibt‘s jetzt auch vegan: von Tatto Med.
3 Hautpflege, die man am liebsten in den Mund stecken würde: die Pflegebutter „Schoko“ von CMD.
4 Roter Lippenstift ist ein Muss. Gibt‘s zum Beispiel von Alva.
5 Auch bekannte Marken wie Weleda, Lush und Body Shop bieten größtenteils oder nur vegane Beautyprodukte.
Hürdenlauf
Daheim sind Kühlschrank und Vorratsregal ganz leicht zu veganisieren. Aber kaum tritt man vor die Tür, wird’s herausfordernder: beim Bäcker nur die trockene Brezel, in der Kantine nur Salatblätter, am Imbissstand Pommes pur und im Restaurant den Gemüseteller – aber bitte ohne Käse … Und wie erklärt man bei der nächsten Dinnerparty den Freunden, dass man aufs Chili con carne lieber verzichtet? Was isst man denn jetzt unterwegs, wenn Döner und Co. zum No-go geworden sind?
Keine Sorge! Erstens wächst das Angebot an veganen Leckereien selbst in „normalen“ Gaststätten rapide. Und zweitens gibt es keine Probleme, nur Lösungen …
Die Kunst des veganen Understatements
Was tun Veganer, wenn der Papa seinen Siebzigsten feiert, das traditionelle Weihnachtsmenü im trauten Kreis der Verwandtschaft ansteht oder Freunde zum Grillfest einladen? Sie predigen nicht, machen keinesfalls spitze Bemerkungen über die Essgewohnheiten der anderen, sondern werden kreativ! Und steuern vegane Leckerbissen bei, die auch Fleischessern das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen … Beispielsweise unsere Auberginen-Lasagne von Seite 221, die Last-Minute-Pizza von Seite 222 oder das Chili sin Carne von Seite 224. Für wen die Tradition doch Vorrang hat, wer aus Nostalgiegründen den Geschmack von Omas Weihnachtsgans nicht missen will, der kann ja auch mal einen flexiganen Tag einlegen. Und dafür am nächsten Tag doppelt grün essen.
Wenn man Freunde zu Tisch bittet
Wer befürchtet, Freunde und Bekannte könnten irritiert reagieren, wenn man ihnen ein Lupinensteak unterschieben will, liegt nicht ganz falsch. Wir Menschen mögen es einfach nicht, wenn jemand versucht, uns zu bekehren oder unsere Sonntagsbraten-Tradition infrage stellt. Anstatt also den Freunden Grünkernburger oder Tofuwürstchen vorzusetzen, die allzu offensichtlich „VEGAN!“ schreien, lieber auf Spaghetti und frische Tomatensauce zurückgreifen. Veganes Understatement eben. Klassisch, superlecker und nur ganz nebenbei vegan. Ähnlich cool sind Ratatouille, Taboulé, Nudelsalat, Gazpacho, Guacamole, Linseneintopf … Und bei den veganen Muffins (Seite 226) oder der Crema catalana (Seite 227) wird dann auch keiner mehr auf die Idee kommen